So, erst einmal ein hallo an alle hier
habe hier einmal quergelesen, und denke, mein Anliegen passt gut hier rein.
Kurz zu meiner Geschichte: Ich habe eine Tochter, die bald 18 Jahre wird. Wir hatten fast 14 Jahre keinen Kontakt. Der Kontaktabriss kam zustande, weil ich eine Entscheidung treffen musste unter zwei Optionen: Eine energische Auseinandersetzung vor Gericht, oder ein Rückzug meinerseits, um meine Tochter da nicht mit reinzuziehen. Natürlich viel mir die Entscheidung nicht leicht, ich habe lange mit mir selbst gekämpft und werde nie endgültig sagen können, ob die Entscheidung gut oder schlecht war. Mehr Details möchte ich an dieser Stelle nicht ausbreiten, da es mir um etwas anderes geht: Die Gegenwart.
Nun hat mich meine Tochter Ende letzten Jahres gesucht und gefunden. Kontakt findet derzeit per E-Mail statt. Natürlich habe ich mich wahnsinnig gefreut und ihr geschrieben, dass ich sie nie vergessen habe. Es kam eine sehr schöne Mail zurück mit vielen Antworten und Fragen ihrerseits und der Bitte mit dem Telefonieren noch zu warten (Das Telefonat hatte sie sebst ganz zu anfang vorgeschlagen). Ich habe ihr geschrieben, sie solle sich die Zeit nehmen, die sie eben brauche. So, nun ist im Moment seit knapp vier Wochen Funkstille. In der Zeit habe ich noch 3 oder 4 Mails geschrieben, ihr von mir erzählt, dass sie zumindest ein wenig einen Einblick bekommt, wie ich so ticke. Natürlich nagt diese "Funkstille" jetzt, sie kratzt an meiner Seele, was ich aber ganz langsam wieder in den Griff bekommen werde. Man kann sooo vieles falsch machen, falsch schreiben, zu viel schreiben usw. Und wenn ich jetzt gar nicht schreibe, denkt sie vielleicht, der interessiert sich gar nicht so wirklich für mich usw usw... (im Moment könnte ich ihr eh nicht schreiben, da ihre Mailbox wegen Überfüllung geschlossen) Vielleicht ist sie jetzt einfach auch beruhigt, da sie weiß wo ich bin und dass ich für sie erreichbar bin und zieht erst einmal weiter ihr eigenes Ding durch.
Ein Girl in dem Alter hat garantiert noch viele andere Dinge im Kopf. Vielleicht hat hier jemand Erfahrung mit einer ähnlichen Situation? Ich will einfach nur ein wenig mehr Einblick in die Situation bekommen. Würde mich sehr freuen. Auch über einen Querverweis zu ähnlichen Themen hier im Forum. Da ich über die Suchfunktion nicht so wirklich etwas entdeckt habe.
Vielen Dank schon einmal vorab und allen einen schönen Abend und ein schönes Wochenende
ahs
Hi ahs
Schau mal >>hier<< nach. Ist zwar ziemlich unterschiedlich (bei mir ein Sohn, der schon über zwanzig ist) und der Anlass war vermutlich ein vollkommen anderer - dennoch. Es gibt Parallelen.
Es kam eine sehr schöne Mail zurück mit vielen Antworten und Fragen ihrerseits und der Bitte mit dem Telefonieren noch zu warten
Auch einer Euphorie über plötzlichen Mut kann die Ernüchterung folgen - behalte das einfach im Hinterkopf.
Und (ich sage mal) drei bis vier Mails - also eine pro Woche - erzeugen schon Druck - nach 14 Jahren.
Natürlich nagt diese "Funkstille" jetzt, sie kratzt an meiner Seele
Oh ja, das kenne ich. Reiss Dich zusammen und habe Geduld - viel Geduld. Und ich weiss sehr gut, dass dieses sich in Geduld üben verdammt weh tut.
Vielleicht hat hier jemand Erfahrung mit einer ähnlichen Situation?
Unwahrscheinlich, da viel zu subjektiv.
Um es mal anders auszudrücken. Auch ich hatte Hummeln im Hintern, habe mich aber in soweit zusammengerissen, ihn am Anfang immer den ersten Schritt tun zu lassen. Er hatte es bereits getan, also warum kein Vertrauen haben - wenn er es ehrlich meint? Selbst Angebote wie Telefonat sind mit Vorsicht zu geniessen (gib ihr die Nummer und warte), da plötzliche Meinungsänderungen tiefe Furchen ziehen können. Bei gerade Volljährigen nicht gerade ungewöhnlich.
Deine Tochter hat den Kontakt aufgenommen, also bestimmt sie auch das Tempo.
Schwierige Situation derzeit. Hoffe und reiss Dich zusammen - und wenn es Wochen, Monate oder wieder Jahre dauert. Hast Du eine Wahl?
Gruss oldie
Wenige sind das, was sie vorgeben zu sein.
Und wenn ich es mir recht überlege - niemand.
Nach vielen Monaten noch einmal mein Dank an Oldie. Deine Antwort hat mir viel geholfen. Ich habe danach nicht mehr so sehr in Foren gestöbert, nach Ratschlägen gefragt und/oder all die unterschiedlichen Meinungen eruiert. Deine Antwort hat in diesem Moment genau gepasst.
Zum aktuellen Status: Es ist nicht viel passiert, aber doch so einiges. Es hat ein Annäherungsprozess begonnen. Derzeit nach wie vor per E-Mail. Ich habe die Frequenz meiner "Nachrichten" auf einen Rythmus von zwei Monaten reduziert und mit einer der Mails dann einen Nerv bei meiner Tochter getroffen, der sie ein wenig aus ihrer Reserve gelockt hat. Bei ihr herrschen verschiedene Arten des Misstrauens vor: Ich war plötzlich nicht mehr da und sie will diese Situation vermeiden, dass das nochmal passieren könnte. Vollkomen verständlich.
Trotz aller Unwägbarkeiten bleibe ich optimistisch, freue mich über die kleinen Schritte und vertraue weiterhin meiner Intuition.
Herzlichst aus NRW
Andreas
Es ist schön zu lesen, dass euer Kontakt nicht abgerissen ist. Und es sind die kleinen Schritte, die Vertrauen schaffen. Grosse Dinge sind Momente, die vergehen und schwer wiederholbar sind. Kleine Dinge hingegen schaffen Kontinuität und haben in der Konsequenz alleinig Bestand - auch in schwierigen Situatiionen, sie sind eine Summe aus gesammelten eigenen Erfahrungen. So ganz langsam, wenn Du es genauso einschätzen tust, kannst Du die Kontaktfrequenz erhöhen. Aber immer dabei horschen, ob Du nervst oder deine Tochter es als ebenso angenehm empfindet.
Denn langsam, ganz langsam, kommt neben der Neugier auch eine Erwartungshaltung - undefiniert, anspruchsvoll - einfach nicht bestimmbar und doch so wichtig. Du musst Dich von deinem Gespür, Deinem Instinkt leiten lassen. Du musst Du selbst sein, aber dabei feinfühlig und rücksichtsvoll.
Kleiner Ausblick: Sohni und ich können uns jetzt jederzeit auf die Nerven gehen - naja fast. Und es wird Gebrauch davon gemacht. 😉
Und: Danke für die Rückmeldung. Es gibt nicht wenige ET, die Kraft und Wege brauchen, ihr(e) Kind(er) kennen zu lernen.
Gruss oldie
Wenige sind das, was sie vorgeben zu sein.
Und wenn ich es mir recht überlege - niemand.