Hallo liebe Leute!
Ich bin wieder da. Für diejenigen unter Euch, die mich noch kennen - bitte entschuldigt, dass ich plötzlich "weg" war. Aber ich musste mich um mein eigenes Leben kümmern und habe mich vor dem Thema "Streitvater" weggeduckt. Ich habe oft an Euch gedacht aber es doch vermieden bei Euch rein zu gucken. Ich schätze es war Selbstschutz. Und für diejenigen, die mich noch NICHT kennen - jetzt wird es wieder dramatisch. Wenn sch...e geschmissen wird, dann trifft sie garantiert mich.
Folgender Sachverhalt:
Meine "Nenn-Schwester" G (53) wurde vergangenen Montag mit Verdacht auf Schlaganfall ins KH geliefert und Donnerstag darauf verstarb sie an einem Gehirntumor. Sie hinterlässt Sohnemann (16) und Tochter (20). Letztere ist meine Patentochter. Der Ehemann von G (nicht Vater, nicht sorgeberechtigt) verschwieg den Sterbefall. Samstag Mittag rief die Versicherung an. So erfuhren es die Kids.
Sie stellten den Ehemann zur Rede und erfuhren, dass der Leichnam bereits ins 500km entfernte Pusemuckel überbracht wurde. Dort hat der Ehemann ein kleines Haus und will fortan dort leben. Ferner teilte er dem Sohnemann noch mit, dass dieser ihm einen fünfstelligen Betrag der Lebensversicherung auszuzahlen habe. Dann stieg er ins Auto und fuhr ebenfalls nach Pusemuckel.
Die Kids standen Samstag Mittag völlig allein in der Familienwohnung, Mutter tot, Leichnam weg, Ehemann weg.
Tochter hat Grosseltern und Kontakt zum geschiedenen Vater, bei denen ich sie untergebracht habe. Sie ist sofern versorgt.
Jetzt kommen wir zum eigentlichen Problem:
G. war allein sorgeberechtigt für den Sohnemann. Kontakt zum KV hatte der Sohn nie. Jedoch zahlt der KV seit 16 Jahren konsequent den KU. Verwandte hat er keine ausser den Grosseltern mütterlicherseits, die beide jedoch uralt und gebrechlich sind. Im Klartext: er hat niemanden mehr und derzeit ist auch niemand sorgeberechtigt für ihn.
Da waren sie dann wieder. Die Schatten, vor denen man leider nicht weglaufen kann. Ich konnte den armen Kerl doch nicht alleine sich selbst überlassen. Ich hab ihn jetzt zu mir mitgenommen. Im Zimmer von meinem Kurzen ein Gästebett aufgestellt. Meine LG steht dabei voll hinter mir und Sohnemann ist somit ersteinmal gut aufgefangen.
Jetzt stehen so viele Fragen im Raum. Vormundschaft. Jugendamt. Finanzielle Hilfe. Wohnung.usw.
Ich konnte seit gestern bereits einige Dinge in die Gänge bringen, die ich mal aufliste:
- ich habe das Bestattungsinstitut in Pusemuckel ausfindig gemacht und dort auf die Bremse getreten, damit die Kids wenigstens noch eine Chance habe teil zu nehmen an dem Bestattungsvorgang.
- ich habe heraus gefunden, dass der Ehemann sich mit allem, was er tat, rechtlich korrekt verhält. Moralisch ist das unterirdisch. Aber nichts, das man rückgängig machen könnte.
- ich habe eine RAin organisiert, erfahren im Erbrecht, die dem Sohnemann kostenfrei beistehen wird. So es nötig sein sollte.
- Ich habe die 500km Fahrt zur Beerdigung (wann auch immer die sein wird) geregelt.
- Ich habe den leiblichen KV des Sohnemann ausfindig gemacht.
So, nun brauche ich Euch. Bitte wenn Ihr fragen habt, stellt sie. Ich versuche mit Antworten die Geschichte dann rund zu machen.
WAS ZUM HENKER SOLL ICH JETZT TUN???????
Greetz,
Milan
Hallo Milan.
Erstmal welcome back.
Wenn auch unter traurigen Umständen aber das kennen wir ja nicht anders.
Zu deiner Frage:
WAS ZUM HENKER SOLL ICH JETZT TUN???????
Dafür sorgen, dass es euch gut geht.
Dass der Junge sich bei gut aufgehoben fühlt.
Alles Andere findet sich.
Wie sieht es denn finanziell aus?
Das war ja bei dir auch immer ein Problem.
Kriegst du das in der neuen Situation gebacken?
Was sagt denn der Vater?
Oder hast du zu dem noch keinen Kontakt?
Was sagt der Junge?
Hat er schon etwas geäußert, was er sich vorstellt?
Mit 16 ist er ja kein Kind mehr und dürfte ne fest gefügte eigene Meinung haben.
Wie ist bisher dein Verhältnis zu ihm?
Könnt ihr miteinander?
Hattest du schon Kontakt zum JA?
Die dürften, neben dem Vater, am zuständigsten sein.
Stelle dich bei denen vor, damit sie dir zumindest keine Knüppel zwischen die Beine werfen.
Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.
Hi Beppo!
Wie sieht es denn finanziell aus?
Katastrophal.
Kriegst du das in der neuen Situation gebacken?
Finanziell? Nein!
Was sagt der Junge? Hat er schon etwas geäußert, was er sich vorstellt?
Mit 16 ist er ja kein Kind mehr und dürfte ne fest gefügte eigene Meinung haben.
Er ist ein recht unreifer 16jähriger. Mehr Kind als ein Teenie. Er ist froh, dass ich ihn aufgenommen habe und er hat darüber hinaus keine Meinung.
Wie ist bisher dein Verhältnis zu ihm? Könnt ihr miteinander?
Kenne ihn von Geburt an, er nennt mich "Onkel", er vertraut mir und ist offen für meine Hilfe und Rat.
Hattest du schon Kontakt zum JA?
Nein. Die rufe ich morgen früh an.
Stelle dich bei denen vor, damit sie dir zumindest keine Knüppel zwischen die Beine werfen.
Ich möchte mich und den Sohnemann schnellstens dort vorstellen, Situation schildern und klar machen, dass ich das unmöglich allein wuppen kann. Weder finanziell, noch zeitlich. Er kann unmöglich längere Zeit bei mir wohnen.
Er macht eine Ausbildung zum Koch und verdient 400€ im Monat. Vermögen ist nirgends vorhanden. Jedoch eine Lebensversicherung der Mutter, in der er als Nutzniesser eingetragen ist. Die Police hat sich der Ehemann unter den Nagel gerissen. Auszahlung vor Volljährigkeit geht m.E. sowieso nicht. Er braucht also finanzielle Unterstützung. Eine Wohnung. Therapeutische Hilfe. Eventuell einen Betreuer.
Ich bin gerne bereit für ihn und alle Institutionen der Ansprechpartner und "Organisierer" zu sein. Aber ich kann nicht den Job eines Sozialarbeiters leisten. Das pack ich nicht.
Greetz,
Milan
Edit: Achso - er hat doch eine Meinung: er sagt, dass er gerne seinen leiblichen KV kennen lernen möchte...
Hallo Milan
Immer wieder erschütternd von dir zu hören...
Jedoch eine Lebensversicherung der Mutter, in der er als Nutzniesser eingetragen ist. Die Police hat sich der Ehemann unter den Nagel gerissen. Auszahlung vor Volljährigkeit geht m.E. sowieso nicht.
Diese Police muß er wieder raus rücken. Das Geld bekommt er sowieso nicht, da sie ausnahmslos nur an den eingetragenen Nutznießer oder deren gesetzlichem Vormund ausgezahlt wird. Eine solche LV kommt im Regelfall sofort zur Auszahlung.
Melde mich später nochmal, muß jetzt erstmal los.
Hald die Ohren steif !
Jemmy
Die Lüge wird nicht zur Wahrheit, weil sie sich ausbreitet und Anklang findet. (Mahatma Ghandy)
Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen (Edmund Burke).
Everybody wants to rule the World
Moin Ihr lieben!
12 Stunden gearbeitet und 8 Stunden gelabert und organisiert. Jetzt ist halb 4 und deswegen mach ichs kurz:
Thema Lebensversicherung:
Als ob ich es nicht geahnt hätte - die Version der anderen Seite (also die des Ehemanns) klingt ganz anders...
Der Ehemann J. ist zurück und ich rief ihn heute an. Daraus wurde ein langes Telefonat und anschliessend sprachen wir 2 Stunden bei nem Kaffee. Aus seiner Sicht verhält es sich völlig konträr. Er hat die Versicherungspolice eingesackt um sie vor dem Teil a) der Familie zu retten. Nämlich den Grosseltern der Tochter. Sie haben zugegebenermassen den Sohn sein Leben lang abgelehnt. Das habe ich 16 Jahre miterlebt. Es klingt plausibel. Denn die Tochter taucht in der Versicherung nicht auf und würde nichts bekommen. Ich weiss, dass die verstorbene Mutter auch nicht vorgesehen hatte, dass die Tochter etwas davon bekommen sollte. Denn die war durch die Grosseltern ausreichend abgesichert worden. Es war explizit für den Sohn gedacht. So hat sie es mir selbst erklärt, als sie die Versicherung abschloss.
J. möchte laut eigener Aussage die Versicherung für den Sohn sichern, was nur über ein paar Umwege geht, da die Mutter Schulden vererbt. Die Details möchte ich hier nicht posten. Aber es klang plausibel und langfristig gedacht. Einen faden Beigeschmack hat es dennoch, weil er von diesem Geld eine nicht kleine Summe für sich selbst haben will. Und zwar ein Darlehen, das er der Mutter gab und mir ihr die Rückzahlung über diese Versicherung vereinbart hat. Eine solche Vereinbarung traue ich der Mutter durchaus zu.
Eine eigene Meinung habe ich dazu noch nicht. In der Tendenz habe ich aber durchaus den Eindruck, als möchte J. die Zukunft des Sohnes (ist aber nicht seiner) in gesicherte Bahnen lenken, bevor er nach Pusemuckel auswandert. Mir fällt im Vergleich dies dazu auf:
Ehemann J. argumentiert stets "wir müssen das für den Sohn arrangieren".
Die Grosseltern argumentieren "wir müssen verhindern, dass J. an das Geld kommt."
Zu dem anderen:
Der Sohnemann ist erstmal gut aufgefangen und hat Luft zum atmen. Ihm geht´s d.U.e. gut.
Tochter hat völlig zugemacht. Derzeit will sie nicht einmal zur Beerdigung. Sie hat zu allem eine Scheissegalhaltung. Hat sich aus allem raus gezogen. Hält keine Absprache mehr ein.
Ich habe heute mit dem JA telefoniert und soll morgen zur allgemeinen Besprechungszeit (10-12:00) dort antanzen. Fall schildern und dann einen Sachbearbeiter zugeteilt bekommen. Und dann geht´s los... ich hock wieder beim JA. Ich glaub das ja iwie langsam nicht mehr...
Greetz,
Milan
Hi Milan,
erstmal ruhig bleiben, du kriegst das hin!
Am wichtigsten wäre mir aktuell zu überlege ob der Junge bleiben kann. Du sagst du kriegst das sicher nicht hin? Es ist für ihn eine hammerharte Zeit und jetzt noch durch die Gegend geschoben zu werden wäre sicherlich nicht gut für ihn. Denk mal darüber nach, welche Dinge/ Hilfe du brauchen würdest um es vorläufig zu schaffen.
LG
Nadda
Moin!
Heute war ich mit beiden Kids beim JA zur Erstvorstellung. Nette Dame, die natürlich ne Menge Hilfe in Aussicht gestellt hat für den Sohn "N". Als erstes wird das JA nun beim Amtsgericht die Vormundschaft beantragen und würde sie dann gerne auf mich oder einen anderen "Privatvormund" übertragen. Dieser würde dann gecoacht und hätte Anrecht auf Mediation.
So etwas kann und will ich nicht stemmen! Ich habe mir die Antwort zwar noch offen gelassen, aber für mich selbst bereits beschlossen. Ausserdem gibt es dafür Profis, die extra dafür da sind und dafür gutes Geld bekommen.
Die Ideallösung wäre, wenn sich Tochter, Sohn und Ehemann gemeinsam an einen Tisch setzen und alles einvernehmlich und gemeinsam regeln. Tochter und Ehemann habe ich heute an einen Tisch gesetzt und es war ein sehr erhellendes Gespräch. Für beide Seiten. Deutliche Annäherung war spürbar.
Der Sohn tendiert dahin, dass er am liebsten (weiterhin?) vom Ehemann betreut und versorgt wird. Das hat er mir im Geheimen anvertraut. Ich hab darauf hin beim Ehemann abgecheckt, wie der dazu steht. Er wäre sofort bereit dazu, würde dafür seinen Umzug bis Ende der Vormundschaft verschieben und in dieser Zeit den Sohn auf vernünftige Beine stellen und alle Angelegenheiten für ihn regeln. Ich würde weiterhin begleitend helfen und drauf achten, dass alles gut geht.
Ich glaube, dies wäre die sinnvollste Lösung.
Greetz
Milan
Moin Milan,
heftige Geschichte.
Wo ich bei Dir die große Gefahr einer Fehlhandlung sehe: Die Lebensversicherung.
Hier lässt Du dich von jemand einlullen, der nur ein Interesse hat: An die Kohle zu kommen (wahrscheinlich mehrere 10.000 Euro) Übergib die Angelegenheit SOFORT der Vormundschaft / dem Anwalt.
Und bitte: Wer schon mit "einsacken" von Unterlagen anfängt, hat mit ein paar Tricks schon den Empfangsberchtigten geändert. Falls die Möglichkeit besteht, mach ein formloses Schreiben an die Versicherung fertig und bittet um Übersendung eine Ablichtung des Versicherungsvertrages. Unterschrift des Sohnes drunter. Dann habt ihr da erstmal Sicherheit.
Erbrecht und BGB sind hoch komplexe Rechtsgebiete, die einen Laien regelmäßig überfordern. Das Verhalten des "Ehemann J" ist dabei bedenklich - und er scheint lediglich auf seinen Vorteil beachtet. Schnell mal irgendjemand noch "Schulden" anzuhängen und sich dabei als großer Retter aufspielen zu wollen, ist mehr als grenzwertig.
Ein Erbe kann auch ausgeschlagen werden, wenn hier mit Schulden zurechnen ist. Allein deshalb ist umgehende rechtlichte Beratung für Euch / den Sohn notwendig. Gruß Ingo
Moin Milan,
heftige Geschichte. Aber rein sachlich hast Du keine Aktien drin; Deine "Nenn-Schwester" hat Dir ja nicht einmal testamentarisch irgendwelche Verpflichtungen hinterlassen. Insofern ist alles, was Du jetzt tust oder lässt, zwar möglicherweise Deiner eigenen Moral geschuldet - aber nicht irgendwelchen Dingen, die Dritte von Dir verlangen könnten.
Die Belange des Minderjährigen werden vom zuständigen Vormundschaftsgericht übernommen. Möglicherweise möchte sich auch der leibliche Vater hier einbringen. Dort wird eine Halbwaisenrente festgelegt und ggf. auch die Frage nach Lebensversicherung und Schulden beantwortet. Und ja: Vielleicht mit einem "Man kann nicht die Schulden ausschlagen und die LV trotzdem haben wollen". Und auch über den künftigen Lebensmittelpunkt wird dort entschieden.
Aber wie gesagt: Das alles sind juristisch nicht Deine Baustellen; Du kannst Dich lediglich zwischenmenschlich einbringen. Wenn Du es tust, ist das Deine freie Entscheidung; das sind keine "Schatten, vor denen man nicht weglaufen kann".
Grüssles
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
Moin,
m. W. gehen Lebensversicherungen, die zugunsten einer Person abgeschlossen wurden, nie in die Erbschaft mit ein. Demnach könnte der Sohn die Erbschaft ausschlagen und die Lebensversicherung ausgezahlt bekommen. Lediglich die Kosten für die Beerdigung können auch trotz Erbausschlagung verbleiben.
LG LBM
"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern es ist die Entscheidung,
dass etwas anderes wichtiger ist als die Angst."
Kapital- oder RisikoLV?
Ist das hinterher noch ein Unterschied?
Ein Mann, der seine Frau verlässt, ist ein Schuft.
Ein Mann, der von seiner Frau verlassen wird, ist auch ein Schuft, denn sonst hätte sie ihn ja nicht verlassen müssen.
Hey liebe Leute!
Sorry, dass ich erst jetzt hier wieder schreibe....
Die Geschichte ist natürlich explodiert, wie erwähnt habe ich kein Mitspracherecht und die Kohle ist futsch. Der Sohn ist mittlerweile 18, lebt in einer betreuten Wohnung. Die Tochter lebt bei Oma und arbeitet bei mir neben ihrem Studium.
Lieber Gruß,
Milan