So, na ja, was soll ich sagen... Meine Geschichte ist die von vielen hier, von vielen draussen und daher nur kurz die wichtigsten Eckdaten:
Ich bin 32, frisch getrennt, ausgestattet mit einem tollen, 7 Monate alten Sohn und gerade im größten Chaos, was ich mir je hätte ausmalen können.
Die Trennung schmerzt, ist aber letztlich auch aus meiner Sicht unvermeidlich gewesen - trotzdem habe ich ein großes Problem damit, daran zu denken, dass wir zwei hier die Chance auf eine Familie verspielt haben und unser Zwerg von nun an ein geteiltes Kind sein wird.
Wir wohnen noch zusammen - meine neue Wohnung ist bereits gebucht - und es geht alles ruhig und sachlich zu. Das gemeinsame Sorgerrecht haben wir vor wenigen Tagen eintragen lassen, eine Umgangsvereinbarung steht und wird von uns beiden unterzeichnet und wir haben uns fest vorgenommen, dass wir alles dafür tun werden, kein für den Kleinen unerträgliches Drama entstehen zu lassen; jetzt nicht und in Zukunft auch nicht.
Soweit, so gut.
Klingt, als gäbe es eigentlich nix zum Jammern. Wir sind groß, vernünftig & sehen, dass wir das nur schaffen können, wenn wir für den Kleinen alles geben und uns auf der Elternebene wiedertreffen und die Paarebene für Geschichte erklären...
Trotzdem bleibt bei mir eine große Angst vor dem, was nun passieren wird. Den Kleinen nicht mehr selbstverständlich jeden Tag sehen können, einen Besuchsplan für den Zwerg zu haben, an den man sich halten muss und ganz allgemein die Unsicherheit, wie eine solche Mammutaufgabe gelingen soll...
Was, wenn ein neuer Mann, den ich ihr wahrscheinlich irgendwann sogar wünsche und der sicher früher als mir lieb sein kann, auftauchen wird, versucht, aus übertriebenem Ehrgeiz oder purer Ahnungslosigkeit, dem Kleinen ein neuer Vater sein zu wollen?
Was, wenn der Kleine von ihrer Mutter, die direkt daneben wohnt und schon jetzt ihr eigenes kleines Lebensloch mit dem Kleinen füllt, mehr und mehr in ein Nest gezogen wird, zu dem ich keinen Zugang mehr habe - jedenfalls keinen, der mich in meinem Wunsch, ein Vater für ihn sein zu wollen, nicht glücklich machen kann?
Da könnten jetzt noch ungezählte Fragezeichen folgen...
Vielleicht kann man mir mit eigenen Erfahrungen helfen oder mir eine ungefähre Vorstellung davon geben, dass auch ein getrennter Vater ein Vater sein kann...
Liebe Grüße
Hi SschK,
willkommen hier im Forum. Du wirst hier viele Gleichgesinnte finden und viele nützliche Tipps bekommen. Lies Dich ein, bring Dich ein - das wird Dir weiterhelfen.
Deine Trennung ist noch frisch. Aus Erfahrung dauert es mind. 1 bis 1 1/2 Jahre um eine Trennung wirklich zu verarbeiten und wieder souverän agieren zu können. Das klingt krass - aber es gibt wirklich ein Licht am Ende des Tunnels.
Was ich sehr positiv finde, ist das ihr wohl gut als Elternteile zusammen agieren könnt und die Emotionen so weit wie möglich draußen lassen könnt. Dazu kommt, dass Du oder Deine Ex noch keinen neuen Partner (in Fachkreisen Next genannt) habt. Auch wenn hier die Meinungen im Forum auseinandergehen, halte ich eine Trennung, weil die Paarbeziehung nicht mehr läuft für ehrlicher und anständiger, als Partner einfach auszutauschen (das ist nur meine persönliche Meinung dazu). Es erspart Euch auf jedenfall viele negative Emotionen, die ansonsten bei Dir (oder dem anderen Betroffenen) längst da wären.
Trotzdem bleibt bei mir eine große Angst vor dem, was nun passieren wird. Den Kleinen nicht mehr selbstverständlich jeden Tag sehen können, einen Besuchsplan für den Zwerg zu haben, an den man sich halten muss
Auch hier kann man Dir vielleicht ein paar Sorgen nehmen. Ein sklavisches "dran halten" ist bei funktionierenden Elternbeziehungen nicht notwendig. Es ist vielmehr normal, dem anderen Elternteil bei speziellen Events (Geburtstage, Familienfeste) entgegenzukommen und Umgang unkompliziert zu tauschen.
Lass Dich nicht von manch krasser Geschichte hier im Forum verstören - gerade für Neulinge wirkt das heftig, da wir hier auch mehr Problemfälle besprechen - uns aber über jede gute Elternbeziehung mitfreuen (und z.T. auch selber so leben).
Was, wenn ein neuer Mann, den ich ihr wahrscheinlich irgendwann sogar wünsche und der sicher früher als mir lieb sein kann, auftauchen wird, versucht, aus übertriebenem Ehrgeiz oder purer Ahnungslosigkeit, dem Kleinen ein neuer Vater sein zu wollen?
Hier hilft eigentlich nur der Ausspruch "Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge die ich nicht ändern kann, hinzunehmen". Denn so ist es einfach.
Mit jedem Tag des Getrenntseins wird sich der Abstand zu Deiner Ex vergrößern. Eine verantwortungsvolle Exe wird aber auch bei der Partnerwahl nicht vollständig blauäugig rumlaufen. Dazu kommt auch, dass ein Next gerne ein guter sozialer Vater sein darf. Ein verantwortungsvoller Next und Exe werden jedoch immer darauf achten, Deinen Status als Vater zu achten. Das beginnt mit so einfachen Dingen, dass ein Next mit Vornamen angesprochen (auch von einem kleinen Kind) und das der Next bzw. die Exe auch darauf achtet. Dann ist das alles kein großes Problem.
Ansonsten hast Du mit Deinem (hoffentlich ja großzügigen Umgang)die Möglichkeit, Deine Lebensrealität und Werte Eurem Kind zu vermitteln. Und das unabhängig von Deiner Exe. Da es hier oft Mißverständisse bei Neulingen gibt: Umgang heißt, dass Du den Umgang selbständig und in Deiner Umgebung durchführst. Nicht bei Deiner Exe im Wohnzimmer und nicht unter ihrer Aufsicht. No go.
Umgang heißt auch, dass Du sobald (falls noch nicht der Fall) kompletten Übernachtungsumgang fährst. Und ja, dass geht auch schon mit einem kleinen Kind, welches nicht mehr gestillt wird.
So komisch dass für Dich auch klingen mag - eine Trennung bietet (bei vernünftigen Elternteilen) immer auch die Chance auf eine ganz neue Art der Beziehung zum Kind - die vielleicht manchmal noch intensiver wird, als bei täglichem "normalen" Umgang. Also, dran bleiben und aktiv sein.
Frag bei wichtigen Entscheidungen hier im Forum nach. Gerade falls Dir mal etwas komisch vorkommt oder Du irgendetwas unterschreiben sollst oder es im Umgang doch mal hakt. Die vielen Mitglieder helfen Dir gerne weiter. Gruß Ingo
Hi Ingo,
danke für Deine Antwort.
Es ist alles in allem eigentlich ganz angenehm, dass wir bisher alles relativ souverän gehändelt haben. Es steht auch völlig ausser Frage, dass dies so bleiben soll.
Den Umgang haben wir so geregelt, dass ich ihn zweimal in der Woche abends nach der Arbeit besuche - da wird sich ein Aufenthalt in ihrer Wohung nicht umgehen lassen - und ihn jedes Wochenende am Sonntag tagsüber hole und alle zwei Wochen wird er er eine ganze Nacht von Sa. 18.oo Uhr bis So. 18.oo Uhr verbringen.
Was das angeht, weiß ich auch nicht, ob das zuwenig (für mich) ist oder gar zu viel (für den Kleinen). Ein halbe / halbe im Sinne eines Wechselmodells halte ich selber für nicht gangbar, zumal er ab Oktober in den Kindergarten gehen wird und meine Arbeitszeiten für ein solches Modell im Moment nicht passen.
Wichtig wäre mir nur, dass wir uns an die gemeinsam aufgestellten Regelungen halten und diese nicht dann anfangen zu hinterfragen, wenn z.B. ihr Privatleben davon zu sehr in "Mitleidenschaft" gezogen wird.
Sie ist 26 und möchte sicher ihr "junges" Leben auskosten. Da fürchte ich schon ein wenig, dass sie irgendwann anfängt sich daran zu stören, wenn sie zu den immer gleichen Zeiten den Kleinen fertig haben muss und dass ihr "Ex", der ich ja schon jetzt bin, ständig bei ihr aufkreuzt und unsere getroffene Vereinbarung den Ablauf der Woche schon recht erheblich strukturiert.
Oder wie stellt man es an, wenn man erfährt, dass sie den Kleinen relativ oft bei ihrer Mutter, die ja wie gesagt, nebenan wohnt, abgibt, ohne zunächst zu sehen, ob ich als Vater Zeit habe. Sowas werde ich ja nicht unterbinden können - wenn's dann aber immer wieder vorkommt, dann ist man in einer solchen Konstellation schnell aussen vor...
Bin auch unsicher, ob es nicht besser wäre, unsere Umgangsvereinbarung beim Jugendamt abzugeben oder sonst anders aufzuwerten, damit für uns beide fest gilt, dass diese Regeln nicht immer auf bloßer Freiwilligkeit basieren, sondern, dass allen klar ist, dass es diesen Rahmen gibt und der dann nicht einfach vermindert oder geändert wird, nur, weil es grad nicht in den Tagesablauf von einer Person passt...
Der Gang zu einer offiziellen Stelle allerdings würde mir dann irgendwie auch als voreilige Bankrotterklärung erscheinen, die nur bezeugt, dass ich ihr nicht so richtig traue, was ihr zukünftiges Verhalten angeht...
Moin.
Den Umgang haben wir so geregelt, dass ich ihn zweimal in der Woche abends nach der Arbeit besuche - da wird sich ein Aufenthalt in ihrer Wohung nicht umgehen lassen - und ihn jedes Wochenende am Sonntag tagsüber hole und alle zwei Wochen wird er er eine ganze Nacht von Sa. 18.oo Uhr bis So. 18.oo Uhr verbringen.
Was das angeht, weiß ich auch nicht, ob das zuwenig (für mich) ist oder gar zu viel (für den Kleinen).
Das klingt doch alles recht vernünftig bei einem 7monatigen Kleinkind. Sollte sich, wenn es sich eingespielt hat, auch noch steigern lassen (Übernachtungen). Aber lebt das doch erst einmal so! Ich denke nicht, dass das zuviel für den Kleinen wird. Halt Dir einfach vor Augen, dass sobald das Kind in der Kinderkrippe ist, die Zeiten ohne die KM noch länger sind. Wenn Du ein WM ausschließt/ ausschließen musst, dann genieß die Zeiten so doch erst einmal.
Sie ist 26 und möchte sicher ihr "junges" Leben auskosten. Da fürchte ich schon ein wenig, dass sie irgendwann anfängt sich daran zu stören, wenn sie zu den immer gleichen Zeiten den Kleinen fertig haben muss
Zwei Sachen dazu:
1. Das kann doch auch Deine Chance sein: Sei da, wenn KM ihre Freizeiten braucht (Next!)
2. an einen strukturierten Tagesablauf muss sich ein KM gewöhnen - ob mit Ex, AE oder in einer "intakten Familie"
Bin auch unsicher, ob es nicht besser wäre, unsere Umgangsvereinbarung beim Jugendamt abzugeben
Nein - auch JA kann nur vermitteln. Und das scheint doch gar nicht nötig bei Euch. Wenn es dann irgendwann irgendwo hängt, dann wirst Du vielleicht mal den Weg übers JA gehen müssen. Aber auch dann ist es stets nur der Vermittlungsversuch. Sanktionen gibt es nur bei Gericht!
Gruss, Toto
Moin Sschk,
kurzes Fazit von mir:
Die Zeiten mit meinen Kindern sind feste Termine, da kommt nichts dazwischen.
Ich hatte sie noch nie so intensiv und so lange. Das hört sich zuerst komisch an, ist aber ein Effekt der Trennung: Unter der Woche vorarbeiten, am WE Umgang mit den Kindern, alle Urlaubstage gehen in die Ferienzeiten der Lütten. Genial. Und dennoch mit den Alltags- und Sonder- und Pubertäts-Problemen.
Auf der anderen Seite bin ich nicht 'ehrgeizig' oder 'ahnungslos', aber:
Für die Kinder meiner Lebensgefährtin bin ich der soziale Vater, der Verantwortung und ein Stück weit auch Erziehung wahrnimmt. Du kannst froh sein, wenn der neue Macker deiner Ex deine Kinder nicht als lästiges Anhängsel betrachtet.
Mit einer gewissen Entfremdung musst du leben. Und evtl. einer 'Aufwärmzeit', bis sich deine Kinder wieder an dich gewöhnt haben...
Alles Gute,
Fischkopf
Danke schon mal für die Anregungen und das Feedback.
Wir sind ja im Prinzip dabei, alles im Einvernehmen zu lösen und soweit möglich, festzuhalten.
Mittlerweile weiß ich auch, dass das gemeinsame Sorgerecht so ziemlich das Einzige ist, was man in so einem Fall schriftlich und verbindlich festhalten kann. Da haben wir uns schnell geeinigt und es dann nach dem Entschluss, uns zu trennen, gemeinsam eintragen lassen.
Das war meine größte Sorge, denn während der Beziehung wollte sie es nicht eintragen lassen, da sie nicht so sicher war, wo die Reise mit uns hingeht. Dass sie es dann nach der Trennung mit mir zusammen hat eintragen lassen, ist Gold wert und ich bin sehr froh und dankbar.
Unsere Umgangsvereinbarung steht auch soweit und hier wissen wir beide, - vor allem ich - dass dies zunächst nicht viel mehr ist, als eine freiwillige Verpflichtung, an die wir nur durch unsere Liebe zum Kind ( 🙂 klingt erst mal toll), unseren Respekt voreinander und sonst nix gebunden sind.
Das läuft alles sehr gut - geht ja auch anders, wie man hier leider lesen muss...
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass das so bleibt und keiner, vor allem sie nicht, irgendwann einen Rappel bekommt...
Meine Elternzeit, war schon vorher geplant, mache ich in den nächsten beiden Monaten auch und da können wir schon mal anfangen zu üben, was Absprache und Koordination angeht.
Ob ich mich darüber ärgern soll, dass hier eine Beziehung hochprofessionell und im Eiltempo wie eine Firma abgewickelt wird, ist eine andere Frage...
Gibt's generell Tipps, wie man sein gutes Verhältnis, an dem wir beide interessiert sind, behält und auch über dem Umstand, dass es sicher bald/irgendwann einen neuen Partner geben wird, stehen kann?
Ich male immer ein wenig zu schnell den Teufel an die Wand und gehe gerade alle Worst-Case-Szenarien durch - das kann einen ganz schön runterziehen...
Moin,
Mittlerweile weiß ich auch, dass das gemeinsame Sorgerecht so ziemlich das Einzige ist, was man in so einem Fall schriftlich und verbindlich festhalten kann. Da haben wir uns schnell geeinigt und es dann nach dem Entschluss, uns zu trennen, gemeinsam eintragen lassen.
Das war meine größte Sorge, denn während der Beziehung wollte sie es nicht eintragen lassen, da sie nicht so sicher war, wo die Reise mit uns hingeht. Dass sie es dann nach der Trennung mit mir zusammen hat eintragen lassen, ist Gold wert und ich bin sehr froh und dankbar.
sieh es positiv: In der Praxis ist das GSR gegen eine bockende und boykottierende Ex wenig bis nichts wert. Dass Deine Ex es Dir angesichts der Trennung einräumt, ist ein Vertrauensvorschuss, den Du nicht leichtfertig verspielen solltest.
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass das so bleibt und keiner, vor allem sie nicht, irgendwann einen Rappel bekommt...
davor ist niemand gefeit; nicht mal 20 Jahre lang verheiratete Ehepaare. Ob es bei Euch so kommt, liegt ausschliesslich an Euch selbst.
Ob ich mich darüber ärgern soll, dass hier eine Beziehung hochprofessionell und im Eiltempo wie eine Firma abgewickelt wird, ist eine andere Frage...
auch das solltest Du eher positiv sehen: Wenn es keinen grossen Streit gibt, ist die anschliessende Pflege der Elternebene viel leichter als wenn erst einmal Wunden geleckt werden und zerdeppertes Porzellan mühsam wieder gekittet werden muss. Trennungen werden nicht umso besser, je länger sie dauern.
Gibt's generell Tipps, wie man sein gutes Verhältnis, an dem wir beide interessiert sind, behält und auch über dem Umstand, dass es sicher bald/irgendwann einen neuen Partner geben wird, stehen kann?
Der wichtigste Tipp in diesem Zusammenhang ist, dem Ex-Partner nicht in sein Leben hineinzureden; dazu hat keiner von Euch beiden ein Recht. Neue Partner sind auch neue Bezugspersonen für Euer gemeinsames Kind und als solche zu respektieren. Eifersucht ist Blödsinn.
Ich male immer ein wenig zu schnell den Teufel an die Wand und gehe gerade alle Worst-Case-Szenarien durch - das kann einen ganz schön runterziehen...
dann hör einfach auf damit. Nach Deiner Schilderung gibt es keinen Anlass für solche Szenarien. Unstreitig trägt man aber selbst heftig dazu bei, wenn man sie sich ausmalt. So wie man bei einem Autounfall vor allem dann gegen den alleinstehenden Baum neben der Strasse fährt, wenn man ihn die ganze Zeit anschaut.
Grüssles
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
yup. man kann sich selber ganz schön runterziehen. danke für das konstruktive auf-den-boden-bringen 🙂
ich hoffe, wir halten durch und wenn wir in einem halben jahr die dinge am laufen haben, ist die basis gelegt.
angst ist hier kein guter ratgeber; das war die erste lektion.
fröhliches wochenende allerseits.