Hallo zusammen,
so, so: Im Sinne der veröffentlichten Meinung ist die Schokoladenration also mal wieder erhöht worden. Jedenfalls titelt Yahoo!, unter Berufung auf einen Focus-Bericht: Staat leistet immer mehr Unterhaltsvorschuss für Kinder
Obwohl in Deutschland immer weniger Kinder geboren werden, leistet der Staat einem immer höheren Unterhaltsvorschuss.
Wie großzügig der Staat doch ist!
Dumm nur, dass bei Yahoo! und/oder Focus keiner sein Gehirn eingeschaltet hat. Dem Bericht zufolge gab der Staat im Jahr 2011 eine Summe von 922 Millionen Euro für Unterhaltsvorschuss aus, während es 2007 nur 845 Millionen Euro waren. Eine beeindruckende Steigerung? Nun, dies sind etwa 9% in vier Jahren, oder im Durchschnitt eine sagenhafte Steigerung von 2,2% pro Jahr. Mit anderen Worten: Die vorgegaukelte Großzügigkeit des Staates ist im Wesentlichen nichts weiter als die hundsgewöhnliche Inflationsrate ...
Die Details folgen im Kleingedruckten des Berichts: Im Jahr 2011 wurde Unterhaltsvorschuss sogar für weniger Kinder als im Jahr 2007 gezahlt (nämlich für 492.588 Kinder, gegenüber 496.400 Kindern in 2007), außerdem wurde 2011 ein etwas höherer Anteil des Unterhaltsvorschusses vom eigentlich Unterhaltspflichtigen zurückgeholt als zuvor (19,6% im Jahr 2011, gegenüber 19,1% im Jahr 2007). Soviel zu dem immer üppiger für die Kinder zahlenden Staat, an den die obige Schlagzeile uns Glauben machen will.
Im übrigen wurde m.E. das Jahr 2007 mit Bedacht als Vergleichsbasis gewählt, um das Ergebnis in die offenbar gewünschte Richtung zu lenken: 2007 war nämlich das letzte Jahr, für das in den neuen Bundesländern ein niedrigerer Unterhaltsvorschuss galt als in den alten Bundesländern. Diese "Angleichung der Lebensverhältnisse" für einen Teil der Berechtigten, d.h. die Erhöhung auf West-Niveau, ist in den oben genannten 9% demzufolge auch noch enthalten.
Demgegenüber könnte man bei einem Vergleich zwischen 2008 und 2012 z.B. feststellen: Für ein Kind bis zum 6. Lebensjahr erhöhte sich der UHV von 125 Euro auf 133 Euro, das sind 6,4% in vier Jahren bzw. im Durchschnitt nicht einmal 1,6% jährlich - das dürfte sogar noch unterhalb der Inflationsrate liegen. Außerdem brauche ich wohl niemanden hier daran zu erinnern, dass der Mindestunterhalts-Zahlbetrag laut Düsseldorfer Tabelle bei ansonsten gleichen Rahmenbedingungen nicht etwa ebenfalls um die staatlich gewährten 6,4%, sondern um schlappe 11,4% gestiegen ist (nämlich von 202 Euro auf 225 Euro) ...
Ich kann die ganze Geschichte natürlich auch in einem einzigen Wort zusammenfassen: Volksverdummung!
Nix für ungut,
Malachit.
P.S. wer sich über die Anspielung mit der "Schokoladenration" gewundert hat, der lese den Roman 1984 : Während der Staat die Schokoladenration in Wirklichkeit auf 20 Gramm pro Woche senkt, schafft der staatliche Propaganda-Apparat es mühelos, dem Volke vorzugaukeln, sie werde auf 20 Gramm pro Woche erhöht ...
Wenn ein Staat die Leistungsgerechtigkeit zugunsten der Verteilungsgerechtigkeit aufgibt, dann kommt man bald an den Punkt, wo es mangels Leistung nichts mehr zu verteilen gibt.
Hi Malachit,
deine Art zu lesen gefällt mir. Habe selbst so lesen gelernt mithilfe des Buchs Der Hund der Eier legt
Und du hast vollkommen recht: Das ist Volksverdummung!
Schönen Abend noch :yltype: biggi
Es ist nicht genug, zu wissen, man muß auch anwenden;
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(J. W. von Goethe)
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Entsprechend ist das Ergebnis.
Die vierte Gewalt arbeitet auch hart an ihrer eigenen Abschaffung.
Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.