Ist ja okay, Du schreibst ja auch viele Wahrheiten (jedenfalls für mich). Doch der Eingangspost sollte auch nicht verachtet werden. Zitat:
Mein Sohn kommt diesen Sommer aufs Gymnasium. Seine Leistungen in der Grundschule waren sehr gut. Ich habe leider schon von einigen Leuten gehört, dass die ersten Schuljahre auf dem Gymnasium nicht zu bewältigen seien, wenn der Alleinerziehende ganztags arbeitet. Ich bin dringend auf der Suche nach einigen Meinungen!
Der Junge ist bisher sehr gut, doch einige Leute meinen, das Abi ist ohne "Rundumversorgung" nicht zu schaffen. M.E. kompletter Blödsinn. Abi ist kein muss, sondern etwas für "schlauere" Kinder. Und die Spreu muss vom Weizen getrennt werden. Mag hart klingen, doch ich habe genügend Einstellungsgespräche mitgeführt und würde mir wünschen, dass z.B. ein Techniker weder mit der Bruchrechnung noch mit der Prozentrechnung Probleme hat. Ebenso hat er selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten zu können. Ein Doktorand (der Physik) sollte nicht mit Inbrunst das ohmsche Gesetz in Frage stellen. Ein Doktor (der Physik) sollte vorher wissen, dass 800V Spannung weh tun und man Vorsichtsmassnahmen treffen muss. Und wann lernt man das? Nach der Schule, nach dem Studium? Nein - während der Schule, während des Studiums. Ich sage ja nicht, dass ein Sprung ins kalte Wasser durchgeführt werden soll. Ich habe lediglich was gegen dieses "in Watte legen" und "Schatzi, ich helfe Dir".
Ein Kind muss auch die Gelegenheit haben, Verantwortung und Selbstständigkeit wahrzunehmen - ohne den Rettungsanker hinterm Rücken. Die ständige Anwesenheit eines ET bewirkt aber (m.E.) genau das.
Gut reden können fast alle - nur steht dahinter auch Substanz? Was passiert, wenn es auf einmal Probleme gibt, die nicht lösbar sind? Wie sieht es dann mit der Konstruktivität und Kompromissfähigkeit aus? Kann improvisiert werden?
Gruss oldie
Wenige sind das, was sie vorgeben zu sein.
Und wenn ich es mir recht überlege - niemand.
Schlaue Kinder sind leider auch mal faule Kinder - gerade in der Pubertät! Eine Rundumbetreuung ist genauso schlecht. Aber es gibt kein Schwarz-Weiß, sondern auch ein Grau. Wie du schon sagst ein Sprung ins kalte Wasser ist auch nicht zu befürworten. Sondern die Umstellung muss allmählich vonstatten gehen.
Rettungsanker - Nein, ich sehe mich eher als Sklaventreiber, da unser älterer Sohn egal wie kompliziert seine Aufgaben ohne Hilfe macht. Wäre ich jedoch nicht da, wäre alles andere wichtiger. Meine bloße Anwesenheit sorgt (meistens) dafür, dass er sich allein hinsetzt und mit seinen Aufgaben anfängt.
Aber welcher Arbeitgeber verlängert die Arbeitszeit (allmählich) nach den Ansprüchen des Arbeitnehmers? Meiner leider nicht!
...in eigener Sache: nach dem Abi konnte ich Inhalte zwischen höchst komplizierten Kurven ausrechnen. Für einen zusammengesetzten Dreisatz benötigte ich dagegen wesentlich länger, da die Problemlösung erst noch erarbeitet werden musste und nicht geläufig war :wink:. Das Gymnasium sorgt für die Fähigkeit Lösungen für Probleme zu finden. Das Denkgerüst ist anders - die Eigeninitiative wird gefördert, Lernstoff wird nicht einfach auswendig gelernt, sondern die Fähigkeit Konsequenzen zu ziehen.
Meinen 5.-Schule-Realschüler halte ich aber für genauso schlau wie den Großen. Er hat nämlich die Fähigkeit "Arbeit" zu sehen, anzupacken und Ideen zu verwirklichen. Ich habe also einen Arbeiter und einen Denker zu Hause :).
So jetzt aber ins Bett...
LG
Sternchen
...in eigener Sache: nach dem Abi konnte ich Inhalte zwischen höchst komplizierten Kurven ausrechnen. Für einen zusammengesetzten Dreisatz benötigte ich dagegen wesentlich länger, da die Problemlösung erst noch erarbeitet werden musste und nicht geläufig war :wink:.
Genau aus dem Grund hat unsere Große - die nach Aussagen aller Lehrer eine derer war, die - wenn nicht die wer dann - das Abi mit links schaffen sollte, auf Biegen und Brechen auf die Realschule wechseln wollte - sowohl am externen Quali in Mathe (gerade mal eine vier) als auch auf der Realschule anfangs ganz bös an ihre Grenzen geraten ist.
Gymmi ist theoretisch ohne Ende, Realschule ein wenig mehr praxisorientiert, Hauptschule noch mehr.
Analytisch denkend begabte Kinder - Faulheit hin oder her - sollten aufs Gymnasium und dort bleiben. Unterstützung ist Kindabhängig. Manche brauchen es mehr, manche weniger. An meinem beschriebenen Beispiel reicht es aber offenbar am Ende eines langen Tages mal auf die Hausaufgaben zu sehen. Konsequenz ist hier gefragt. Wenn die Kinder wissen, dass sie regelmäßig kontrolliert werden und wenn sie den Verstand haben, das zu verstehen, werden sie selbstständig arbeiten können.
Gruß pk
Gymmi ist theoretisch ohne Ende, Realschule ein wenig mehr praxisorientiert, Hauptschule noch mehr.
Hallo,
nunja, zumindest für meine beiden Fächer, Deutsch und Englisch, kann ich behaupten, dass dem nicht mehr so ist, bzw. in nur noch eingeschränktem Maße.
Zwar spielt die Textanalyse nach wie vor eine große Rolle, tritt aber gleichberechtigt neben produktions- und handlungsorientierten Verfahren zur Texterschließung auf.
Seitdem die Kompetenzorientierung in die Klassenzimmer Einzug gehalten hat, ist es möglich, die vorgegebenen Inhalte methodisch abwechslungsreicher gestalten zu können.
Gruß, Romy