Hallo,
2008 lernte ich meine jetzige LG kennen, im Mai 2011 zogen wir mit ihren beiden Kindern (s10 und t8) zusammen.
Im November 2012 kamen dann noch meine beiden Jungs (s18 und s15) dazu.
Anfangs dachte ich, dass ich mit meinen bisherigen Erziehungserfahrungen ganz gut mit s10 und t8 klarkommen würde (das war auch so), aber jetzt, wo s10 immer größer wird, deuten sich doch Probleme an.
s10 ist ein auffälliges (Sozialverhalten, Motorik, etc.) Kind. Wir hatten das relativ früh erkannt, aber weil Kinderarzt, Erzieherinnen, Lehrerinnen, etc. nie Alarm schlugen, dachten wir, dass wir das mit "normaler" Erziehung "hinbiegen" könnten. Das änderte sich jedoch, als bei der letzten kinderärztlichen Untersuchung meine LG noch einmal direkt die Defizite angesprochen hatte - und sich letztendlich dadurch eine Therapie mit alternativen Behandlungsmethoden herauskristallisierte.
s10 ist ein Aufmerksamkeit-bedürftiges Kind, er möchte gerne sehr viel gelobt werden, und fordert dies dann auch durch Angeberei ein. Er hat sich eine Sprache zugelegt, die fordernd und bestimmend ist (Nicht: "Kannst Du mir bitte etwas zu trinken holen?" sondern: "Hol mir bitte etwas zu trinken!"). Er drangsalierte seine Schwester und versuchte sie zu erziehen ("Geh jetzt auf Klo!").
Ihm fehlt jegliche Empathie, sieht nur sich im Mittelpunkt. D.h., er ergreift das Wort, wenn er reden will und unterbricht auch Erwachsene, während sie sprechen. Seine Mutter kommt meistens nur 4-5 Worte weit, dann redet er.
Andererseits ist er ängstlich, weinerlich, verletzlich. Auch seine Wortmelodie ist nicht die eines kleinen Kindes.
Ich gehe davon aus, dass sich die Situation noch verschlechtern wird, weil sich seine Schwester t8 inzwischen freistrampelt. Sie ist im Grunde sein Spiegelbild: gut in der Schule, sportlich, empathisch, etc...
s10 gerät im Vergleich zu ihr immer mehr und mehr ins Hintertreffen.
Als Vater von zwei Halbstarken glaube ich schon beurteilen zu können, dass bei s10 einfach was schief gelaufen ist.
Mein Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich mit ihm umgehen soll.
Wäre ich sein Vater, würde ich mich viel mehr mit ihm beschäftigen, ihm mehr Aufmerksamkeit schenken und versuchen, sein Selbstbewusstsein zu stärken.
Ich bin es aber nicht.
Ich will es auch nicht sein, weil s10 einen Vater hat, und ich möchte dem KV seine Position nicht streitig machen. Ich glaube aber andererseits, dass es nicht reicht, dass er seinen Vater nur alle zwei Wochen sehen kann (mehr will der KV allerdings auch nicht).
Wenn es zu Konflikten zwischen s10 und meiner LG kommt, mische ich mich manchmal ein. Dann beschwert sich s10, dass ich mich heraushalten soll.
Er äußert auch schon mal Vorwürfe, z.B. als ich ihn zu einer Geburtstagsparty gebracht hatte und wir zu spät kamen (seine Klüngelei), warf er mir vor, dass ich Schuld an der Verspätung sei, da ich den Weg nicht richtig wusste (stimmte natürlich nicht).
Inzwischen reagiere ich auf s10 immer genervter, was leider letztendlich einem vernünftigen Umgang sehr im Wege steht. Meine LG und ich reden sehr häufig über diese Situation, aber so langsam gehen uns die Ideen aus.
Meine Hoffnung ist ja, dass die Alternativbehandlung Ergebnisse bringt, aber so lange möchte ich eigentlich nicht warten.
Wie sieht es bei Euch aus?
Kennt Ihr solche Situationen? Wie geht ihr mit Euren Bonuskindern um?
Würde mich echt mal interessieren?
Mal so nebenbei: Macht es vielleicht Sinn, eine neue Rubrik "Patchwork" zu eröffnen?
Gruß, karlson
Hallo Karlson,
hach, Ferndiagnosen sind schwierig. Ich versuchs mal.
Ich halte es für sehr sehr wichtig, daß hier die Mutter, der Vater (evt. dessen LG) und Du an einem Strang ziehen und Du als gleichberechtigter Erziehungs(eltern)teil auftreten kannst und auch vom Kind als solcher wahrgenommen wirst.
Möglichst häufige Absprachen unter Euch sollten möglich sein, damit Ihr dem Kind eine klare Struktur bieten könnt und er keine Möglichkeit hat, auszuweichen. Ihr solltet alle drei gleichmäßige Grenzen setzen und Euch hierin unbedingt einig sein, denn alles andere tut dem Kind nicht gut.
Eine deutliche und einheitliche Struktur wird dem Kind neben der Therapie helfen, sich zurechtzufinden und seine eigenen Grenzen besser wahrzunehmen.
Welche Therapien habt Ihr angedacht? (Nur mal so interessehalber)
Liebe Grüße
Frieda
Glaub nicht alles was Du denkst.
Moin karlson,
für einen 10-Jährigen spielen Biologie oder Familienrecht keine Rolle; sehr wohl aber das wahr- und ernstgenommen werden. Eine der wesentlichen Grundlagen für Patchworkfamilien ist daher, nicht zwischen "meine Kinder" und "deine Kinder" zu unterscheiden; das kann nur in die Hose gehen, denn es geht zwangsläufig mit Bevorzugungen und Benachteiligungen einher. Wenn ein 10-Jähriger bereits (erfolgreich) Forderungen stellt wie
dass ich mich heraushalten soll.
liegt das Kind bereits tief im Brunnen.
Für die Versäumnisse oder das Desinteresse des KV kannst Du nichts und auch nichts daran ändern; sehr wohl aber für die Lebensqualität innerhalb Eurer Patchworkfamilie. Ich kann Dir deshalb nur raten, Dich entweder genauso intensiv mit dem Sohn Deiner LG zu beschäftigen (der gerade einen männlichen Gegenpart sucht, an dem er sich reiben kann) oder eben alles hin- und in Kauf zu nehmen, was dieser Knabe Dir die nächsten Jahre an Kloppern servieren wird. Und das wird nicht weniger sein als heute, sondern erheblich mehr.
Auch den Respekt von Stiefkindern muss man sich verdienen; er lässt sich nicht hinter behaupteten Unzuständigkeiten oder einem "ich will zwar mit Deiner Mutter schlafen, aber mit Dir will ich nicht viel zu tun haben" verstecken. Patchwork ist "ganz oder gar nicht" - zwischen beidem lauern jede Menge Katastrophen.
Grüssles
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
Hi Karlson,
ich denke auch, dass Du erstmal mit der KM noch mal Eure Rolle definierst. Aus meiner Sicht kann es nicht angehen, dass ihr Euch als erwachsene Familienmitglieder so vorführen lasst. Klar, Elternteil ist hier die KM - ihr könnt aber nur als Familie funktionieren. Und dort musst auch Du mit genau den selben Rechten in Bezug auf das Zusammenleben ausgestattet sein. Das die KM bei bestimmten Entscheidungen das letzte Wort hat, ist gut und richtig.
D.h., er ergreift das Wort, wenn er reden will und unterbricht auch Erwachsene, während sie sprechen
Dann ist es hier z.B. auch mal Eure Aufgabe, den Junior einzubremsen. Da wird dann vielleicht kurz geschmollt, aber auch das gehört zum Leben dazu.
Wenn es zu Konflikten zwischen s10 und meiner LG kommt, mische ich mich manchmal ein. Dann beschwert sich s10, dass ich mich heraushalten soll.
Manche KMs neigen übrigens dazu, Trennungskindern "viel durchgehen zu lassen, damit er es nicht so schwer hat". Auch dieses Verhalten ist aus meiner Sicht sehr schädlich für Kinder, da sich so auffälliges Verhalten verfestigt.
Ich würde an Eurer Stelle die Zügel schon etwas anziehen. Das Ganze aber mit der notwendigen Empathie und auch mit der Fähigkeit dem Junior zu erklären, warum sein Verhalten an bestimmten Stellen nicht geht. Gruß Ingo
Hallo,
meinen Post hatte ich heute in der Mittagspause geschrieben, und deswegen war der nicht vollständig.
Natürlich ist es so, dass wir diese Verhaltensweisen nicht durchgehen lassen. Wobei gerade ich darauf achte, dass er die passende Antwort erhält.
Bei mir achtet er z.B. jetzt darauf, dass er mit "Kannst Du bitte..." eine Anfrage beginnt.
Das ist aber, wie soll ich sagen, spezielles Verhalten. Es ist nicht die Einsicht, dass er sich so höflich verhält, sondern er tut es, weil er sonst von mir keine Reaktion erwarten kann. Er passt sich da meinen speziellen Anforderungen an, übernimmt es aber nicht als allgemeingültige Verhaltensweise.
Problematisch ist auch, dass wir, wenn wir klare Grenzen ziehen, den lieben, langen Tag an ihm herummeckern. Er soll leiser sprechen, er soll ausreden lassen, er soll nicht immer bestimmen, ... Am Ende des Tages ist da nur noch ein Häuflein Elend am Abendbrotstisch. Das kann es natürlich auch nicht sein.
Es ist unglaublich schwer, die Balance bei ihm zu finden; versucht man ihn zu maßregeln, fühlt er sich ungerecht behandelt und als Sündenbock.
Wir haben auch schon versucht, uns auf nur eine Problematik zu fokussieren. Das geht dann einige Zeit gut, aber häufig fällt er in seine alten Muster zurück, wenn wir dann die nächste Baustelle angegangen sind.
Ich habe ja selbst zwei Söhne und kenne die gewöhnlichen Erziehungs-Spielchen.
Das hier ist etwas anderes. Ich habe noch nie ein so resistentes Kind erlebt. Ich habe schon Stunden meiner kostbaren Lebenszeit damit verbracht, ihm zu erklären, warum man andere ausreden lässt, warum man nicht lügt, etc.
Das perlt einfach an ihm ab.
Ich habe ihm von dem Leiterbeispiel erzählt, dass unser Pastor mir als Konfirmant unter die Nase gerieben hat, dass Eltern ein paar Sprossen weiter oben stehen und daher weiter sehen können als ihre Kinder - das hat ihn in keinster Weise überzeugt; er ist der Überzeugung: er weiß alles besser.
Es gibt Kinder, die können nicht rechnen, oder tanzen.
Ob es wohl sein kann, dass es Kinder gibt, die einfach nicht die Fähigkeit haben, ihre Umgebung wahrzunehmen? Was macht man dann?
@Frieda:
bei s10 wurde nach der Geburt ein KISS-Syndrom diagnostiziert und behandelt. Offenbar nicht erfolgreich. Wir haben uns an eine neurophysiologische Entwicklungsförderin (NPE) gewandt (Empfehlung des Kinderarztes) und die hat folgende Defizite festgestellt:
- ein verkürztes Bein und damit Fehlstellung des gesamten Bewegungsapparates + Rücken / Nacken
- eingeschränktes Bewegungsvermögen
- unterschiedliches Hörvermögen links (tiefe Frequenzen unter-, hohe Frequenzen überdurchschnittlich) >> begünstigt Ablenkungen
- Blockaden im Gehirn; hört sich jetzt entrückt an, aber es scheint was dran zu sein:
Mein LG macht mit s10 Übungen, die sie mit der NPE einstudiert hat und famoserweise hat sich z.B. die Handschrift deutlich zum Positiven verändert.
weitere Maßnahmen:
Chiropraktor, der versucht, durch spezielle Massage die unterschiedlichen Beinlängen zu kompensieren.
@brille007
s10 hat einen Vater, und auch, wenn dieser nur alle 14 Tage auftritt, so spielt er doch eine sehr bedeutende Rolle in seinem Leben.
Ich halte es für keine gute Idee, wenn nun ein vermeintlicher zweiter Vater auf die Bühne kommt und dem "echten" Vater seine Rolle streitig macht.
Das muss irgendwie anders gehen.
Was das "Reiben" angeht, so kann ich nachvollziehen, dass s10 eine Art Sparringspartner sucht. Es kann aber doch nicht dahingehend ausarten, dass s10 mich bzw. mein Fachkenntnis permanent in Frage stellt. Wenn ich die Herausforderung annähme, würden wir uns Tag und Nacht einen Schlagabtausch liefern, mit dem Ergebnis, dass er in 95% aller Fälle den Kürzeren zieht. Das ist dann wieder Gift für sein Selbstbewusstsein.
Wünsch Euch allen eine gute Nacht!
karlson
Hallo,
ich mag hier keine Hobby-Psychologie betreiben, aber es wäre vielleicht ratsam, den Jungen mal psychisch untersuchen zu lassen. Vielleicht auch im Hinblick auf Asperger-Autismus.
Viele Grüße,
Jaydee
Mission impossible?
Anderer Gedanke: den Jungen positiv verstärken.
Also z.B. wenn er die ganze Unterhaltung lautstark an sich reisst: ignorieren. Wenn er sich "regelkonform" (mir fällt grad nichts Treffenderes ein) benimmt: Loben.
Ich hab so das Gefühl, dass er sich in einer negativen Aufmerksamkeitsspirale befindet, dass er also um Aufmerksamkeit buhlt, aber halt nicht auf dem positiven Weg.
Moin karlson,
@brille007
s10 hat einen Vater, und auch, wenn dieser nur alle 14 Tage auftritt, so spielt er doch eine sehr bedeutende Rolle in seinem Leben.
Ich halte es für keine gute Idee, wenn nun ein vermeintlicher zweiter Vater auf die Bühne kommt und dem "echten" Vater seine Rolle streitig macht.
Das muss irgendwie anders gehen.
ein bisschen klingen Deine Vorstellungen nach "wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass". Du sollst den leiblichen Vater ja nicht ersetzen, aber ergänzen. Vor allem, weil dieser in der wenigen Zeit mit seinem Sohn vermutlich keine "pädagogisch wertvollen Dinge" mit ihm anstellt oder ihn in Eurem Sinne einnordet, sondern einfach versucht, eine gute Zeit mit ihm zu haben. Spasspapa funktioniert aber anders als Alltags-Stiefelternteil. In dieser Konstellation kannst Du Deine Rolle nur annehmen oder es lassen, aber Bonuspunkte werden nicht verteilt.
Was das "Reiben" angeht, so kann ich nachvollziehen, dass s10 eine Art Sparringspartner sucht. Es kann aber doch nicht dahingehend ausarten, dass s10 mich bzw. mein Fachkenntnis permanent in Frage stellt. Wenn ich die Herausforderung annähme, würden wir uns Tag und Nacht einen Schlagabtausch liefern, mit dem Ergebnis, dass er in 95% aller Fälle den Kürzeren zieht. Das ist dann wieder Gift für sein Selbstbewusstsein.
naja, was erwartest Du? Ein 10-Jähriger - noch dazu mit den beschriebenen Defiziten - wird kaum nach der Devise handeln "weil der karlson ein netter Kerl ist, der sch um meine Mama kümmert, muss ich auch nett zu ihm sein."
Deine "Fachkenntnis" - wobei auch immer - steht dabei gar nicht zur Diskussion; in erster Linie geht es um klare Spielregeln und eine unzweifelhafte Antwort auf die Frage "Wo ist oben und vorn?" Und dafür spielt biologische Verwandtschaft nicht die geringste Rolle; diese Positionierung muss auch ein Lehrer oder Fussballtrainer klarstellen.
Grüssles
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
Hallo,
Ferndiagnosen sind sehr schwierig.
Wie ist s10 denn in der Schule? Gibt es auch da Defizite?
Ist er intellektuell in der Lage komplizierte Sachverhalte zu erfassen? Wenn nicht, dann könnte das auch eine Erklärung sein.
Erläuterungen rauschen an ihm einfach vorbei, auch Emphathie setzt voraus, dass man eine Situation erfasst und die Folgen seiner Handlungen abschätzen kann.
Was sagt denn sein Vater zu den Problemen?
Ihr solltet euch zu dritt darüber Gedanken machen.
Ansonsten hilft aus meiner Sicht nur liebevolle Konsequenz. Versuche Dich (und die anderen) frei von dem Gedanken zu machen, dass der Junge das alles nur macht um Dich zu ärgern.
Die Konzentration auf 1-2 Probleme kann da durchaus sinnvoll sein, auch wenn andere Probleme dann eben außen vor sind.
VG Susi
Hallo Karlsson,
- Blockaden im Gehirn; hört sich jetzt entrückt an, aber es scheint was dran zu sein:
klingt gar nicht so entrückt, hängt eventuell noch mit dem Kiss zusammen. Wenn da eh schon der Chiro am Arbeiten ist, vielleicht kann der ja nochmal aufs Kiss schauen?
Wir haben häufig Kinder in der Praxis gehabt, da wunderte sich alle Welt, was mit denen wohl los ist, und uns fiel dann Schiefhals/Seitenintoleranz etc. erst während der Therapie auf, weil es einfach nicht so offensichtlich war. Die waren dann auch schon älter, aber manuelle Therapie hat in den meisten Fällen auch da noch was gebracht.
Kiss und Beinlängendifferenz (wahrscheinlich hängt sogar das eine mit dem anderen zusammen) paßt für meine Begriffe ziemlich gut auf die von Dir beschriebenen Verhaltensweisen. Bewegung und Übungen zur Körperwahrnehmung (wird die NPE sicher machen), Orientierung durch klare Strukturen usw. klingt doch schon nach einem guten Weg. Solange er sich selbst nicht richtig wahrnimmt, wird er andere auch nicht wahrnehmen können und kann daher auch gar keine Empathie entwickeln.
Bleibt am Ball und habt Geduld, so aussichtslos ist die Lage vielleicht gar nicht.
Wir haben übrigens gern Sport mit viel Körpereinsatz und klaren Regeln empfohlen, Judo oder ähnliches. Wichtig ist, daß das Kind Freude daran hat, sich zu bewegen und sich selbst spüren zu lernen.
Ich Drück die Daumen!
Liebe Grüße
Frieda
Glaub nicht alles was Du denkst.
Lieber karlson, was mir als erstes beim Lesen auffiel ist, dass Du im Grunde nicht ein gutes Wort für den Jungen hast. Das ist absolut kein Vorwurf, vermutlich aber ein dicker Baustein in der Problematik, der die Sicht auf das Kind selbst etwas verstellen könnte. Du sprichst von seiner Unzulänglichkeit, seinen Defiziten und Therapien gegen diese und seiner Resistenz gegen alles, was Du ihm erklärst. Du wirfst ihm mangelnde Empathie vor, aber nur mal als Gedankenspiel: wie empathisch gehst Du auf ihn ein, wenn er etwas tut, das in Deinen Augen falsch ist? Erklärst Du ihm nur die Welt oder erlaubst Du Dir, ihn in seinem Verhalten auch zu verstehen?
Wir Erwachsenen beurteilen das Verhalten unserer Kinder ganz oft nach unseren erwachsenen Maßstäben und nehmen andererseits unsere Kinder in ihren Signalen nicht ernst, eben weil es ja nur Kinder sind, die noch nix wissen können. Letztlich aber wissen unsere Kinder viel mehr, als wir vermuten. Der Kleine spürt Eure Unzufriedenheit, er hört sie nicht nur. Kinder haben eine eigene Sprache, Seelennot auszudrücken und oft ist das Rebellion, Trotz und nach außen getragene Gleichgültigkeit- über das ganz normale Maß des gesunden Grenzenauslotens hinaus.
Es gibt da einen sehr schönen Satz, auch für den Umgang mit Kindern: "Jeder Narr kann kritisieren, verurteilen und reklamieren- und die meisten Narren tun das auch. Aber um zu verstehen und zu verzeihen, braucht es Charakter und Selbstbeherrschung." Oder anders gesagt: kein Erwachsener hat sich je geändert, nur weil ihn jemand oft genug kritisiert hat. Wir ändern etwas, wenn uns jemand/ etwas dazu motiviert. Warum sollte ein Kind da anders sein?
Ich finde dich in deiner Beschreibung der Abläufe sehr inkonsequent und dadurch deutlich unfair dem Jungen gegenüber.
Einerseits sagst du, du bist nicht der Vater und stehst deshalb nicht für übermäßiges Bemühen, Beschäftigen mit und Kümmern um den Jungen im Alltag zur Verfügung - das soll der Vater machen, der ihn nur alle 14 Tage sieht.
Geht es dann aber um Erziehung, um Grenzen und Co. ist von dieser Aufteilung nichts mehr zu lesen. Da bist du laut eigener Aussage schneller mit Grenzen dabei als die Mutter des Kindes.
Du nimmst dir also dem Jungen gegenüber, der im Monat mindestens 24 Tage mit dir zusammen ist und 6 mit dem leiblichen Vater (gerechnet mit 2 Wochenenden pro Monat á 3 Tage), sehr wohl das Recht heraus, das was FÜR DICH im Alltag wichtig ist umzusetzen - Grenzen, Erziehung etc. nicht aber, was für IHN im Alltag wichtig ist, nämlich Zuwendung, Nähe etc. da verweist du auf den leiblichen Vater.
Das ist weder fair noch wirklich schlüssig, wenn man es so klar darstellt.
Im Ergebnis kriegt der Junge von dir also nur Feuer. Mach nicht, tu nicht, lass das, du sollst doch.
Für alles Positive bist du nicht zuständig, er hat ja einen Vater.
Ich für mich bestimme nicht die Beziehung zu meinem Bonuskind - das tut sie. Sie regelt und bestimmt, wieviel Nähe stattfindet und in direktem Verhältnis dazu maße ich mir dann auch an, in andere Themen einzugreifen wie eben z.B. "das sollst du nicht, hör auf". Aber die Meßlatte ist ihr Bindungswille mir gegenüber, also im Grunde, was sie von mir haben will. Und da gehen dann Bindung und Umgang Hand in Hand miteinander. Sucht sie eine sehr enge Bindung, bin ich eben auch in die Erziehung involviert. Sucht sie die nicht, halte ich mich auch anderweitig zurück.
Das war für mich der Deal, als ich mich für ihren Vater entschieden habe. Dass weder er noch ich bestimmt, wie das Kind mir gegenüber zu fühlen hat. Und ich bin die Erwachsene, stelle mich dann also entsprechend darauf ein.
Hallo,
Wie ist s10 denn in der Schule? Gibt es auch da Defizite?
Ist er intellektuell in der Lage komplizierte Sachverhalte zu erfassen? Wenn nicht, dann könnte das auch eine Erklärung sein.
Er wird wahrscheinlich eine Gymnasial-Empfehlung bekommen, hat aber Schwierigkeiten in sprachlichen Fächern.
Was sagt denn sein Vater zu den Problemen?
Ihr solltet euch zu dritt darüber Gedanken machen.
Könnte problematisch werden. Vater ist eine cholerische Persönlichkeit. Auf mich hegt er einen besonderen Groll, weil er meint, dass ich die Familie zerstört habe.
Eine Diskussion am runden Tisch ist wohl nicht möglich.
Es kann auch sein, dass s10 ein paar dieser väterlichen Gene mitbekommen hat.
dass Du im Grunde nicht ein gutes Wort für den Jungen hast. Das ist absolut kein Vorwurf, vermutlich aber ein dicker Baustein in der Problematik, der die Sicht auf das Kind selbst etwas verstellen könnte. Du sprichst von seiner Unzulänglichkeit, seinen Defiziten und Therapien gegen diese und seiner Resistenz gegen alles, was Du ihm erklärst. Du wirfst ihm mangelnde Empathie vor, aber nur mal als Gedankenspiel: wie empathisch gehst Du auf ihn ein, wenn er etwas tut, das in Deinen Augen falsch ist? Erklärst Du ihm nur die Welt oder erlaubst Du Dir, ihn in seinem Verhalten auch zu verstehen?
Mir wird nachgesagt, dass ich durchaus Empathie besitze.
Es ist ja auch nicht so, dass ich autoritär rüffle.
Beispiel:
s10 spricht ziemlich laut, also: ziemlich laut! Ich drehe dann schon mal den Spieß um, und antworte in der gleichen Lautstärke (macht meine LG auch ab und zu).
s10: "karlson, hör auf, so laut zu sprechen!"
karlson: "s10, tut mir leid, ich muss so laut sprechen, das bin ich so gewöhnt!" (Das ist i.d.R. seine Standardantwort auf meine Bitte, leiser zu sprechen).
Ich glaube schon, dass ich mir Gedanken darüber mache, welche Gründe s10 zu diesem Verhalten führen. Nur gehen mir langsam die Ideen aus - deshalb ja auch dieser Fred.
Einerseits sagst du, du bist nicht der Vater und stehst deshalb nicht für übermäßiges Bemühen, Beschäftigen mit und Kümmern um den Jungen im Alltag zur Verfügung - das soll der Vater machen, der ihn nur alle 14 Tage sieht.
Geht es dann aber um Erziehung, um Grenzen und Co. ist von dieser Aufteilung nichts mehr zu lesen. Da bist du laut eigener Aussage schneller mit Grenzen dabei als die Mutter des Kindes.Du nimmst dir also dem Jungen gegenüber, der im Monat mindestens 24 Tage mit dir zusammen ist und 6 mit dem leiblichen Vater (gerechnet mit 2 Wochenenden pro Monat á 3 Tage), sehr wohl das Recht heraus, das was FÜR DICH im Alltag wichtig ist umzusetzen - Grenzen, Erziehung etc. nicht aber, was für IHN im Alltag wichtig ist, nämlich Zuwendung, Nähe etc. da verweist du auf den leiblichen Vater.
Da ist wohl ein falscher Eindruck entstanden.
Ich beschäftige mich mit ihm so, wie es ein Vater auch tun würde, zugegebenermaßen nicht in dem Umfang, wie bei meinen leiblichen Söhnen.
Ich stelle auch fest, dass die Aktivitäten durchaus weniger geworden sind (was auch damit zu tun hat, dass ich dem Gezanke mehr aus dem Weg gehen möchte).
Was die Nähe angeht, so schnapp ich mir schon mal und drücke ihn, streich ihm über die Haare oder verpasse ihm einen Knuff.
Aber letztendlich bleibt eine Distanz, die ich bei meinen Söhnen nicht habe - wobei ich aber auch glaube, dass das natürlich ist.
Ich interveniere nicht, um meine Ruhe zu haben, sondern weil ich meine Erziehungsideale umsetzen möchte.
Wenn ich mitbekomme, dass s10 meine LG beim Sprechen unterbricht, und ihr das aus reiner Gewöhnung schon gar nicht mehr auffällt, dann kann das passieren, dass ich s10 darauf hinweise.
Trotz all meiner "Rechtfertigungen" hier glaube ich, dass in all den Postings ein Körnchen Wahrheit steckt - es gibt eine feine Distanz zwischen s10 und mir, die ich bei meinen leiblichen Kindern nicht habe. Nebenbei bemerkt: Die Distanz empfinde ich bei seiner Schwester nicht.
Vielleicht ist es genau das, was s10 merkt und was unsere Beziehung negativ beeinflusst.
Gruß, karlson
Hallo karlson,
ich gebe zu, dass ich zum 3. Kind meines Mannes einen sehr differenzierten Kontakt habe - ebenso wie Du bei S10. Bei den beiden Größeren ist dies nicht der Fall.
Ich denke einfach, dass es damit zusammenhängt, dass man die Art des Kindes nicht mag. Genauso, wie ich Kollegen habe, mit denen ich gut zurecht komme und Kollegen habe, die ich lieber von hinten sehe.
Das hat vielleicht nicht unbedingt was mit den Anlagen oder Genen zu tun. Der Sohn meines Mannes ist ja zu den gleichen Teilen wie die beiden Größeren sein Kind - und trotzdem total anders. Manchemal sehen mein Mann und ich den Stiefvater in ihm, der, seit der Jüngste 1 Jahr ist, bei ihnen wohnt.
Mein Vorteil im Gegensatz zu Deinem ist, dass ich dem Kind nur am WE oder in den Ferien begegne. Wobei ich auch drei Kreuzzeichen mache, wenn wir 3 Wochen Ferien hinter uns haben.
Wirklich raten kann ich Dir da nicht viel, weil unsere Situationen zu unterschiedlich sind. Ich wünsche Dir und Euch aber weiter viel Kraft, dies durchzustehen.
LG
Jaydee
Mission impossible?
Moin,
ich denke auch nicht, dass es ein standardisierbares Verhalten gibt - wie Jaydee sagt: Es gibt Leute, die kann man leiden und andere eben nicht. Gilt für kleine und grosse Menschen und zieht sich durch das ganze Leben. Ich kenne Leute, deren Kinder ich einfach nur klasse finde - und andere, zu deren Kindern mir (frei nach Michael Mittermeier) nur die Bezeichnun "A***ch-Kind" einfällt; mit denen möchte ich nichts zu tun haben, ich möchte sie nicht süss finden und es ist mir am liebsten, wenn sie weit weg sind.
Auch Verwandtschaft und gefühlte und gewachsene Verbindungen spielen bei Patchworkkonstellationen eine Rolle. Und natürlich, wenn die erwachsenen Beteiligten selbst irgendwelche Stufen und Unterscheidungen eingeführt haben, wer wem was zu sagen hat oder wer auf wen nicht hören muss. Wichtig ist nur: Man sollte ehrlich sich selbst gegenüber sein. Niemand "muss" ein Kind allein deshalb lieben, weil er dessen Mutter liebt und/oder mit dieser in die Kiste steigen möchte. Aber auch dann muss man einen modus vivendi finden, wie man im Alltag miteinander zurecht kommt. Cherry picking wird nicht hinhauen; Kinder haben sehr feine Antennen dafür, wenn andere ihnen gegenüber bevorzugt oder benachteiligt werden.
Grüssles
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
@karlson: ich bin weit davon entfernt, Dir Empathie im Allgemeinen abzusprechen, ich sprach von Empathie gegenüber DIESEM Kind. Und da die anderen es indirekt schon auf den Punkt gebracht haben: das Problem hier ist möglicherweise wirklich, dass Du ihn und seine Art nicht magst. Das Beispiel, das Du brachtest, ist keine empathische Reaktion, sondern eine Form der quitt-pro-quo- Ironie, die ein Kind in diesem Alter nur sehr begrenzt verstehen kann. Ich kann Dir nicht sagen, was Du besser oder anders machen müsstest, ich bin in den Situationen nicht dabei, ich kann nicht den Finger drauflegen.
Aber was ich Dir sagen kann, ist: DU bist der Erwachsene, ER das Kind. ER ist von EUCH abhängig, von Eurer Liebe, Fürsorge, Zuneigung, Anerkennung, Ihr nicht von seiner. Und das ist auch das fatale Ungleichgewicht, dem ein Kind im Zweifelsfall nur mit Ohnmacht begegnen kann. Und wenn sämtliche Ansprachen bisher auf Resistenz und Renitenz stoßen, dann liegt das nicht nur an ihm, sondern sehr wohl auch sehr an Euch. Ich frage es mal anders: sieht so eine vertrauensvolle, von Respekt getragene Beziehung aus?
Ich verstehe durchaus, wie es ist, wenn man einem Kind gegenüber steht, welches man innerlich iregndwie ablehnt. Die Frage ist nur: was genau lehnt man ab? Der Sohn von meinem Next hat eine ganz unglaubliche Art, einerseits für NICHTS Interesse zu zeigen, aber andererseits aus dem Stehgreif zu mobben (in dem Fall meine Tochter). Ich habe mich lange hingesetzt und Next solange über die Lebensumstände gelöchert, bis ich Verständnis für dieses Kind in mir spürte. Und dann konnte ich auch plötzlich die Situationen händeln. Dass ich den Jungen liebe, wäre zuviel gesagt, aber ich habe solange versucht, mich in seine kleine Haut zu versetzen, bis ich die Antworten hatte. Und seither kann ich auch sagen, dass ich ihn und sein Erleben respektiere.
@Martin: ich habe etwas dagegen, dass bei Kindern etwas nur auf Sympathie-Antipathie, sprich auf die Umstände runter reduziert wird. Dies einfach deshalb, weil laute, aufmüpfige und unpassende Kinder sehr gern und sehr oft "aussortiert" werden. Problemkinder eben. Nehmen wir doch mal das, was wir über dieses Kind hier wissen: körperliche Defizite (was hat er dadurch in der Schule auszustehen?), Papa aller 2 Wochen am Rande, Next und Mama sind (nach eigener Aussage) manchmal den ganzen Tag am Kritisieren, bis er wie ein Häuflein Elend am Tisch sitzt. Er macht nichts richtig, sondern eigentlich irgendwie alles eben falsch. Nehmen wir weiter an, wir würden einem Menschen (Partner, Kollegen, Chef) begegnen, der uns von morgens bis abends erzählt, was wir falsch machen und alles besser und anders machen könnten. Wie würden wir reagieren? Wütend bis resignierend bis "Hasta la vista, Schweinebacke!"Und ein Kind darf das natürlich nicht, weil es sich einsichtig und verstehend zu zeigen hat, inklusive gelobter Besserung und sofortiger Verhaltensänderung. Nein, Kinder sind eben keine adaptierten Elternmaschinen und egal, ob ich dieses Kind riechen kann oder nicht: ICH bin der Erwachsene- und ich schulde jedem Kind auch genau das.
Moin Alanai,
mir ging es nicht darum, den aktuellen Zustand in einer Patchworkfamilie als Dauerzustand zu etablieren, sondern nur um eine Bestandsaufnahme, auf deren Basis sich das weitere Vorgehen entwickeln lässt. Wenn die schon nicht ehrlich ist ("...ist das Kind meiner neuen LG, also MUSS ich es ja lieben / also geht es mir auf den Zeiger, weil es meinem Katerinstinkt im Weg ist..."), kann daraus langfristig keine vernünftige Beziehung werden.
Und was die Kinder irgendwelcher Leute angeht: Die muss ich tatsächlich nicht mögen und keine besseren Menschen aus ihnen machen; um die mache ich ggf. einfach einen Bogen. Bei ihren Eltern mache ich ja meist dasselbe.
Grüssles
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
Hallo,
Die Diskussion um Zuneigung/Ablehnung, Empathie und Erziehungsfehler ist wirklich richtig und sinnvoll, und ich glaube Karlson auch, wenn er sagt:
Ich glaube schon, dass ich mir Gedanken darüber mache, welche Gründe s10 zu diesem Verhalten führen. Nur gehen mir langsam die Ideen aus - deshalb ja auch dieser Fred.
Die Beschreibung der Probleme dieses Kindes bringt mich allerdings zu der Vermutung, daß er gar nicht anders kann, als so zu sein, wie er ist, aufgrund von diagnostizierten! Störungen. Solange die nicht behoben sind, kann Karlson machen was er will, die beste Erziehung wird da auf der Strecke bleiben.
Allerdings ist es immens wichtig, sich immer wieder zu sagen: "Er tut das nicht, um mich zu ärgern, sondern weil er nicht anders kann"
Nimm diesen kleinen Kerl in den Arm und zeig ihm, daß er Dir wichtig ist, und daß er mit Dir zusammen die Welt in den Griff kriegen kann, die ihm soviel Schwierigkeiten macht.
Liebe Grüße
Frieda
Glaub nicht alles was Du denkst.
Hallo karleson,
ich denke, dass Du gegügend Kompetenz hast um zu sehen, dass mit dem Kind irgendwas nicht normal ist.
Das Problem ist, dass Du nicht weisst wie Du (und letzlich alle anderen) damit umgehen sollen. Der erste Ansprechpartner dafür ist immer der Kinderarzt.
Nun gibt es da schon eine Diagnose KISS. Aus meiner Sicht wird dabei, so wie ich es verstanden habe, nur auf die körperlichen Probleme eingegangen.
Vielleicht sollte der Junge doch einem Kinderpsychologen vorgestellt werden. Es gibt auch Verhaltenstrainings für Kinder (zumindest für Autisten weiss ich das. Bei Autisten ist das Problem, dass sie sehr wohl unter ihrem Anderssein leiden, dass aber nicht ausdrücken können).
VG Susi
Hi
das ist jetzt wirklich geraten und kann komplett falsch sein, aber das kannst Du ja rausfinden. Meine Vermutung wäre, dass hier in der Erziehung viel schief gegangen ist in der Art, dass das Kind zu sehr im Mittelpunkt stand. Man hat vermutlich zu viel durchgehen lassen, das Kind in eine Rolle gehoben, in die es nicht reinpasst (du musst selber entscheiden, selber wissen, wie du dich zu verhalten hast). Und so scheint nun das Auftreten zu sein. Einerseits, ich bin Chef, andererseits nicht wissend, wo die Grenzen sind mit entsprechender Unsicherheit. Das kommt in der Tat immer dann zustande, wenn man Kinder wie kleine Erwachsene behandelt, keine Grenzen setzt, zu viel durchgehen lässt. Ich würde das sogenannte schlechte Erziehungssyndrom vermuten, manchmal verwechselt mit ADS. Viel Zeit was zu ändern ist nicht mehr.
Wie soll das nun der Vater hinbiegen? Mit einem Gegenprogramm am Wochenende oder öfter? Wie lange dauert es dann, bis es so richtig knallt und sich Vater und Kind nicht mehr verstehen?
Du kannst das auch nicht einfach so hinbiegen. Was glaubst Du, wie lange es dauert, bis ein Spruch kommt ala "Du bist nicht mein Vater"? Klar wäre das schön, beim Spiel "Guter Bulle, böser Bulle" die Rolle des strengen "bösen Bullen" dem Ex zuzuschieben. Auch Du kannst diese Rolle nicht einfach einnehmen, denn ein Kind weiss, wer das Sagen hat. Nichts wird funktionieren, solange die Mutter ein "Gegenmodell" in der Erziehung aufbaut. Ich sehe hier ehrlich gesagt die Mutter in der Pflicht, primär die Grenzen zu setzen. Die Kinder leben bei Ihr, mit der "Macht" über die Kinder (derer sich Kinder durchaus vollständig bewusst sind) ist sie in der Verantwortung und in der Pflicht, auch für die unangenehmen Aufgaben der Erziehung.
Du und der Vater können und sollten diese Linie dann einerseits unterstützen und andererseits kein Gegenmodell aufbauen. Und wenn Ihr beide Kinder in der Beziehung habt, braucht Ihr ein gemeinsames Modell, um Ungleichbehandlungen zu vermeiden. Mehr könnt Ihr nicht tun.
lg