Hallo,
in diesem Frühjahr ist ein neues Buch zum Wechselmodell in Frankreich erschienen, aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des Wechselmodells in das französische Familienrecht.
Marta de Tena: La garde alternée. Du sur-mesure pour nos enfants. ("Das Wechselmodell: Massgeschneiderte Lösungen für unsere Kinder")
Die Autorin ist eine Journalistin, die selbst ihre Kinder im Wechselmodell erzieht.
Das Buch enthält Beiträge von und Interviews mit vielen verschiedenen Involvierten: der Ministerin, unter der das Gesetz eingeführt wurde; verschiedenen Psychiatern, einem Familienrichter, einer Anwältin, vor allem aber Berichte von Betroffenen: Kindern, Jugendlichen, Vätern und Müttern. Letztere machen den Hauptteil des Buches aus. Ich fand sie sehr interessant.
Die Autorin will Aufklärungsarbeit darüber leisten, wie das Wechselmodell gelebt und erlebt wird, in erklärter Absicht, das Modell zu verteidigen. Sie propagiert es aber nicht als die alleinseligmachende Lösung.
Interessant ist auch ein Überblick über die internationale Lage, d.h. in Europa und den USA, hinsichtlich des Wechselmodells. Nach den Angaben in diesem Kapitel haben sechs der 27 EU-Länder ein Wechselmodell in ihrem Familienrecht eingeführt: Belgien, Spanien, England und Wales, Italien, Tschechien und Luxemburg. In Belgien ist es gesetzlich am stärksten etabliert; dort ist vorgeschrieben, dass die Familiengerichte diese Lösung mit Vorrang prüfen müssen. In Spanien scheint die Gesetzgebung kurz vor einer ähnlichen Regelung zu stehen. In England wird das Wechselmodell von ca. 10% der getrennten Familien gelebt, in den Niederlanden (trotz fehlender rechtlicher Etablierung des Modells) von ca. 16% der geschiedenen Eltern, noch mehr aber in Schweden (21%).
Falls jemand einen Verlag oder eine Organisation kennt, die Interesse an einer deutschen Übersetzung hat, kann er mich gerne kontaktieren.
Tarek
Interessant!
Seröse deutsche Arbeiten sind zum Thema ja sehr selten.
Zuweilen wird der Belgier Jan Piet de Man zitiert, der aber leider mit seinem wohlklingendem "Europäischem Institut für das Kindeswohl" nach m.W. noch nicht einmal eine Webpräzenz hat.
(Und der schon deshalb leider oft nicht so ganz ernst genommen wird.)
Falls jemand einen Verlag oder eine Organisation kennt, die Interesse an einer deutschen Übersetzung hat, kann er mich gerne kontaktieren.
Interessierte Organisationen (ohne Geld) gibt es sicher viele.
Wie das bei Verlagen aussieht, kann ich nicht beurteilen, aber vielleicht versuchst Du es selbst bei "einschlägigen" Verlagen ?
(Voraussgesetzt, dass Du überhaupt professionelle Übersetzungen anbieten kannst)
Die werden sicher zunächst eine wirtschaftliche Analyse bzgl. des möglichen Verkaufspotentials machen müssen.
Herzlichen Dank für den Hinweis auf das neue Buch.
Vielleicht hilft es ja, die Besitzansprüche meiner Ex etwas aufzuweichen und endlich das Kind (tatsächlich) in den Mittelpunkt zu setzen.
Bis allerdings in Deutschland der schä(n)dliche Mutterkult auch gesamtgesellschaftlich verändert wird, werden sicher noch Jahrzehnte vergehen.