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Umgangsrecht im Babyalter

 
(@fablion35)
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Liebes Forum,

ich habe mich heute erst angemeldet. Ich habe leider zum schlimmstmöglichen Moment festgestellt, dass ich mir eine Zukunft mit meiner Frau nicht vorstellen kann. Ich habe eine neue Frau kennengelernt und mich in sie verliebt. Meine Frau war zu dem Zeitpunkt schwanger. Ich wollte das Thema Trennung nie während der Schwangerschaft ansprechen, aber es ist unfreiwillig rausgekommen und meine Frau fiel aus allen Wolken.

Ich habe versucht so gut es geht meine Frau in der Rest-Schwangerschaft, während der Geburt und dannach zu unterstützen, ich liebe meinen Sohn über alles, aber ich konnte mir trotzdem nicht vorstellen irgendwas noch zu kitten in der Beziehung.

Nun ist mein Sohn schon 8 Monate alt, ich bin vor drei Monaten ausgezogen, wir leben im Trennungsjahr, ich lebe in fussläufiger Entfernung und nutze jede Gelegenheit die sich mir ergibt um meinen Sohn zu sehen. Da ich beruflich montag-donnerstags immer unterwegs bin, konzentriert sich diese Möglichkeit auf das Wochenende.

Die KM und ich hatten keine Umgangsvereinbarung festgeschrieben sondern haben das immer sehr flexibel und spontan gehandhabt. Mal bin ich mit dem kleinen Spazieren gewesen, mal hab ich auch eine "Nachtschicht" übernommen und auf dem Sofa geschlafen um dann da zu sein, falls der kleine abends wach wird, so dass die KM auch mal ein paar stunden Schlaf am Stück mehr bekommt.

Nun ist es aber soweit, dass sie gemerkt hat, dass sie durch meine ständige Anwesenheit nie aus der Trauerspirale rauskommt und immer wieder daran erinnert wird, was ich ihr angetan habe. Sie möchte alle Überschneidungen mit mir kappen und so weit es geht den Kontakt einschränken.

Ich habe noch nicht viel gefunden, was ich in so einem Fall an Umgangsrecht einfordern kann bzw. was ich erwarten kann. Ich möchte der KM nicht noch weiter Schmerzen zufügen und mich auch nicht mit ihr streiten, ich möchte einfach für meinen Sohn da sein, eine Bindung mit ihm aufbauen können und ihm ein so guter Papa sein, wie es halt geht in der Situation.

Drei Fragen:

1. Gibt es Erfahrungen wie ein Umgang bei einem 8 monatigen Baby aussehen könnte?
2. Welche Tips habt ihr, wie man mit der Wut und Trauer des Ex-Partners am besten umgehen soll?
3. Welche Tips habt ihr wie man sich selbst vergeben kann, für das was man angerichtet hat?

Vielen Dank!

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 07.09.2015 16:51
(@susi64)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo,

Umgang mit kleinen Kindern sollte kürzer und öfter stattfinden, also z.B. auch am Freitag mal eine Stunde und dann wieder ein paar Stunden am Wochenende. Dass Du von Mo-Do gar nicht verfügbar bist, ist eigentlich ungünstig.

Richte Deine Wohnung kindgerecht ein und hole Dein Kind zum Umgang zu Dir, dabei sollten die Übergaben knapp sein und nur die notwendigsten Informationen sollten ausgetauscht werden. Der Rest sollte, so möglich über E-Mail oder Brief geklärt werden.

Du bist der KM bis zum 3. Lebensjahr des Kindes und dem Kind zu Unterhalt verpflichtet. Ist das geregelt? Eine Umgangsvereinbarung muss nicht in Stein gemeiselt sein, aber Du solltest einen Vorschlag erarbeiten mit dem Du leben kannst und in Absprache mit der KM dann festzurren.
Könnt ihr euch nicht einigen, dann kannst Du das JA um Vermittlung bitten.
Kommt es auch dann nicht zu einer Einigung, dann bleibt Dir nur die Umgangsklage vor Gericht.

Gibt es irgendwelche besonderen Baustellen bei der Scheidung? Ist der Versorgungsausgleich geklärt? Vermutlich gibt es kein gemeinsames Haus und auch keine Kredite?

Wie sieht es mit der anderen Frau aus? Die Frage ist, wie geht sie damit um, dass Du Umgang mit Deinem Kind haben willst und zu Unterhaltszahlungen verpflichtet bist?

Ansonsten ist es leider so, dass wir die Vergangenheit nicht ändern können sondern nur die Zukunft gestalten.

VG Susi

AntwortZitat
Geschrieben : 07.09.2015 19:01
(@ingo30)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin Fabilon,

2. Welche Tips habt ihr, wie man mit der Wut und Trauer des Ex-Partners am besten umgehen soll?
3. Welche Tips habt ihr wie man sich selbst vergeben kann, für das was man angerichtet hat?

Susi hat Dir schon gute Tipps zum Umgang gegeben. Aus meiner persönlichen Sicht verlaufen Trennungen "im laufenden" Betrieb meist sehr unschön wenn man sich direkt für einen neuen Partner entscheidet. Hier ist jeder selber verantwortlich für sich und seine Gefühle. Aus meiner höchst persönlichen Sicht sollte man sich vielleicht aber mal fragen, warum es in der Beziehung mit meiner Ex-Partnerin nicht geklappt hat. Wenn ich kein Golf spielen kann wird mein Handicap auch nicht besser, wenn ich auf einem anderen Golfplatz spiele. Sprich: Die Gefahr, dass Du die selben Fehler wie in Deiner ehemaligen Beziehung machst, ist ziemlich groß.
Das solch ein Verhalten beim Ex-Partner oftmals nur Unverständnis und Wut auslöst kann man sehr gut nachvollziehen. Persönlich fände ich es in solchen Situationen immer besser, die Beziehung zu beenden weil ich die Beziehung an sich nicht mehr führen will. Der direkte Wechsel zu einem neuen Partner bringt Dir natürlich emotionalen Halt und Unterstützung, die Deine Ex-Partnerin (noch) nicht hat. Damit geht immer auch Frustration einher.
Natürlich kannst Du an dieser Situation jetzt nichts mehr ändern. Ich würde aber dafür sorgen, dass sich Deine Next und Sie sich nicht unbedingt über die Füsse laufen müssen (wenn es von beiden nicht anders gewollt wird). Das heißt konkret: Ihr steht nicht händchen-haltend von ihrer Tür um den Junior zum Umgang abzuholen.
Spätestens wenn Junior in den Kiga geht bieten sich viele Möglichkeiten zur kontaktlosen Übergabe über den KiGa. Die Kommunikation könnt ihr dann kindbezogen z.B. über E-Mail abwickeln.

Im Regelfall wird sich Euer Verhalten auch dann verbessern, wenn Deine Ex wieder einen Partner an ihrer Seite hat, da dann die Prioritäten auch wieder anders liegen. In der Zwischenzeit solltest Du versuchen, sowenig provozierende Aktionen wie möglich durchzuführen (sprich alles was das Kind angehst regelst Du persönlich mit ihr. Nicht über Deine neue Partnerin).

Ansonsten Umgangsplan festlegen und in der Wohnung Deiner Ex hast Du aus meiner Sicht auch nichts mehr verloren. Genauso lässt Du bitte die hier im Forum oftmals so gern durchgeführten "täglichen Gute-Nacht-Anrufe" weg. Auch damit dringst Du jeden Tag in die Privatspähre Deiner Ex ein, was nicht sein muss.

Zu Deiner dritten Frage kann ich Dir leider keine konkreten Antworten geben. Das musst Du mit Dir und Deinem Gewissen selber ausmachen. Viele betroffene Väter erleben dass, was Du durchgezogen hast, genauso anders herum. Oftmals aber in Verbindung mit einer lang geplanten und dann perfekt durchgezogenen Trennung incl. Manipulation und Entfremdung der Kinder. Aus meiner höchstpersönlichen Sicht würde ich so niemals eine Trennung einleiten, da die Verletzungen beim Gegenüber oft tiefgreifend sind. Wut und purer Hass können daraus entstehen.  Dazu ist für mich immer auch immer fraglich, was die neuen Partner in der Situation für eine Rolle spielen. Klar, es gibt immer eine "vernünftige" Erklärung, aber mal nett zu seinem neuen Partner durch die Blume zu sagen "Klar, lass mal Deine schwangere Frau sitzen, find ich super, Hauptsache ich komm mit Dir zusammen und kann mit Dir meine Träume leben" find ich schon eine Hausnummer. Aber das ist nur meine höchstpersönliche Meinung dazu. Gruß Ingo

AntwortZitat
Geschrieben : 07.09.2015 19:44
(@fablion35)
Schon was gesagt Registriert

Liebe Susi, Lieber Ingo,

danke für die Tips und die Antworten.

Selbstverständlich unterlasse ich jedwede Aktion die meine Ex provozieren würden. Meine neue Partnerin steht meinem Umgang mit dem Kind oder auch dem notwendigen Kontakt mit meiner Ex nicht im Wege sondern hat volles Verständnis, da sie selbst drei Kinder hat.

Es ist bisher nichts verschriftlicht festgelegt, weder Unterhalt noch der Versorgungsausgleich. Ich habe das mit meiner Ex gemeinsam geregelt in dem wir fair die Kosten aufgeführt haben und die Einnahmen gegenübergestellt. Ich zahle ihr derzeitig die Miete von 1200EUR und weitere 800 EUR für die Lebenshaltungskosten, dazu bekommt sie Kinder- / und Elterngeld. Sie hat damit ein höheres Nettoeinkommen als ich derzeitig.

Wir haben keine Kredite und auch kein Haus, bei der Haushaltsaufteilung habe ich mich nicht gestritten und habe mehr oder weniger alles da gelassen.

Ich habe kein Ansinnen mit ihr zu streiten , sie zu stalken oder Abends mit Anrufen zu bombardieren. Ich wünsche mir nur einen guten Umgang mit meinem Sohn.

Ja ich glaube es ist an der Zeit eine formalisierte Form des Umgangs einzuführen. Das wird uns beiden Sicherheit geben. Ich hoffe Sie überwindet ihre Trauerphase bald und erkennt, dass ich auch wenn ich mich von ihr getrennt habe, dennoch für den kleinen da sein möchte.

Freue mich über weitere Tips und Beispielen für Umgangsregelungen mit Babys. Ich möchte fair sein aber eben auch nicht zu kurz kommen.

Meine neue Wohnung ist kind gerecht eingerichtet und ich hoffe dass ich den kleinen bald (wenn er nicht mehr gestillt wird) auch mal bei mir haben kann.

Grüße,
Fabian

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 07.09.2015 20:50
(@susi64)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo,

ein 8 Monate altes Kind wird in aller Regel nicht mehr ausschliesslich gestillt sondern es wird zugefüttert. Deshalb sollten die Mehrzeiten auch relativ regelmäßig sein, so dass Du Dein Kind durchaus für 3 Stunden zu Dir nehmen könntest, da ihr ja nicht weit auseinander wohnt.
Sollte das Kind Durst haben, dann kann es (ungesüssten) Tee (in Abstimmung mit der KM) aus einer Schnabeltasse (Babybedarf, Tasse mit Schnabeldeckel und 2 Henkeln) bekommen. Das ist für die Kleinen zwar etwas ungewohnt, aber sie lernen schnell damit umzugehen.
Windeln wechseln solltest Du üben damit es keine auslaufende Windel gibt.

Anfangen würde ich aber mit 1/2 bis 1 Stunde und es dann innerhalb von 2 Monaten auf 2-3 Stunden zu steigern. Wenn ihr euch nicht ständig auf den Füßen steht wird das Verhältnis auch besser.
Wenn nicht mehr gestillt wird, kann der Umgang dann weiter ausgebaut werden, wobei in aller Regel über einen gewissen Zeitraum abgestillt wird und das Kind dann komplett auf normale Kost umgestellt wird. Umso weniger gestillt wird umso länger kann der Umgang dauern. Das Kind kann schliesslich auch bei Dir schlafen.

Du solltest eine ordnungsgemäße Unterhaltsberechnung durchführen (lassen). Dabei kann Dir das Forum helfen. Ansonsten bleibt immer die Idee bei ihr, dass sie zu wenig bekommt und bei Dir, dass Du Dich ausgenutzt fühlst.
Bei jedem OLG (z.B. <a href="http://www.famrb.de/unterhaltsleitlinien.html>hier</a>)" gibt es Unterhaltsrichtlinien wie der Kindesunterhalt und der
Ehegattenunterhalt zu berechnen ist. Schau Dir das an rechne und gehe es ggf. auch mit der KM durch. Was Du dann zahlst kann durchaus höher sein, allerdings birgt das immer die Gefahr, dass sich solche Zahlungen verstetigen.

VG Susi

AntwortZitat
Geschrieben : 08.09.2015 00:22
(@fablion35)
Schon was gesagt Registriert

Hallo Susi,

danke für die Antwort. Ich mache mir keine Sorgen was die Versorgung des Kindes anbelangt, ich kann Windeln wechseln und ihn füttern, ich habe dies in den letzten Monaten (das Füttern selbstverständlich erst seit kurzem) auch sehr häufig schon gemacht.

Ich möchte mich soweit es geht mit ihr gemeinsam einigen und nicht eine dritte Stelle mit einbeziehen ausser es ist absolut notwendig und ich sehe keinen Ausweg mehr. Für mich ist die Einbeziehung des JA oder eines Anwalts immer eine Eskalation die es zu verhindern gilt.

Es ist auch immer ein Auf- und Ab in der Stimmungslage bei ihr. Ich kann das nachvollziehen und "erdulde" das mit stoischer Ruhe wenn sie eine Wutphase durchlebt. Ich versuche mich dann immer innerlich zurückzubesinnen auf das langfristige Ziel einen ruhigen normalen Umgang zu haben wenns um den kleinen geht. Wir müssen nicht die besten Freunde warden, aber wenns um den kleinen geht würde ich mir wünschen, dass man die persönliche Verletztheit hinten an stellt und akzeptiert das egal was passiert ist in der Vergangenheit, die Liebe zum eigenen Kind dennoch da ist.

Ich bin diese Woche wieder unterwegs unter der Woche, hab aber ein Foto vom kleinen zugeschickt bekommen, ein gutes Zeichen nach einem anstrengendem Wochenende.

Beste Grüsse

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 08.09.2015 11:06