Guten Tag, liebe Experten
Ich hätte nicht gedacht, dass ich das Forum nach 13 Jahren wieder brauche. Meine erste Ehe war 2012 Geschichte, und ich habe es geschafft, auf den Füßen zu landen, Halt zu finden, mich neu zu verlieben, zu heiraten, 2 Kinder zu haben und ein gutes Leben zu führen. Beruflich lief es sehr gut. Alles ,wie man es sich wünscht. Zwar hat unsere Ehe, sicher auch wegen der Kinder, auch dunkle Zeiten, aber ich habe es noch nicht als so dramatisch eingeschätzt.
Nach 9 Jahren Ehe werde ich nun gegen einen frisch getrennten Exfreund meiner Frau ausgetauscht. Auch wenn es noch nicht offen besprochen ist, so deutet extrem viel darauf hin, dass es so kommt.
Ich denke darüber nach, vorsorglich auf 80% zu reduzieren, ich kann es mir finanziell leisten. Ich hoffe mir dadurch auf unkompliziertem Weg mehr Umfangszeit und mehr Verhandlungsspielraum für den bevorstehenden Streit. Was denkt ihr?
PP
Wie schaut euer Familienmodell aus, wer leistet die familiäre care Arbeit, erwirtschaftet ihr euer Familieneinkommen ungefähr paritätisch? Die Unterhaltszahlungen werden aus dem Einkommen der letzten 12 Monate errechnet. Solltest du auf 80% reduzieren, kann das, im Fall deiner Unterhaltspflicht, als selbstverschuldete Einkommensverschlechterung gewertet werden und du bekommst ein fiktives Einkommen auf 100% angerechnet. Wie ist das Verhältnis zu deiner Noch-Frau, könnt ihr miteinander reden, dann kannst du mit ihr aushandeln, wie es laufen soll. Viel hängt davon ab, wie der familiäre Ablauf bisher ausgeschaut hat, ob ihr beide -deine Frau und du- wirtschaftlich autonom seid.
Tatsächlich arbeite ich derzeit zu 100%, meine Frau zu 50%. Bei der Care-Arbeit sieht es etwas anders aus, das dürften 70% sie sein, 30% ich. Ich erwirtschafte einen wesentlichen Teil des Haushaltseinkommens, welches in der Tat sehr hoch ist. Zusammen verfügen wir, ich traue mich das gar nicht zu sagen, über ein Haushaltseinkommen von monatlich 10-11 Tsd Euro. Davon 2000 von ihr, der Rest von mir. Ich habe bisher (ich bin Chirurg) durch dienstfreie Tage unter der Woche auch meinen Beitrag zur Care-Arbeit leisten können, wenn auch nicht so viel. Das will ich aber nach der Trennung auf jeden Fall beibehalten und auch ausbauen. Noch sind wir nicht getrennt, noch haben wir noch nicht mal darüber geredet, noch wohnen wir zusammen. Aber meine Frau geht gerade eine neue Beziehung ein (es ist mehr als eine Affäre) und ich habe es herausbekommen. Nun will ich eben auf 80% runter, damit ich mehr Zeit habe, den (wenig aussichtsreichen) Versuch zu unternehmen, die Ehe zu retten, aber eben auch, damit ich später mehr Zeit für die Kinder habe.
Es mag eine Idee sein und sicher auch sinnvoll, das in den kommenden Gesprächen klar anzusprechen. Wenn sie noch in der Ehe davon weiß und das mitträgt dürfte es ja eigentlich für mich unschädlich sein.
PP
@paulpeter In dieser Konstellation wäre es sicher sinnvoll, wenn du deine Frau überzeugen kannst, ihre Arbeitszeit aufzustocken und du im Gegenzug deinen Anteil an der familiären Care-Arbeit deutlich erhöhst. Kannst du das deiner Frau schmackhaft machen, wie alt sind eure Kinder? Der Unterhalt für die Kinder wird auch bei 80% ordentlich werden, der Trennungsunterhalt in der aktuellen Konstellation ziemlich schmerzhaft. Schau, dass du dich prophylaktisch -mit all deinen Unterlagen und Details zu eurer wirtschaftlichen Situation bewaffnet-, familienrechtlich zeitnah beraten lässt. Dann weißt du wenigstens, was konkret auf dich zukommen wird. Auch unter Einbeziehung der konkreten Rechtssprechung in eurem Einzugsgebiet.
Könnt ihr euch noch vernünftig austauschen, deine Frau und du, wie ist eure Kommunikation?