Hallo liebe Zweitfrauen,
Wie geht ihr mit den immer wieder kehrenden Problemen als Frau an der Seite eines Mannes mit Vergangenheit um?
Freue mich über Erfahrungsaustausch.
LG saramai
Hi Saramai,
dafür gibt es kein Patentrezept.
Bei uns ist Ex und derzeit auch die große Tochter (aus aktuellem Anlass) immer wieder Gespräch. Aber nicht jeden Tag und dann nur eine eng begrenzte Zeit. Ich nehm mir dann auch mal ne Auszeit, mach Sport, gehe mit dem Hund trainieren oder zieh mich in ein Zimmer zurück und lese.
Und ja, ab und an lästern wir dann auch mal gemeinsam so richtig über die Macken der Ex unter denen wir noch zu leiden haben. Und ja, auch der heimliche Gedanke, dass sie auch in ein paar Jahren noch amHartz-Tropg hängen wird und wir dann doch ein wenig mehr übrig haben werden kann entspannend wirken 😉
Tina
Ein gebrochenes Versprechen ist ein gesprochenes Verbrechen
Hallo Saramai,
ich bin eine frisch "gebackene" Ex-Zweitfrau und es ist nicht leicht, wenn die Grenzen nicht gut abgesteckt sind und man nicht das Gefühl hat, dass man auch wirklich respektiert wird. Wie gesagt, ist gerade noch frisch und ich bin unendlich traurig, weil ich auch viel verändert habe, damit die Kinder weiterhin Mutter und Vater haben und meinen Ex sehr liebe.
Ich fühlte mich häufig übergangen, z. B. Ferientermine wurden hingenommen, obwohl ich einen Vollzeitjob habe. Das heißt Urlaub planen war wenig möglich oder musste ständig verschoben werden. Da ich nicht dramatisieren, kamen meine Probleme damit wohl nicht so wirklich dringlich an oder wurden schlichtweg ignoriert. Auf KM-Seite wird alles lang mit Ex ausdiskutiert und dann eben zusammen besprochen und auch schon an die Kinder kommuniziert. Dann wieder um zu planen und die Kindern zu enttäuschen, das habe ich dann auch nicht gemacht. Teilweise standen schon Termine fest, mit den Kindern wurde etwas besprochen und dann war wieder alles anders.
Außerdem kam es mir so vor, dass mein Ex mit mir härter umgegangen ist, dass ich Dinge hinnehmen soll, obwohl ich am Ende überwiegend für den "Lebensunterhalt" gesorgt habe.
Ich finde besonders schwierig an so einer Konstellation, dass ich persönlich mit der KM keinen Kontakt hatte und alles über den Partner kommunizieren muss. Wenn ich mit etwas nicht einverstanden bin, kann ich nicht einfach der KM meine Meinung sagen oder um eine Neuplanung bitten. Denn in die Kinderangelegenheiten kann ich mich ja nicht einmischen. Es gibt aber viele, sagen wir mal, Nebenschauplätze, wo man durchaus etwas zu sagen hat, aber bei mir war es so, dass ich vieles hinnehmen sollte.
Also, was kann ich raten. Du solltest schauen, dass Du auch immer etwas parat hast, was Du für Dich allein erleben kannst, denn Dein Partner hat andere Verpflichtungen. Jedoch finde ich schon, dass er bei manchen Themen (Urlaubs/Ferienplanung, Geld, etc.) den Rücken gerade machen muss und eben nicht mehr alles so wie vorher ist, weil man einen Partner an seiner Seite hat.
Viel Glück und dass es Dir nicht so ergeht wie mir. Es gab auch andere Themen, aber dieses ausgeschlossen sein oder sich als unwichtig zu empfingen, hat viele andere Probleme erzeugt, wie Eifersucht und Haltlosigkeit.
Grüße
Behave
Bertrand Russell: Der Jammer der Menschheit ist, dass die Narren so selbstsicher sind und die Gescheiten so voller Zweifel.
Hi Saramai,
Bin nun seit mehr als sieben Jahren Zweitfrau und seit 2008 lebt das Kind bei uns - d.h. ich bin auch Stiefmutter.
In dieser Zeit sind viele verschiedene Probleme und Schwierigkeiten aufgetreten, aber die Beziehung zwischen mir und meinem Mann hat vor allem aus zwei Gründen überlebt und ist gewachsen und fester geworden:
1. Wir sind uns beide einig, dass wir zusammen alt werden wollen und sagen jeden Tag neu Ja zueinander.
2. Wir sind uns beide einig, dass die KM nur in Bezug auf das Kind ein Thema ist. Alle anderen Bereiche "gehören" uns. Sie ist Vergangenheit > wir sind Gegenwart und Zukunft.
Daneben gab es kleine "Überlebensstrategien" für die Zeiten, wo die KM wirklich Streß gemacht hat, wie z.B. dass wir bewußt alle Handys ausgeschalten haben, um einen Abend Ruhe zu haben.
Auch ein wenig "in die Kristallkugel schauen" und unsere Zukunft mit der Zukunft der KM vergleichen (wie MNW auch schon gesagt hat) > das ist zwar nicht ganz die feine Art, dient aber der Seelenhygiene und führt einem wieder vor Augen, warum man trotzdem so "dumm" ist und arbeiten geht.
Als es besonders schlimm war, haben wir uns sogar ein kleines Stofftier gekauft, das entsetzlich quiekt, wenn man es auf den Boden schmeißt - das Ding hatte dann (nur zwischen mit und meinem Mann) den Namen der Ex... > wir haben ihr nichts Schlimmes gewünscht, aber es tat gut, die Wut an einem leblosen Gegenstand auslassen zu können. Danach kann man dann wieder klarer denken.
Wichtig waren auch die Zeiten, die wir bewußt als Paar verbracht haben, auch wenn es manchmal "nur" Kuscheln vor dem Fernseher war.
Und ich hatte und habe z.B. mit meiner Kirchengemeinde einen Ort, wo ich alleine hingehe und wirklich Zeit für mich habe und wieder neue Kraft tanken kann und mich mit anderen Menschen unterhalte.
Als Zweitfrau ist man in einer schrecklichen Situation:
Man muss vieles mittragen, was man nicht verursacht hat und kann auch nichts daran ändern.
Da ist es notwendig, die Dinge klar zu sehen und die eigenen Grenzen zu kennen. (=Wenn ich es nicht aushalte, dann muss ich gehen. Denn die Situation ist so wie sie ist und ich KANN sie nicht ändern.)
Vorschläge und Hinweise werden oft mißverstanden oder passen einfach nicht, weil man als Zweitfrau eine ganz andere Sicht der Dinge hat und meistens nur eine Seite kennt - nie aber alle Dynamiken erfassen kann. Somit wird alles "gut gemeinte" fast immer Streß und Streit bringen.
Also muss man sich aus einem Teil des Lebens seines Partners so gut es geht raushalten und ihn machen lassen > dann aber die Konsequenzen mittragen.
Das erfordert ein sehr großes Maß an Vertrauen in den Partner und viel Verständnis für seine Situation.
Aber wenn man diesen schweren Weg gemeinsam gegangen ist und ihn geschafft hat - d.h. die Situation erfolgreich in das eigene Leben integriert hat - dann gibt es kaum noch etwas, was die Beziehung noch trennen kann.
lg
vj
Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21)