Nimm diesen kleinen Kerl in den Arm und zeig ihm, daß er Dir wichtig ist, und daß er mit Dir zusammen die Welt in den Griff kriegen kann, die ihm soviel Schwierigkeiten macht.
Hallo Karlson,
besser als Frieda hätte ich es nicht ausdrücken können.
Schönen Sonntag noch! 🙂 Biggi
Es ist nicht genug, zu wissen, man muß auch anwenden;
es ist nicht genug zu wollen, man muß auch tun.
(J. W. von Goethe)
Hi,
ergänzend zu dem ersten Beitrag wollte ich noch auf folgende Möglichkeit hinweisen:
Vieles hier auf "Ist seine Art, muss man verstehen", "Braucht mehr Verständnis", "braucht mehr Liebe" zurückgeführt wird. Das kann und mag richtig sein, kann aber auch schlichtweg unangemessen sein. Wenn z.B. jemand dazwischen redet und sich dauerhaft nicht benimmt, kann es sein, dass das nicht einfach eine zu "tolerierende Art" ist, sondern schlichtweg schlechtes Benehmen. Wärend Eltern gar nicht versuchen sollten, die Art zu ändern und es nicht können, können sie zumindest auf das Benehmen kann man Einfluss nehmen, indem man nicht irgendwelche Ausreden sucht "braucht mehr Verständnis", sondern Grenzen setzt. Ich sehe heutzutage vielfacht eine "Weichspülerziehung", bei der alles antiautoritär gelöst werden soll... Das unterscheidet sich grundlegend von der Erziehung früherer Generationen. Es war nicht alles schön, alles toll, aber es hat unterm Strich funktioniert und vielleicht sollte man sehen, dass eine suboptimale Erziehung, bei der nicht alles gut ist, immer noch besser ist als keine Erziehung.
lg
@Martin: ok, DIE Sprache verstehe ich. 🙂
@dantes: ich bin heute wirklich nicht so rasend geschickt in Diplomatie, aber die gute, alte Zeit? Kind braucht mehr Grenzen? Ich glaube, der erntet genug Kritik und Gerede über seine ganzen Probleme. Und Kaiser Wilhelm, Max Schreber und Psycho-Addi will nun wirklich niemand zurück. Gesunde, liebevolle Grenzen- ja, unbedingt, aber bitte mit Verständnis dafür, dass diese ebenso gesund und regelmäßig ausgetestet werden. Das hat nichts mit "Weichspülerziehung" zu tun, sondern mit etwas, das uns jahrhundertelang ganu schön abging: Verständnis für Kinder. Inklusive ihrem Bedürfnis nach Grenzen, genauso wie für das Testen derselben.
@Susi: vielleicht wäre es auch schon ein Ansatz, Anderssein mal nicht mehr als Störer zu sehen? Bei meinem Kind habe ich irgendwann begonnen, seine Spezialitäten nicht mehr als "Probleme", sondern "Besonderheit" zu sehen und zu verbalisieren. Er hatte bereits in der 2. Klasse Depressionen, weil er überall nur als Problemkind gehändelt wurde. Keine schöne Zeit. Seither sind 6 Jahre vergangen, er wird immer Legastheniker bleiben, aber er kann gut, selbstbewusst und offen damit umgehen. Sollte das nicht das Ziel sein?
man muss nicht alles so machen wie damals und klar werden Grenzen ausgetestet, es gibt aber einen Unterschied zwischen dem gelegentlichen Austesten von Grenzen und regelmäßigem schlechten Benehmen,
- weil bestimmte Benimmregeln eben gar nicht erst vermittelt werden
- Grenzen gar nicht erst gesetzt werden
- oder vor lauter Verständnis für die "Art" keine Konsequenzen gezogen werden.
Früher war nicht alles besser und nicht alles schlechter (als wenn kein Verständnis früher da war... Veilleicht waren gewisse Grenzen und Eigenschaften viel lebensnotweniger als in der Wohlstands und H4 Gesellschaft heutzutage)
Disziplin ist ja ein Unwort und wird mit Hitler und Napoleon in Verbindung gebracht, dabei gibt es genügend positive Vorbilder mit und kein einziges ohne. Schule erfordert Benehmen und Disziplin genauso wie Ausbildung, Sport und Beruf. Und, das sagen zumindest so manche Lehrer, da mangelt es mittlerweile dran und nicht nur bei Problemmillieus, sondern auch bei den 70er Style Eltern.
Meine Vermutung wäre die folgende und sorry, wenn ich das so hart schreibe, es ist ebenfalls nicht diplomatisch:
Alleinerziehende Mutter, selber lange lange Zeit nicht voll berufstätig (und dafür mit gewisser "Flexibilität") aber verdammt viel "Verständnis" für das arme Trennungskind und die verbleibende Bindungsperson. Einger geht eine gewisse Verhätschelung, mit der Vernachlässigung des Setzens von Grenzen.
Der Sohn hat sich im Grunde auch vorher nie benommen, aber es war kein Problem, denn er ist ja auch arm dran und lernt das schon irgendwann von sich aus, so mit 18 oder so. Und wenn man zu streng ist, will er womöglich zum Vater. Außerdem muss die Muddi ja die "Freundin" der Kinder sein. Der Vater war vermutlich wiederum ziemlich genervt am Wochenende, kanns aber im Grunde nicht ändern und will es sich auch nicht mit dem Sohn verderben. Auf der anderen Seite hat er auch öfter mal die Nase voll und setzt deswegen zeitliche Grenzen.
Da kommt ein neuer Mann ins Leben und sagt nun, das Benehmen sei nicht ok. Ja, wenn der es sagt...
Stimmt, eigentlich war es immr so unter alles Sau und nicht kindgerecht. Nun soll Das Kind soll wieder Kind sein und
ordentliches Benehmen ist wieder erwünscht. Dann wird angefangen zu kritisieren, Grenzen zu setzen, was nun das Kind nicht versteht. Wieso ändert sich was mit Mamas neuem Mann?
Da wärs doch viel praktischer, wenn der Ex die unbequeme Aufgabe übernimmt, diese Art der Erziehungsaufgaben sind ja eh Männersache und beim Trennungsvater ist sowieso klar, wer die Rolle des bösen Bullen inne hat.
Was hier fehlt ist ein klarer Erziehungsstil der Mutter, die eben die Grenzen von sich aus setzt und nicht erst anfängt, welche zu setzen, weil Ihr andere sagen, dass Ihr Sohn sich nicht benimmt. Ebenso muss sie Ihrem Sohn signalisieren, dass sich an ihrem Verhältnis durch den neuen Partner nix ändert, sie ihren Sohn noch liebt, aber eben die Mutter und nicht die Freundin ist. Der Neupartner kann und sollte tatsächlich vorerst nur Verständnis für den Sohn zeigen und sich sonst raushalten. Das befreit aber nicht die Mutter davon, Ihre bisherige Rolle mal zu überdenken und dies zu ändern.
Aber bei allem Verständnis, sorry, das die Mutter das Rollenverhälnis zurechtrückt und eine gewisse Hierarchie herstellt und Grenzen setzt, Benehmen vermittelt, das gehört dazu und das ist primär Ihre Aufgabe als Alleinerziehende, nicht die des neuen, nicht die des alten Mannes.
Ich würde ja fast sagen, in allen Kommentaren sind Aspekte enthalten, deren Beachtung in meiner Situation hilfreich sind.
- die nächsten Monate werde ich darauf achten, inwieweit die Therapie von s10 Verbesserungen mit sich bringt
- ich habe mir vorgenommen, mich mehr in seine Situation zu versetzen, um ggf. mehr Verständnis entwickeln zu können
- Verständnis bedeutet nicht, sein Verhalten pauschal abzunicken, aber vielleicht doch adäquater auf s10´s provokante Verhaltensweisen zu reagieren
- Organisatorisch und im Umgang habe ich s10´s Vater bereits ersetzt - ich unternehme mehr mit s10, als es sein Vater tat, als sie noch eine Familie waren
- Emotionale Wärme in der Intensität wie bei meinen eigenen Söhnen kann ich ihm (noch) nicht bieten. Ich bin auch nach wie vor der Ansicht, dass das keine gute Idee ist. (Ich muss da immer an die unglaubliche Geschichte von wedi denken)
Ich sehe mich eher in der Position des guten Freundes und Mentor.
Meine LG liest gerade ein Buch über Patchworkfamilien. Eine Kernaussage ist, dass es im Schnitt ca. vier Jahre braucht, bis sich alle Mitglieder der PW-Familie miteinander arrangiert haben.
Dies soll kein Abschluss des Threads sein.
Was mir persönlich auch gut getan hat war die Erkenntnis, dass auch andere Teilnehmer Probleme haben, sich emotional auf ihre Bonuskinder einzulassen.
@alanai: Welche Vorgehensweise hattest Du denn, um Deinem Stiefsohn das Stehgreif-Mobben Deiner Tochter abzugewöhnen?
Übrigens:
Lob und Dank an Euch alle! Es gibt wirklich nur wenige Foren, in denen sich so kompetente und konstruktive Menschen engagieren!!!
karlson
Hallo karlson,
aus meiner Sicht hat s10 Probleme, die durch die Patchwork Familie verstärkt werden, die Probleme exisiteren davon aber unabhängig. Wenn ich es richtig sehe gibt es für ihn als Therapie nur Physiotherapie, das halte ich für nicht ausreichend, wenn es um sein Verhalten geht.
Was verstehst Du unter "Stehgreif-Mobben"?
VG Susi
Hallo,
mit NPE und Chiropraktiker finde ich die Therapie momentan eigentlich ganz gut aufgestellt. Dabei kommt es auch auf die richtige Dosis an. Zuviele Therapien auf einmal lassen in dem Kind noch mehr das Gefühl entstehen, daß es "nicht normal" ist (was wiederum mutlos machen kann und somit Kontraproduktiv wirkt) und verhindern, daß das Kind auch noch ein normales Leben führen kann wie andere Kinder auch.
Liebe Grüße
Frieda
Glaub nicht alles was Du denkst.
War viel los in den letzten zwei Wochen...
Mit s10 ist es in den letzten Wochen ruhiger geworden. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht so genau, woran es liegt.
Auffällig ist, dass s10 nicht mehr so auffällig ist.
Ich habe den Eindruck, dass wir s10 mit NPE (Neurophysiologische Entwicklungsförderung) etwas sehr Gutes angedeihen lassen. Hinzu kommt das sog. Benaudira Hörtraining, das s10 helfen soll, seinen Hörsinn gleichmäßig auszubilden.
Er fängt sogar wieder an, seiner Mutter ein "Ich hab Dich lieb" zuzuflöten (hatte er als kleines Kind inflationär viel getan, aber seit zwei / drei Jahren nicht mehr).
Ich bin gespannt, was die nächsten Wochen bringen werden...
Hi karlson,
das ist ja eine gute Entwicklung.
Er fängt sogar wieder an, seiner Mutter ein "Ich hab Dich lieb" zuzuflöten
beim Lesen wurde mir ganz warm ums Herz
Vielleicht ist es ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren, die Therapie schlägt an, ihr seid entspannter, und du achtest nicht mehr so drauf, was er als nächstes schlimmes anstellen könnte, so dass er weniger innere Anspannung, und den Willen zur Hilfe spürt.... 😉
Ich denke, du solltest dich bei deiner emotionalen Nähe nicht von wedis Geschichte leiten lassen Denn DU würdest dem Vater, sollte er sich kümmern wollen, keine Steine in den Weg legen. Du kannst S10 auch bestärken, wenn er seine Vater gern hat, statt ihm das auszureden. Du solltest nicht, nur weil jemand anders einen Autounfall hatte (wie unglaublich und schlimm das auch sein mag), selbst das Autofahren vermeiden...wenn du verstehst wie ich es meine.
Andererseits ist klar, dass man zu eigenen Kinder, die man als Baby gesehen hat, ein andere Bindung hat als zu einem hinzugekommenen Patchworkkind. Trotzdem, ich persönlich bin sehr froh, wenn mein Mann zu seinem Stiefsohn (=mein Sohn) auch mal sagt ...ich hab dich lieb... wie umgekehrt es auch gern so sein kann. Das schließt ja nicht aus, dass mein Sohn auch seinen Vater lieb hat.
Also, lass es wachsen und gedeihen, und nimm die Verantwortung, die du zweifelsohne hast, behutsam und verantwortungsvoll an (und genau das lese ich aus deinen Beiträgen schon heraus :thumbup:)
ligr ginnie
Durch Nachsicht setzt man der Gewalt kein Ende: damit bestärkt man die Gegner nur in der Gewissheit, sie hätten es mit einem Schwächling zu tun, der leicht zu bezwingen ist
Ich halte es sogar für extrem wichtig für ein Kind in dieser Situation, dass der Stiefelternteil es auch "lieb hat". So gelingt es nämlich, dass das Kind sich zugehörig fühlt und auch als einen Teil dieser Familienkonstellation und erspart Eifersüchteleien.
Ich bin sehr froh darüber, dass meine Männer gut miteinander können und auch mal kuscheln. Eine Beziehung, in der Mann und Kind nicht harmonieren (dürfen) kann nicht funktionieren oder schadet letztlich dem Kind.
Und das kann ja niemand wollen!
LG LBM
"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es ist die Entscheidung,
dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."
Moin
Ich halte es sogar für extrem wichtig für ein Kind in dieser Situation, dass der Stiefelternteil es auch "lieb hat".
Genau. M.E. eine Grundvoraussetzung, damit es überhaupt funktionieren kann. Denn ohne ein
... froh ..., dass meine Männer ... auch mal kuscheln.
ist es eigentlich unmöglich, ein Zuhause (sein) auszumachen.
Gruss oldie
Wenige sind das, was sie vorgeben zu sein.
Und wenn ich es mir recht überlege - niemand.