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(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

abgetrennt von http://www.vatersein.de/Forum-topic-17468-start-msg289053.html#msg289053

Moin mabes,

wie kann so etwas hier in Deutschland möglich sein!!!!
Dieses hin und her.
Wann wollen die jungen Leute mal selber Geld verdienen, Rente einzahlen, Steuern und und?
Können doch nicht bis 30 oder 40 Jahre immer von anderem Gelde leben!
Wie geht das weiter im Leben bei den jungen Leute?
Keine Verantwortung, kein Umgang mit Geld, Versicherung, Mitte, Auto, Familie und die anderen Dinge im Leben.

das ist kein Problem von "Deutschland", sondern der beteiligten Personen. Unser Staat ist nicht schuld an der Nicht-Kommunikation zwischen Dir, Deiner Ex und Deinen Kindern. Auch nicht an der Erwartungshaltung junger Menschen, die alles sofort und mit möglichst wenig Aufwand haben und möglichst wenig (Eigen-)Verantwortung tragen wollen; das haben in der Regel die Eltern verbockt.

Grüssles
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 09.10.2012 21:29
(@malachit)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Hallo zusammen,

das ist kein Problem von "Deutschland", (...) das haben in der Regel die Eltern verbockt.

Ach so. Dieses feine Deutschland hält es für richtig, einen Vater wie im vorliegenden Fall nur als Zahlesel zu betrachten; aber wenn diese politisch gewünschte Arbeitsteilung (d.h. "einer bezahlt und eine betreut") voll daneben geht, dann sind "die Eltern" schuld, und zwar ohne Unterscheidung hinsichtlich der Frage, bei welchem Elternteil die Kinder den Löwenanteil der Zeit gewesen sind?

Ich hingegen meine: Entweder man betrachtet den Staat als erste Ursache des Übels, weil er nämlich irrsinnigerweise die Kinder grundsätzlich der Mutter zuschanzt; oder, wenn man den Staat schon unbedingt freisprechen möchte, so muss man wenigstens anerkennen, dass ein Wochenend-Papa aus prinzipiellen Gründen wesentlich weniger Einfluss auf die Kinder hat als eine Betreuungs-Mama, und man ihm deshalb die Schuld an der Misere nicht in demselben Maße zuschieben kann wie der Mutter.

Daher müsste der oben zitierte Satz m.E. völlig anders lauten, nämlich entweder "die staatliche Müttergläubigkeit ist kein Teil der Lösung, sondern ein Teil des Problems", oder aber "das hat in der Regel größtenteils die Mutter verbockt".

Nix für ungut,

Malachit.

Wenn ein Staat die Leistungsgerechtigkeit zugunsten der Verteilungsgerechtigkeit aufgibt, dann kommt man bald an den Punkt, wo es mangels Leistung nichts mehr zu verteilen gibt.

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2012 09:53
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin Malachit,

Ach so. Dieses feine Deutschland hält es für richtig, einen Vater wie im vorliegenden Fall nur als Zahlesel zu betrachten; aber wenn diese politisch gewünschte Arbeitsteilung (d.h. "einer bezahlt und eine betreut") voll daneben geht, dann sind "die Eltern" schuld, und zwar ohne Unterscheidung hinsichtlich der Frage, bei welchem Elternteil die Kinder den Löwenanteil der Zeit gewesen sind?

Der Reflex, erst einmal "den Staat" für alles verantwortlich zu machen, was im eigenen Leben schiefläuft, ist auch hier im Forum weit verbreitet. "Der Staat" macht ganz sicher nicht alles richtig; vor allem ist es aber recht bequem, ihm die Schuld an allem und jedem - von Energiewende über Finanzkrise bis zur Kommunikationslosigkeit seiner Bürger - in die Schuhe zu schieben und mundgerechte Lösungen zu erwarten.

Der Opener hatte sich echauffiert über

Die zweit jüngste ist VOR den Sommerferien laut Zeugnis nicht versetzt worden. Wie lange ist das her :exclam:. Wie immer keine Info! Nach den Sommerferien ging sie wieder zur Schule. Jetzt komms. Da ich Klage, Titel weil 18, eingereicht hatte, mussten sie jetzt Auskunft geben und was ist? Hat Mitte September die Schule abgebrochen und verzichtet somit ab jetzt auf Unterhalt. Das schreiben kam ENDE September. Da zum jeden erste der Unterhalt gezahlt werden muss, hat man schön lange gewartet, um den gesamten Unterhalt für Oktober noch mal zubekommen. 😡
Aber hatte noch nicht den Unterhalt bezahlt, ende vom Lied habe Oktober gekürzt. :rofl2: :rofl2:

Im schreiben von der Gegenseite wird jetzt noch mal aufgefordert für die ältere, angeblich Studiert :wink:,sofort Unterhalt zu bezahlen. Der Vergleich war ja abgelaufen und nix mehr zahlen.
Dann vordert jetzt die Gegenseite wieder NEUEN Unterhalt für den zweit ältersten, da er jetzt auf einmal Studiert!?! :thumbdown: Keine Info, keine Anmeldung, nix. Aber schon ausgerechnet was ich jetzt ab Oktober zahlen soll.

was kann "der Staat" dafür, wenn Ex-Partner und Kinder ihren Informationspflichten in Sachen Unterhaltsberechtigung nicht nachkommen oder dabei schummeln? Es gilt in unserer Gesellschaft (also weit über den Staat und Ländergrenzen hinaus) heute nun einmal als legitim, zu nehmen, was man kriegen kann. Da kann man auch hier im Forum beobachten, wenn es um Unterhaltsfragen oder Sozialtöpfe geht.

Ich persönlich halte es jedenfalls nicht für die Aufgabe des Staates, sich in alles und jedes einzumischen, was seine Bürger allein nicht gebacken kriegen. Viele Bürger in den östlichen Bundesländern wissen (noch) wie sich das anfühlt.

Grüssles
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 10.10.2012 12:01
(@beppo)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Martin, wenn ein Staat die Übergriffe aller "blauen" Leute gegen die "grünen" Leute scharf sanktioniert, Übergriffe der "grünen" gegen die "blauen" aber hinnimmt oder sogar belohnt, kann man keineswegs von "Unschuld" des Staates reden.
Er ist dann schuld an den ständigen Übergriffen der "grünen".

Genausowenig wie der Staat unschuldig an den Übergriffen der "Arier" gegen die Juden in der Reichspogromnacht war.
Das haben auch nicht die Juden "verbockt".

Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2012 12:18
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin Beppo,

Martin, wenn ein Staat die Übergriffe aller "blauen" Leute gegen die "grünen" Leute scharf sanktioniert, Übergriffe der "grünen" gegen die "blauen" aber hinnimmt oder sogar belohnt, kann man keineswegs von "Unschuld" des Staates reden.
Er ist dann schuld an den ständigen Übergriffen der "grünen".

Millionen von Trennungs-Elternteilen schaffen es, in Sorgerechts-, Umgangs- und Unterhaltsfragen vernünftig miteinander umzugehen, auch ohne die Einmischung irgendeines "staatlichen Kindermädchens". Dass ein vergleichsweise geringer Prozentsatz das nicht schafft, ist nicht die Schuld "des Staates", sondern vor allem ein Beleg für den schlechten Charakter mancher seiner Bürger. Solche Rechtfertigungen erinnern mich immer an die in Gerichtsverfahren gerne angeführte "schwere Kindheit", die aus einem Menschen einen Bankräuber oder Moerder gemacht haben soll.

Genausowenig wie der Staat unschuldig an den Übergriffen der "Arier" gegen die Juden in der Reichspogromnacht war.
Das haben auch nicht die Juden "verbockt".

solche Vergleiche halte ich für brandgefährlich. Vor allem, weil der damalige Staat für diese (in Millionen von Fällen tödlichen!) Übergriffe eine damals gültige >>>gesetzliche Grundlage<<< geschaffen hatte, mit der man das deutsche Familienrecht besser nicht vergleichen sollte. Aber trotzdem konnte jeder einzelne Bürger auch "damals" Juden als Menschen auf Augenhöhe behandeln, ohne sie zu denunzieren, ans Messer zu liefern oder sich ihres Vermögens zu bemächtigen.

Grüssles
Martin

When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 10.10.2012 13:35
(@Brainstormer)

Der Reflex, erst einmal "den Staat" für alles verantwortlich zu machen, was im eigenen Leben schiefläuft, ist auch hier im Forum weit verbreitet. "Der Staat" macht ganz sicher nicht alles richtig; vor allem ist es aber recht bequem, ihm die Schuld an allem und jedem - von Energiewende über Finanzkrise bis zur Kommunikationslosigkeit seiner Bürger - in die Schuhe zu schieben und mundgerechte Lösungen zu erwarten.

Der Opener hatte sich echauffiert überwas kann "der Staat" dafür, wenn Ex-Partner und Kinder ihren Informationspflichten in Sachen Unterhaltsberechtigung nicht nachkommen oder dabei schummeln? Es gilt in unserer Gesellschaft (also weit über den Staat und Ländergrenzen hinaus) heute nun einmal als legitim, zu nehmen, was man kriegen kann. Da kann man auch hier im Forum beobachten, wenn es um Unterhaltsfragen oder Sozialtöpfe geht.

Ich persönlich halte es jedenfalls nicht für die Aufgabe des Staates, sich in alles und jedes einzumischen, was seine Bürger allein nicht gebacken kriegen. Viele Bürger in den östlichen Bundesländern wissen (noch) wie sich das anfühlt.

Der Staat hat die Aufgabe klare Rahmenbedingungen zu schaffen, was ihm gerade im Familienrecht, durch schwammig formulierte Gesetze, offensichtlich nicht gelungen ist. Wenn Urteile in Bezug auf Sorgerecht, Umgangangsrecht und Unterhalt von der Laune des jeweiligen Richters abhängen, wie es hier so oft zu lesen ist, dann ist es meiner Meinung nach auch legitim, ihn für gewisse Dinge und (Fehl)Entwicklungen verantwortlich zu machen.

Gruß
Brainstormer

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2012 13:45
(@wedi)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Dass ein vergleichsweise geringer Prozentsatz das nicht schafft, ist nicht die Schuld "des Staates", sondern vor allem ein Beleg für den schlechten Charakter mancher seiner Bürger.

Mmmmhh.... dann habe ich also auch einen schlechten Charakter?und das nur, weil der Staat meiner EX erlaubt mit mir so umzugehen? :heu:

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2012 13:55
(@beppo)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

solche Vergleiche halte ich für brandgefährlich. Vor allem, weil der damalige Staat für diese (in Millionen von Fällen tödlichen!) Übergriffe eine damals gültige >>>gesetzliche Grundlage<<< geschaffen hatte, mit der man das deutsche Familienrecht besser nicht vergleichen sollte. Aber trotzdem konnte jeder einzelne Bürger auch "damals" Juden als Menschen auf Augenhöhe behandeln, ohne sie zu denunzieren, ans Messer zu liefern oder sich ihres Vermögens zu bemächtigen.

Eine gesetzliche Grundlage, Brandsätze in Synagogen zu werfen, gab es meines Wissens 1938 auch (noch) nicht.
Aber einen Staat, der das billigend in Kauf nahm.
Genauso wie heute z.B. die massenhaften Falschbeschludigungen nach dem Gewaltschutzparagraphen.

Auch wenn ich nicht glaube, dass Männer oder Väter nun demnächst ins KZ müssen, so ist das doch eine üble Parallele.

Der Staat hat sich die Aufgabe zugeschrieben, den Streit zu schlichten oder zu klären und er tut das in bemerkenswert schlechter und einseitiger Weise.

Wenn man immer einen für seine üblen Taten belohnt, macht sich der Staat zum Schuldigen.
So als wenn Herrchen den Hund immer am Mittagstisch füttert.
Dann hat das Herrchen schuld, wenn der Hund Bettelt.
Nicht der Hund.

Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2012 14:23
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin Brainstormer,

Der Staat hat die Aufgabe klare Rahmenbedingungen zu schaffen, was ihm gerade im Familienrecht, durch schwammig formulierte Gesetze, offensichtlich nicht gelungen ist.

dass der Staat diese Aufgabe habe, ist ein gerne kolportierter Irrtum; ich wüsste auch nicht, wo das stehen soll; von staatlicher Seite stehen nur Ehe und Familie unter besonderem Schutz. Für die Auflösung weitreichender Verträge, deren Folgen vielen Beteiligten sehr offensichtlich gar nicht klar sind, ist die Justiz aber bekanntlich ein denkbar ungeeignetes Mittel. Ehen werden im Hormonrausch geschlossen und Kinder oft in der Hoffnung gezeugt, dass schon alles irgendwie gut gehen werde - und dann soll die Justiz gefälligst für "Gerechtigkeit" sorgen, weil die Beteiligten nicht mehr miteinander reden können - und/oder nicht in der Lage waren, die Rahmenbedingungen ihres Zusammenlebens in einem Ehevertrag festzuhalten. Denn dass Ehen scheitern können (und es in ca. 40% aller Fälle auch tun), sollte als Allgemeinwissen bei (angeblich) ehemündigen und zeugungsfähigen Staatsbürgern vorausgesetzt werden können.

Wenn Urteile in Bezug auf Sorgerecht, Umgangangsrecht und Unterhalt von der Laune des jeweiligen Richters abhängen, wie es hier so oft zu lesen ist, dann ist es meiner Meinung nach auch legitim, ihn für gewisse Dinge und (Fehl)Entwicklungen verantwortlich zu machen.

Ersetze "Richter" durch "Klempner" oder "Automechaniker" - überall gibt es gute und schlechte Arbeit. Das ist nicht die "Schuld" des Staates.

Davon abgesehen: Was bringt es, wenn man sich jammernd in die Ecke setzt und sagt "Der Staat ist verantwortlich dafür, dass es mir schlecht geht!"? Geht es irgendwem damit besser? Manches Mal wäre es gut, sich in der deutschen Vollkasko-Mentalität an die Worte eines grossen Staatsmannes zu erinnern:

Aber diese Eigenverantwortung ist vielen "Stastsbürgern" (die in der Summe einen Staat überhaupt erst ausmachen) leider abhanden gekommen. Und wie wir hier im Forum täglich sehen, reicht das Interesse der meisten Betroffenen nicht weiter als bis zur Lösung ihrer eigenen Probleme. Woraus sollte der Gesetzgeber also den Schluss ziehen, etwas Fundamentales ändern zu müssen?

Grüssles
Martin

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AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 10.10.2012 14:42
(@oldie)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin

Wieso wird der Staat angeprangert, obwohl doch die Gesellschaft und ihr Meinungsbild vom Staat nur widergespiegelt werden? Weil man dann sich selber als Teil der Gesellschaft kritisch hinterfragen müsste, oder weil es so schön bequem ist und weil man dann keinen Schuldigen hat, auf den man mit dem Finger zeigen kann?

Ich verstehe nicht, wie man sich so auf den Staat fokussiert, jedoch die Beteiligten zu Opfern desselben erklärt und damit praktisch von individueller Schuld freispricht. Da sage ich doch: typisch deutsche (Untertanen-)Einstellung und Obrigkeitsdenken.

Gruss oldie

Wenige sind das, was sie vorgeben zu sein.
Und wenn ich es mir recht überlege - niemand.

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2012 14:52




(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin oldie,

Wieso wird der Staat angeprangert, obwohl doch die Gesellschaft und ihr Meinungsbild vom Staat nur widergespiegelt werden? Weil man dann sich selber als Teil der Gesellschaft kritisch hinterfragen müsste, oder weil es so schön bequem ist und weil man dann keinen Schuldigen hat, auf den man mit dem Finger zeigen kann?

Ich verstehe nicht, wie man sich so auf den Staat fokussiert, jedoch die Beteiligten zu Opfern desselben erklärt und damit praktisch von individueller Schuld freispricht. Da sage ich doch: typisch deutsche (Untertanen-)Einstellung und Obrigkeitsdenken.

danke!  :applaus1:

Auch ich hatte weiter oben ja schon festgestellt, dass die Suche nach einem aussenstehenden Schuldigen insofern bequem ist, als sie einem selbst das Nachdenken über die eigene Beteiligung erspart und die Verantwortung (auch für Veränderungen) in andere Hände legt. Egal, ob jetzt der/die Ex oder eben "der Staat" schuldig sein soll; Hauptsache, man selbst ist aus dem Schneider.

Ich habe mich jedenfalls zu allen Zeiten bemüht, meinen Kids Eigenverantwortung vorzuleben - und nicht das Krähen nach dem Staat oder sonstwem, dem man zunächst die Schuld an irgendwas zuweist, um von dort anschliessend eine mundgerechte, schmackhafte Lösung der Probleme zu verlangen.

Ein Staat kann immer nur so gut sein wie die Summe seiner Mitglieder.

Grüssles
Martin

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AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 10.10.2012 15:14
(@beppo)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Martin, Oldie,
Ich wäre heilfroh, wenn der Staat sich so wie ihr es beschreibt, aus den Privatangelegenheiten der Bürger raus halten würde.
Tut er aber nicht.
Ich habe den Staat jedenfalls nicht darum gebeten, meine Existenz zu vernichten und meine Ex dabei zu unterstützen, mir meine Kinder vorzuenthalten und zu entfremden.
Er ergreift aktiv und einseitig Partei und schafft damit die Probleme oder vergrößert sie zumindest.
Nur durch dieses einseitige Eingreifen des States lohnt es sich erst so richtig zu streiten.
Ohne diese Zerstörungdienstleistung des Staates würde sich der Streit gar nicht lohnen.

Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2012 15:53
(@pai-de-gemeos)
Nicht wegzudenken Registriert

Also grundsätzlich betrachtet gebe ich Martin in vielerlei Hinsicht recht. Der Staat kann nicht alles richten - und soll es auch nicht. Was dabei herauskommt, wenn der Staat sich allzusehr in die Belange seiner Bürger einmischt, dafür gab und gibt es viele Beispiele - die wenigsten davon positiv. Darum bin auch ich ein Verfechter von weniger Staat in unserer Gesellschaft.

ABER:

Das Rechtssystem einer Gesellschaft sollte bei aller staatlicher Zurückhaltung dennoch möglichst gerecht, ausgewogen und verläßlich sein. Und das ist im deutschen Familien(un)recht definitiv nicht der Fall.
Damit meine ich jetzt auch gar nicht primär die unzähligen Fehlleistungen der Schwarzkittel - denn auch diesbezüglich hat Martin völlig recht, wenn er darauf verweist, dass es in allen Berufen auch Pfeifen gibt - sondern die gesetzlichen Grundlagen, auf welche diese Richter ihre Urteile stützen (können).

Internationale Studien belegen zweifelsfrei, dass in allen Ländern, in denen von einer gemeinsamen Sorgepflicht beider Eltern ab Geburt ausgegangen wird, die Zahl der Problemfälle weit geringer ist, als hierzulande. Das ist eine Tatsache.

Natürlich sind es letztendlich die einzelnen Menschen, die diese vom Staat geschaffenen Möglichkeiten (aus)nutzen (im Falle des Familienrechtes auf dem Rücken der Kinder). Der Mensch ist nunmal von Natur aus ein egoistisches Raubtier. Dennoch trifft den Staat zumindest eine Mitverantwortung, wenn er "die Käfigtüre aufläßt".
Im Falle deutscher Kinderbesitzerinnen bedeutet dies, dass sich erwiesenermaßen (im internationalen Vergleich) nur etwa 10% davon ebenso verhalten würden, wenn sie nicht wüssten, dass sie damit durchkommen.

LG
PdG

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2012 16:00
(@Brainstormer)

dass der Staat diese Aufgabe habe, ist ein gerne kolportierter Irrtum; ich wüsste auch nicht, wo das stehen soll;

Warum sollte das ein Irrtum sein? Du begründest diese Aussage damit, dass du nicht weißt, wo das stehen soll?
Die Aufgabe des Staates (der Bundesgesetzgebung) ist es, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu gestalten, welche dann von der Rechtssprechung angewendet werden können. Wenn diese Rahmenbedingungen aber so schwammig formuliert sind, wie im Familienrecht, dann darf sich niemand wundern, dass der Staat (die Bundesgesetzgebung) dafür verantwortlich gemacht wird.

Gruß
Brainstormer

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2012 16:05
(@fruchteis)
Registriert

pdg,

ich kenne die nationale Proksch-Studie.

Kannst Du mal Links auf die internationalen Studien geben?
Interessiert mich.

Danke.

W.

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2012 17:05
(@fruchteis)
Registriert

Ich finde das sehr interessant:

Eigenverantwortung versus Verantwortung des Staates...

oder in meinem Jargon:

Das Kontinuum von Innen- bis zur Außensteuerung
und die Wechselwirkungen.  😉

Eigener Faden dazu? Wo? In welcher Rubrik?

W.

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2012 17:19
(@brille007)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin Beppo,

Ich wäre heilfroh, wenn der Staat sich so wie ihr es beschreibt, aus den Privatangelegenheiten der Bürger raus halten würde.
Tut er aber nicht.

doch, tut er. Von sich aus wird er im Rahmen von Trennung und Scheidung nicht initiativ; da regelt er nur ein paar notwendige Formalien. Alles andere tut er nur dann, wenn Bürger danach rufen. In Deinem Falle Deine Ex.

Ich habe den Staat jedenfalls nicht darum gebeten, meine Existenz zu vernichten und meine Ex dabei zu unterstützen, mir meine Kinder vorzuenthalten und zu entfremden.
Er ergreift aktiv und einseitig Partei und schafft damit die Probleme oder vergrößert sie zumindest.

auch in Deinem Fall liegt die Ursache des Problems nicht am Ende der Ehe (auch wenn das volkstümlicherweise immer wieder behauptet wird), sondern am Anfang: Da, wo Du und Deine Ex gemeinsam beschlossen habt, dass Du Kohle erbeuten gehst, während sie sich um den Haushalt und drei Kinder kümmert. Etwas anderes wäre bei Eurem (ebenfalls selbst gewählten) Zwei-Wohnsitz-Modell vermutlich auch gar nicht möglich gewesen.

An diesem Modell hatte sich auch mit dem Ende Eurer Ehe nichts geändert; gesetzlich gab und gibt es auch keine Möglichkeit, "nur" wegen des Scheiterns einer Ehe den Beteiligten vorzuschreiben, dass sie ihre Rollenverteilung nun gefälligst so zu ändern hätten, dass die Erwerbs-, Kinderbetreuungs- und Hausarbeit möglichst umgehend so verteilt wird, dass nach Ansicht eines (!) der Beteiligten "alles ganz gerecht" ist. Es liegt auf der Hand, dass die Justiz das denkbar ungeeignetste Mittel ist, um solche privaten Fragen zur Zufriedenheit aller (!) Beteiligten zu klären. Was diese nicht davon abhält, es trotzdem zu versuchen, um für sich selbst das jeweilige Maximum herauszuholen, vorhandene Besitzstände erbittert zu verteidigen und nicht selten - seien wir ehrlich - dem verhassten Ex-Partner maximal zu schaden.

Deine Ex war nicht gezwungen, die Hilfe des Staates in Anspruch zu nehmen, Maximalforderungen zu stellen und ihr "Recht" auf "Nicht-Erwerbsarbeit" mit einem Messer zwischen den Zähnen zu verteidigen. Dass sie es trotzdem getan hat, kann man nicht dem Staat vorwerfen. Inzwischen liegt sie dem Steuerzahler auf der Tasche; vielleicht müsste man da (wieder) ansetzen: Dass es nicht für alles einen Sozialtopf gibt und dass irgendwann mit bitterer Armut rechnen muss, wer sich eigener Erwerbsarbeit so konsequent verweigert. In jedem Fall gilt: Ob man mit einem Messer Brot schneidet oder einen Menschen umbringt, ist eine individuelle Entscheidung desjenigen, der es in der Hand hält; nicht des Messer-Fabrikanten.

Nur durch dieses einseitige Eingreifen des States lohnt es sich erst so richtig zu streiten.
Ohne diese Zerstörungdienstleistung des Staates würde sich der Streit gar nicht lohnen.

dasselbe könnte ich "dem Staat" vorwerfen, weil er gerade einen meiner Mietschuldner ungeschoren davonkommen lässt (und da gibt es glasklare vertragliche Regelungen). Bei Gericht bekommt man nun einmal nicht "Gerechtigkeit", sondern ein Urteil. Das gilt aber für alle Rechtsbereiche und ist keine Spezialität des Familienrechts.

Grüssles
Martin

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AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 10.10.2012 17:51
(@beppo)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Moin Beppo,
doch, tut er. Von sich aus wird er im Rahmen von Trennung und Scheidung nicht initiativ; da regelt er nur ein paar notwendige Formalien. Alles andere tut er nur dann, wenn Bürger danach rufen. In Deinem Falle Deine Ex.

Genau. Und dann mischt er sich umso intensiver ein.
Wie ein Söldner oder bezahlter Schläger. Der überfällt andere Leute ja auch nicht aus eigenem Antrieb, sondern nur wenn ihn einer beauftragt.

Zum Streiten braucht man eben nicht Zwei, sondern es reicht einer, wenn man ihm nur einen schönen Grund für den Streit gibt.
Auch den Polen von 1939 wird man ja kaum vorhalten, dass sie sich nur mit Hitler hätten einigen müssen. Dann hätte es auch keinen Krieg gegeben.

auch in Deinem Fall liegt die Ursache des Problems nicht am Ende der Ehe (auch wenn das volkstümlicherweise immer wieder behauptet wird), sondern am Anfang: Da, wo Du und Deine Ex gemeinsam beschlossen habt, dass Du Kohle erbeuten gehst, während sie sich um den Haushalt und drei Kinder kümmert. Etwas anderes wäre bei Eurem (ebenfalls selbst gewählten) Zwei-Wohnsitz-Modell vermutlich auch gar nicht möglich gewesen.

Das hatten wir ja schon.

Sicher hatte ich durch die von mir hingenommene Jobaufgabe meiner Ex eine gewisse Verantwortung für ihr nacheheliches Leben und war auch bereit diesem nachzukommen.
Aber erst die Einmischung des Staates und seine völlig überzogenen Versprechungen von blühenden Landschaften voller Nektar und Ambrosia haben die Scheidung zu einer Katastrophe für alle Beteiligten gemacht.
Schlechter kann man es nicht machen. Und die Regeln dafür habe nicht ich gemacht.
Der einzige Vorwurf, den ich mir mache ist der, dass ich die Parteien, die mein Grab geschaufelt haben, gewählt habe.
Das passiert mir aber nie wieder.

An diesem Modell hatte sich auch mit dem Ende Eurer Ehe nichts geändert; gesetzlich gab und gibt es auch keine Möglichkeit, "nur" wegen des Scheiterns einer Ehe den Beteiligten vorzuschreiben, dass sie ihre Rollenverteilung nun gefälligst so zu ändern hätten, dass die Erwerbs-, Kinderbetreuungs- und Hausarbeit möglichst umgehend so verteilt wird, dass nach Ansicht eines (!) der Beteiligten "alles ganz gerecht" ist. Es liegt auf der Hand, dass die Justiz das denkbar ungeeignetste Mittel ist, um solche privaten Fragen zur Zufriedenheit aller (!) Beteiligten zu klären. Was diese nicht davon abhält, es trotzdem zu versuchen, um für sich selbst das jeweilige Maximum herauszuholen, vorhandene Besitzstände erbittert zu verteidigen und nicht selten - seien wir ehrlich - dem verhassten Ex-Partner maximal zu schaden.

Ich war durchaus bereit, das Rollenmodell weiter zu unterstützen, nur habe ich ein Problem damit, das auf Wunsch der Justiz meine Ex und meine Kinder 70% meines Einkommens bekommen haben, 10% die Justiz, 10% für Umgangskosten drauf gingen und 20% für meinen 2. Wohnsitz am Arbeitsort. Zusammen 110%.

Und von Minus 10% kann ich einfach nicht auf Dauer leben.
Nur der Staat kommt auf die Idee, dass man eine Kuh nur zu schlachten braucht, wenn man sie nicht mehr füttern will und trotzdem Milch haben will.

Und wenn mir der Staat solch ein lukratives Angebot unterbreiten würde, wie meiner Ex könnte ich vielleicht auch nicht widerstehen.
Nur ist der Staat weder unbeteiligt noch unschuldig, wenn solche abstrusen Konstrukte nicht funktionieren.

dasselbe könnte ich "dem Staat" vorwerfen, weil er gerade einen meiner Mietschuldner ungeschoren davonkommen lässt (und da gibt es glasklare vertragliche Regelungen). Bei Gericht bekommt man nun einmal nicht "Gerechtigkeit", sondern ein Urteil. Das gilt aber für alle Rechtsbereiche und ist keine Spezialität des Familienrechts.

Ja. Genau das kannst du dem Staat auch vorwerfen, wenn er mit seinem Gewaltmonopol nicht vernünftig umgehen kann.

Und dass die Urteile, gerade im Familienrecht absolut nichts mit Gerechtigkeit zu tun haben, ist ja genau das, was wir der Justiz vorwerfen und nicht etwa eine Entschuldigung oder Begründung für völliges Versagen, bzw. vorsätzliche Rechtsbeugung.

Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2012 19:25
(@beppo)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Eine Einmischung ist es übrigens aus meiner Sicht immer, wenn nicht beide Seiten darum gebeten haben.
Wie z.B. bei einem Mediator oder einem gemeinsamen Freund.

Wenn jemand nur von einer Seite zur Hilfe gerufen wird, ihm gegen den anderen zu unterstützen, so ist es in jedem Fall eine Einmischung und nicht "raus halten".

Dafür mag es auch Gründe geben, nur sollte dieses "Einmischungsprivileg"nur von jemand ausgeübt werden, der sich um ein ausgewogenes Ergebnis bemüht aber genau davon sind Politik und Justiz meilenweit entfernt.
Aus ganz eigenen und oft völlig sachfremden ideologischen Gründen.

Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2012 20:11
(@Brainstormer)

Ich verstehe nicht, wie man sich so auf den Staat fokussiert, jedoch die Beteiligten zu Opfern desselben erklärt und damit praktisch von individueller Schuld freispricht. Da sage ich doch: typisch deutsche (Untertanen-)Einstellung und Obrigkeitsdenken.

Hallo Oldie,

es ist doch genau umgekehrt. Diejenigen, die hier die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen als gegeben hinnehmen und sogar noch vehement verteidigen, ohne diese zu hinterfragen, zeigen damit ihre Unterwürfigkeit gegenüber gesellschaftlicher und politischer Hierarchien.

Gruß
Brainstormer

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2012 22:46




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