Bin nachdenklich ge...
 
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Bin nachdenklich geworden

 
(@hamburger jung)

Hi zusammen,

eben bin ich vom Sommerfest der Schule meines "Kleinen" wieder da und muss das hier mal posten:

Seit einiger Zeit läuft der Umgang mit meinen Jungs so lala. Anfänglich nach der Trennung waren meine Kinder fast mehr bei mir als bei Exe, unter der Woche zwei bis drei Tage und fast jedes WE. Nach monate- und jahrelangen Bemühungen meinerseits, die Besuche der Kinder bei mir so häufig wie mgl. zu gestalten, die dann irgendwann - wie ich meine aufgrund Exes neuer, inzwischen wohl nicht mehr existenter Beziehung - allesamt von meiner Exe abgeblockt wurden, sind die Jungs und ich inzwischen dazu übergegangen, uns selber -ohne Exe- zu verabreden. Wir telefonieren, die Jungs fragen Mama und seitdem klappt es fast jedes We für zwei Tage mit Übernachtung.
Allerdings kriege ich natürlich auf die Art und Weise so gut wie nichts vom Alltag der Beiden mit, bezeichnend war, dass ich offiziell von der KM erst vom Umzug und Schulwechsel in die nächste Stadt (vorher haben sie im gleichen Ort gewohnt) erfahren habe, nachdem alles über die Bühne war. 😡

Dadurch bedingt, dass ich die Beiden nur am We sehe und sie dann verständlicherweise keinen Bock auf Schulkram haben, bin ich was schulische Dinge angeht überhaupt nicht mehr up to date.

Der Umzug ist um Ostern gewesen und heute habe ich zum ersten Mal das Klassenzimmer und den Sitzplatz des Kleinen gesehen. Als er mit einem Schulfreund an der Geisterbahn anstand, habe ich mich auf seinen Platz gesetzt, ich war alleine in dem Klassenzimmer, und mir die Schulsachen unter seinem Tisch angesehen. Ein paar Bilder und Schreib- und Rechenhefte.
In dem Schreibheft war eine Aufgabe zum Ausfüllen: "Wenn ich groß bin, möchte ich ... werden." Mein Kleiner hat dort "Feuerwerman" (O- Ton, ich weiss wie man das schreibt  :rofl2:) eingesetzt, also so wie ich.
Da ist mir klargeworden, wie sehr ich trotz der wenigen Zeit miteinander ein Vorbild für ihn bin und wie wenig ich trotzdem an senem/ihrem Leben teilnehmen kann. Und das alles, weil Exe meint, ihre persönlichen Hass mir gegenüber über die Kinder auszutragen weil das ihr letztes Druckmittel ist.
Nebenbei: Hätte der Grosse heute nicht zeitgleich in seiner Schule auch ein Fest gehabt, zu dem Exe mit hingegangen ist, hätte ich von dem Sommerfest wieder mal erst hinterher erfahren...

Ich sass  also auf dem Platz meines Kleinen, alleine in dem Raum und habe versucht, mir vorzustellen, wie er dort sitzt, sich konzentriert, malt, schreibt, rechnet, Faxen macht, usw.
Ich habe mich gefühlt, wie wenn man sich in jemandes Wohnung befindet, der gestorben ist und man versucht, sich zu erinnern. Entschuldigt bitte den üblen Vergleich, aber so war es.

Ich war den Tränen nahe und froh, dass in dem Moment niemand hereinkam.

Vielen Dank fürs Lesen bis hier und wenn Ihr dazu den ein oder anderen Gedanken habt- immer her damit.

nachdenkliche und traurige Grüße

HHJung  ;(

Zitat
Geschrieben : 29.06.2007 21:41
(@cornelia)
Zeigt sich öfters Registriert

Hi HJ.....

es ist schön das du diese Zeit hattest und (für dich) genutzt hast.

LG
Cornelia
(die auch über die Jahre viel softer geworden ist und Tränen der Rührung in den Augen hat)

AntwortZitat
Geschrieben : 29.06.2007 22:32
(@cori-ma)
Schon was gesagt Registriert

Moin Moin aus dem Wilden Süden der Republik...

Kann dich voll verstehen. Bin zwar nur die neue LG, aber meinem Traummann und mir geht's genauso. Seine Kids (zwei Jungs, KiGa-Alter, Grundschule) waren ein halbes Jahr bei uns, bis das FamGer seiner Ex genug auf den Leim gegangen ist, um ihr die Kinder zuzuschustern... ich weiß also auch, wie es ist zwischen Butterbrotschmieren morgens, im Regen vorm KiGa stehen, leuchtende Kinderaugen und festgehaltene Bildchen zu sehen, Chaos in Schulränzen und Bücher mit Eselsohren zu ent-/versorgen... und jetzt: nichts mehr davon, weil der unterwöchige Umgang nicht mehr durchführbar war (der Große bekam just an diesem Wochentag eine Gesprächstherapie beim Jugendamt verpasst, die Kinder wohnen dazu noch mehr als 20 km weg von uns)... nur letzte Woche, da ergab es sich mal wieder, dass der Große nebst Schulranzen hier einlief... da saß ich dann vor seinem Heft mit den Deutsch-Aufsätzen aus 2 Jahren und bestaunte so, was aus dem Kerl geworden ist... in der Zeit bei uns Lob von der Klassenlehrerin, saubere Schrift, kaum Verbesserungen... ab der Zeit bei der Ex wildes Gekleckse, haufenweise Vierer, kommentare der Klassenlehrerin, umgedrehte oder ausgerissene Seiten. Habe mir Kopien gemacht. Mir wurde auch das Herz verdammt schwer - und das schlimmste: du kannst nichts dagegen tun. Wenn der Große nicht genug Mumm in den Knochen hat, und mal gegen ihren Willen zum Papa zu Besuch kommt (er durfte die Grundschule hier beenden - dh., der Kerl pendelt seit über einem Jahr mit zweimal Umsteigen, Aufstehen morgens um 5.30... anfangs wurde er von Mama gefahren, aber das kostete ihr dann zu viel Geld).... wir können ihm nicht helfen. Wir stellen uns oft vor, wie er nach der Schule vor der Tür steht und sagt "Ich bleibe heute Mittag bei Euch, und nach den Hausis kann mich Mama dann ja holen". Aber das wird ein Traum bleiben.

Bei der Gesprächstherapie beim Jugendamt war letzte Woche übrigens Abschluss-Treffen. Die Kinder hatten ihre Situation in Bildern und Sätzen beschrieben. Mein LG hat mir erzählt, dass Sohnemann die Sätze geschrieben hat: "Meine Mutter hat einen Freund." - "Mein Vater hat eine Freundin  🙂  :)." Er hat Smilies hinter "unseren" Satz gemalt, weil er uns "lieb" und mit Mamas Freund Probleme hat. Allerdings - wenn er groß ist, möchte er Motorradpolizist werden. Leider. Das ist nämlich Mamas Freund von Beruf.

Es bleibt uns nichts übrig als aus der wenigen Zeit, die uns willkürlich zur Verfügung gestellt wurde, das meiste herauszuholen. Und wenn dein Junge Feuerwehrmann werden will, dann bist du wenigstens innerlich sein großes Vorbild und keiner kann's ihm nehmen.

Jungs, mein aufrichtiges Beileid, dass die deutsche Rechtsprechung so männerfeindlich ist.

AntwortZitat
Geschrieben : 30.06.2007 19:05