Inklusion
 
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Inklusion

 
(@phili)
Rege dabei Registriert

Hallo zusammen,

es geht um meinen jetzt 8jährigen Sohn und die liebe Inklusion in der Schule.

Er hat das Asperger-Syndrom und ADHS in Extremform (70 GdB, Merkzeichen H + B und Pflegestufe II). Es besteht enge Zusammenarbeit mit dem Autismus-Institut, Schule, Schulbehörde (Sonderstelle für Autismus) sowie Ärzten usw. Des Weiteren hat er eine Schulbegleitung im Rahmen von 35 Wochenstunden. Die beiden sind super.

Er geht in die 2. Klasse einer Grundschule (Ganztagsschule), wo ich eigentlich sagen muss, es ist der absolute Glücksgriff gewesen.

Mein Sohn ist nicht der klassische Autist; es wird sehr viel von seinem ADHS überdeckt. Die Probleme bestehen ausschließlich im sozialen Bereich. Die Mischung macht’s, die sehr unglücklich ist. So zeigt er oft oppositionelles und vor allem aggressives Verhalten. Gleichzeitig besteht Inselbegabung. Er kommt dank seiner Schulbegleitung und dem Engagement der Lehrer gut in der Schule mit und gehört zu den guten Schülern.

Bisher war immer sein Klassenlehrer als „Feuerwehr“ unterwegs. Wenn nichts mehr ging, ist er eingesprungen, da mein Sohn zusätzlich ein sehr merkwürdiges Verhalten gegenüber weiblichen Personen an den Tag legt. Ob eine Frau etwas sagt, oder in China fällt der berühmte Sack Reis um, ist so ungefähr das Gleiche. Sagt hingegen ein Mann etwas, funktioniert Vieles.

Zum nächsten Schuljahr verlässt sein Klassenlehrer nun die Schule. Das heißt, es wird eine massive Veränderung auf den kleinen Mann zukommen, womit er so oft gar nicht umgehen kann.

Des Weiteren sind in letzter Zeit sehr viele Dinge passiert, wo ich meinen Sohn auch aus dem Unterricht abholen musste, weil er nicht mehr tragbar war bzw. Fremd- und Eigengefährdung vorlag (Werfen von Wackersteinen nach anderen Kindern, Bedrohung mit spitzen Stöckern von anderen Kindern, Hauen, Treten, Beißen, Beschimpfen seiner Begleitung etc.).

Im Prinzip muss man an ihm kleben wie eine Zecke, immer in Habachtstellung und sofort im Vorwege eingreifen, sobald auch nur der Versuch unternommen wird, z.B. einen Stein aufzuheben. Das ist zwar unter normalen Umständen nicht angemessen, aber für die Sicherheit aller ein absolutes Muss bei meinem Sohn (leider, leider, leider). Ich fühle mich auch nicht glücklich damit.

Dass sein Verhalten seiner Krankheit geschuldet ist und aus reiner Überforderung resultiert, weiß jeder. Dass sein Verhalten so nicht angehen kann, wissen auch alle und ich natürlich auch.

Nun hat letzte Woche mal wieder ein „runder Tisch“ stattgefunden und ich bin mal wieder völlig fertig. Die neue Sonderpädagogin war meiner Empfindung nach klar der Ansicht, die Schule sei für ihn nicht mehr die richtige Form und sie würde es wohl lieber sehen, wenn er die Schule verlassen würde.

Abgesehen davon, dass es in Hamburg keine Schule für Autisten gibt, kommt keine Sonderschule in Frage. Hier wäre er total unterfordert. Es gibt wohl ein Pilotprojekt einer Klasse nur für Autisten, aber die Schule ist am genau anderen Ende der Stadt und somit nicht zu erreichen. Selbst mit Fahrdienst würde das nicht funktionieren. Außerdem gibt es dort keine Ganztagsschule und auch keine Ferienbetreuung. Irgendwann muss ich ja auch noch arbeiten zwischendurch.

Alternativen gibt es meiner Information nicht. Die Schulleitung sprach das Thema Internat an. Nach Rücksprache mit dem Autismus-Institut wird diese Alternative von dort nicht befürwortet. Mit solch einer Veränderung würde mein Sohn gar nicht klarkommen und meiner Meinung nach komplett ausrasten. Ich selbst halte davon auch gar nichts. Er ist auch zu jung dafür. Zumal man auch bedenken muss, dass er nur ein Elternteil hat, der sich der Verantwortung stellt.

Hat jemand von Euch vielleicht eine Idee in Bezug auf die Inklusion, wie und womit man die verstärkt einfordern kann? Ich persönlich kann nicht mehr machen und gehe schon seit langer Zeit und dauerhaft weit über meine Grenzen hinaus, hole mir aber Hilfe wo es geht und kann diese auch annehmen. Allerdings funktioniert das nur jedes Mal mit massivem Druck und Nerverei meinerseits in Richtung Behörden (z.B. Jugendamt).

Meiner Meinung nach müsste die Schulbegleitung engmaschiger ausfallen und noch mehr an ihm „kleben“. Wenn die dementsprechende Struktur vorhanden ist, klappt es eigentlich auch. Klar braucht er dann wiederum mehr „Auszeiten“ bzw. Zeit um runter zu kommen. Aber dann hielte sich das alles im Rahmen mit seinem Verhalten.

Hier zu Hause sieht es ja nicht anders aus.

Das hört sich alles sehr negativ an, ist es aber nicht, wenn die Strukturen stimmen. Da bin ich aber auch weiß Gott kein Meister drin. Und sorry, dass es so lang geworden ist.

Kennt jemand Alternativen zum Internat im Raum Hamburg? Weiß jemand, was noch beachtet werden muss? Für Fragen und Anregungen bin ich sehr dankbar.

LG
Phili

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 31.05.2013 12:42
(@romyh)
Registriert

hm, naja, jetzt nur aus der Berliner Sicht. Hier ist es Gesetz geworden, dass die Eltern ein Wahlrecht haben, ob sie ihr Kind an einer Förderschule beschulen wollen, oder an einer Integrierten Sekundarschule (außer bei schwerer geistiger Behinderung). Alle ISS müssen Inklusion/Integration betreiben. Manche können das besser, andere schlechter.
Kinder können nicht der Sekundarschule verwiesen werden gegen den Willen der Eltern, ob die Sonderpäd. das will oder nicht. Wie ist es denn im Hamburger Schulgesetz geregelt? Wie wäre es denn, wenn du den zuständigen Schulrat für die Förderschulen kontaktierst? Davor haben die Schulen idR Angst, dass die Eltern ihre Recht so vehement einfordern.

LG Romy

AntwortZitat
Geschrieben : 31.05.2013 16:14
(@romyh)
Registriert