Tiefes Loch
 
Benachrichtigungen
Alles löschen

Tiefes Loch

Seite 3 / 12
 
 R2D2
(@r2d2)
Schon was gesagt Registriert

Hallo Lesemaus,

jetzt habe ich deinen thread auch gelesen. Unsere Geschichten ähneln sich ja wirklich stark - wie konnte ich deine nur übersehen  :redhead:
Als du deinen thread begonnen hast habe ich eigentlich schon immer mal wieder im Forum gelesen. Meine einzige Entschuldigung: zu der Zeit war ich gerade recht mit meinem Umzug in den Keller und diverser Umräumarbeiten beschäftigt. Baulich ist bei uns zwar praktisch nichts zu machen aber Möbel umziehen, Löcher bohren, andere wieder zugipsen usw. macht auch Arbeit. Ich wollte das alles so schnell wie möglich hinter mich bringen; da unterscheide ich mich offensichtlich von deinem Ex.

Was mir der größte Unterschied bei uns zu sein scheint: dein Ex hat eine Neue; meine Ex hat keinen. Es ist wohl wirklich so, dass das die Situation drastisch ändern kann. Wenn z.B. dein Ex mit seiner Neuen jetzt plötzlich Schluss machen würde (oder umgekehrt), wie würde es dann wohl bei euch aussehen?
Das zeigt mir, dass diese Konstruktion 'Trennung und trotzdem zusammen wohnen' doch eine ziemlich fragile Konstruktion ist und durch so eine 'Kleinigkeit' wie einen neuen LG ziemlich durcheinander gewirbelt werden kann.
So, und was fange ich jetzt mit dieser Erkenntnis an? Mal drüber nachdenken.

Viele Grüße,
Jochen

P.S.: ist dein Forenname eigentlich ein Hinweis darauf dass du gerne liest? Ich hab auch ein paar Hundert Bücher zu Hause und alle bis auf 3 gelesen (die sind neu und waren noch nicht dran). Noch eine Gemeinsamkeit?

AntwortZitat
Geschrieben : 03.03.2007 01:58
(@lesemaus)
Registriert

Hei Jochen,

ja, der Name ist Programm. Ein paar hundert? Kommt hin. Mein Sohn schätzte sie letztens auf zwei Millionen. Aber das liegt knapp drüber...  😉

Nun (ich muss ganz leise schreiben, da mein Sohn hinter mir auf der Couch liegt und wirres Zeug redet, von Zeit zu Zeit aufschreckt und wie angestochen rumläuft, sehr merkwürdig) das Zusammenwohnen nach Trennung hat für mich bislang viele Vorteile, aber sicherlich auch Nachteile, die aber hauptsächlich darin begründet sind, dass ich emotional noch nicht wirklich durch bin. Und sein Dasein dann natürlich (Sehnsucht) Wehmut (zuweilen) auslöst. Aber ich merke, dass es besser wird.
Meinen threat hast du sicher deshalb übersehen, weil das wenigste darin unsere Wohnsituation beschreibt. Außerdem kann man bei dieser Fülle von Geschichten gar nicht alle lesen. Ich lese mich hier kreuz und quer durch und entdecke immer wieder neue Geschichten.
Bei uns wird es höchstens dann noch mal interessant, wenn ICH einen neuen LG fände, aber das liegt soch irgendwie verdammt fern in der Zukunft. Die neue meines Ex spielt hier keine Rolle.
Unser Haus ist sehr klein, er hat dann irgendwann,  wenn sein Bereich fertig ist, nur ein Wohnzimmer mit Kochgelegenheit, ein winziges Schlafzimmer, ein Bad, ebenfalls klein, bissi Flur, das war´s. Dann kommt auf dem Flur eine Tür. Alles EG, das Zimmer meines Sohnes liegt auch im EG, oben ist Wohnzimmer, dass ich abteile mit großem Billy-Regal, dahinter mein Schlafreich (Schlafcouch), Küche, Bad, Zimmer von Tochter. Fertig. Mehr Haus haben wir auch nicht. Aber ich schmeiße eine Menge überflüssiger Möbel raus und schaffe einfach Platz.
Bin auch ganz froh, wenn das mal erledigt ist.
Mein Ex hat schon gesagt, dass er hofft, ich finde bald einen netten Mann. Mhmm, er meint das auch ernst, vielleicht auch, weil er ein bisschen schlechtes Gewissen hat. Ich glaube also wirklich nicht, dass ein neuer LG es kompliziert machen würde. Ganz klar verlangen würde ich natürlich die gleiche Toleranz, die er von mir bekommt. Das weiß er auch, wir haben das alles bereits besprochen.

Eine Minute nachdem er mir die Trennung vor die Füße geworfen hatte, war mein erster Gedanke: Ich gehe zurück in die Stadt (wo ich herkomme, ca. 25 Kilometer), ziehe einen Strich, nehme die Kinder, fange neu an. Ganz neu.
Aber: hier (Land, Dorf, vielleicht tausend Einwohner) fühle ich mich extrem wohl,habe hier verschiedene Aufgaben wie im Vorstand eines Betreuungsförderveines und ehrenamtliche Mitarbeiterin einer Kinergruppe und die Kinder haben hier ihr ganzes Leben. Ihre Schule, ihre Freunde, ihre Vereine, einfach alles. Ihre Freiheit, großer Garten, sie können raus, wann und soviel sie wollen, können eigenständig rumstreunern. Das geht alles nicht in der Stadt. Deshalb war ich wirklich froh, dass mein LG MICH BAT, hier zu bleiben. Wenn ich es könne.
Man könnte natürlich den Eindruck gewinnen, dass ich von ihm abhängig wäre, auch weil das Haus seines ist, aber ganz so arg ist es nicht. Meine Mutter lebt in der Stadt, hat eigenes Zweifamilienhaus, in dem sogar im Sommer die untere 4-Zimmer-Wohnung frei wird. Hätte noch dazu den Vorteil, dass ich einen Haufen Spritgeld sparen würde, da ich in der Stadt auch arbeite. Hier muss ich wegen allem fahren, verfahre drei Tankfüllungen im Monat, weil ich auch täglich zur Arbeit in die Stadt fahren muss. Aber das ist es mir wert.
Es ist also wirklich mein freier Wille, dass ich hier bleibe.
Ich bin und bleibe optimistisch.
Und geht es wirklich in die Hose, dann kann ich immer noch die Konsequenzen ziehen.

Also Jochen, es bleibt interessant. Lass uns schauen, wie es funktioniert!

Liebe Grüße, Andrea

Getretener Quark wird breit, nicht stark

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 03.03.2007 02:34
 R2D2
(@r2d2)
Schon was gesagt Registriert

Hallo Andrea,

ich war jetzt 2 Tage offline und komme erst jetzt wieder dazu, hier ins Forum zu sehen. U.A. 'durfte' ich mit meinen Jungs 'Die wilden Kerle 4' ansehen. Naja, ihnen hat's gefallen, auch wenn zu wenig Fußball und zu viel 'rumgeküsse' (O-Ton meine Jungs) dabei war.  🙂

Deine Gedanken zum Thema 'wegziehen oder nicht' kann ich sehr gut nachvollziehen. Auch unsere Jungs (und meine Ex) fühlen sich sehr wohl wo wir jetzt wohnen obwohl wir erst vor 5 Jahren hergezogen sind. Aber für die Jungs ist das ja schon mehr als das halbe Leben. So wie du arbeite ich auch ein ganzes Stück von zu Hause entfernt (ca. 45 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln). Als vor ein paar Wochen die Sache mit der Trennung von meiner Ex akut wurde habe ich natürlich auch hin- und her überlegt ob es nicht besser wäre, auszuziehen. Und wenn, dann in die Nähe wo ich arbeite. Da ich aber beruflich ziemlich eingespannt bin, würde das dann bedeuten dass ich meine Jungs nur noch wenig sehen könnte, selbst wenn meine Ex problemlos mitspielen würde (was ich eigentlich auch erwarten würde). Natürlich habe ich auch überlegt ob ich versuchen sollte, ein Wechselmodell anzustreben. Aber da ich keine Verwandte hier am Ort habe und auch keine Bekannten die auf die Jungs aufpassen können wenn ich in der Arbeit bin würde das bedeuten, dass ich mich um Tagesmutter o.Ä. kümmern müsste. Nichts gegen Tagesmütter aber ich denke dass meine Jungs bei ihrer Mutter besser aufgehoben sind. Das mit der Kindererziehung hat sie immer prima gemacht (und tut's noch).

Auch aus diesem Grund war die Lösung, dass ich weiterhin mit meiner Ex und meinen Jungs im selben Haus wohne für mich so attraktiv. Ich sehe die Jungs immer noch so oft wie's geht (was eh wenig genug ist). Es ist halt einfach praktisch. Aber das ist's auch oft was mich dann grübeln lässt: ist das wirklich so toll, wenn man sein Leben nach dem Gesichtspunkt einrichtet dass es praktisch ist? Was ist, wenn ich noch 10-15 Jahre so praktisch weiterlebe. Dann sind die Jungs plötzlich aus dem Haus und ich bin alt (noch älter als ich eh schon bin  :wink:).

Aber da im Moment alles recht gut läuft, bin ich auch mal optimistisch (und bleibe wachsam...).

Viele Grüße,
Jochen

AntwortZitat
Geschrieben : 05.03.2007 01:02
(@lesemaus)
Registriert

So Leute, ich schließe heute diesen threat (ohne meine Präsenz hier auf dem Forum zu beenden, wo ich einige wirklich erkenntnisreiche Einblicke gewonnen habe) und füge das Nachfolgende ein, dass ich an anderer Stelle ebenfalls hinterlassen habe.
Danke an alle, die "zugehört" haben, die geantwortet haben und die einfach teilgenommen haben in einer für mich schweren Zeit.

So. Heute morgen im Bus bin ich zu mehreren Erkenntnissen gelangt, deren Ergebnis ich hier kundtun möchte. Daraus resultierend habe ich auch meine hp wieder geöffnet.

Mit Gejammer und im Kreis drehen ist Ende. Es reicht. Es ist nicht nur unproduktiv, sondern macht auch alt und hässlich, blockiert gesamtheitlich, bringt mich nicht voran. Deshalb: heute wird es vielleicht noch mal lang, aber dann ist es vorbei. Heute werde ich nur noch einmal ein paar abschließende Gedanken formulieren.

H: Als er am 27. Dezember des vergangenen Jahres unsere Beziehung beendet hat, war diese schon lange keine mehr. Zwar haben wir danach ein paar sehr klärende und aufschlussreiche Gespräche geführt, auf deren Grundlage wir eine Chance gehabt hätten, aber er hat sie mir nicht gegeben, er hat sich holterdipolter für eine neue Beziehung entschieden. Ohne sich selbst eine Chance einzuräumen, aber damit muss er irgendwann klar kommen. Es ist mit Sicherheit sehr zweifelhaft, von einer Scheiße unaufgearbeitet und unsortiert in etwas ungewisses Neues zu rennen (was man ja die ersten Wochen gesehen hat), aber: Ich zerbreche mir fortan nicht mehr den Kopf darüber, denn es ist allein seine Sache.

Übrig bleibt die Tatsache, dass ich die letzten Jahre todunglücklich war in dieser Beziehung, und somit froh sein sollte, dass es vorbei ist. Aus dem puren Gewohnheitsgedanken erwächst kein wirkliches Glück und echte innere Zufriedenheit, das ist mir jetzt klar. Am Status „getrennt“ oder „allein erziehend“ ist im Grunde genommen nichts demütigendes, allein erziehend bin ich seit 10 Jahren, getrennt ist zwar neu, aber zusammen war ich auch vorher nicht.

Mäuschen: Sie hat ihn sich gekrallt. Sie hat ihn mir weggenommen? Naja, ich bin zwar wirklich immer noch der Meinung, dass es nicht der feinen Art entspricht, wenn man sich die Handynummer eines Mannes besorgt, der bekannterweise Freundin und Kinder hat. Und H hatte auch nicht gerade auf der Stirn stehen „bin unglücklich, hasse mein Leben, will raus hier“

Hs Vater hat erst bei H „rückgefragt“, ob er einverstanden sei, dass er ihr die Nummer gab? Was für ein Gelaber. Hs Vater hat ihr doch wahrscheinlich erst mal die traurige Geschichte von der unmöglichen Person erzählt, mit der sein Sohn zusammen war! Und dann vielleicht pro forma nachgefragt..., pfff. Egal.

Mäuschen war sehr strategisch. „Ich fass dich nicht an!“ Genau. Das Lippenbekenntnis von einer Frau, die sich genau auf Wirkung so zu ihm gelegt hat, dass er garantiert nicht schlafen konnte. Also lag er wach, einen schlafenden, vielleicht gelegentlich vor sich hin seufzenden Frauenkörper im Arm, hier mal eine Berührung (im Schlaf natürlich) an sein Bein, da mal eine kleine Bewegung sonstwohin, er konnte sich nicht bewegen, vorher tolles Gespräch gehabt, bei dem haufenweise Verständnis signalisiert worden war. Den Mann möchte ich sehen, der da am nächsten Morgen aufsteht und sagt „hasta la vista Baby!“ Pfff. Hat ja auch geklappt. Er hat sich verliebt. Sie hat ihn gekriegt. Er hat sich rasch von mir getrennt. Also, alles spitzenmäßig gelaufen für sie. Dass er sie anfangs ein bisschen belogen und betrogen hat, naja, das erfährt sie ja nie. Ob alles Wolke sieben und Sonnenschein bleibt, bleibt abzuwarten. Wo bleibt es das schon! Und: ich zerbreche mir keine Minute länger den Kopf über sie.

Meine Kinder: Sie finden es spannend bei Mäuschen und S. Klar finden sie das. Hätte ich als Kind auch mehr als aufregend und spannend gefunden. Ich habe kein Problem damit. Ich warte natürlich noch auf den garantiert kommenden Spruch „Bei Mäuschen ist alles viel schöner, ich will zu ihr und Papa.“ Pfff, ja genau. Dann sollen sie für ein paar Wochen ihre Koffer packen und dort probe leben. Um dann festzustellen, holla, hier ist es nicht anders als zu Hause. Ach, Mäuschen schimpft auch, wenn wir uns daneben benehmen? Ach, Papa schiebt einen Hals bis Bagdad, wenn wir durchdrehen. Ach, S zickt rum, weil sie nicht mehr die Prinzessin ist. Ach.

Nee, so objektiv betrachtet kann ich der Zukunft gelassen ins Auge lächeln.

Wer weiß, was kommt.

H, genieße deine neue Liebe, ich gönne sie dir wirklich. Kannst froh und dankbar sein, dass es DICH als ersten von uns beiden getroffen hat. Der andere hat es immer ein bisschen bitter am Anfang.

Sei froh, dass ich es dir so wenig schwer gemacht habe. Dass du meine Freundschaft behältst, deine Kinder. Du musst nur beides WOLLEN.

(Sei froh, dass "ich fass dich nicht an" bei mir kein bloßes Lippenbekenntnis war)

So viele Leute haben sinngemäß zu mir gesagt: stell dir vor, was für ein aufregendes Leben du in ein paar Jahren führen wirst...

Lieben Gruß, Lesemaus

Getretener Quark wird breit, nicht stark

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 06.03.2007 17:46
(@Bette)

Hallo Lesemaus!

Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute für Dich und Deine Kinder.
Das Leben hat Dich wieder! Freut mich!!! Nun denn: Auf zu neuen Ufern.

Bin sicher, daß Du Deine Zukunft gut meistern wirst.  😉

Herzlicher Gruß
B

AntwortZitat
Geschrieben : 06.03.2007 18:38
(@bengel)
Registriert

Danke für die netten Urlaubswünsche!!!

@brille007. Du hast es sehr klug formuliert. Ich hatte gestern abend bei dem Anblick Ihrer Mimik das unsägliche Gefühl in einen Abgrund zu schauen. Ich konnte förmlich ihre Gedanken lesen die so ähnlich wie " was habe ich da nur angerichtet" gewesen sein müssen.

Nun ja. Wer nicht will der hat schon und der Zug ist nun schon lange abgefahren.

Gruss

Bengel

AntwortZitat
Geschrieben : 06.03.2007 18:47
(@bengel)
Registriert

Sorry Lesemaus,

ich habe mich verirrt.

Bei der Gelegenheit: alle Achtung vor Deinen gedanken. Genau das ist der Weg. Alles Gute für Dich.

Gruss

Bengel

AntwortZitat
Geschrieben : 06.03.2007 18:54
(@samadhi)
Zeigt sich öfters Registriert

Hi Lesemaus,

habe deine Geschichte aufmerksam verfolgt und sage abschließend: Respekt!

Wenn die Tatsachen nackt sind, ist plötzlich alles so klar...

Alles Gute für dich und so long

Samadhi

AntwortZitat
Geschrieben : 06.03.2007 20:37
(@babbedeckel)
Registriert

Hi lesemaus,

deine Gedanken und dein Tun ist echt der Hammer.
Wären alle Frauen so ... achso dann gäbe es gar kein vatersein.de ...  😉
Nochmal ... klasse Denke...

Du wirst mit Sicherheit viel glücklicher werden, als du es je warst.
Geh´ mal eine drauf machen, und stürze dich ins Leben  😉

Gruß
babbedeckel

Ein Ruin kann drei Ursachen haben: Frauen, Wetten oder die Befragung von Fachleuten (Georges Pompidou)

AntwortZitat
Geschrieben : 06.03.2007 22:24
(@bronze)
Registriert

Liebe lesemaus,
Hut ab. Du gehst mit einer selten gesehenen Würde und Demut durch die Sache. Der kleine Schuss Essig im Wein ist mein Präsens. Ich wünsche Dir, dass Du diese Haltung weiterhin wahren kannst. Deine Beiträge jedenfalls lassen keine Zweifel daran aufkommen. Ich wünsche Dir auch sein Wollen, damit Deine Haltung die volle Anerkennung findet, die sie verdient. Das wäre dann sein Beitrag.
Und dann steht den kommenden aufregend schönen Jahren, in denen Du vielleicht sogar immer ein bisschen gelassener in die Vergangenheit lächeln kannst, eigentlich nichts mehr im Weg. Mehr geht gar nicht, meine ich.
Das wünsch ich Dir,
Till

Kriegt nichts! Hat nur seine verfluchte Schuldigkeit getan!
(Friedrich der Große 1712 - 1786)

AntwortZitat
Geschrieben : 07.03.2007 02:36




(@lesemaus)
Registriert

Hallo,

nochmals vielen Dank an alle, ich schließe jetzt hier ab;-))

Lesemaus

Getretener Quark wird breit, nicht stark

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 07.03.2007 14:37
(@lesemaus)
Registriert

Hallo Zusammen,

habe mich dazu entschlossen, meine Trennungsgeschichte fortzuführen, es gibt doch immer wieder Menschen, die es interessiert.
Allerdings musste ich den Titel dieses threads hier ändern, denn "Tiefes Loch" passt wahrhaftig nicht mehr. Weiß gar nicht, ob das geht mit der Änderung, aber ein Versuch ist es wert...

Inzwischen sind vier Monate ins Land gezogen. Ich bin immer noch treu im Forum, weil es eine unglaubliche Hilfe ist, hier zu lesen, auch mal was zu schreiben. Man nimmt Anteil an den TRennungen und Geschichten anderer, was einen bestärkt, bestürzt, bestätigt, und es gibt unglaublich viele Menschen, die wirklich etwas zu sagen haben. Viele, sehr viele davon sind hier zu finden. Riesen-Lob und Dank an alle.

Unsere Situation ist inzwischen folgende: Wir leben ja bekanntermaßen noch in einem Haus, wobei das in so fern zu relativieren ist, als dass der Hausbesitzer und Ex und Vater meiner Kinder sich deutlich reduziert hier blicken lässt, sprich eigentlich nicht mehr hier wohnt sondern nur noch "zu Besuch ist".
Das ist, nehme ich an, auch für ihn eine äußerst ..., naja merkwürdige Situation.
Emotional habe ich vollständig Abstand genommen.
Ich bin wirklich durch mit der Beziehung. Letzte Phase (bis vor etwas zwei Wochen) war eine unglaubliche Wut, nein eigentlich ein Hass auf Mäuschen, der mich fast aufgefressen hat.
Vorbei.
Momentan ist mein Fokus auf die Kinder gerichtet, was meinen Ex angeht.
Der liebe Umgang des Ex mit unseren Kindern.
Ein Thema, dass ich momentan mit (wütendem) Grummeln im Bauch beobachte. Ein Gespräch hatten wir noch nicht, wird aber höchstwahrscheinlich in nächster Zeit erfolgen. In kargen Halbgesprächen (momentan gibt er mir keinerlei Raum für Gespräche) habe ich aber bereits rübergebracht, wie das ganze auf mich wirkt.
Der "Umgang" gestaltet sich derzeit so, dass er punktuell auftaucht, d.h. nicht mehr hälftig wie zu Beginn (MO/MI/FR, Samstags hier im Haus arbeitet), sondern etwa MO-Abend (gegen halb acht, Kinder gehen um acht ins Bett), DO-Abend (gleiches Prozedere), SA-Morgen, meist nach dem Frühstück. Geplant ist dann "Arbeiten am Haus".

Ab und zu, wenn es passt quasi, nimmt er die Kinder mit, und integriert sie in sein neues Leben. Was grundsätzlich in Ordnung ist. Aber eben komplett nach seinen Spielregeln läuft. Er unternimmt streng genommen nichts mit den Kindern (also um der Kinder willen), sondern er nimmt sie aus einer Art Verantwortungsgefühl mit (weil es so sein muss??). Das ist mein subjektiver Eindruck. Ich verbalisiere dieses auch nicht, weil die Kinder (momentan zumindest) es nicht so sehen, sie freuen sich einfach, wenn Papa sie mitnimmt.

Der Umbau ist quasi zum Erliegen gekommen.
Gut, das war auch mangelnde Zeit, aber andererseits, wäre mir ein solches Wohnarrangement wichtig, würde ich mir die Zeit glaube ich nehmen. Sei es drum.
Wahrscheinlich, darauf läuft es vermutlich hinaus, werde ich auf lange Sicht nicht hier wohnen bleiben, denn ich fühle mich inzwischen in diesem Haus blockiert. Dieses "sein Haus", dieses (vielleicht ungerechtfertigte) Gefühl, ihm Rechenschaft ablegen zu müssen. Zu dies und jenem. Ich denke, diesen Zustand werde ich im nächsten halben Jahr ändern.
Wenn ich ausziehe, hält sich das in kleinem Rahmen, sprich wir bleiben grundsätzlich "vor Ort" (evt. zwei Ortschaften weiter, fünf Kilometer, Schulstandort), aber ich befreie mich aus der Abhängigkeit, die ich ihm gegenüber momentan deutlich spüre.
Sein Umgang mit den Kindern bleibt weiterhin von meiner Seite voll gewährleistet, ich bin in dieser Beziehung ja nicht das Problem. Es ist eher seine Einstellung zum Thema Umgang, die mich ank*tzt. Vielleicht braucht er nur Zeit, das zu begreifen. Kein Problem, soll er haben. Die Kinder leiden (derzeit noch) nicht (für mich sichtbar) unter seiner "Nachlässigkeit".
Ein Auszug ist ein erster Schritt für mich in Richtung "Egoismus". Ich tue es für mich. Um mir Freiheit für mein zukünftiges Leben zu geben.

Nun, ich werde hier weiterhin auf dem Laufenden halten.

Liebe Grüße, Lesemaus

Getretener Quark wird breit, nicht stark

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 29.04.2007 17:17
(@lesemaus)
Registriert

Hallo,

ja es wird wirklich ruhiger in meiner Trennunggeschichte.
Vorgestern hatten wir ein längeres Gespräch. Fakt war, dass er mitbekommen hatte, dass ich mich mit dem Gedanken trage, evt. auszuziehen. Klar, dass er wissen wollte, ob es stimmt, weil wenn ja, müsste er keine Wände und Türen bauen, könnte das Haus vermieten (da stehen quasi zwei auf der Matte), er selbst könne in die Einliegerwohnung über der Garage ziehen (wo derzeit einer der Mattensteher wohnt) und er fände es fair, wenn ich ihm solches frühzeitig mitteilen würde.
Nun, schluck, klar. Ich erklärte ihm, dass es sich bei dem Gedanken, geboren vor etwa einer Woche, keinesfalls um ein Vorhaben handele. Selbstverständlich lasse ich ihn nicht lustig Wände und Türen bauen, und wenn alles fertig ist, ruf ich "Hey, ich zieh aus."
Ich versuchte ihm dieses Gefühl zu erklären das ich gehabt hatte, diese unterschwellige Abhängigkeit, dieses vage Gefühl, nicht tun zu können, was ich wolle. In seinem Haus. Und die leise Angst, er könne sich das Ganze ebenfalls eines Tages anders überlegen. Und dann müssten wir hier raus.
Er wiederholte, dass letzteres niemals der Fall sein würde. Er würde auf jeden Fall zu seinem Wort stehen. Das habe ich ihm eigentlich auch von Beginn an geglaubt, aber immer wieder zweifeln Menschen aus meinem Umfeld das an, was dann irgendwann auch bei mir zu Zweifeln, wenn auch leisen, führt.  Er erklärte, dass ihm auch nicht wohl dabei sei, dass er z.B. morgens um sechs durch´s Schlafzimmer stiefelt, um sich Klamotten aus dem Schrank zu holen (weil da halt der Schrank steht). Ich betonte, dass ich damit keinerlei Problem hätte.
Trotzdem, klar, besser ist, wenn Türen da sind, wenn Bereiche klar abgegrenzt sind.
Fakt ist, dass das Geld für den Umbau bei uns nirgends in der Schublade rumliegt.
Also, das war geklärt. Ich sagte ihm zu, dass ich hier bleibe, es würde auch finanziell recht schwer für mich werden, sollte ich ausziehen. Dies nur am Rande. Ich versprach ihm, unabhängig von allem, dass ich ihn sehr frühzeitg informieren würde, sollte ich Auszugspläne haben.
Ich bin im Grunde hier frei, kann tun, was ich will, und mir mein eigenes Leben nach meinem Gutdünken gestalten. Das hat er auch nochmals bestätigt. Auch seine Eltern (die ebenfalls in meinen Auszugsgedanken eine Rolle gespielt hatten) mischen sich in der Frage nicht ein.
Dann kam der Umgang auf´s Tapet.
Ich erklärte ihm meine Gedanken, dass ich mir wünschen würde, dass er mehr für die Kinder da wäre.
Dazu muss ich allerdings zweierlei sagen: Dieser Gedanke hat sich inzwischen etwas relativiert. Zum einen hat einer hier per pn schon den Punkt eingeworfen, dass den Kindern ja offenbar nicht fehlt.
Zum andern, in einem thread hier, in dem ich ebenfalls gestern gepostet habe, ging mir auf, dass es nicht unbedingt die Quantität ist, die den Umgang ausmacht, sondern die Qualität. Und da muss ich sagen, er bemüht sich wirklich, alles unter einen Hut zu bekommen, er hat längst angefangen, die Zeit mit den Kindern zu nutzen. Und auch wenn es vielleicht nicht viel scheint, den Kindern scheint hier nichts abzugehen. Sie fordern zwar ab und an "mehr Zeit mit Papa", aber das geht doch kinderlogisch eher in die Richtung, er solle hier wieder einziehen, und alles ist wie früher.
Mein Sohn sagte letztens im Auto: "Mama, manchmal wünschte ich, wir hätten die alten Zeiten wieder."
Ich fragte: "Warum? Was war an den alten Zeiten so toll?"
Er: "Na, da kam Papa wenigstens jeden Abend nach Hause."
"Er ist aber jetzt mit Mäuschen zusammen, und du findest es doch auch toll, wenn du da mit hin kannst!"
"Ja. Und wenn die sich trennen, kommt er dann zurück?"
Ich sagte: "Nein. Papa und ich haben uns getrennt, und wir werden auch nicht mehr zuammen leben."
Dass er freilich faktisch hier wieder einziehen würde, wenn es mit Mäuschen nicht klappen würde, das ließ ich unerwähnt. Erstens: ungelegte Eier, zweitens für ein Kind wahrscheinlich nicht begreifbar. Denn unsere Beziehung ist definitiv passé

Nun, von meinem Ex kamen dann noch Sätze wie "Für mich ist es auch nicht einfach, Samstags Abends weg zu fahren." Ich sagte darauf nichts, war auch nicht nötig, er setzte sofort hinterher "Aber das war ja meine Entscheidung, dass es so ist."
Er sagte: "Es irritiert mich, dass die Kinder mich nie zwischendurch einmal anrufen. Da denke ich dann auch, ich werde gar nicht vermisst." Darauf erklärte ich ihm, dass die Ursache dafür eher in der Rolle, die er vor der Trennung für die Kinder gespielt hatte, begründet liegt. Was er abnickte.
Auch er hatte freilich am Anfang große Angst, die Kinder zu verlieren, wusste er ja nicht, wie ich nach der Trennung reagieren würde.
Das alles hat mich sehr nachdenklich gemacht.
Jetzt, mit dem emotionalen Abstand, muss ich sagen, es ist natürlich gerade für einen Mann eine sehr harte Entscheidung, sich zu trennen, und eigentlich war es sehr gradlinig und auch mutig von ihm, es zu tun. Sicher hat er mir wehgetan, aber da waren ja auch paketweise verletzter Stolz, viel (z.T. eingeredete) Gefühle, weil grundsätzlich hatte ich mich doch Jahre vorher mit ähnlichen Gedanken getragen, nur nie den Mut gehabt, was an diesem fürchterlichen Zustand einer Beziehung, die wir geführt hatten, zu ändern.

Vier Monate, sehr sehr viele Denkprozesse meinerseits, die mich glaube ich meiner Persönlichkeit ein großes Stück vorangebracht haben. Ich muss sagen, man muss echt dankbar dafür sein.
Anscheinend muss man manchmal durch wirklich Schmerz hindurch, um aufzuwachen, erwachsen zu werden, zu erwachen, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.
Wahrscheinlich kommen noch andere Dinge, kommen immer wieder Dinge, wo wir uns mal reiben oder sehr verschiedener Meinung sind. Aber ich kann dem wirklich gelassen entgegen sehen und bin äußerst zuversichtlich.
Und während unseres Gespräches habe ich eines ganz deutlich gemerkt: Wir sind sehr weit auseinander, was viele Dinge angeht, die eine Bezeihung ausmachen. Wir hätten es nur unter permanenter harter Arbeit geschafft, einen gute Beziehung zu führen, und schlussendlich wäre es uns doch misslungen, wir sind sehr sehr verschieden.
Aber, Gott sei Dank, in Bezug auf die Kinder und ihre Zukunft, da sind wir uns einig.
Das ist das einzige, was bleibt, und es ist jetzt auch eigentlich alles was eine Rolle spielt.

LG, Lesemaus (die wirklich gelassen ist momentan, endlich, spät zwar, aber nicht zu spät...)

Getretener Quark wird breit, nicht stark

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 07.05.2007 18:52
(@prager)
Schon was gesagt Registriert

liebe lesemaus,

ich freue mich unheimlich über deinen letzten post. ich weiß, dass du dir den jetzigen zustand nur über viel schmerz und aushalten erkämpft hast, aber mir scheint das hat sich echt gelohnt.

wenn das alles hier ein rennen wäre, dann kannst du übrigens meinen verfolgeratem in deinem nacken spüren. paß auf, ich bin nur knapp hinter dir. aber das auch nur, weil du mich mit deiner geschichte, deinen antworten und all deinen posts in deinem windschatten mitgenommen hast. danke dir!

es grüßt dich von herzen

der prager

AntwortZitat
Geschrieben : 07.05.2007 19:08
(@haddock)
Nicht wegzudenken Registriert

Hallo,

lesemaus.

:thumbup: :thumbup:

Ich wünsch dir alles Gute.

Gruß
Haddock

AntwortZitat
Geschrieben : 07.05.2007 21:48
(@babbedeckel)
Registriert

Hi,

(die wirklich gelassen ist momentan, endlich, spät zwar, aber nicht zu spät...)

Es ist nie zu spät  😉 ... irgendwie verschieben sich die Dinge, aber
wir kommen wieder  :phantom:
...und super wie du trotz dem ganzen Müll, es mit den Kindern gebacken bekommst  :thumbup:

Gruß
babbedeckel

Ein Ruin kann drei Ursachen haben: Frauen, Wetten oder die Befragung von Fachleuten (Georges Pompidou)

AntwortZitat
Geschrieben : 07.05.2007 23:48
(@lesemaus)
Registriert

Hallo Zusammen,

@prager: ich seh dich bereits neben mir, und ich bin sicher, du ziehst an mir vorbei;-)), weil schnell bin ich nicht gerade, nur ausdauernd. Und dir danke ich dito, weil das ist geben und nehmen...

@haddock: danke  🙂

@babbedeckel

wir kommen wieder 

: da kannste aber einen drauf lassen!

Gruß, Lesemaus (die Handys hasst, diese mistige sms-Tippserei noch mehr hasst, sich aber gerade (parallel) die Finger rundtippt)

Getretener Quark wird breit, nicht stark

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 08.05.2007 00:02
(@bronze)
Registriert

Anscheinend muss man manchmal durch wirklich Schmerz hindurch, um aufzuwachen, erwachsen zu werden, zu erwachen, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.

Morgen liebe lesemaus,
mit erwachsen werden, reifen, aufwachen oder sogar weiser werden hat das sicher auch zu tun, am Rande, weil all das auch aus Schmerz erwächst, jedoch nicht allein durch ihn bedingt ist. Im Kern bleibt es bei der Feststellung, ein gezogener Zahn tut nicht mehr weh.

Da kommen bestimmt noch andere Dinge in der Zukunft, ist ja nicht statisch, so ein Menschenleben. Doch dieser Satz von Deinem Mann scheint mir für die Zukunft wichtig:

"Aber das war ja meine Entscheidung, dass es so ist."

Ich ahne, mit diesem Satz sollte man ganz behutsam umgehen, denn der läßt wirklich hoffen, dass ihr Zwei das auch in Zukunft vorbildlich über die Bühne bekommt.

Grüße
Till

Kriegt nichts! Hat nur seine verfluchte Schuldigkeit getan!
(Friedrich der Große 1712 - 1786)

AntwortZitat
Geschrieben : 08.05.2007 13:01
(@lesemaus)
Registriert

Hallo Till,

Da kommen bestimmt noch andere Dinge in der Zukunft, ist ja nicht statisch, so ein Menschenleben.

(nur zur Sicherheit, meinst du statisch, oder statistisch...  😉 )

Klar ist ein Leben nicht statisch.
Ich weiß auch, dass ich mit all meinen jetzigen Erkenntnissen trotz allem wieder neue Fehler begehen kann, dass das Leben noch ein paar Überraschungen, gute und schlechte, für mich parat halten wird.
Aber es gibt einfach eine große Menge Dinge, die ich nie wieder zulassen würde.
Dafür gibt es auch viele Dinge, die ich trotz negativer Erfahrungen in der Vergangenheit, immer wieder machen würde, weil sie einfach wichtig sind. Weil sie das Leben überhaupt ausmachen.

Lesemaus (die sich gerade äußerst am Wohlfühlen ist, und dazu bedarf es manchmal bloß einer einfachen, aber klaren und ehrlichen Sichtweise, einem Lächeln, einer Berührung, einem Menschen, der sagt: Du bist klasse. K. dfa, uawk!)

Getretener Quark wird breit, nicht stark

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 08.05.2007 16:26
(@bronze)
Registriert

???????????? K. dfa, uawk ?????????

dfa geht ja noch. danke für alles. aber der rest?
muss ich nicht wissen, gell 😉

Liebe Grüße
Till

Kriegt nichts! Hat nur seine verfluchte Schuldigkeit getan!
(Friedrich der Große 1712 - 1786)

AntwortZitat
Geschrieben : 08.05.2007 16:33




Seite 3 / 12