Hallo alle,
ich habe bald die Anhörung fürs gemeinsame Sorgerecht (7-J Kind, wird ein paar Tagen vorher separat vom Richter gehört) und wollte wissen ob jemand damit Erfahrung gesammelt hat, wie es ungefähr läuft (tragen die Anwälte/Eltern die Argumente jeder Seite wieder vor, ob der Richter so "Standardfragen" stellt, ob es eine bestimmte Reihenfolge dafür gibt, usw). Jedes Kommentar wird sehr hilfreich sein, um die Anhörung besser vorzubereiten!
Herzlichen Dank!
Andreas
Moin Andreas (und willkommen im Forum),
ich schließe aus Deinem Beitrag, dass Du anwaltlich vertreten wirst.
Lass Deinen Anwalt reden. Selbst redest Du nur, wenn Du darum gebeten wirst.
Im Grunde seid es nicht Ihr, die Argumente für das GSR vortragen müsst, sondern vielmehr liegt es an der KM Gründe dagegen vorzutragen.
Insofern wäre wichtig, sich mit ihren Argumenten zu beschäftigen und - so diese relevant sind - diese zu entkräften.
Wichtig ist vor allem, dass Du ruhig bleibst. Wenn Deine Ex schimpft, lass sie schimpfen.
So viele Beschlüsse zum GSR seit Gesetzesänderung (und somit eine klare Linie) gibt es noch nicht, dennoch:
Mangelnde Kommunikationsfähigkeit der Eltern scheint immer noch die erfolgsversprechende Strategie gegen GSR zu sein, insofern leiste keinen Beitrag, der nach Streit aussieht.
Es gilt Gemeinsamkeiten und Kooperationsbereitschaft zu betonen.
Gruß
United
danke!
Nur zur Klarheit: ich bin anwaltlich nicht vertreten (kann mir nicht leisten). Deswegen habe ich hier gefragt, ob jemand schon Erfahrung seit Gesetzesänderung gesammelt hat.
Nochmals Vielen Dank!
A.
PS: Ja die Strategie, die du erwähnst, ist genau was die KM bzw. ihr Anwalt folgt .... kann aber viel mehrere Beispiele zeigen, wo alles geklappt hat, und evtl. die paar Konflikte die in über 6 Jahren gab nicht unbedingt von mir beursacht wurden ... (hoffe werden nicht dazu "gezwungen", so was zu erwähnen)
Hallo Cabb,
United hat dir in der Sache ja schon einiges geschrieben.
Ich kann dir kurz von den Erfahrungen meines Verfahrens zum GSR nach neuer Gesetzeslage schreiben.
In meinem Fall war das JA klar auf meine Seite positioniert und für die Ausübung des GSR.
Trotz alledem hat die Mutter mit latenten Falschvorwürfen der Gewaltanwendung gegenüber meines Kindes versucht die ganze Sache zu verhindern.
Unser Kind musste nicht befragt werden, da diese zu jung dafür war und ist. Aber es ist schon so, dass wir als Eltern unser Statement dazu abgeben mussten.
Als erste musste die JA-MA ihr Statement abgeben. Danach wurde die KM gefragt warum diese denn GEGEN die Ausübung des GSR ist, was schon sehr witzig war, denn die war darauf gar nicht vorbereitet. Sie dachte wohl tatsächlich sie könne sich bequem neben ihre Anwältin setzen und die regelt dann schon alles für sie. Schön pauschal für die VKH auf Staatskosten…aber das sieht ihr ähnlich Sie kam schon in den Verhandlungsraum rein, bewaffnet schlechter als jeder Friseur, ohne Akten, Notizblock oder ähnliches, wie auf dem Weg zum Kaffeeklatsch.
Als sie dann befragt wurde, war sie erstmal ziemlich perplex und meinte zu der Richterin:“….hmmmmmm lassen sie mich mal überlegen… Alsooooo…..“
Naja und dann fing sie an irgendeinen Mist zu erzählen. War aber schon ein schlechter Start, und alle Beteiligten ausser die Anwältin konnten sich zumindest das Lächeln nicht wirklich verkneifen…..
Im Anschluss musste ich dann mein Statement abgeben. Das war auch mit das letzte was ich sagen musste. Der Rest war fast ein Selbstläufer.
Die Richterin hat der Gegenseite folgendes erklärt:
Die Hürde zu verhindern dem Vater laut der neuen Gesetzeslage das GSR zu übertragen, ist genauso hoch, wie es einem Elternteil weg zu nehmen…und das sehe ich hier absolut nicht! ---------------Bums…. Das war’s dann fast.
Als die Gegenseite versuchte nochmals die möglichen Schläge zu thematisieren, wiegelte die Richterin das freundlich ab, als die Gegenseite das wiederholte, schlug die Richterin mit der flachen Hand auf den Tisch und erklärte, dass sie solch einen Unsinn hier nicht mehr hören möchte .
Du kannst dir sicher vorstellen, dass man förmlich sehen konnte wie die Gegenseite tiefer in den Stuhl rutschte.
Als Sahnehäubchen durfte die Gegenseite dann noch für 10 Minuten raus und sich darüber beraten, ob sie es nicht taktisch für besser hielten, dem Antrag einfach zu zustimmen 😉 Das taten sie dann auch nachdem die Anwältin 10 Minuten auf die Gegenseite eingeredet hatte….
Nach 40 Minuten war der Drops dann gelutscht.
Wenn der Richter deinen Sohn befragt, wird das in etwa so laufen, dass er ihn fragen wird wie das Verhältnis zu dir ist, wie oft er bei dir ist und ob er gerne bei dir ist und ob es okay ist wenn du als Papa hier und da Dinge mit entscheiden darfst. So war es zumindest bei mehreren Bekannten von mir. Der Richter macht sich ein kurzes Bild ob dem Kind ein GSR zu zumuten wäre…. Mehr nicht…also ganz entspannt und nichts schlimmes.
Verhalte dich ganz ruhig, entspannt und mach klar, dass du gewichtige Entscheidungen im Leben deines Kindes mitgestalten möchtest und dieses auch wahrnehmen möchtest.
Welche Argumente hat die KM denn bisher GEGEN das GSR verlauten lassen, also mündlich oder im Schriftsatzverfahren??? Was sagt das JA?
Gruß
Sputnik
Hi cabb
die paar Konflikte die in über 6 Jahren gab
nicht unbedingt von mir beursacht wurden...
sowas ist Kinderka*ke:
"Die hat aber angefangen!"
"Nein der hat angefangen!"
"Nein die!"
"Der!"
"Die!"
"DER!!!"
"DIE!!!"
die paar Konflikte die es in über 6 Jahren gab wurden friedlich beigelegt.
So läuft der Hase!
Sonst gehst du der KM und ihrem Rechtsverdreher auf den Leim.
ich bin anwaltlich nicht vertreten (kann mir nicht leisten).
Das ist in Kindschaftssachen kein Problem. Da musst du nur cool bleiben.
Und dir vorher überlegen was du willst und wie du das kriegst.
Dein Mantra ist: "Ich wüsste nicht was dagegen spricht."
Das wiederholst du gebetsmühlenartig.
So ist die Rechtslage.
Alles andere ist zuviel Gelaber.
Wer sich verteidigt greift sich an.
Wenn die Ex Olle Kamellen aufwärmen will lass sie.
"Das ist doch längst vorbei.
Jetzt ist alles schön.
Auch verheiratete Eltern sind sich nicht immer 100% einig.
Trotzdem brauchen Kinder beide Elternteile."
Das sagst du. Das denkst du. Das fühlst du.
Das strahlst du aus. Denn davon bist du zutiefst überzeugt.
Alles andere hat vor dem Richter garnichts zu suchen.
Weniger ist mehr. Speziell wenn du da ohne Anwalt aufläufst.
Viel Erfolg!
Gruss Horst
Moin cabb,
Nur zur Klarheit: ich bin anwaltlich nicht vertreten (kann mir nicht leisten). Deswegen habe ich hier gefragt, ob jemand schon Erfahrung seit Gesetzesänderung gesammelt hat.
wenn Du juristisch und in puncto Selbstdarstellung und Selbstbewusstsein nicht der grosse Crack bist, solltest Du so etwas trotzdem nicht ohne Anwalt angehen. Du kriegst vor Gericht zumindest keinen Welpenschutz von der Sorte "den fassen wir nur ganz vorsichtig an, weil der Arme ja keinen Anwalt hat und ganz allein ist".
Wenn Du knapp bei Kasse bist, holst Du Dir ggf. einen Beratungsschein beim zuständigen Amtsgericht und suchst Dir einen Anwalt, der auf Basis der Verfahrenskostenhilfe arbeitet. Funktioniert allerdings nur bei nachweislich geringen Einkünften und nicht bei "mein Auto und mein Motorrad sind so teuer".
Grüssles
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
Hi.
Wie die anderen schon schrieben, solltest Du Dich lediglich mit den Gegenargumenten der KM beschäftigen und diese entkräften. Diese müssen Dir eigentlich genannt werden. Stell sie hier doch mal ein.
Du solltest trotzdem darauf gefasst sein dass der Richter Dich fragt warum du das GSR überhaupt beantragst. Dann ist ein Satz wie "Nach der neuen Gesetzeslage muss doch die KM Gründe nennen, die dagegen sprechen und nicht ich welche, die dafür sprechen" wenig hilfreich. Dann sagst Du einfach, dass Du gleichberechtigt mitentscheiden möchtest und es am besten für das Kindeswohl ist, wenn es in dem Bewusstsein aufwächst, von beiden Eltern gleichberechtigt aufgezogen zu werden.
Ich hatte aufgrund der Übergangsregelung geklagt und in der Verhandlung stets die Gemeinsamkeiten betont und dokumentiert. Das solltest Du auch.
Sofern die KM behauptet, ihr könnt euch nicht einigen, sage, dass es hier nur um die grossen Entscheidungen geht und da könnt ihr euch sehr wohl einigen.
Falls sie auch noch mit Kommunikationsproblemen kommt, streite sie ab. Das neue Gesetz verlangt mittlerweile, dass diese Kommunikationsprobleme manifestiert und unüberbrückbar sein müssen, damit es nicht zum GSR kommt. Blosse Behauptungen reichen nicht mehr aus.
Und lasse Dich nicht vom Gericht in Elterngespräche abschieben. Bestehe auf einem Beschluss. Danach bist Du gerne bereit, Elterngespräche zu führen
Wie sieht es mit Deinem Umgang aus?
Gruß
BP
Hallo alle,
herzlichen Dank für die wertvolle Kommentare!
So hier mal eine kurze Zusammenfassung von der Situation:
- paar Gespräche mit der KM gehabt, nichts rausgekommen. Sie wollte auch nicht zur Beratung
- Trotzdem habe ich mal einen Termin beim JA organisiert und natürlich Sie eingeladen, sie ist aber auch nicht gekommen.
- nach Einreichung der Sorgeerklärung keine Reaktion der KM, so Gerichtsantrag gestellt
- nach Antwort der KM, habe ich mal wieder Angeboten, beim JA weiter zu diskutieren um zu versuchen das alles aussergerichtlich zu lösen. Sie ist aber nur allein hingegangen
- Nachdem sie meinte, dass sie nur vor ihrem Anwalt darüber diskutieren wollte, habe ich mich dafür bemüht, das wir auch beim JA uns treffen (Anwalt inklusive, JA-MA war damit einverstanden). Leider hatte aber der Anwalt dann innerhalb eines Zeitfensters vom 1.5 Monaten keine Zeit dafür 😛
Argumente der KM:
- wegen unseres schwierigen Verhältnis solle ein GSR unser Kind "schaden"
- Die räumliche Distanz (ich war und bin ja nicht vor Ort (teilweise im Ausland), habe ich sowieso seit der Geburt regelmässig ihn zu besuchen, hat bei mir Urlaub verbracht usw…. Das macht für die wichtigen Entscheidung gar kein Unterschied macht, heutzutage kann man auch von überall sich kommunizieren, wenn man will ...
- Sie befürchtet Konflikte wegen AufenthaltsBR. Ich habe schon schriftlich angeboten, meine Zustimmung, dass das Kind weiter bei ihr wohnt und dass sie auch beliebig in Europa fahren bzw. umziehen kann. Ich habe sowieso immer gut geschafft mit Ihm den persönlichen Kontakt zu pflegen …
JA darf nichts uns sagen, aber ich bin im ständigen Kontakt mit ihnen und fühle mich auch von denen gut unterstützt. Die meinen dass zB die Distanz gar kein Grund dafür sein soll, das GSR nicht zu bekommen (mindestens in meinem Fall), und die fanden meine Angebote an die KM vernünftig. Trotzdem solle die KM noch "Ängste" haben. Da sie aber weiter mit mir darüber nicht reden will, kann ich nicht weiter ihr helfen ….
Beim Umgang habe ich keine "große" Schwierigkeiten, wir machen's flexibel wo wir die Verpflichtungen und Terminen der anderen Seite immer berücksichtigen und dass funktioniert sehr gut. Lustigerweise sie ist jetzt verheiratet und hat ein neues Kind, daher führt sie quasi ein Doppelstandard bei ihren zwei Kindern, denn das GSR sehe ich als eine zusätzliche Sicherheit, dass es bessere Entscheidungen fürs Kind getroffen werden.
Was denkt ihr daran?
VG, und danke!