hi Chappi,
das Problem an der Situation ist das es keine unabhängige Beobachtung gibt.
Sicher ist nur die beiden haben sich geprügelt, sicher ist das jemand (unter umständen vorschnell, aber besser zu schnell als nicht) den Krankenwagen geholt hat.
Dieses "Spiel" war wohl auch nicht grade die friedliche Art Pausenzeit zu verbringen. Also trägt wohl auch dein Sohn Mitschuld. Er hat sich darauf eingelassen mitzuspielen, das es dann heftiger wurde als geplant liegt im Risiko das er vorher hätte bedenken müssen.
Ja ich würde auch zu meinem Sohn stehen, aber ich würde meinem Sohn auch klarmachen wer prügelt muss damit rechnen die Konsequenzen tragen zu müssen.
Ein Verweis für beide ist in meinen Augen das einzige was die Schule tun kann, alles andere können sie ja gar nicht ehrlich vertreten weil keine Lehrkraft etwas gesehen hat. Als Schule nicht zu reagieren wäre fatal und würde die Gewaltbereitschaft der Schüler nach oben treiben. Solche Rangeleien sind an der Tagesordnung für die Lehrer, nur für dich als Elternteil wirkt das nochmal ganz anders.
Manchmal ist auch der Gedanke an die eigene Kindheit gut, hast du dich mal gerauft? Hast du mal Mist gebaut? Wer ehrlich zu sich selbst ist weis das er auch nicht immer ein Engel war, ich hab auch mal einen Verweis kassiert und ich lebe noch 😉
Und wenn es dich tröstet, ein Verweis bringt keinen um aber manchen zum nachdenken - und dann hätte er ja eine positive Wirkung.
LG
Nadda
Hallo Chappi,
Die Androhung eines Verweises hat überhaupt keine Bedeutung, wenn Dein Sohn nicht dauerhaft auffällig ist. Er trägt dadurch auch keinen Makel oder ähnliches mit sich herum. Es bedeutet vor allen Dingen auch nicht, dass man von der Schule fliegen kann!!!!
Das wird zwar gerne als Drohung genommen ist aber totaler Quatsch. Wehren kann man sich in wirklich wichtigen Fällen, also nicht in Deinem Fall, mit Rechtsanwälten und Schulaufsicht. Lehrer gehen sofort in die Knie, wenn ihnen so etwas auch nur angedroht wird, denn dann wird ihre Unfähigkeit zur Erziehung dauerhaftes Thema an der Schule. Der Makel bleibt!!!!
In den § 62 und 63 des Schulgestzes werden die Erziehungsmaßnahmen und Ordnungsmaßnahmen genannt. Erst wenn Erziehungsmaßnahmen nicht mehr greifen darf zu Ordnungsmaßnahmen und hierzu zählt der Verweis gegriffen werden. Ein Verweis ist so etwas ähnliches, wie eine Abmahnung. Ordnungsmaßnahmen müssen schriftlich angekündigt werden, deshalb die Androhung eines schriftliches Verweises.
Bei Deinem Sohn haben bisher anscheinend alle Erziehungsmaßnahmen versagt, deshalb werden jetzt Ordnungsmaßnahmen angekündigt und das schriftlich, damit Du endlich mal zur Erziehung schreitest. 😉
hier mal die Adresse fürs Berliner Schulgesetz zum Nachlesen. http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/rechtsvorschriften/schulgesetz.pdf?start&ts=1300706714&file=schulgesetz.pdf
Erwarte bitte keine gerechte Aufarbeitung des Konflikts. Die Lehrer an der Schule scheinen daran kein Interesse zu haben, sonst hätten sie nicht so hilflos reagiert.
Wenn es denn zu einem Elterngespräch kommen sollte, was nicht zwingend notwendig ist, da der Verweis nur angedroht wird und duch die Schriftform die Eltern informiert werden sollen, dann versuche bitte nicht Deinen Sohn zu verteidigen und Gerechtigkeit zu verlangen, denn das macht dem Lehrer Arbeit. Ausbaden muss das letztendlich Dein Sohn. Versuche Verständnis zu zeigen und der Lehrer wird begeistert sein von dem verantwortungsbewußten Vater von Chappies Sohn und ihn dementsprechend behandeln und Dich in Zukunft in Probleme in der Schule einbeziehen. Fordere Gerechtigkeit und Aufarbeitung und Du bist in Zukunft aussen vor, Dein Sohn eventuell auch. So einfach ist das.
Und bitte treibe Deinem Sohn die Flausen von "ich habe mich doch nur gewehrt..." aus. Wer mit dem Feuer spielt muss damit rechnen, dass es anfängt zu brennen. Ich habe in meinen Klassen Boxer, die sich eher verprügeln lassen, als ihre Kampfkünste einzusetzen, darauf sind sie stolz und von ihren Mitschülern bekommen sie dafür sehr viel Respekt. Ich halte das allerdings auch nicht immer für richtig.
Also: die Schule hat die Androhung des Verweises angekündigt, also wird sie ihn auch machen, sonst droht Gesichtsverlust. Es wird wahrscheinlich nur Deinen Sohn treffen, schütze ihn jetzt vor solchen Lehrern, indem Du Verständnis für die Maßnahme zeigst. Für die Aufarbeitung mit Deinem Sohn gab es hier schon viele Tipps, die wirst Du leisten müssen.
Liebe Grüße
ein Lehrer
Hallo Feuerfliege,
dann versuche bitte nicht Deinen Sohn zu verteidigen und Gerechtigkeit zu verlangen, denn das macht dem Lehrer Arbeit. Ausbaden muss das letztendlich Dein Sohn. Versuche Verständnis zu zeigen und der Lehrer wird begeistert sein von dem verantwortungsbewußten Vater von Chappies Sohn und ihn dementsprechend behandeln
(...)
ein Lehrer
Fantastisch! Und in den höheren Klassen gibt's dann im Deutschunterricht Heinrich Manns "Der Untertan" als Klassenlektüre, damit die Schüler begreifen, was für elende, obrigkeitsgläubige Duckmäuser die Deutschen doch zu Kaisers Zeiten waren, und klopfen uns auf die Schultern, weil's heute um so viel besser zugeht?
Außerdem, als billige Zugabe, im Ethikunterricht: Zivilcourage für Anfänger ...
Kopfschüttelnde Grüße,
Malachit.
Wenn ein Staat die Leistungsgerechtigkeit zugunsten der Verteilungsgerechtigkeit aufgibt, dann kommt man bald an den Punkt, wo es mangels Leistung nichts mehr zu verteilen gibt.
Hallo Malachit,
Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Einen wesentlichen Anteil am Schulfrust unserer Kinder entsteht genau durch diese Diskrepanz.
Liebe Grüße
FF
Moin,
ein tolles Wochenende mit den Kindern ist vorbei, jetzt will ich antworten.
Hallo Chappi,
Mein Dackel beisst Dich dafür. Genaues Lesen hilft. 😉
Liebe Grüße
ein Lehrer
Ja, so ist es. Die Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Eltern, wenn sie überhaupt stattfindet, ist eher verhalten und misstrauisch als kooperativ. Denn läuft die Schule ist der Kontakt nicht notwendig. Wehe aber die Schüler "funktionieren" nicht richtig, dann hagelt es Vorwürfe.
Von meiner Seite werden die unfähigen und ungerechten Lehrer angeklagt, die die Leistungen der Schüler verkennen und nicht fördern. Das ist mein Vorwurf: Pauker statt Pädagogen.
Die Reaktion ist klar: Nein, es sind die Eltern, die unfähig und überfordert sind und die die notwendigen Vorraussetzungen der Kinder für die Schule nicht geschaffen haben. Die Schule ist doch kein Reparaturbetrieb für die unterlassene Erziehung durch die Familie.
Diese Diskussion führt zu nichts.
Aber die Schule hat die Aufgabe neben der Bildung der Schüler ihr Selbsbewusstsein und die Zuversicht zu erhöhen, damit das Leben und die damit verbundenen Aufgaben später gemeistert werden können. Das Ergebnis sind aber 30% der Schüler, die unter Schulangst leiden. Die Schule produziert genau das Gegenteil von dem was sie erreichen will. Ein Paradoxum. Hier spiegelt sich für mich das selbstgefällige Wesen der Schule wieder, dem die Schulpflicht jedes Jahr neue Kinder zuspült.
Außerdem, als billige Zugabe, im Ethikunterricht: Zivilcourage für Anfänger ...
Ganz meine Meinung. Übertriebene Harmoniesucht führt zu Minderwertigkeit und im schlimmsten Fall zu Depressionen.
LG Cappi, Hauptberuflich Vater mit Besuchsrecht, im Nebenberuf definitiv kein Lehrer
Ja, so ist es. Die Zusammenarbeit zwischen Lehrern und Eltern, wenn sie überhaupt stattfindet, ist eher verhalten und misstrauisch als kooperativ. Denn läuft die Schule ist der Kontakt nicht notwendig. Wehe aber die Schüler "funktionieren" nicht richtig, dann hagelt es Vorwürfe.
Ehrlich gesagt trifft diese Beschreibung den Kern. Das ist mein Gefühl, seit ich ein Schulkind habe. Ich fühle mich oft beguckt wie so ein Erziehungsversager. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was passiert, wenn mal wirklich irgendwas "vorfällt".
LBM
"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es ist die Entscheidung,
dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."
Tja LBM,
das kommt drauf an wie sehr man sich auf die Hinterbeiden stellt. Die Grundschullehrerin meines Sohnes machte mich ja auch dumm von der Seite an, mein Kind wäre unbeschulbar und nicht wie ich meinte überdurchschnittlich begabt. Und so ein Gutachten wäre ja auch nicht wissenschaftlich und ich hätte in der Erziehung versagt. Nun gut, der betreffende Herr des Schulamtes erklärte ihr dann das Gutachten und das es im mathematischen Bereich von 100 Kindern nur noch 5 gibt, die gleich gut und besser sind und das es wohl unmöglich wäre ein Gutachten der Marbuger Uni (die dafür ein eigenes Institut haben) als unwissentschaftlich zu bezeichnen. Sie war danach zwar freundlicher und ruderte extrem zurück, aber zum Glück war sie 3 Moante später auch an einer anderen Schule :rofl2:
Ne. Ich bin mir bewußt ,das Lehrer nen harten Job machen, aber manchmal zweilfe ich an ihrer pädagogischen Ausbildung. Nur stures Wissen vermitteln ist eben leider zu wenig. Bei unseren Schulen hieß es immer: Sie vertrauen uns ihre Kinder an und wir nehmen auch ernst, das wir damit, neben ihnen als Eltern, auch einen Erziehungs- und nicht nur Bildungsautrag haben. In der Praxis dann leider oft anders.
LG Tina
Ein gebrochenes Versprechen ist ein gesprochenes Verbrechen
Moin,
ein Update.
Mit der Lehrerin habe ich inzwischen telefoniert. Ich musste mir 5 min lang ausführlich am Telefon die emotionale Situation der Lehrer im Lehrerzimmer anhören, die mir die Lehrerin schilderte: ein verletzter Schüler auf dem Pausenhof, der nicht mehr auffindbar war. Ein Notarztwagen, der diesen Schüler abgeholt hat. Alles hochdramatisch.
Mein Einwand, das war doch ein Drama-Abgang des Unterlegenen und die Kinder schauen wohl zuviel Fernsehen quittierte die Lehrerin mit „Empörung“. Wortwörtlich: „Es empört mich, dass sie die Aufregung nicht verstehen. Immerhin wurde bei dem Kind eine Bauchdeckenprellung vom Arzt diagnostiziert“. Eine Prellung ! Das rechtfertigt also einen Notarzteinsatz. In meinen Augen unverhältnismäßig. Dann kann ja in Zukunft die Pausenaufsicht gleich vom Notarzt mit übernommen werden. Als Kind hatte ich jede Menge Prellungen von der Schule, Sport und vom Spielen. Hat mir nicht geschadet. Ist heute wohl anders.
Also habe ich eine Stellungnahme an die Schule geschrieben. Ein Auszug:
…………
Nachdem Sie alle Kinder zu dem Vorfall befragt haben stellt sich die Frage: wer hat denn nun angefangen?
Dafür müsste erst der Begriff „Angriff“ bestimmt werden, das ist jedoch ein Begriff mit einem schwer zu definierenden Inhalt. Gewalt wird von Menschen unterschiedlich empfunden und dadurch unterschiedlich beantwortet. Also wann ist ein Verhalten ein Angriff und die Reaktion darauf eine Verteidigung, oder wann ist die sog. Verteidigung der eigentliche Angriff? Diese Frage lässt sich nicht pauschal oder objektiv beantworten. Ich würde solche Handlungen als Angriff werten, die eine unmittelbare Gegenreaktion erfordern, um sich selbst vor Schaden zu bewahren und zu verteidigen.
„Zum Streit gehören immer mindestens Zwei“. Diese Redensart hält sich beständig, obwohl sie grundfalsch ist. Mit dieser Aussage soll eine unschöne Situation relativiert werden und verhindert werden, dass einer die Schuld bekommt. Ich nenne das „Harmoniesucht“.
Selbstverständlich gibt es auch Streitereien, wo wirklich zwei Raufbolde aufeinandertreffen. Jeder gewaltbereit und konfliktwillig. Beispielsweise Fußball-Hooligans. Dieser Fall liegt hier nicht vor.
Es gibt aber auch jeden Tag zahlreiche Fälle, wo unschuldige Menschen angegriffen werden. Die Motive dafür sind Gier, Neid, Sadismus, Eifersucht oder Streitlust. Dies kennt der Volksmund und sagt: „es kann der Frömmste nicht im Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“.
Kampf oder Flucht? Wenn man angegriffen wird, hat man nur noch diese zwei Handlungsmöglichkeiten. Wer den Kampf wählt, wählt eine harte Anstrengung. Nicht nur in dem Kampf selbst, sondern auch danach. Man muss sich Gedanken machen, Beweise sammeln und vielleicht aufwändige Schriftsätze erstellen. Jeder weiß es: wer Kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren.
Unter Flucht verstehe ich das Nachgeben gegenüber Forderungen, die ein anderer erhebt, oder das Durchgehen lassen von Handlungen eines Anderen, die für einem selbst schädlich sind.
Sich in eine ungerechte Situation bringen zu lassen führt auf Dauer zu einer Verminderung der inneren Kraft und im schlimmsten Fall zu Depressionen.
Meiner Lebenserfahrung nach, sind Menschen, die nicht für ihre Sache kämpfen wollen, für andere intuitiv als leichte Beute zu erkennen, was immer neue Angriffe provozieren kann. So entstehen „Opfertypen“.
…….
Mit Sohn habe ich besprochen, dass er zukünftig bei Problemen sich sofort an Sie wenden soll.
Das Ergebnis der Klassenkonferenz war ein schriftlicher Verweis wegen aggressiven Verhaltens. Dazu sag ich naja. Kann ich und Sohn mit leben.
Inzwischen ist folgendes in der Schule passiert: meinem Sohn wurde von einem Mitschüler Deospray in seine Augen gesprüht. Mein Sohn hat nicht zugetreten oder sonstwas gemacht, sondern hat wie mit mir abgesprochen die Lehrerin gesucht um ihr dies mitzuteilen. Die Lehrerin war nicht auffindbar. Sie erfuhr erst am nächsten Tag davon. Die Folge war ein Tadel für den Mitschüler. Die Klassenlehrerin soll in dem Zusammenhang gesagt haben: …und wenn sie (die Schüler) sich gegenseitig totschlagen, ist mir doch egal….
/Ironie on
Ich bin mir sicher, dass der Deosprühstoß in die Augen nur ein Versehen war. War sicher nicht ernst gemeint. Und ganz bestimmt nicht aggressiv. Der pädagogische Auftrag der Lehrerin sehe ich als voll erfüllt an.
/Ironie off
In der Klasse läuft einiges verkehrt und es wird mit zweierlei Maß gemessen. Ich bin wütend. Auftakt für ein neues Schreiben an die Schule.
LG Cappi