Hallo, erstmal!
Ich bin ganz neu hier, und nach der Lektüre einiger Beiträge im Forum habe ich mich entschlossen, hier auch mal meinen Fall zu schildern in der Hoffnung, den einen oder anderen Tip bzw. eine Einschätzung meiner Position zu bekommen...
Im Oktober habe ich mich von meiner (Noch-) Ehefrau getrennt, sie ist mit unserer 11-jährigen Tochter ausgezogen und hat sich eine Wohnung nicht weit von mir (5 Minuten Fußweg...) gesucht. Bei der Trennung hatten wir vereinbart, kein festes Besuchsrecht für unsere Tochter zu vereinbaren und es ihr zu überlassen, wann sie mich und ihre Großeltern besucht.
Vor drei Wochen sind meine neue Freundin und ihr 3-jähriger Sohn bei mir eingezogen (ich besitze ein eigenes Haus, in dem neben uns auch meine Eltern wohnen). Meine Ex hat dies natürlich erfahren und weigert sich seitdem, meiner Tochter zu gestatten, mich zu besuchen. Sie hat mich angerufen und mir mitgeteilt, daß sie nicht möchte, daß Jenny (meine Tochter) Umgang mit meiner Freundin und ihrem Sohn hat...
Bisher habe ich noch nichts unternommen, da ich der Hoffnung war, dies würde sich mit der Zeit von selbst erledigen, aber mittlerweile wird die Situation immer dümmer! Meine Ex ist oft den ganzen Tag nicht zu Hause und mit einer Bekannten unterwegs. Jenny nutzt diese Zeit dann, um mich ohne das Wissen meiner Ex zu besuchen. Mittlerweile hat sie auch ein recht gutes Verhältnis zu meiner Freundin aufgebaut, und auch mit deren Sohn versteht sie sich prächtig!
Ich will hier nicht über meine Ex herziehen, aber ich bin der Ansicht, daß sie mit Jenny`s Erziehung einfach überfordert ist! Die beiden hatten schon während unserer Ehe ständig Stress miteinander, weil meine Ex ein absoluter Perfektionist ist und sie die einzige Person ist, die alles richtig macht, und ihr Weg, etwas zu tun ist auch der einzig Richtige! Jenny macht alles grundsätzlich falsch, und das fördert nicht wirklich das Selbstvertrauen eine Kindes.
Ich kann mich wirklich nicht an sehr viele Situationen erinnern, in denen Mutter und Tochter sich in einem normalen Ton miteinander unterhalten haben! Es gab zu 90% Geschrei auf der einen und Tränen auf der anderen Seite! Ich habe sehr oft zu vermitteln und zu schlichetn versucht, aber da ich den ganzen Tag an der Arbeit war, hat dies eben immer nur kurzfristigen Erfolg gehabt, und irgendwann habe ich dann einfach resigniert und mich mit den "Methoden" meiner Ex halbwegs arrangiert. OK, vielleicht habe ich es mir damals zu leicht gemacht, aber mir fiel einfach nichts mehr ein...
Jetzt kommt noch hinzu, dass Jenny oft den ganzen Tag allein zu Hause ist und ihre Mutter erst nach Hause kommt, wenn sie schon im Bett liegt. Ich habe einfach den Eindruck, daß Jenny sich von ihrer Mutter im Stich gelassen fühlt!
Ich habe mich jetzt mit meiner Freundin über die ganze Sache unterhalten und da sie Jenny bereits ins Herz geschlossen hat, denken wir darüber nach, Jenny zu uns zu holen. Wir haben sie zwar noch nicht direkt gefragt, da wir ihr noch keine konkreten Hoffnungen machen wollen, aber ich bin mir sehr sicher, daß sie, wenn sie die Wahl hätte, zu uns kommen würde. Wir wissen aber nicht, wie weit der Wunsch des Kindes ggf. berücksichtigt wird, es fehlt eben noch ein halbes Jahr bis zum 12. Geburtstag...
Noch ein paar Fakten zur Information:
- Bin berufstätig und studiere derzeit noch "nebenbei" hier in meiner Stadt.
- Ich bin 35 Jahre alt, meine Freundin ist 25.
- Meine Freundin ist derzeit nicht berufstätig und kann sich den ganzen Tag um die Kinder kümmern.
- Jenny hängt sehr an ihren Großeltern und auch an ihrem Hund, den sie natürlich nicht mit in die neue Wohnung nehmen durfte und der nun hier bei uns lebt.
- Ich kann nicht behaupten, daß meine Ex Jenny physisch vernachlässigt oder "verwahrlosen" läßt. "Nur" zwischenmenschlich stimmt`s eben nicht so ganz zwischen den Beiden...
Ich weiß nicht, ob wir unter diesen Umständen überhaupt eine Chance haben, daß wir meine Tochter zu uns nehmen können... Es würde uns sehr weiterhelfen, wenn Ihr uns mal Eure Einschätzung über die Aussichten auf Erfolg eines solchen Vorhabens mitteilen könntet...
Liebe Grüße,
Olav
Hi Olav!
Ich kann dir bloß sagen, was unser Anwalt mal gesagt hat.
Und zwar gab es eine Phase (etwa ein halbes/ dreiviertel Jahr nach der Trennung meines LG von seiner Ex) in der wir Zeitweise auch jüberlegt haben, den Kleinen (damals ca.15 Monate) ganz zu úns zu holen. Wie hatten zu diesem Zeitpunkt auch auf Grund verschiedener Fakten das Gefühl, dass sie mit der Betreuung und Erziehung des Kleinen überfordert ist.
Allerdings wussten wir auch ganz genau :
Freiwillig wird sie nie auf das Angebot eingehen.
Unser Anwalt sagte damals, dass es in unserem Fall sehr schwierig ist. Man müsste versuchen durch Zeugen nachzuweisen, dass es dem Kind bei Ex nicht gut geht. Und das müssten schon gravierende Gründe sein. Wir haben den Gedanken dann verworfen, da hiervon natürlich nicht die Rede war.
Anders würde die Sache bei einem älteren Kind ( er sagte ab KiGA-Alter) aussehen. Wenn das Kind selbst befragt wird und es ernstzunehmend aussagt, lieber bei der anderen Seite wohnen zu wollen, dann hätte es in der letzten Zeit zunehmend Urteile gegeben, die dem Wunsch des Kindes / und Vaters entsprochen haben.
Letzten Endes kann ich mir schon vorstellen, dass du Chancen hättest, wenn du klagen würdest, eure Kleine ist schon "groß" und das Umfeld das du ihr bieten kannst nahezu perfekt.
Mach dir nur vorher Gedanken ob du dem Kind das zumuten willst.
Sie wird es bei ihrer Mutter nicht leichter haben, wenn die Klage scheitert und sie eigentlich zu dir wollte. Zudem ist es für sie bestimmt auch nicht einfach zu entscheiden, denn der Entschluss zu euch zu ziehen bedeutet für sie gleichzeitig sich gegen die Mutter zu entscheiden.
Außerdem ist deine Ex trotz aller Vorwürfe die du ihr machen kannst Mutter. Glaubst du nicht, ein Gespräch wäre möglich, indem du ihr klarmachst, dass die jetzige Situation das Kind überfordert?
Und dann vielleicht erstmal versuchst geregelten Umgang zu erreichen?
Ich will nicht übertreiben, aber du schreibst, du hast dich von ihr getrennt. Gib ihr Zeit, damit klarzukommen. Ich denke sie ist momentan ziemlich verletzt und wenn sie deine "neue heile Familie" sieht, oder dran denkt ist das glaub ich schon schwer für sie. Zumal deine neue Freundin auch jetzt in eurem alten zu Hause mit dir lebt. Dies wird auch der Grund sein, warum sie deiner Tochter verbieten will, zu euch zu kommen. Sie hat wahrscheinlich Angst auch noch von ihr verlassen zu werden.
Versteh mich nicht falsch, ich will nicht Patei für deine Ex ergreifen, ist nur eine Theorie um ihr Verhalten zu erklären, die ich aus eigener Erfahrung aufstelle. Will bloß sagen : auch keine leichte Situation für sie.
LG
Tinka
[Editiert am 28/3/2004 von Tinka]
Gibt dir das Leben eine Zitrone-
mach´ Limonade draus!
Hallo, Tinka!
Vielen Dank für Deine Antwort erstmal!
Natürlich hast Du Recht, daß es für meine Ex auch nicht leicht ist, und bezüglich ihrer Motivation, Jenny den Umgang "verbieten" zu wollen, sind wir uns auch einig...
Aber auf die Art, in der sie die Sache derzeit angeht, wird sie Jenny auf jeden Fall verlieren!
Man kann einem Kind nicht den Umgang mit seinem Vater und den Großeltern verbieten, selbst ganze Tage nicht zu Hause sein und das Kind sich selbst überlassen!
Leider bezweifle ich, daß sie das einsieht, und in diesem Falle würde mir wohl nichts anderes als der Klageweg übrigbleiben!
Nun, ich werde erstmal versuchen, mich mit meiner Ex zu unterhalten und dann sehe ich weiter...
Schönen Sonntag noch!
Gruß, Olav
Moin Olav,
ich sehe die Situation wie Tinka. Deien Tochter ist alt genug, ihren Willen ggf. auch vor Gericht zu äußern. Aber es muss ja soweit nicht kommen. Kläre zunächst mit deiner Tochter, ob die tatsächlich zu dir ziehen will und ergründe vor allem ihre Motivation.
Kinder sind durch die Trennung hin- und hergerissen. Zum einen wollen sie keinen Elternteil verletzten, die Eltern möglichst wieder zusammenbringen und es soll sich auch nichts verändern. Der Hund ist einw eiteres "Zugpferd".Deine Ex "genießt" die neuen Freiheiten und das braucht sie auch für sich. Würdest dui ihr diese nehmen, in dem du sie zu einer besseren Betreuung deiner Tochter anhältst, wird's wohl nur schlimmer.
Wenn du und deine Ex noch miteinander verletzungfrei reden könnt, vereinbart einen Versuchsmonat und gebt eurer Tochter damit die Gelegenheit, euch im Alltag zu erleben.
DeepThought
Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!