Hallo Zusammen,
ich habe mal eine Frage. Ich lebe in Scheidung und habe zwei Söhne (21 und 17). Zahle für beide Barunterhalt. Sie leben bei ihrer Mutter.
Mein älterer Spross macht jetzt sein 3. Jahrespraktikum und hat dieses Jahr schon wieder die Abgabefristen für Ausbildungsstellen verpasst.
Mittlerweile habe ich endlich wieder einen besseren Draht zu ihm. Nach der Trennung (meinem Auszug) hatte er den Kontakt zu mir abgebrochen. Da möchte ich jetzt nichts durch zu großen Druck riskieren. Aber selbst für die Ausbildung die er machen möchte, laufen nun im Oktober schon wieder die Fristen für NÄCHSTES Jahr ab. Hilfe hab ich ihm längst angeboten. Keine Zeit, Keine Lust, besser nächste Woche, klappt schon irgendwie. Sonst mach ich halt noch ein Praktikum.
1. mache ich mir Sorgen um seine berufliche Zukunft
2. frage ich mich, wie lange ich ihn in dieser Tatenlosigkeit unterstützen sollte
3. seine Mutter arbeitet nicht, ich liege nach Unterhaltszahlungen beim Selbstbehalt. Kindergeld wurde wohl schon gestrichen. Abgesehen davon, dass es um seine Zukunft geht, können wir uns das nicht leisten. Er sollte langsam etwas eigenes Geld beisteuern.
Aber wenn ich ihm damit komme, heißt es direkt wieder "er wäre mir scheißegal, mich würde nur noch mein neues Leben interessieren"
Seine Mutter sagt "ist alles meine Schuld, jetzt muss ich auch sehen wie ich das finanziert bekomme"
Jemand einen Tipp was ich machen kann?
Vielen Dank für Antworten
Ralph
Existiert ein Titel?
Wenn die Antwort "Nein" lautet, dann ist es ganz einfach.
Unterhalt einstellen (ich gehe davon aus, dass du auf sein Konto überweist).
Ihm gleichzeitig mitteilen, dass er keinen Anspruch auf weiteren Unterhalt hat solange er nicht in einer Ausbildung ist (3 Jahre Praktikum müssen für keinen Beruf sein)
Fordere ihn auf sich beim JC als Ausbildungssuchend zu melden (dann besteht auch wieder Anspruch auf Kindergeld)
Ein gebrochenes Versprechen ist ein gesprochenes Verbrechen
Hallo,
einen Titel gibt es nicht. Es wurde anfangs was von den Anwälten ausgerechent. Seit Lohnsteuerklasse I habe und zahle ich etwas weniger und keinen Unterhalt mehr an die Mutter (Ich verdiene einfach nicht genug).
Es geht alles auf ihr Konto.
Aber was ist mit dem persönlichen? Wenn ich das mache, bricht er wieder den Kontakt ab.
Ich bin so froh das das endlich wieder läuft.
Hat er wirklich keinen Anspruch auf den KU?
Grüße, Ralph
Moin,
Mein älterer Spross macht jetzt sein 3. Jahrespraktikum und hat dieses Jahr schon wieder die Abgabefristen für Ausbildungsstellen verpasst.
Was heißt "3. Jahrespraktikum" ?
Hat er wirklich keinen Anspruch auf den KU?
Dein Sprössling hat Anspruch auf die Finanzierung seines Lebensbedarfs bis zum Abschluß einer Erstausbildung.
Der Weg dort hin soll stringent verfolgt werden.
Wenn er einen Richter findet, der ein "Kettenpraktikum" als zielstrebig ansieht, hat er Anspruch.
Da aber schon die Frage nach dem Ziel eher achselzuckend beantwortet werden dürfte:
Einen Richter kann man sich nicht aussuchen, seine Chancen stehen demzufolge nicht ganz so gut.
Wenn ich das mache, bricht er wieder den Kontakt ab.
Ich bin so froh das das endlich wieder läuft.
Dann sollest Du Deine Zahlungen erhöhen.
Vielleicht wird der Kontakt noch besser ...
... ich weiß, das war bösartig. Ein Lernerfolg wird sich bei Junior aber sicherlich nicht einstellen, wenn Du sagst: "Ein Jahr warte ich noch."
Gruß
United
In allen Leitlinien der OLG´s ist festgehalten und auch ständige Rechtssprechung, dass volljährige Kinder ausschließlich dann einen Unterhaltsanspruch ggü. den Eltern haben, wenn sie aufgrund einer Berufsausbildung nicht in der Lage sind sich selbst zu unterhalten.
Es wird dabei eine "Orientierung"- oder "Übergangphase" von bis zu 6 Monaten zwischen Schulabschluß und Ausbldungs-/Studienbeginn zugebillt.
Aber 3 Jahrespraktikas gehen weit über die Orientierungsphase hinaus (btw. müssen die Jahrespraktikas nicht inzwischen auch vom AG bezahlt werden)
Der KU muss aber zwingend auf das Konto des Juniors überwiesen werden, es sei denn er hat dich schrifltich angewiesen, dass weiterhin an die KM gezahlt werden soll. Meist erledigt sich "rumgammeln" recht schnell, wenn Mama sich mit dem Sprößling über eine Kostenbeteiligung streiten muss. Dann wird das Kind oft recht schnell an die frische Luft gesetzt oder gezwungen einen Nebenjon anzunehmen und sich um Ausbildung zu bemühen (solange du aber an Mama zahlst hat keiner der beiden einen Anreiz etwas zu tun)
Tja, das menschliche ist halt nicht so einfach. Natürlich wird sich das Verhältnis wieder verschlechtern. Auf der anderen Seite kannst du dir die Frage stellen, ob du dir ein Leben lang das "Wohlwollen" deines Sohnes erkaufen willst.
Ich würde ihn zum Essen einladen und ihm mitteilen, dass du bereit bist für ein paar weitere Monate freiwillig einen kleinen Beitrag zu seinem Lebensunterhalt zu leisten. Aber nur, wenn du das Geld zum einen auf SEIN Konto überweist und er sich zum anderen beim JC Ausbildungssuchend meldet und dir das nachweist.
Ganz ehrlich: Erwachsene Kinder sind nun mal für sich selbst verantwortlich. Aber oft müssen sie das erst lernen und das bedeutet eben auch, dass sie finanziell für sich einstehen müssen und das nicht ein Lebenlang Papa und Mami für Geld, Kost, Logis und saubere Wäsche zuständig sind
Ein gebrochenes Versprechen ist ein gesprochenes Verbrechen
Hallo,
er hat erst Realschulabschluss, dann ein freiwilliges soziales Jahr, dann Fachabi und dann Bundesfreiwilligen Dienst gemacht. Jetzt ist er dort weiterhin als Praktikant tätig wo er den Bundesfreiwilligen Dienst gemacht hat.
Das kann man nicht wirklich als Kettenpraktikum betiteln. Aber es ist nur Lebenslauflückenfüllend. Immerhin.
Ich dachte der KU läuft erst über sein Konto, sobald die Scheidung durch ist?
Außerdem ist der Zug ja schon abgefahren. Vor nächstem Jahr kann er keine Ausbildung beginnen. Ist ja alles schon wieder durch. Da kann ich doch das Geld nicht kürzen.
Ja das war etwas bösartig... aber ihr habt wohl Recht, erkaufen will ich mir sein Wohlwollen nicht.
Vielen Dank für eure Antworten.
Den Vorschlag mit dem zum Essen einladen... werde ich wohl so in Angriff nehmen.
Aber noch eine Frage. Den Titel bekommt man wodurch?
Gruß Ralph
Hallo,
grundsätzlich gibt es immer noch die Chance auf eine Ausbildung ab August/September. Da kann das Arbeitsamt helfen.
Und nun, wenn er Bufdi macht, dann bekommt er was. Das kann voll angerechnet werden.
Nein, ab Volljährigkeit musst du dem Volljährigen den Unterhalt direkt überweisen, es sei denn er sagt, dass du von ihm schriftlich bekommst, dass es auf ein anderes Konto gehen soll. Die Scheidung hat damit nichts zu tun.
Doch, ab Volljährigkeit kannst du kürzen. Ich würde auf jeden Fall sein Einkommen nahezu zu 100 % anrechnen.
Titel: Unterschrieben beim Jugendamt oder bei der Scheidung festgelegt.
Sophie
Hallo Ralph,
mal eben etwas Grundsätzliches:
Aber wenn ich ihm damit komme, heißt es direkt wieder "er wäre mir scheißegal, mich würde nur noch mein neues Leben interessieren"
Seine Mutter sagt "ist alles meine Schuld, jetzt muss ich auch sehen wie ich das finanziert bekomme"
Halten wir doch der guten Ordnung halber fest: Der Junior bummelt sich von dem einen Praktikum zum nächsten, und deine Demnächst-Ex arbeitet überhaupt nicht?!?
Dann lass dir von diesen beiden lebensuntüchtigen Gestalten bloß kein schlechtes Gewissen einreden!
Viele liebe Grüße,
Malachit.
Wenn ein Staat die Leistungsgerechtigkeit zugunsten der Verteilungsgerechtigkeit aufgibt, dann kommt man bald an den Punkt, wo es mangels Leistung nichts mehr zu verteilen gibt.
Aber wenn ich ihm damit komme, heißt es direkt wieder "er wäre mir scheißegal, mich würde nur noch mein neues Leben interessieren"
Antwort:"Gerade weil du mir nicht egal bist, wünsche ich mir, das du bald selbständig wirst und auf eigenen Beinen stehst. Ich möchte nicht, dass du ein Leben lang von anderen Menschen oder vom Staat abhängig sein musst (wie deine Mutter, das aber bitte nur denken 😉)
Ein gebrochenes Versprechen ist ein gesprochenes Verbrechen
Moin
Was interessiert eigentlich den Großen? Hast Du da einen Fahrplan von ihm? In mir baut sich der Eindruck auf, daß er denkt: "Ist mir scheißegal."
Hast Du eine Ahnung, wieso er glaubt, Dein gegenwärtiges Leben führt dazu, dass er sich abgehängt fühlt?
Aber noch eine Frage. Den Titel bekommt man wodurch?
Durch eine Unterschrift unter einem Papier, nach welchem Du irgend etwas (mit Unterhalt für's Kind) zu zahlen hast. Die Form ist im Prinzip belanglos. Edit: Achja,und falls Du dem nicht nachkommst, kann gepfändet werden.
Gruss oldie
Wenige sind das, was sie vorgeben zu sein.
Und wenn ich es mir recht überlege - niemand.
Hallo Zusammen,
ich war 17 Jahre verheiratet, über 10 davon unglücklich. Wollte meine Frau aber mit den Kindern nicht im Stich lassen, blieb. Wir dachten unser Glück zählt nicht, lebten für die Kinder zusammen aneinander vorbei.
Mein größter Fehler war das ich erst erkannte das das falsch ist, als ich eine andere Frau traf, bei der ich mich lebendig fühlte. Das war nicht geplant, es passierte einfach.
Sie ist das neue Leben das mir "angeblich" wichtiger ist als meine Kinder. Ich habe mich getrennt. Keiner hätte das je von mir erwartet.
Ich weiß das hätte anders laufen müssen. Deshalb muss ich jetzt auch mit dem Gegenwind klar kommen.
Mein jüngster will gar nichts mit mir zu tun haben. Mein ältester fängt gerade erst wieder an, vorrausgesetzt ich erzähl es nicht der Mama.
Da fällt es schwer jetzt hart durchzugreifen. Ich weiß das es sein muss. Er verbaut sich seine Zukunft.
Werde am Wochenende das Gespräch suchen.
So richtig weiß er noch nicht was er machen will. Das ist ja das Problem.
Meine Frau gibt mir die Schuld daran. Er steckt in einer Depression, weil ich das allen angetan habe...
Was soll ich da sagen. Vielleicht hat sie Recht.
Gruß Ralph
Hallo Ralph,
Ich weiss nicht, wie lange die Trennung/Scheidung zurückliegt. Generell gilt, dass immer zwei für das Auseinanderleben verantwortlich sind. Du solltest Dir also nicht den schwarzen Peter zuschieben. Beide Partner müssen darüber nachdenken. Deine ex-Frau sollte das lernen, auch wenn es sehr weh tut. Beide Partner sind ja in diesem Prozess verletzt (worden).
Kinder, auch ältere, wollen nicht, dass ihre Eltern sich trennen. Sie wollen, dass ihre Eltern zusammenbleiben, möglichst lange, und aus kindlicher Perspektive am besten: ein Leben lang.
Die wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass besonders die ersten zwei Jahre nach der Trennung für die Kinder am schwierigsten zu bewältigen sind. Hier brauchen sie die meiste Unterstützung. Bekommen sie diese von beiden Eltern, stehen die Chancen gut, das Geschehene positiv zu verarbeiten. Die Verantwortung liegt bei den Eltern – nicht bei den Kindern. Deswegen ist es so wichtig, wie die Eltern von Anfang an mit der Trennung umgehen. Dazu gehört auch, wie sie es ihrem Kind oder ihren Kindern sagen.
Beide Eltern sollten betonen, dass sie weiterhin zuverlässig für die Kinder da sind, eventuell beschreiben, was sie als nächstes vorhaben und wie sich der Alltag in nächster Zeit gestalten wird. Beide Eltern können auch über ihre und die Ängste ihrer Kinder sprechen, wenn es sich ergibt.
Aber es sollte betont werden, dass die Eltern die Zukunft für die Kinder trotz der schmerzhaften Veränderungen weiterhin so schön gestalten wollen, wie es geht. Die Kinder müssen in diesem Moment, wo ihnen das Liebste genommen wird, in ihre Zukunft vertrauen können und darauf, dass ihnen beide Eltern erhalten bleiben. Natürlich erklären die Eltern einem Vierjährigem und einer Zehnjährigen all dies mit anderen Worten als einem 21 und 17jährigen.
Diejenigen Eltern, die nach der Trennung vom jeweiligen Partner selbst psychisch geschwächt sind, sollten Unterstützung von Außen oder therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. das gilt vielleicht für Deine ex-Frau.
Die Eltern sollten möglichst rasch eine verlässliche Alltagsstruktur aufbauen, in der sich die Kinder sicher aufgehoben fühlt.
Die Eltern müssen sich vor ihren Kindern nicht übertrieben harmonisch zeigen, die Kinder würden sich sonst fragen, warum sie sich eigentlich getrennt haben. Offener Streit und gegenseitige Beschimpfungen vor den Kindern sollten aber unterbleiben.
Eltern, die sich getrennt haben, sollten ihre Kinder nicht aus falsch verstandenem Schuldgefühl über die Maßen verwöhnen, was ihnen nur kurzfristig Sicherheit verspricht, sondern sie konsequent und verantwortlich für sich und andere erziehen.
Der Blick der Eltern sollte in die Zukunft gerichtet sein und nicht über die Maßen am "Ex" kleben. Dies ist in Hinsicht auf ihre eigene Beziehungsfähigkeit ebenso wichtig wie für die spätere Beziehungsfähigkeit ihrer Kinder.
Dass Eltern trotz der Trennung kooperativ miteinander umgehen und dem Kind das Gefühl geben, weiterhin gemeinsam für es da zu sein, ist wahrscheinlich der wichtigste Schutzfaktor für das Kind.
Meiner Meinung nach solltest Du konsequent das Gespräch mit den Söhnen suchen und zusammen eine Struktur aufbauen, wie Ihr Euch die Zukunft vorstellt. Wie kannst Du Dich in ihr Leben einbringen ? Noch dringender ist es aber das Gespräch mit der ex-Frau zu suchen und sich gemeinsam zu überleben, wie ihr diese Trennung mit den Kindern meistert. Als Eltern seid ihr nicht getrennt und werdet es nie sein. Als Paar schon (und Deine ex-Frau scheint mit dieser Sichtweise ja auch einverstanden zu sein, wie Du es schreibst) . Das müssen alle Familienmitglieder verstehen und auch leben. Ein "Du bist an allem schuld" ist hier nicht zielführend.
VG,
Tsubame