Hallo allerseits, ich bin neu hier und hoffe, jemand kann mir Tipps geben.
Ich bin seit diesem Sommer geschieden (meine Ex ist immer noch wütend darüber, dass ich mich getrennt habe), für meine Kinder gibt es eine Umgangsregelung die von meiner Ex und mir unterschrieben und vor Gericht zu Protokoll genommen wurde. In dieser heißt es u.a., dass die Umgangszeiten für Kinder und Eltern verbindlich seien.
Trotzdem kommt meine 12jährige Tochter seit Wochen nicht mehr. Los ging es damit, dass sie zu der Zeit, als sie eigentlich hier sein sollte, anrief und sagte, sie sei nach der Schule erst einmal zur Mama gefahren und habe jetzt keine Lust mehr nochmal aus dem Haus zu gehen. Ich sagte, dass ich das zwar nicht gut fände, dass ich sie aber nicht zwingen will, und dass ich erwarte, dass sie beim nächsten Mal pünktlich wie vereinbart da ist und ihre Schulsachen mitbringt, die sie seit dem letzten Mal neu hat. Beides lehnte sie ab. Wenn ich darauf bestehen würde, dass sie pünktlich sei und ihre Schulsachen mitbringen müsse, dann würde sie halt gar nicht mehr zu mir kommen. Sie wolle erst alles bei der Mama abladen und dann erst kommen. Sie habe keine Lust alles nochmal durch die Stadt zu schleppen (müsste sie ja nicht, wenn sie gleich käme). Dann hat sie einfach aufgelegt.
Daraufhin habe ich meine Ex gebeten, vereinbarungsgemäß auf unsere Tochter einzuwirken, so dass sie kommt. Meine Ex meinte am Telefon, es sei doch die Sache meiner Tochter, ob sie komme oder nicht, und ich solle doch bitte ein wenig mehr Verständnis für sie haben. In einer Mail hörte sich das dann anders an. Da schrieb sie, sie würde doch auf sie einwirken die Vereinbarung einzuhalten. Das würde aber nichts bringen.
Auch am vereinbarten Wochenende kam sie dann nicht, ebenso in den darauffolgenden Wochen. Einmal war sie (angeblich) krank, dann sagte sie wieder ohne Begründung ab. Das Neueste war, dass sie mir jetzt mitgeteilt hat, dass sie nicht kommt, weil sie eine Freundin in einer anderen Stadt besucht. Weder sie, noch die Mutter wollen mir sagen, wer das ist und beide meinen, es sei nicht nötig, das mit mir abzusprechen bzw. sei es bereits eine Absprache, wenn meiner Tochter mir mitteilt, dass sie wegfährt.
Entschuldigt, dass ich ein bisserl wirr schreibe, aber ich bin aufgrund der Vorfälle grad nicht so gut sortiert. Ich falls also nochmal zusammen, was mich stört:
1. Der Umgang wird nicht eingehalten
2. Meine Ex lehnt jede Verantwortung dafür ab, ob meine Tochter kommt (und sogar, mich über das Fernbleiben zu informieren) und sagt, das sei eine Sache zwischen meiner Tochter und mir
3. Meine Ex erlaubt meiner Tochter an einem Umgangstag (allein mit dem Zug) eine Freundin in einer anderen Stadt zu besuchen und meint, es sei ausreichend, wenn meine Tochter mir das mitteilt (ohne überhaupt zu sagen, wo sie ist; theoretisch hätte es auch sein können, dass jeder von uns meint, sie ist beim jeweils anderen)
So, nun stellt sich für mich die Frage, was ich tun soll. Mittlerweile scheint auch mein 15jähriger Sohn schon in die gleiche Richtung zu gehen. Er hat heute angerufen, dass er diese Woche lieber nicht kommen würde. Ich habe erst einmal zugestimmt, einerseits, weil es das erste Mal war, andererseits, weil ich nicht noch einen Konflikt heraufbeschwören will. So langsam habe ich aber das Gefühl, ich darf nichts mehr wollen / verlangen, weil sonst keiner mehr kommt.
Weiß irgendjemand Rat?
Hallo chrizzly,
auf der einen Seite schreibst Du, dass "Deine Ex immer noch wütend ist, weil Du Dich getrennt hast",
auf der anderen Seite , dass sie Dir "behilflich sein soll, beim Umgang mit zu wirken. Irgendwie liegt darin ein Widerspruch, zumindest könnte man glauben, dass sie Dir das zwar zusagte, aber nicht wirklich daran interessiert ist, es zu tun.
Hattest Du mal Gelegenheit, Deiner Tochter (und Deinem Sohn) zu sagen, dass ihre Ablehnung, zu Dir zu kommen, etwas mit Dir macht? Daß es Dich vielleicht traurig macht, weil sie nicht mehr kommen mag und Dir auch nicht sagt, warum sie keine Lust mehr dazu hat?
Daß Du Dich auf die gemeinsame Zeit mit ihr freust?
Es geht mir nicht darum, seelischen Druck aus zu üben, aber ich denke, die Kinder sind in einem Alter, in dem sie verstehen können, dass ihre Aktion auch eine Reaktion bei Dir initiiert.
Meine beiden ältesten (Sohn 12, Tochter 14) hatten auch mal Zeiten, in denen sie nicht kommen wollten,. In dem Alter wollte ich sie auch nicht dazu zwingen, kommen zu müssen, denn "der Schuss wären nach hinten los gegangen". Aber ich hatte Gelegenheit, ihnen klar zu machen, dass wir nur diese Zeit miteinander verbringen können und sie ihre Freunde dagegen zu nahezu jeder Zeit treffen können. Ich habe ihnen auch gesagt, dasss ich mich auf die gemeinsame Zeit gefreut habe und es schade fand, wenn sie sich stattdessen lieber mit ihren Freunden getroffen haben.
Nach ein paar Wochen war das dann erledigt und heute ruft mich meine Tochter an, wenn ihr Zuhause die Decke auf den Kopf
fällt und wenn ich Zeit habe, kommt sie und wenn sie will bleibt sie bis zum nächsten Tag, sofern es ein Wochenende ist .
Wenn beide Kinder "plötzlich" gemeinsam nicht mehr zu Dir wollen, steckt irgendwas dahinter. Was das ist und wie man es ausräumen kann, findest Du nur heraus, wenn Du ruhig mit ihnen redest.
Kommt natürlich auch auf den Ton an...
Vielleicht lässt Du die (ungeliebten) Schulsachen mal ne Zeit lang aussen vor und redest stattdessen mit ihnen.
Viel Erfolg,
maiemi
Hallo maiemi.
was Du mir rätst, habe ich praktisch ein Jahr lang so gehandhabt, bin dabei aber, so wie ich das sehe, nicht gut gefahren. Ob die Kinder kamen, war mehr oder weniger ihre Sache (da gab es auch Pausen). Und die Schulsachen habe ich das ganze letzte Jahr komplett außenvor gelassen. Das Ergebnis war, dass mein Sohn auf der Gesamtschule vom Gymnasial- auf den Realschulzweig "abgestiegen" ist, meine Tochter bei der Differenzierung auch erst einmal auf Realschulkurs gekommen ist, obwohl ihr die Lehrer mehr zugetraut hätten. Beide hatten das letzte Schuljahr die Schule vollkommen vernachlässigt - sie hat zuhause praktisch gar nicht stattgefunden - und ich wollte sie in dieser schwierigen Zeit nicht damit nerven. In den Ferien habe ich mit ihnen besprochen, dass das im neuen Schuljahr anders werden soll. Beide waren in den ersten Wochen auch gut dabei, aber dann kam plötzlich bei meiner Tochter der Einbruch.
Diese Eskalation kommt, glaube ich, daher, dass ich auf Anraten aller Therapeuten meiner Kinder (meine Ex hat das nach der Trennung organisiert, nur beim Großen dauert die Theraqpie aber noch an) versucht habe, meine neue Partnerin nicht mehr von den Kindern fernzuhalen, sondern vorsichtig ins normale Leben zu integrieren. Seither tobt meine Ex noch mehr, obwohl es noch nicht einmal dazu gekommen ist, dass meine Kinder meine Partnerin gesehen haben. Ich erzähle nur ab und zu etwas über sie, habe ein Bild in meinem Schlafzimmer aufgestellt und neulich war sie einmal während einer Ferien-Umgangswoche für einen Nachmittag mit ihren Kindern bei mir, wobei ich meinen Kindern freigestellt habe, sie kennenzulernen oder den Tag anderweitig zu verbringen. Ich gehe davon aus, dass meine Ex nicht nur mir geschrieben hat, ich solle meine "Schlampe" von den Kindern fernhalten, sondern dass die Kinder da auch was davon mitgekriegt haben.
Ich habe meine Vaterrolle immer ernst genommen, habe mich immer in jeglicher Weise um meine Kinder gekümmert, war bei den ersten beiden jewels hälftig in Elternzeit, bei der Kleinen ging das finanziell u.a. aufgrund der neuen Regelungen nicht mehr, dafür habe ich -Home-Office-Arbeit gemacht, damit ich nebenbei (was für ein Stress!) auch noch die Kleine hüten kann. Ich bin jeden Morgen früh aufgestanden, damit ich die Kinder für Schule / Kindergarten fertig machen kann, bin mit ihnen zum Doktor gegangen, habe mit ihnen gelernt, war in allen Elternbeiräten, habe mit den Kindern Sport gemacht, sie zur Musikschule und sonstwohin begleitet. Ich hatte mehr als ein Jahrzehnt eine zuletzt irrsinnig stressige Dreifachbelastung: Kinder, Haushalt, Erwerbsarbeit.
Und jetzt? Jetzt soll ich nach dem Willen meiner Ex zum Besuchspapi werden, der sich in nichts einzumischen hat und bitte bloß nicht irgendeinen Einfluss auf der Leben "ihrer" Kinder nimmt. Das wollte ich nie sein und das will ich nicht sein.
Aber meine Ex redet den Kindern ein, ich hätte nicht nur meine Ex, sondern auch die Kinder verlassen (dabei wollte ich nicht einmal ausziehen und hab es nur um des lieben Friedens Willen getan) und tut alles dazu, dass es auch so erscheint - mit manchmal mehr, manchmal weniger Erfolg.
Ich verstehe gut, was Du meinst, maiemi, aber ich hatte zu sehr das Gefühl, das führt mich alles zu sehr vom Vater-Sein weg.
Es ist zum Verzweifeln!
Hallo chrizzly,
das, was Du in Deiner Antwort geschrieben hast, ging nicht aus dem ersten Post hervor, daher meine "Ansätze".
Wie Du das schilderst, scheint meine Vermutung, dass Deine Ex sich eben doch nicht an die Vereinbarung, ihren Teil zum Umgang bei zu tragen, hält. Ich schrieb ja schon, dass ich davon ausgehe, dass da mehr dahinter steckt.
Deine "Laufbahn" (Elternzeit etc.) kann ich aus eigenen Erfahrungen nachvollziehen.
Deine Kinder kannst Du nicht zwingen, zu Dir zu kommen, das steht fest. Du kannst Dich m.E. nur immer wieder "in Erinnerung" bringen, Dich bei deinen Kindern melden und fragen, wie's ihnen geht und da sein. Ob und wann und wie oft sie davon Gebrauch machen, steht nicht in Deiner Macht.
Ich gehe davon aus, dass ein "Umgangszwang" eher noch verstärkt, dass sie nicht zu Dir kommen möchten.
Deine Freundin hat daran keine Schuld, höchstens jemand, der Deinen Kindern erfolgreich eingeredet hat, sie wäre der Trennungsgrund...
Hat denn Deine Ex einen Partner?
Dass Du (oder Deine Ex) bis an Dein/Euer Lebensende nicht alleine bleibt, also ihr irgendwann einmal einen neuen Partner/in findet, sollte auch in das Verständnis Deiner Kinder Einzug halten dürfen, von daher sehe ich die Meinung Deines/r Therapeuten nicht als falsch an. Verbunden mit einem neuen Partner ist allerdings die Möglichkeit, dass Eifersucht bei den Kindern entsteht, weil sie denken könnten, ihren Papa nun mit jemandem "teilen" zu müssen. Ob das allerdings in dem Alter (noch) so ist, weiss ich nicht.
Ich drücke Dir die Daumen!
Vielen Dank nochmal.
Aber jetzt mal rechtlich gesehen: Bisher habe ich immer geglaubt, dass bei Minderjährigen prinzipiell die Eltern den Aufenthaltsort festlegen können. Das haben wir per Umgangsvereinbarung getan. Wozu eine Umgangsvereinbarung, wenn sich keiner dran halten muss?
Moin chrizzly,
Aber jetzt mal rechtlich gesehen: Bisher habe ich immer geglaubt, dass bei Minderjährigen prinzipiell die Eltern den Aufenthaltsort festlegen können. Das haben wir per Umgangsvereinbarung getan. Wozu eine Umgangsvereinbarung, wenn sich keiner dran halten muss?
Jetzt mal praktisch gesehen: Wie stellst Du Dir die Umsetzung vor? Wie zwingt man zwei Teenies zum Umgang? Bringt man sie mit der Polizei zum Vater, damit der Umgangsvereinbarung Genüge getan ist? Und selbst, wenn man das täte: Wir prickelnd würde wohl das anschliessende Umgangswochenende mit zwei bockigen Teenagern werden?
Es geht in diesem Fall nicht vordergründig um Deine "Rechte" und auch nicht um das, was Du in der Vergangenheit in Deine Vaterschaft eingebracht oder worauf Du der Kinder wegen verzichtet hast; das ist alles vorbei und abgeschlossen. Wenn die Kids heute keinen Bock auf Umgang haben, ist das eben so. Ggf. musst Du eben für die passenden Attraktionen sorgen. Oft hilft es schon, den Druck (""...Ihr müsst, weil...") rauszunehmen und diesen durch etwas anderes zu ersetzen ("...ich würde mich freuen, wenn...").
Grüssles
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.