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Eskalation und deren Vermeidung bei Trennung

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(@kleinegon)
Nicht wegzudenken Registriert

Hallo @alle,

ein schöner Topic, und
Martin
ich träume auch vom skandinavischen Modell --- Dänemark, das wär´s!
Grüßle aus dem sonnigen Süden 😉
Kleinegon

Hast Du nur eine Möglichkeit, dann bist Du in einer Zwangslage. Bei zwei Möglichkeiten hast Du nur das Entweder - Oder. Such Dir eine dritte Möglichkeit. Jetzt hast Du Wahlmöglichkeiten und es beginnt die Verantwortung in Freiheit.

AntwortZitat
Geschrieben : 12.06.2005 22:47
 AJA
(@aja)
Registriert

Also weniger Träumen, sondern Wege aufzeigen, wie man trotz verhärteter Fronten tragbare Lösungen finden kann.

Da würde ich an erste Stelle das Gespräch suchen. Du hast es versucht, Uli, schreibst du. So wie ich dein Tagebuch gelesen habe, ist deine Ex wohl aber auch nicht mit "normalen" Maßstäben zu messen. Im Grunde sitze ich in einem ähnlichen Boot: was tun, wenn eine Gesprächsbereitschaft auf Grund einer psychischen Krankheit immer wieder ins Leere läuft?

Aber ich gehe mal davon aus, dass bei den meisten Paaren, bei denen die Fronten verhärtet sind, dies nicht auf Grund einer Erkrankung passiert ist, sondern aus den banalen Gründen der eigenen Verletztheit. Aus dem Grund, den glaube ich Michael angesprochen hat: nach wie vor die Suche nach der Schuld. Aus dem Grund, dass nach oder während einer Trennung viel an Realität plötzlich ziemlich verzerrt wahr genommen wird.

Anfangs tat ich mir auch nur einfach leid. Habe mir wieder und wieder die ganzen Verletzungen reingezogen, die ich während meiner Ehe erleiden musste. Habe wieder und wieder Revue passieren lassen, wie schlecht es mir ging. Und habe dabei ganz übersehen, dass auch mein Ex ein Mensch mit Gefühlen ist, auf denen ich mit Sicherheit auch ganz schön herumgetrampelt habe. Die schlechte Behandlung von seiner Seite könnte eine Anwort auf mein Verhalten gewesen sein. Und was auf jeden Fall bei uns gefehlt hat, war das Gespräch. Er gehört zu der Sorte Mensch, der auf eine Frage manchmal vier Wochen später oder auch gar nicht antwortet. Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die a) alles an Ort und Stelle und vor allem im Akutfall zu Ende diskutieren möchte und b) (leider ein Fehler) keine Antwort als Zustimmung werte. Allein schon wegen dieser unterschiedlichen Form der Kommunikation konnten wir nicht zusammen kommen.

In einem Brief nach der Trennung hat mir mein Ex mal geschrieben, er hat mich nur deshalb so mies behandelt, weil er wollte, dass ich endlich einsehe, dass wir nicht zusammen passen. Hätte er mir das mal vorher gesagt, wäre vielleicht alles anders gekommen. Ich habe mir immer nur gedacht, was 10 Jahre gut war, kann doch nicht plötzlich ganz schlecht sein.

Was mir viel geholfen hat, waren die endlosen Gespräche beim JA. Diese Gespräche gingen weit über das normale Maß der üblichen Beratung wegen Umgang in Scheidungsfällen hinaus. Wir haben dort beide viele Federn lassen müssen und es hat uns sehr geholfen, unsere Kommunikation auf die Elternebene stellen zu lernen.

Inzwischen ist es leider wieder so, dass ich zu ihm keinen Zugang habe. Ich weiss nie, ob ich ihn erreiche oder nicht. Im letzten Jahr haben unsere Kinder ihn genau dreimal gesehen. Im Dezember, vor zwei Wochen und heute. Was dazwischen war, weiss ich nur zum Teil. Die Tendenz geht zum Besseren, aber ein Gespräch halte ich für wichtiger denn je. Ob er sich darauf einlässt? Keine Ahnung.

Jetzt bin ich aber schon wieder zu sehr abgeschweift, sorry, es beschäftigt mich halt über die Maßen.

Wenn kein Gespräch möglich ist, vielleicht ein bisschen "nachlassen". Nicht auf Biegen und Brechen das Recht für sich selbst in Anspruch nehmen, dem anderen auch ein bisschen "Recht" einräumen.

Hier bin ich wieder an der Stelle, an der ich die Anwälte anklage. In meinen Augen sehen die nur "die Sache", sie wollen vor Gericht brillieren und ihre Schäfchen ins Trockene holen. Für den Mandanten das heraus holen, was irgend möglich ist, ohne Rücksicht auf die Gegenseite.

Schriebe der Anwalt dann Dinge, die der Mandant so nicht gemeint hat, ließe sich das schnell korrigieren. Wird das nicht korrigiert, dann war es auch so gemeint; was immer man auch später relativierend dazu äussert!

In meinem Fall glaube ich das nicht. Aber das liegt sicher daran, dass mein Ex wie gesagt fremdgesteuert ist. Ich würde ihm sogar zutrauen, dass, wenn die Anwältin damals das ASR für ihn durchgedrückt hätte, er trotzdem nicht dahinter gestanden hätte und es nicht in Anspruch genommen hätte. Der Anwältin widersprechen, das hätte er sich nicht getraut.

Ich meine - ich habe auch mit einer Teilungsversteigerung gedroht, weil ich gesehen habe, dass das Haus nicht mehr zu halten ist. Ob ich es letztlich gemacht hätte? Wohl eher nicht, denn dass wir dann beide hätten draufzahlen müssen, war mir auch klar. Aber es war eine Möglichkeit, ihn ein bisschen wach zu rütteln und endlich dazu zu bringen, seine Einkommensverhältnisse offen zu legen.

Alles in allem: Missverständnisse auf Grund mangelnder Kommunikation und deshalb nochmal: Gespräche, Gespräche und nochmals Gespräche. Nicht zu zweit - nur mit fachkompetenten Menschen zusammen.

Gruß AJA

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 12.06.2005 23:49
 AJA
(@aja)
Registriert

Und was ich noch vergessen habe: bloss keine gutgemeinten Ratschläge von Freunden oder Verwandten annehmen! Meine Schwägerin hat da unheimlich viel kaputt gemacht. Angefangen damit, dass sie unsere einvernehmliche Einigung bezüglich Umgang kaputt gemacht hat: die Kinder konnten zum Vater, wann immer es in seinen Schichtplan gepasst hat. Das war ganz schön häufig. Oftmals mehrere Nachmittage hintereinander, oft mit Übernachtung, manchmal ohne. Sie hat die zwei-Wochen-Regelung eingeführt, was dazu führte, dass er die Kinder Freitag Abend bei mir abholte, um sie zu seiner Schwester zu bringen und dann zur Arbeit gefahren ist. Natürlich sind sie dann das ganze WE bei der Tante geblieben und hatten vom Papa nicht viel.
Bis dahin, dass sie unsere an und für sich immer einverständliche Erziehungslinie untergraben hat. Sie hat ihm schön klar gemacht, dass ich sowieso alles falsch mache, und er das jetzt gefälligst anders zu machen hätte. Hat er dann halbherzig auch getan, die Kinder haben nicht mehr durchgeblickt.
Seit der Kontakt zur Tante unterbrochen ist, sind sie viel ausgeglichener.

Sie hat bei ihrer eigenen Scheidung und vor allem auch im Bekanntenkreis viel Mist erlebt und wollte ihren Bruder davor bewahren. Nur lässt sich halt keine Trennung auf die andere übertragen. Von daher ist bei solchen "Tipps" höchste Vorsicht geboten.

Gruß AJA

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 13.06.2005 00:11
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