Hallo Ihr alle,
nach der Lektüre des Artikels in der Süddeutschen Zeitung sitze ich jetzt hier und frage mich:
Mein Gott, was tue ich der Familie meines Freundes an, was tue ich ihm an, wenn ich mir wünsche, dass er endlich zu mir zieht und genau diesen harten Schritt macht. Dahin, wo er eigentlich hin möchte.
Aber ist es besser, wenn er bei seiner Familie bleibt, wie er es seit Wochen versucht und sich da fühlt wie ein Fremder in einem Hotel? In der Woche lieber spät nach Hause kommt, um nicht viel gefragt zu werden, um seine Ruhe zu haben und am Wochenende alle langwierigen Arbeiten im Haus und im Garten macht und dabei darüber nachdenkt, wie er Kontakt zu mir aufnehmen kann, ohne dass es jemand merkt und darüber, wie schrecklich doch die Zukunft werden kann, egal, was er tut?
Er hat schon mehrmals versucht, den Kontakt zu mir abzubrechen und sich nur auf die Familie zu konzentrieren. Ist aber jedesmal gescheitert, weil die Sehnsucht zu groß war (aus meiner Sicht zum Glück, auch wenn es anstrengend ist dieses Hin und Her).
Ist es langwierig betrachtet für die Kinder besser, als wenn er auszieht und dann, wenn er sie sieht auch für sie da ist und glücklich mit Ihnen sein kann? Klar dauert es lange, bis er wirklich richtig locker und froh sein kann, aber wenn ich die Äußerungen von Skipper lese, kann es doch was werden. Ist nicht vielleicht doch ein solcher grausamer Auszug besser, als ein solches gemeinsames "Hausen"?
Ich frage mich, ob das meine egoistische Sicht ist, nur weil ich mir nichts mehr wünsche, als mit ihm und seinen Kindern glücklich zu werden. In einem neuen Heim, dass wir uns zusammen aufbauen. Mit den Kindern, so dass sie auch bei uns ein zu Hause haben.
Wirklich mal rein aus der Sicht der Kinder. Was meint Ihr, ist ein glücklicher Wochenendvater besser oder ein unglücklicher oder gerade mal zufriedener Vater mit Sehnsucht nach der Freundin und Heimlichkeiten gegenüber der Familie, vor allem der Frau, die ihn natürlich mit Argusaugen beoachtet, besser für sie? Spüren sie nicht eher die negative Stimmung - die er und seine Frau ihnen gegenüber zwar versuchen zu unterdrücken und versuchen heile Welt zu spielen - und leiden darunter?
Bin ich nur egoistisch mit dieser Sichtweise, sehe ich das als (na, ja) Außenstehende nur so einfach, weil ich ja nicht diejenige bin, die diesen Schritt machen muss?
Fragen über Fragen
Liebe Grüße Floret
Hallo Kati,
nein, Du mußt kein schlechtes Gewissen haben!!
In jeder Beziehung machen allle Beteiligten Entwicklungen mit, die teilweise der andere Lebenspartner nicht realisiert. Und ohne sich zu streiten lebt man nur noch nebeneinander her. Das kann dann auch kein erfülltes Leben sein.
Die Kinder müssen nicht darunter leiden, da sie alles als selbstverständlich hinnehmen, was ihre Eltern ihnen vorleben. Aber ihre Eltern hätten wesentlich mehr den Kindern zu geben, wenn sie glücklich wären und das Leben von den unterschiedlichsten Seiten angehen könnten.
Und wenn man nun nebenher lebt, dann kann eine neue Liebe von außen entstehen. In dem Artikel war es ja die Frau, die einen neuen Mann fand. Und als Mutter hat sie den eigenen Kindern das gefühlvoll geschilderte Drama, dass Papa nicht mehr da ist, angetan.
Wenn man also in solch eine Situation kommt, in der Du steckst, dann wirst Du automatisch unschuldig schuldig. Die Frage, was du tun kannst: die Schäden zu minimieren. Und zu dem Schaden gehören nicht nur das Leid der Kinder, sondern auch das von Dir -- auch wenn Du erwachsen bist.
Die Frage ist also: was kannst Du tun?
Die Heimlichkeiten, die Du beschreibst (er arbeitet im Garten und überlegt, zu Dir zu kommen....). die verschlimmern m.E. die Situation total. Lügen werden irgendwann aufgedeckt und dann kracht es richtig. Und damit kann dann niemand fertig werden. Andernseits kann Dein Freund auch nicht zu seiner Frau sagen : he, ich liebe noch eine andere, bist Du einverstanden, dass ich und die Kinder gehe?
Ich habe mich von meiner Frau getrennt ohne eine neue Partnerin zu haben (und lebe wieder solo). Irgendwo in einem Topic habe ich mal gelesen, dass man einer Mutter nicht trauen sollte, wenn sie einfach ihr Kind weggibt-- was kann dann aus einem Kind aus der neuen Beziehung werden.
Und dies übertrage ich jetzt auf Deine Situation:
Überlege: Dein Freund zieht zu Dir, mit den Kids alles o.k. , Friede, Freude, Eierkuchen. Und nach ein paar Jahren lebt ihr euch auseinander (siehe den Anfang meines Textes). Und einer findet eine neue Liebe -- na, un denn?? Glaubst Du, dass Dein Freund dann bei Dir bleibt oder dass er fortgeht?
Ich persönlich finde es nicht gut, von einem/r PartnerIn wegzugehen wenn man eine neue Liebe gefunden hat. Ich finde es wichtig, dass man in der bestehenden Beziehung sich über die Gefühle austauscht, kommuniziert, an ihr arbeitet. Und das ist verdammt schwer.
Und es fällt mir wieder Tucholsky ein: Danach
Es wir nach einem happy end
im Film jewöhnlich abjeblendt.
..........
Der olle Mann denkt so zurück:
Wat hat er nu von seinen Jlück?
Die Ehe war zum jrößten Teile
vabrühte Milch un Langeweile.
Und jetzt müßt ihr euch entscheiden-- und nicht schuldig fühlen!
Gruß
Kleinegon
Hast Du nur eine Möglichkeit, dann bist Du in einer Zwangslage. Bei zwei Möglichkeiten hast Du nur das Entweder - Oder. Such Dir eine dritte Möglichkeit. Jetzt hast Du Wahlmöglichkeiten und es beginnt die Verantwortung in Freiheit.
Hi Kati,
ich habe als Zweitpartnerin kein schlechtes Gewissen.
Mich haben diese Fragen lange beschäftigt und es ist nicht einfach einen Weg zu finden.
Ich für mich habe mich (nach außen hin) zurückgezogen. Ich habe auch gelitten und vermißt aber ich wollte durch Druckausüben meinen heutigen LG nicht aus der Familie holen.
Ich wusste, daß ich nicht Grund für das Scheitern der Ehe war aber ich wollte auch nicht, daß ein Mann zu mir kommt, der evtl. irgendwann später nicht mehr seiner Entscheidung stehen kann.
Dann wäre nämlich die große Frage gekommen, die Kleinegon schon stellt " was nun?"
Ich musste an meinen Sohn denken und mein LG an seine Kinder.
Er hat die Entscheidung allein getroffen und kann so auch hinter dieser stehen.
Versuche mal für dich abzuklären mit welcher Situation DU zurechtkommst und mit welcher nicht.
Irgendwann muss eine Entscheidung von ihm getroffen werden, die gut überlegt sein muss. Für diese Entscheidung trägst du aber keine Verantwortung.
Die Kinder leiden sehr unter einer Trennung, da ihnen das Urvertrauen genommen wird .
Ich wage es aber zu bezweifeln, daß eine Ehe der Kinder zu Liebe gut sein kann.
Die Kinder haben feine Antennen und würden die Spannungen merken.
Ich glaube nicht, daß man als Paar nebenher leben kann, der Kinder wegen.
Vielleicht gibt es unter vielen Paaren EINS, was diese nicht leichte Lebenssituation bewältigt.
Jeder ist für sein Tun und Handeln verantwortlich und jeder sollte sich die Zeit nehmen zu entscheiden, die er braucht.
Aber du als Zweitpartner hast auch eine Grenze des "Aushaltens" und auch Pläne und Wünsche.
Der Grad ist schmal; auf der einen Seite solltest du ihn nicht unter Druck setzen, auf der anderen Seite musst du sehen, daß auch du nicht untergehst.
Ein schlechtes Gewissen hätte ich gehabt wenn ich meinen heutigen LG gedrängt hätte und ihm die Zeit genommen hätte zu überlegen.
Deshalb habe ich damals in einem Gespräch gesagt, " du musst die Dinge mit deiner Familie regeln, egal in welche Richtung aber zweigleisig oder hin und her ist nicht"
Für mich war das schon harter Tobak, ich hatte damals noch meine Zweifel in welche Richtung die Entscheidung geht.
Wird solch ein Thema nicht nur mit der rosa Brille und dem Bauch entschieden, sondern auch mit Bedacht und Verantwortungsgefühl, brauchst du als Zweitpartner/in kein schlechtes Gewissen haben.
Gruß
Tina
Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.
Hallo Tina,
Du hast es sehr viel besser formuliert als ich. Es zeigt sich hier im Forum, dass unterschiedliche Erfahrungen tolle Beiträge bringen 🙂
Kleinegon
Hast Du nur eine Möglichkeit, dann bist Du in einer Zwangslage. Bei zwei Möglichkeiten hast Du nur das Entweder - Oder. Such Dir eine dritte Möglichkeit. Jetzt hast Du Wahlmöglichkeiten und es beginnt die Verantwortung in Freiheit.
Hallo ihr zwei,
das ist das Schöne an diesem Forum. Es finden sich immer Menschen, die schon weiter sind in in Erfahrungen, als man selber.
Ich werde mir also Mühe geben, kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich weiß ja, dass die Ehe der Eltern der beiden schon lange nicht mehr das ist, was sie sich vorgestellt haben und ich war wahrscheinlich nur das Zünglein an der Waage. Aber wenn man regelmäßig etwas von traurigen Augen hört, die den Papa ansehen werden, wenn die Trennung dann kommt und dazu die traurigen Augen des Vaters dieser Augen sieht, kommen schon Zweifel, ob es fair die Kurzen gegenüber ist, dem Papa die Zeit und den Rückhalt zu geben, sich zu trennen und ihm auch noch zuzureden.
Ich versuche parallel mir ein eigenes neues Leben aufzubauen, kann ja nicht ewig warten, suche nach einer Wohnung für mich allein, aber ich hoffe eben noch so sehr, dass es was wird und würde so gerne nicht nur dem Vater der Kinder, sondern eben auch den Kindern zeigen, was es heißt, wenn Pape glücklich ist, Zeit hat und dass ein neues Leben vielleicht auch für die beiden Kurzen ein (mit der Zeit) schöneres Leben ist. Eines wo der Papa wieder Wärme emfängt und diese noch intensiver an die Kinder weitergeben kann. Klingt vielleicht ganz schön eingebildet, aber ich bin der festen Überzeugung (aus Beobachtungen, wenn er bei mir ist), dass er bei mir glücklich werden kann.
Dass man nie weiß, was in der Zukunft passiert zeigt ja schon das Ganze, was wir gerade durchmachen. Hätten wir vorher alles gewusst, hätten wir und dann verabredet? Nein! Hätte er Kinder bekommen? Man weiß doch nie was passieren wird, aber wenn man einen Menschen findet, der einen liebt und man liebt ihn auch noch zurück, dann ist das doch ein wahnsinniges Glück, :heartpump: dann sagt mir mein romantisches Herz, dass man zugreifen muss und alle rundrum mit glücklich macht - mit viel Arbeit und vor allem harter Arbeit an sich selber und mit der Mutter der Kinder, die immer da sein wird und die immer ein enges Bindeglied darstellen wird und unbedingt auch soll.
Ich werde also an dem Nicht-Schlechtesgewissenhaben, mich in Geduld üben (bin ich ganz schlecht drin und alle meine Freunde wundern sich jetzt schon, dass ich das bin, die das alles mitmacht) und im Zeit geben üben und im Nichtdrängeln und im Zurückhalten. Drückt mir die Daumen, dass er sich bald entscheiden kann, bzw. die Angst vor der Zukunft verliert und sich endlich entscheidet. Ganz für sich allein. Je schneller, desto besser für uns alle (ihn, Frau, mich und vor allem die Kinder) - ups, hatte ich nicht gerade was von Geduld geschrieben :redhead:
Alle Mühe und Geduld umsonst. Trotz der Sicherheit, dass es nicht funktionieren wird, hatte er nicht die Kraft, zu gehen, sondern hat sich entschieden, mit seiner Frau so weiterzumachen, wie bisher. Immerhin bleibt den Kindern nun der Vater. Ich kann nur hoffen, dass er es eben nicht macht wie bisher und sich auch zu Hause in Arbeit vergräbt, sondern sich wirklich liebevoll um sie kümmert, so dass wenigstens sie irgendwie lernen, dass Wärme ganz viel mit einer Partnerschaft zu tun hat und nicht nur einfaches Zusammensein und Schaffen von materiellen Dingen.
Vielleicht hat er ja aus der Liebe zu mir gelernt, wie es in einer Ehe gehen kann und bringt es seiner Frau bei. Damit habe ich zwar verloren, aber die Kinder hätten gewonnen. Wenigstens ein Trost. Drückt den Knöpfen die Daumen.
Hallo Floret
es tut mir so leid für Dich, Du kannst jetzt nichts anderes mehr für Dich tun als ganz viel für Dich zu sorgen. Überleg mal was Dir gut tut, baden gehen, Sport machen, Kontakt zu Freunden suchen vielleicht. Ich denke an Dich weil ich Deine Situation persönlich sehr gut verstehen kann und drücke Dir alle Daumen und Zehen, daß es Dir bald besser geht.
Laß Dich drücken liebe Floret
berlingo