Hallo,
ich habe in den nächsten Tagen beim JA einen Termin zu einem Vermittlungsgespräch, bei dem es unter anderem um die Neuregelung des Umgangs geht. Bisher habe ich die Kinder Donnerstag und Freitag nachmittag, jedes 2. WE tagsüber und jedes 4 WE tag und nacht.
Werde meiner Frau folgenden Vorschlag unterbreiten :
Jedes 2. WE von Freitag bis Sonntag mit Übernachtung und Donnerstag und Freitag vor jedem umgangsfreien WE mit Übernachtung.
Leider hat meine frau alle Sachen aus der Wohnung genommen, die ich jetzt wieder stück für stück nachkaufen muss.
Worauf muss ich beim Gespräch achten. Die vormalige Sachbearbeiterin hat zum Glück das Amt verlassen und werde jetzt von einem männlichen Sachbearbeiter betreut, hoffe es wird jetzt etwas besser.
Vielen Dank für eure zahlreichen Tips.
Lg Michael
Hallo Michael,
erst mal, die allgemeinen Tipps: Bleibe ruhig, bleibe sachlich, lass dich nicht provozieren, und argumentiere immer in der Art, dass es gar nicht so sehr um dich als vielmehr um das Wohlergehen der Kinder geht. Sag nicht "meine Kinder" sondern "unsere Kinder", oder noch besser, nenne sie grundsätzlich beim Namen, wenn du von ihnen redest.
Ach so: Ich habe einem deiner früheren Beiträge entnommen, deine Kinder sind 3 Jahre und 6 Jahre alt - richtig?
Jedes 2. WE von Freitag bis Sonntag mit Übernachtung und Donnerstag und Freitag vor jedem umgangsfreien WE mit Übernachtung.
Für mich klingt dieser Vorschlag fair und vernünftig, und deine Kinder sind alt genug, sodass das auch problemlos umsetzbar ist. Allerdings, wie deine Ex und wie der JA-Mitarbeiter das sehen, darauf werde ich lieber keine Wetten abgeben. Der Anteil "jedes 2. WE von Freitag bis Sonntag mit Übernachtung" ist die Standard-Regelung und würde wohl auch ohne Abstriche von jedem Familienrichter ausgeurteilt werden, wenn die Ex dich zu boykottieren gedenkt. Das wissen auch die Jugendämter, dieser Teil dürfte daher relativ unkritisch sein.
Die Übernachtung von Donnerstag auf Freitag in der jeweils anderen Woche ist das "Extra", das du gegenüber der Standard-Regelung haben willst, da solltest du also eine gute Begründung parat haben. Vielleicht etwas in dieser Art: Die Kinder sollen neben dem Wochenende auch die Alltagssituation bei Papa erleben. Und insbesondere für das dreijährige Kind ist es wichtig, den Papa häufiger zu sehen als nur alle zwei Wochen.
Außerdem solltest du für die Donnerstag/Freitag-Geschichte auf eine entsprechende Nachfrage aus dem Stegreif beantworten können, warum sich das prima mit deiner Arbeit verträgt, und dass sich daraus auch keine finanziellen Konsequenzen der Art ergeben, dass du deswegen weniger arbeiten, weniger verdienen, und deswegen gar weniger Unterhalt zahlen kannst. Das fantastische deutsche Familienunrecht ist nämlich sehr darauf bedacht, dass die Kinder die Mütter der Kinder finanziell abgesichert sind, während es gleichzeitig einen großen Haufen darauf scheisst, ob diese Kinder ihren Papa häufig genug sehen. Also verhalte dich beim Jugendamt systemkonform, und denk' dir nur in aller Stille deinen Teil dabei ...
Wichtig ist noch: Das ältere Kind ist sechs Jahre, d.h. es ist bereits oder es kommt demnächst in die Schule. Wie verträgt sich dein Donnerstag/Freitag-Vorschlag mit dem Schulweg (sowie ggf. Kindergarten für das jüngere Kind)? Wie soll die Regelung für die Schulferien aussehen - also z.B. "die Kinder sind jeweils die Hälfte der Oster-, Pfingst-, Sommer- und Weihnachtsferien bei Papa"? Bei wem sind die Kinder an den hohen Feiertagen wie Weihnachten, Ostern usw.?
Und für den Fall, dass deine Ex zu der ganz harten Sorte gehört: Denke ggf. auch an so Sachen, dass du die Kinder an ihrem Geburtstag sehen darfst, und/oder dass die Kinder zu deinem Geburtstag bei dir sind. Und was immer dir sonst noch an "Kleinigkeiten" wichtig ist ...
Die vormalige Sachbearbeiterin hat zum Glück das Amt verlassen und werde jetzt von einem männlichen Sachbearbeiter betreut, hoffe es wird jetzt etwas besser.
Versprich dir nicht zu viel davon. Es gibt beim Jugendamt sicher gute Mitarbeiter, genau so wie es dort auch gute Mitarbeiterinnen gibt; aber es ist anscheinend ziemlich selten, und zwar unabhängig von der Tatsache, ob Männlein oder Weiblein ;-(
Viele liebe Grüße,
Malachit.
Wenn ein Staat die Leistungsgerechtigkeit zugunsten der Verteilungsgerechtigkeit aufgibt, dann kommt man bald an den Punkt, wo es mangels Leistung nichts mehr zu verteilen gibt.
Hi Malachit,
vielen Dank für die vielen Tips. Da meine EX beim Auszug vor ca. 3 Wochen alles mitgenommen hat, ist meine Wohnung natürlich leer. Ich sehe da für meine Kinder kein Problem, da ich notdürftig zwei Matratzen zusammenlege und ich mit den Kindern darauf schlafen kann. Leider habe ich sonst nichts in der Wohnung, also keine Küche, kein Wohnzimmer, keine Badeinrichtigung, keine Spielsachen, einfach nichts. Soll ich dieses Thema beim JA mal ansprechen oder würde mir da wieder etwas anderes in den Mund gelegt als ich meine ?
VIelen Dank
lg Michael
Hallo Michael,
Da meine EX beim Auszug vor ca. 3 Wochen alles mitgenommen hat, ist meine Wohnung natürlich leer. (...) Soll ich dieses Thema beim JA mal ansprechen oder würde mir da wieder etwas anderes in den Mund gelegt als ich meine ?
Ich an deiner Stelle würde diese Sache nicht selber ansprechen, denn ein entsprechend gepolter JA-Mitarbeiter wird dir das so auslegen, dass du damit nur gegen die Ex stänkern willst.
Du solltest allerdings gedanklich darauf vorbereitet sein, dass deine Ex das Thema ansprechen könnte nach dem Motto "der hat doch nicht mal die nötigsten Sachen für die Kinder in der Wohnung". In diesem Fall solltest du kurz, aber kräftig begründen können, warum das trotzdem kein Problem für die Kinder sein wird (und dabei nur ganz beiläufig in einem Nebensatz erwähnen, wer dich überhaupt erst in diese Situation gebracht hat).
Viele liebe Grüße,
Malachit.
P.S. wenn man solche Spiele gegenüber der Ex zum erstem Mal spielen muss, ist es durchaus hilfreich, wenn man dieses "ganz beiläufig" vorher zu Hause vor dem Spiegel geübt hat 😉
Wenn ein Staat die Leistungsgerechtigkeit zugunsten der Verteilungsgerechtigkeit aufgibt, dann kommt man bald an den Punkt, wo es mangels Leistung nichts mehr zu verteilen gibt.
Hoi,
bin ich gerade dabei, meinen Text zu üben 🙂
Wie gesagt, ich denke nicht, daß meine Ex darauf bedacht ist, den Umgang einzuschränken. Im Gegenteil, sie möchte, daß ich die Kinder öfters nehme, damit Sie etwas weniger Stress hat 😉
Wie läuft eigentlich so ein Gespräch ab. Werde ich nach Vorschlägen gefragt oder spricht der JA Mitarbeiter mit uns um dann selbst vorschläge zu bringen ?
lg Michael
Moin,
normalerweise gehen die JA Heinis ganz offen ins Gespräch. Der Sachverhalt ist denen ja soweit bekannt.
Dann werden die ins offene Gespräch gehen. Die Fuzzis vom JA haben sich normalerweise gut vorbereitet
und wissen (sollten sie zumindest) worauf es ankommt.
Werde ich nach Vorschlägen gefragt oder spricht der JA Mitarbeiter mit uns um dann selbst vorschläge zu bringen ?
Ich denke, er wird erst mal fragen, ob ihr euch schon gedanken gemacht habt, wie man das mit dem
Umgang regeln kann. Wenn keine konstruktiven Vorschläge kommen, wird der JA Mitarbeiter wahrscheinlich
irgendeinen Vorschlag machen.
Lass dich auf keinen Fall unterbuttern. Solltet ihr eine gütliche Einigung erzielen, wird das JA dies höchst-
wahrscheinlich schriftlich fixieren. Hier solltest du lieber 2 mal nachfragen, wenn du etwas nicht verstehst und
auf keinen Fall irgendetwas blind unterschreiben.
Gruss
Agent
Mantra:
NEIN, NICHT nächste Woche. Heute noch oder morgen. Und schreib jetzt nix vom Anwalt (...), sondern heb Deinen Hintern samt Eiern hoch und werde aktiv.
Zitat Brille007, 22. August 2008, 22:44:25
Wenn das JA einen Vorschlag bringt, mit dem ich nicht einverstanden bin, soll ich dann gleich agieren oder um Bedenkzeit bitten ?
lg Michael
Grundsätzlich bringt dich Bedenkzeit in einen Vorteil.
Ich gehe davon aus, dass die eine Standardvereinbarung schon fertig in der Schublade haben. Sei
also darauf vorbereitet.
Natürlich kannst du die vom JA bitten, die die Vereinbarung zum überdenken mitgeben sollen. Dann
kannst du dir hier natürlich erst einmal Tipps holen. Ob sich das JA darauf einlässt kann ich jedoch
nicht sagen.
U.U. werden die dich mit großen Augen anschauen, wenn du bittest, die Vereinbarung zur Durchsicht
und zum überdenken mit nach Hause zu nehmen. :puzz: Dann tust du einfach etwas verdattert und
sagst, so übers Knie kannst du da jetzt auf die schnelle keine Zusage geben. Sie sollen dir bitte einen
Tag Zeit geben.
Lese dir alles genau durch. Frage nach, wenn dir etwas unklar ist.
Gruss
Agent
Mantra:
NEIN, NICHT nächste Woche. Heute noch oder morgen. Und schreib jetzt nix vom Anwalt (...), sondern heb Deinen Hintern samt Eiern hoch und werde aktiv.
Zitat Brille007, 22. August 2008, 22:44:25
Hallo Michael,
Wie gesagt, ich denke nicht, daß meine Ex darauf bedacht ist, den Umgang einzuschränken. Im Gegenteil, sie möchte, daß ich die Kinder öfters nehme, damit Sie etwas weniger Stress hat
Dann nutze die Gelegenheit, dass sie gerade in diesem Modus ist. Überlege dir möglichst konkret, was du haben willst, und dann bringst du genau das (oder sogar ein bisschen mehr) als Vorschlag. Mit ein bisschen Glück kriegst du das mit ein paar kleinen Änderungen schriftlich fixiert.
Wenn sie sich erst mal über dich ärgert, weil
- du ihrer Meinung nach unverschämt wenig Unterhalt zahlst,
- deine Vorstellung von Kindererziehung völlig falsch ist (d.h. von ihrem Erziehungsstil abweicht),
- du gar mit einer anderen Frau flirtest,
- oder ihr einfach sonst eine Laus über die Leber gelaufen ist,
dann wird es ungleich schwieriger, mit Madame zu einer friedlichen Einigung zu kommen. Also schmiede das Eisen, so lange es heiß ist.
Viele liebe Grüße,
Malachit.
Wenn ein Staat die Leistungsgerechtigkeit zugunsten der Verteilungsgerechtigkeit aufgibt, dann kommt man bald an den Punkt, wo es mangels Leistung nichts mehr zu verteilen gibt.
Hallo Michael,
Nachtrag, weil's mir gerade erst aufgefallen ist:
Wie gesagt, ich denke nicht, daß meine Ex darauf bedacht ist, den Umgang einzuschränken.
Wenn das so ist - warum, verdammt nochmal, braucht ihr dann überhaupt die Fuzzies vom Jugendamt?!?
Nix für ungut,
Malachit.
Wenn ein Staat die Leistungsgerechtigkeit zugunsten der Verteilungsgerechtigkeit aufgibt, dann kommt man bald an den Punkt, wo es mangels Leistung nichts mehr zu verteilen gibt.
weil wir leider noch nicht wieder miteinander kommunizieren können.
Wie gesagt, derzeit habe ich ja die Kinder alle 2 Wochenenden tagsüber und die anderen beiden Wochenenden über nacht. Zusätzlich vor jedem WE Donnerstag und Freitag nachmittag.
Ich lass mich einfach mal überraschen, was das wird. Ich denke sie möchte, daß ich die Kinder jedes 2. WE mit Übernachtung nehme. Ist ja jetzt auch kein Problem mehr, da sie ja aus der Wohnung ausgezogen ist und ich jetzt wieder Platz habe.
Vielleicht mach ich mir einfach auch zu viele Gedanken. Aber wenn man liest, wie es anderen geht, da wird einem richtig schlecht bei.
Ich werd euch dann auf jeden Fall auf den laufenden halten.
Vielen Dank und alles Gute
lg Michael