Wenn das Leben langweilig wird, soll man es sich interessanter machen. Das hält jung. Meine Frau und ich sind gerade in feinster Manier dabei. Wir beide altern entsetzlich.
Die Wege und Gründe, die in eine zerrüttete Ehe führen sind den meisten hier sicherlich bestens bekannt. Ich beginne daher mit der Schilderung unserer Trennung ab dem Zeitpunkt der Aussprache des schon länger schwebenden Trennungswunsches durch meine Frau.
In dieser Novembernacht hatten wir nach einer tränenreichen und festgefahrenen Diskussion um unsere Eheführung endlich die Trennung als unumgänglich festgestellt. Unsere Ehe war seit Jahren durch wachsendes Misstrauen geprägt. Meine Frau brauchte die Trennung als Befreiungsschlag aus der Aussichtslosigkeit ihrer Lebensperspektive, ich willigte aus einer Fügung in das Unabwendbare heraus in ihren Wunsch ein. Wir beide waren einfach aneinander ermüdet. Meine Einwilligung gab ich jedoch nicht resignativ, sondern mit der Überzeugung, bei einem getrennten Neuanfang ein besseres Leben für uns beide und unsere drei Kinder erreichen zu können. Trotz finanzieller Nachteile. Wir haben danach das erste Mal seit langer Zeit wieder herzlich und befreiend zusammen gelacht.
Die Erleichterung war schnell vorbei, als mir meine Frau am folgenden Tag eröffnete, wir würden das mit den Kindern Fifty-Fifty regeln, denn die Kinder könnten mich nach der Trennung immer besuchen, wenn sie das wollten. Mir gefiel die Haltung nicht, die hinter dieser Äußerung steckte. Mit wachsend emotionalem Nachfragen pulte ich schließlich ihren Standpunkt heraus, dass die Kinder selbstverständlich ihre Kinder seien und bei der Mutter wohnen würden. Ich wäre durch die Betreuung während ihrer Arbeitszeiten ja hinreichend eng mit den Kindern zusammen. Argumentativ zog sie sich auf die Linie zurück, sie haben die Kinder auf die Welt gebracht und ich sei der Erzeuger.
Prinzipiell kann ich der Haltung einer engeren Bindung von der Mutter zum Kind folgen. Ich begründe das hier abgekürzt mit dem etwas schalen Begriff Leibesfrucht. Für mich rückte in unserer Debatte jedoch der Wille der Kinder in den Vordergrund. Hier ist die Enge der Bindung von anderen Einflüssen geprägt, als nur der Schwangerschaft. Die Mehrkindler unter euch werden leicht nachvollziehen können, dass es Papa-Kinder und Mama-Kinder gibt. So auch bei uns.
Daher war meine Vorstellung von einer Trennung, quasi als Interimslösung wohnortnah umzuziehen, den Kindern das Wohnen bei beiden Elternteilen zu ermöglichen und nach der Trennungszeit zu sehen, bei wem welches Kind hauptsächlich bleiben möchten. Im Scheidungsverfahren hätte dann eine aus der Praxis gewachsene Vereinbarung über den Verbleib der Kinder getroffen werden können. Unter allen schlechten Optionen schien mir diese die beste zu sein. Neben dem Umstand, dass wir beide unsere Haltung hinsichtlich der Kinder nicht ändern wollten, führte mein Wunsch nach einer unverzüglichen Scheidung zu einer deutlichen Verhärtung bei meiner Frau.
Wenige Tage später fand der letzte Eheberatungstermin statt, an dem mir meine Frau eröffnete, sie habe eine Anwältin mit der Wahrnehmung ihrer Interessen beauftragt. Das fühlte sich in diesem Moment an, als habe mir jemand ein Messer in Bauch gerammt. Mein schon Monate währender dumpfer Verdacht, hier würde fast generalstabsmäßig die lang geplante Trennung vorbereitet und abgewickelt, erhärtete sich. Für mich stellte sich nun immer schriller die Frage, inwieweit überhaupt Zugeständnissen meinerseits durch ein Entgegenkommen ihrerseits begegnet werden würde. Inwieweit meinen Zugeständnissen nur ein Nachsickern neuer Forderungen und Auszementieren ihrer Ansprüche folgen würde. Andererseits konnte ich ihrer Begründung für diesen Schritt insofern folgen, dass sie schlicht Furcht davor hatte, von mir bei Trennungsverhandlungen übervorteilt zu werden. Vertrauen gab es zwischen uns schon lange nicht mehr, beide Seiten hatten ihr Scherflein in unterschiedlicher Weise dazu beigetragen. So hatte ich in der Eheberatung gelernt und sehr wohl eingesehen, meine Frau über lange Zeit zu rücksichtslos behandelt zu haben. Und gerade vor dieser Einsicht wurde der Gedanke immer unbequemer, meinen Umgang mit und die Bindung zwischen unseren Kindern und mir einer juristisch fundiert vorbereiteten Machtposition der Mutter auszusetzen, aus der heraus mein Wohlverhalten gegenüber der Mutter leicht zum Maß der Dinge werden konnte.
Andererseits war mir auch klar, dass aus unserer Ehegeschichte heraus in der Trennung und für die Zeit nach der Scheidung dringend ein neues Vertrauen zwischen uns aufgebaut werden musste. Ich schlug daher als vertrauensbildende Maßnahme vor, auf die Konsultation eines eigenen Anwalts zu verzichten und stattdessen in einem Gespräch mit ihrer Anwältin die Möglichleiten einer akzeptablen Lösung zu sondieren. Es war ein grauenvolles Gespräch, das damit endete, dass ich zunächst wissen wollte, welche Freiräume mir für meinen freiwilligen Verzicht auf ein Zusammenleben mit Kindern zugestanden würden. Dazu bestand ich zunächst auf einer Unterhaltsberechnung, um zu ermessen ob ich diese eventuell auszuhandelnde Freiräume in Umgang und Betreuung überhaupt finanziell und materiell ausfüllen könne. Ferner machte ich klar, dass ich mich keinesfalls aus dem Mietvertrag für die Ehewohnung streichen lassen würde. Ich wollte dort nach einem eventuellen Auszug meiner Frau selbst mit den Kindern wohnen können. Begründet habe ich dies mit der Auffassung, dass der Erhalt des Lebensumfeldes für die Kinder eben auch mit dieser Wohnung verknüpft ist.
Zehn Tage später kam ein Brief der Anwältin mit der Unterhaltsberechnung. Die Berechnung war nicht schön, aber eine Grundlage für weitere Gespräche. Was mich jedoch fast zur Weißglut brachte, waren zwei kleine Bemerkungen zu Beginn des Schreibens. Sinngemäß, ich hätte die Frage, ob ich die Kinder betreuen möchte oder nicht von den Unterhaltszahlungen abhängig gemacht und ich hätte erklärt, ich wolle die Wohnung der Mutter und den Kindern überlassen. Darauf verfasste ich eine kurze Gegendarstellung an die Anwältin meiner Frau und suchte mir einen eigenen Anwalt.
So, da stehen wir nun. Beide verunsichert, beide tief in die Schützengräben geduckt, bis an die Zähne bewaffnet, am Ende sicherlich um einige Euro ärmer und mit, wie mir scheint, unaufholbaren Vertrauensverlusten für die Zukunft. Was wirklich noch klappt sind die Gespräche über die Belange der Kinder. Deren Zimmer werden renoviert und ausgebaut, ohne dass Gift und Galle gespuckt wird. Reisen des einen Ehegatten mit den Kindern fanden in den Feiertagen ohne Argwohn des anderen Ehegatten statt. Geburtstage werden mit Vorfreude besprochen und geplant. Es ist das einzige, was von uns derzeit noch unbeschwert und freimütig Hand in Hand besorgt werden kann - die gemeinsame Sorge um die Kinder.
Gemessen an den ganzen Geschichten, Schicksalsschilderungen und Berichten hier in diesem Forum, kommt mir meine Geschichte schon fast ein wenig popelig vor. Aber ich weiß nicht, wo mit uns die Reise hingeht. Daher bin ich für jeden Fingerzeig dankbar, der mir Parallelen zwischen den Anfängen meiner Scheidung und der Scheidung anderer aufgezeigt. Vielleicht kann ich auf diese Weise im Vorfeld einiges klarer erkennen, deeskalieren oder rechtzeitig gegensteuern. Man macht das ja zum ersten Mal.
Dieses Forum hier hebt sich wohltuend unter vielen Scharfmacherseiten im Netz hervor. Ich bin froh, es gefunden zu haben. Bemerkenswert finde ich auch die Geschlechtermischung im Forum. Keine reine Männerseite. Das alles spricht für das Forum, die Forumspflege und die Community hier. Vielen Dank daher an den Gründer Deep Thought und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Ich möchte zum Abschluß noch den Nick „bronze“ erklären. Bronze ist korrosionsfest, sehr elastisch und kann daher nur mühsam gebrochen, durchbohrt, zersägt, abgerieben oder gefeilt werden. Ich fand’s ganz optimistisch passend.
bronze
Kriegt nichts! Hat nur seine verfluchte Schuldigkeit getan!
(Friedrich der Große 1712 - 1786)
Herzlich willkommen - gutgläubiger Optimist,
...bist ja schon seit geraumer Zeit hier im Forum unterwegs und hast auch wohl einige "Geschichten" gelesen.
Die, welche gut ausgehen sind aber ganz sicherlich in der Minderzahl - was sollten die auch hier ?
Eure bevorstehende Trennung scheint sich ja auf einem respektvollen Niveau zu bewegen, aber oft ändern sich die Regeln erst während des "Spiels" - Kindeswohl (wie alt sind denn die Kinder resp. Deine Frau) an erster Stelle ist aber auch der Ansatz, von dem im Laufe der Trennung nicht viel übrig bleibt.
Natürlich musst Du die Gunst der Stunde nutzen - aber irgendwann kommt dann "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern". Vertiefe Dich nicht in Gedanken - Alles wird gut - wir trennen uns einvernehmlich - alles Käse.
Wenn Plan 1 nicht funzt - Plan 2 - wie im Leben. Wünsche natürlich, dass es nach Deinen /Euren Vorstellungen läuft, wenn ihr denn dann einen gemeinsamen Nenner findet.
LG Jochen
Die Wahrheit kann man 1000mal erzählen, Lügner brauchen soooon Gedächtnis
Danke für die Willkommensgrüße und Deine Antwort Jochen.
Unsere Kinder sind bald 9, bald 11 und 13. Meine Frau - ist das wirklich wichtig? Ich will nicht noch mehr Öl in's Feuer giessen. Sie spricht nicht gerne über ihre 37 Lenze
Kriegt nichts! Hat nur seine verfluchte Schuldigkeit getan!
(Friedrich der Große 1712 - 1786)
Moin,
willkommen im Club... :exclam:
Dur jetzt Ratschläge zu geben ist natürlichknifflig. Ihr regelt die Trennung über jeweils eigene RAs. Stehen hier aktuell Klärungen an?
Dein Handlungsspielraum reicht vom Aussperren der Ex und dem Zurückbehalten der Kiddies bis hin zu deinem Auszug und Abfinden in der Rolle als Wochenendonkel. Wo jetzt das für dich Machbare liegt, müsst du für dich ergründen. Für Kinder unzweifelhaft bedeutet das Wechselmodell den geringsten Trennungsschaden, so die Eltern noch miteinander reden können.
DeepThought
Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!
Hallo, Bronze
dein Stichwort ist im Moment: Wechselmodell (auch genannt "Doppelresidenzmodell" oder "50/50")
Google mal nach diesen Stichworten und auch in der Suchfunktion bei VS.
Lies dich in die Materie ein und sammle Argumente, mit denen du deine Frau überzeugen könntest. Da ihr wenigstens im Bezug auf die Kinder noch Hand in Hand und offenbar vertrauensvoll zusammenarbeiten könnt - ist das Gespräch oder die Mediation die Chance eine standfeste aussergerichtl. Einigung herbeizuführen.
Ähnlich lief es bei mir.
Bloss nicht ausziehen, solange der Verbleib eurer KMinder nicht zu aller Zufriedenheit geklärt ist! Zusagen, wie: "sie können zu dir kommen, wann sie wollen" sind nichts wert!
Letzter (Spontan-)Tipp: Nimm die Salven der gegn. Anwältin nicht persönlich und fasse sie vor allem auch nicht als 1:1-Auffassung deiner Frau auf (schau deinem eigenen Anwalt auch genau auf die Finger, dass er dich auf deine Art vertritt und nicht ebenso provokant auftritt, wie manche andere es tun). Anwälte beschäftigen ist wie Waffen in Krisengebiete zu liefern; leider könnt ihr im Moment nicht ohne sie.
Wir werden sicher noch von dir hören.
Bis dahin
Gruß
Haddock
Moin
Dieses Forum hier hebt sich wohltuend unter vielen Scharfmacherseiten im Netz hervor. Ich bin froh, es gefunden zu haben. Bemerkenswert finde ich auch die Geschlechtermischung im Forum. Keine reine Männerseite. Das alles spricht für das Forum, die Forumspflege und die Community hier. Vielen Dank daher an den Gründer Deep Thought und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter.
Wir versuchen hier hauptsächlich Wege aufzuzeigen und ratschläge zu geben. Na ja, so ganz ohne Haßtriaden läuft es leider auch hier nicht ab, da je nach Trennungsfase die User hier unter den teilweise falschen Anschuldigungen oder an den puren Gemütsfassung eines Richters zu leiden haben. Trotzdem bemüht man sich hier um einen genügsamen Ton im Forum. Meinungsverschiedenheiten sollten über die PN's geregelt werden.
Wie Deep schon sagte, hast du eine große Bandbreite an Handlungsmöglichkeiten. Schaue auch mal einfach links in der Navigation unter Information unter Erste Hilfe nach.
Gruß
Martin
Hi Bronze,
die Frage nach dem Alter der user hier oder der Angehörigen hat nichts mit Niggeligkeiten zu tun - es ist bestimmt schwierig die passende Antwort für die entsprechende Altersgruppe zu geben. Die Sichtweise ist je nach Alter unterschiedlich - ich selbst habe jetzt, oder in naher Vergangenheit Entscheidungen getroffen, die ich z.B. mit 30 anders gehandhabt hätte.
LG Jochen
Die Wahrheit kann man 1000mal erzählen, Lügner brauchen soooon Gedächtnis
Zunächst Danke an alle Antworter für die freundliche Aufnahme und die Ratschläge.
@ Hajoco
Sei ganz beruhigt. Die Frage nach dem Alter hatte ich nicht als Niggeligkeit aufgefasst, sondern genau so verstanden, wie Du sie in Deiner zweiten Antwort erklärt hast. Die Rolle der beleidigten Leberwurst und des Flöhehustenhörers überlasse ich derzeit nach bestem Vermögen dem Menschen in der Küche zwei Räume hinter mir 😉 - wenn's auch schwer fällt und nicht immer gelingt
@ Käptn Haddock
Dein Vorschlag, Argumente für das Wechselmodell zu sammeln, ist gut. Ich werde die Zeit nutzen solange meine Bagage bei den Schwiegereltern ist. Ausziehen werde ich keinesfalls solange nicht eine klare schriftliche regelung auf dem Tisch liegt und notariell abgesichert ist. Selbst dann ist der Bestand solcher Vereinbarungen ja noch zweifelhaft. Aber es wäre schonmal ein Schritt in Richtung Entkrampfung. Was die Befindlichkeiten angesichts von Anwaltsschreiben angeht stimme ich voll mit Dir überein. Ich habe darin aus einer alten Mietgeschichte jahrelange Übung, mithin ein dickes Fell. Offen gestanden bin ich sogar froh, strittige Themen am Küchentisch mit dem Hinweis auszublenden, die Sache wäre über die Anwälte besser zu regeln. Deine Befürchtungen teile ich allerdings hinsichtlich meiner Frau. Ich glaube, sie wird diese Schriftsätze sehr persönlich nehmen. Muß noch einen Weg oder jemanden finden, über den ihr das was Du schreibst nahe gebracht werden kann. Ich kann das mit Sicherheit nicht mehr. Im Moment ist bei ihr 1+1 nicht mehr 2, wenn die Gleichung von mir aufgestellt wird.
@ DeepThought
Bei diesem Handlungsspielraum ist alles offen. 🙂 Ich habe mir jedoch engere Grenzen gesetzt, immer unter der Prämisse Kindeswohl. Sie aussperren kommt nicht in Frage. Diese Szene möchte ich den Kindern wirklich ersparen und anständig wär's auch nicht. Wochenendonkel ist ebenfalls inakzeptabel. Das Machbare liegt in einem engeren Spielraum irgendwo dazwischen. Man muß auch im Auge behalten, über welche Zeiträume man spricht. Mir geht es darum, den Kindern je nach Reifegrad zu einem späteren Zeitpunkt die Beweggründe für dieses oder jenes Handeln im Nachhinein unmißverständlich und wahrheitsgemäß erklären zu können. Zum Beispiel, wenn Papa ausgezogen ist, dann möchte ich denen später, wenn sie älter sind, auch darlegen können, dass ich die Familie nicht zwanglos oder leichtfertig verlassen habe, sondern in einem Zielkonflikt abwägen und den Schaden so gering wie möglich halten mußte. Es ist mir auc wichtig, das Verhältnis zwischen mir und meiner Frau nicht so sehr zu belasten, dass von ihrer Seite die zu einem späteren Zeitpunkt vielleicht anstehende freie Entscheidung der Kinder zu wem sie ziehen möchten nicht blockiert wird. Einige werden jetzt lachen, aber die Möglichkeit sehe ich ganz schwach. Dies were ich nicht durch Nachgiebigkeit oder vorauseilenden Gehorsam erreichen, aber vielleicht durch Offenlegung meiner Forderungen, Einhaltung von Absprachen, Unnachgiebigkeit bei für unverhandelbar erklärten Dingen und Entgegenkommen in anderen Fragen, die mir substanziell nicht unabdingbar wichtig sind. Das alles weich in der Rede und hart in der Sache.
@ PhoeniX
Danke für den Tip mit der Ersten Hilfe. Habe schon reingeschaut und einiges gefunden.
Kriegt nichts! Hat nur seine verfluchte Schuldigkeit getan!
(Friedrich der Große 1712 - 1786)
Dies ist ein Sinnlosposting. Ich muss jetzt einfach nur mal Dampf ablassen.
Einige unter euch können sich eventuell noch in Erinnerung rufen, dass meine Frau und ich gerade das berühmte "Armdrücken" spielen. Beide wollen sich trennen, aber das Männchen geht nicht gleich, weil es hie und da noch vor dem Auszug Regelungsbedarf anmeldet.
Ich habe heute versucht, diesen Zustand mal etwas beschleunigt zu beenden. Bringt uns ja nix, ganz besonders den Kindern nicht.
Also habe ich eine Trennungsschema entworfen, aus dem hervorgeht, wie ich mir den Ablauf unserer Trennung bis zum Auszug vorstelle. Darin sind z. B. wichtige Knackpunkte, sowie die Abfolge der Problembehandlung usw. festgehalten. Es ist tatsächlich nur eine systematisierte Darstellung der wichtigsten Fragen. Das Ganze als Flussdiagramm und leicht verständlich, mit dem klaren Hinweis versehen "unverbindlicher Vorschlagsentwurf". Bei der Übergabe habe ich meiner Noch-Gattin ganz neutral und sachlich gesagt, dass das meine Idee vom Trennungsablauf ist. Sie möchte bitte und selbstverständlich Ergänzungen einfügen oder eigene Vorstellungen dagegenstellen. Die Reaktion war: "Du willst mir nur Deinen Willen aufzwingen" :gunman: :gunman: :gunman:
:knockout: Also habe ich ihr noch einmal zu erklären versucht, dass es nicht genügt einen RA zu beauftragen, sondern dass sie sich bitte auch dringend selber mit der Thematik Familienrecht, Trennung, Scheidung auseinandersetzen sollte. Ganz schlicht aus dem Grund, dass sie besser versteht, welche Bedrohungsszenarien sich aus dem Vorgehen ihrer Anwältin für mich ergeben. Das könnte ihr helfen, meine Widerstände in Angelegenheiten des Sorge- und Umgangsrechts besser zu verstehen und Missverständnisse auszuräumen. Ich habe manchmal wirklich den Eindruck, sie begreift das tatsächlich nicht, was sie mit den Vorstößen ihrer Anwältin für ein Fass aufmacht. Beispiel: Sie läßt durch ihre RA ganz offensichtlich eine EA auf Zuordnung der Wohnung vorbereiten, guckt wie ein Auto, als ich ihr auseinandersetze, weshalb ich das nur so sehen kann und ihr erläutere, dass sie das ja gar nicht zu machen braucht, weil wir uns leicht einigen könnten, wenn sie nur mal damit rüberkäme, sich auf das einzulassen, was sie eigentlich will. Von mir aus auch in kleinen Schritten. Nur anfangen müssten wir mal. Noch'n Beispiel: Sie sagt mir, dass das Auto selbstverständlich derjenige von uns hat, der die Kinder hat. Ich weiß, was sie damit meint. Sie meint damit, dass der Vorrang der PKW-Nutzung bei dem liegt, der die Kinder gerade in diesem Moment um sich hat. Das ist völlig vernünftig und in Ordnung so. Sie versteht aber nicht, dass ich zur Vermeidung zukünftiger Konflikte noch weiteren Regelungsbedarf in der Sache sehe. Nämlich genau diese Auffassung auch schriftlich zu fixieren. Oder den Bedarf, die Teilkasko in eine Vollkasko umzuwandeln, um bei einem eventuellen Totalschaden nicht irgendwelchen Winkeladvokaten Tür und Tor für Schadenersatzansprüche zu öffnen. Mann! Von solchen Regelungen haben wir beide Vorteile. Sobald ich mit solchen Überlegungen komme, wirft sie mir Angriffslust vor. :againstwall: :againstwall: :againstwall: :againstwall: :againstwall:
Sie sieht einfach nicht die Notwendigkeit sich mal hinzusetzen und aufzuschreiben, was sie wie geregelt wissen will. Sie schiebt das alles von sich weg. Nach der Devise: RA beauftragen und die Angelegenheit regelt sich von allein. Mensch, wir könnten das alles preiswerter haben. :againstwall: :againstwall: :againstwall:
Wie kriege ich die Frau dazu???????
Und noch etwas ist mir in dem Zusammenhang aufgefallen. Zu dem ersten Schreiben ihrer RA hatte ich eine Erwiderung geschrieben. Meine Noch-Gattin hat von der RA weder eine Kopie meines Schreibens, noch eine Kopie der Antwort ihrer RA auf meine Erwiderung erhalten. Ist das nicht unüblich? Normalerweise bekommen die Mandanten doch stets den gesamten Schriftwechsel mit der gegnerischen Partei in Kopie zugestellt.
Danke fürs Zulesen
Till
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(Friedrich der Große 1712 - 1786)
Moin Till,
wenn ich es richtig sehe, ist Deine Gattin anwaltlich vertreten und Du nicht. Das mag Dich moralisch ehren; es bringt Dir aber nix - denn es kommt etwa auf dasselbe raus, als würde George Dabbeljuh Soldaten nach Afghanistan schicken, die mit Wattebäuschchen bewaffnet sind und "Peace!" rufen...
Gute Anwälte geben ihren Mandanten in Familienstreitigkeiten vor allem einen Rat: Keine eigenmächtigen Verhandlungen mit der Gegenseite - und wenn, dann nur aus taktischen Gründen. Deshalb sind Deine aktuellen Vorstösse nicht viel wert; Deine Gattin kann sie mit Dir diskutieren oder sogar Zustimmung signalisieren, wenn ihr das taktisch nützt (beispielsweise, um Zeit zu gewinnen, während die Anwältin im Hintergrund alles in trockene Tücher bringt). Sie könnte sogar Deinen Regelungsvorschlag unterschreiben, um Ruhe vor Dir zu haben - und hinterher sagen, sie fühle sich nicht an ihre Unterschrift gebunden; Du hättest sie psychologisch dazu genötigt. Kein deutsches Gericht wird sie verpflichten, sich an einen solchen "Vertrag" zu halten.
Wie weit weg Du von der Realität bist, sieht man an der Autofrage: Du glaubst offensichtlich tatsächlich, dass Auto und Kinder jeweils bei den Übergaben den Besitzer wechseln, damit der Kinderbetreuer einen fahrbaren Untersatz hat. Ich würde fast darauf wetten, dass Deine Noch-Gattin etwas ganz anderes meint und vorhat: Sie kriegt die Kinder plus Unterhalt von Dir; Du kriegst ein Umgangsrecht - und das Auto bleibt natürlich dauerhaft bei ihr, der Kinderbesitzerin. In diesem Fall ist es übrigens kein Vermögensgegenstand, sondern schlicht Hausrat. Womit Du während der Umgangszeiten herumfährst, ist ja nicht ihr Problem. In diesem Kontext hat sie übrigens auch exzellente Chancen auf die "Zuweisung der Ehewohnung".
Lösen kannst Du den Knoten - vielleicht - über eine Mediation und eine anschliessende Scheidungsfolgenvereinbarung. Verlassen solltest Du Dich darauf aber nicht. Also: Sofern Du noch keinen hast, suchst Du Dir morgen einen guten (!) Fachanwalt für Familienrecht. Ansonsten werden die Damen heftig mit Dir Schlitten fahren und Du Dein Auto und Deine Wohnung ziemlich sicher schon in naher Zukunft nur noch von aussen und Eure Kinder ganz selten sehen.
Greetz
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
Guten Morgen Martin,
danke für die Antwort und den Rat. Ich habe eine RA und stimme das auch alles mit ihr ab. Dabei gilt eben auch die Devise, nach Möglichkeit immer wieder das Gespräch zu suchen - neutral, ohne Angriffe. Und das fällt manchmal bei der Blockadehaltung wirklich schwer. Daher das Posting. Runterschreiben hilft einem mental wieder etwas ins Gleichgewicht. Jedenfalls protokolliere ich meine Einigungsversuche und die Gesprächsverläufe fleißig. Das Gespräch suche ich durchaus in der Hoffnung, etwas in der Verhärtung aufweichen zu können, von den Protokollen erhoffe ich mir, wenigstens später einmal eventuell Nutzen daraus ziehen zu können, wenn die weiter den ich alles/Du nichts Kurs fährt. Ich weiß es nicht. Ist einfach bitter, diese bräsige Selbstgefälligkeit ertragen zu müssen.
Gruß
Till
Kriegt nichts! Hat nur seine verfluchte Schuldigkeit getan!
(Friedrich der Große 1712 - 1786)
Und weiter geht's mit einem kleinen Zwischenbericht zum Zustand:
Vorweg - jeder eurer Ratschläge und Kommentare zu meiner Trennung war solide abgewogen und sie liessen sich 1:1 auf meine Situation anwenden. Nochmal Danke dafür.
Kinder:
Insbesondere Haddocks dringlicher Rat, nicht auszuziehen bevor die Sache mit den Kindern nicht geregelt sei, war völlig richtig. Es ist bitter, mehr als vier Monate in einem Belauerungszustand aufeinander zu hocken und Kalter Krieg zu spielen. Es ist bitter für alle Beteiligten und am bittersten für unsere drei Töchter, die nichts, aber auch gar nichts an der Lage ändern können. Für sie und mich erkenne ich zugleich jedoch eine Befreiuung oder Entlastung darin.
Allein der Umstand, die alltäglichen Abläufe noch immer gemeinsam gestalten zu können, führt zu präzisen Beobachtungen und wertvollen Gesprächen über die Trennung. Solche Beobachtungen und Gespräche in Umgangszeiten zu führen, halte ich für weitaus schwieriger. Vielleicht geht das nach einer gewissen Zeit der Normalisierung einer Trennung, aber ohne ein Zusammenwohnen würde das vermutlich nicht so zeitnah und frei vom Erwartungsdruck einer "unbeschwerten" Umgangszeit" möglich sein. Dabei spielen in den Gesprächen die Gründe, die zu der Trennung führten, keine Rolle. Aber der Ablauf und die Perspektiven. Leute, besonders die, die es noch vor sich haben, ihr glaubt nicht, wie wertvoll diese Gespräche in der restlichen Zeit des Zusammenwohnens sind. Denn sie helfen enorm, die Kinder zumindest ein bisschen weniger vor vollendete Tatsachen zu stellen, sie mitgestalten zu lassen und sie zu stützen.
Zum Thema stützen. Insbesondere meine Älteste erlag z. B. zunehmend dem Irrtum, sie müsse nun bald die Tagesabläufe ordnen und einen Elternteil ersetzen. Das muss man sich mal vorstellen, eine 13jährige, die ihre 11 und 9 Jahre alten Schwestern zum Aufräumen und weniger Fernsehkonsum anhalten will und sich dafür verantwortlich fühlt. Also fing sie schon mal an zu üben. Natürlich verzweifelte die bald an ihrer Aufgabe. Das Resultat war ein über Wochen schwelender Streit unter den Schwestern, bis wir klären konnten, dass sie als Pubertierende wirklich die allerletzte ist, der man so etwas abverlangen kann. Dass niemand das erwarten darf. Natürlich muss sie mitarbeiten. Es reicht jedoch aus, wenn sie ihr Zimmer in Ordnung hält, ihren Mist in der Wohnung wegräumt, die anderen Pflichten erledigt und dann Freizeit nimmt. Schwer genug umzusetzen. Allein das Beobachten der Vorgänge und die daraus abgeleitete klare Botschaft von mir an sie "Du mußt mich hier nicht ersetzen, wenn ich mal weg bin" hat sichtlich Druck von ihr genommen.
Zum Thema vollendete Tatsachen und mitgestalten. Die Kinder hatten nun etwas mehr Zeit, nach dem ersten Schock auch ihre Wünsche und Vorstellungen von einem Leben nach der räumlichen Trennung in die weiteren Abläufe einfliessen zu lassen. Das beginnt mit der Auswahl des zukünftigen Wohnortes, wir können uns das hier infolge des Leerstandes relativ frei aussuchen, geht weiter über so kleine Fragen wie, ob man in den oberen Stockwerken eines Hauses wohnen möchte oder unten, wie denn so ein Zimmer für die Kinder aussehen soll usw. usw.. Das kann ich jetzt alles bei der Wohnungssuche einbeziehen und kann damit ein großes Stück mehr "ihr zu Hause" realisieren. Inzwischen konnte ich auch in Ruhe sondieren, wie die Kinder sich eigentlich ihren weiteren Verbleib vorstellen. Ohne Einflussnahme, einfach mit genügend Zeit für die Kinder, sich eigene Vorstellungen zu machen. Für die Kleinste ist das Wechselmodell die Idealvorstellung. Mit einer ganz klaren Idee vom wöchentlichen Wechsel. Sie kam von ganz allein darauf. Ich betone das, weil es mir wichtig ist, dass ich keinen Einfluss darauf genommen habe dieses in Expertenkreisen vielgescholtene Modell in ihrem Kopf zu verankern. Die Mittlere möchte neigungsgemäß jederzeit umziehen können. Die Älteste denkt eher an Besuchszeiten, weniger an Wohnen. Damit entspräche eine Drei-Zimmer-Wohnung den Vorstellungen der Kinder am ehesten. Diese Aspekt kann ich nun in die weiteren Verhandlungen zum Umgang/Verbleib mit der Gegenseite einfliessen lassen, und zwar sehr gut auf dem zunehmend gefestigten Willen der Kinder begründet.
Ehefrau:
Hajoco hatte völlig recht mit der Bemerkung, dass die Spielregeln sich im Spiel ändern. Nebbich - auch die Einsatzfreude der Gegenseite. Das schlichte Signal "so einfach wird das nicht, meine Liebe" hat zwar zu einer Verhärtung, aber am Ende doch zu einer etwas leiseren Gangart geführt. Das hat nicht gerade unser Verhältnis zueinander verbessert, das Gegenteil ist der Fall, aber immerhin wurden die übersteigerten Erwartungen der Gegenseite etwas gedämpft. Besonders die Vorstellung, in Zukunft von komfortablen 2500 Netto leben zu können, ist zusammengeschmolzen, wie Eis in der Sonne. Ich halte das für eine gute Voraussetzung in der weiteren Auseinandersetzung. Lieber den nackten Tatsachen ins Auge schauen, als irgendwelche verschwiemelten "Wir-haben-uns jetzt-mal alle-ganz-lieb" und "das-wird-ganz-fair" Agreements im Raum stehen zu lassen, die auf falschen Annahmen beruhen.
Anwälte:
Nach dem die erste RAin grauenvoll floppte, habe ich ganz offensichtlich jetzt den richtigen RA gefunden. Durch den Verbleib in der Wohnung bis zur endgültigen Klärung der Umgangsfrage, kann der aus einer günstigeren Ausgangslage heraus in die kommenden Verhandlungen einsteigen. Der Entwurf der Trennungsvereinbarung wurde ja von euch mitgestaltet. Einige Punkt darin wären heute obsolet, wenn ich nicht mehr in der Ehewohnung wohnen würde.
was mich selbst betrifft:
Es ist mir in den letzten vier Monaten gelungen, mental mit meiner Frau auf Augenhöhe zu kommen. D. h. die Paarebene wirklich und vollständig ad acta zu legen und unsere Beziehung auf die reine Elternebene umzulagern. Liebe gab es schon länger nicht mehr zwischen uns, aber meinserseits so etwas wie ein Mitverantwortungsgefühl für sie. Vermutlich erwuchs das aus der klassischen Rollenteilung des, überspitzt formuliert, Alleinverdieners als Schild und Schwert und der Hausfrau als Rückgrat und Seele der Familie. Darüber bin ich weg. Sie macht ihren Kram, ich meinen, wir für die Kinder, jeder auf seine Art und das alles nach bestem Vermögen nicht gegeneinander. Diese Trennung im Kopf war die am schwersten zu verinnerlichende. Und es ist ratsam, über Auszug und Verbleib der Kinder erst dann zu verhandeln, wenn beide so weit sind.
Noch sind die ganz kniffligen Fragen nicht aufgetaucht, aktuelle Klärungen sind daher noch immer nicht notwendig. Aber das kommt noch, da bin ich mir jetzt ganz sicher. Soweit zum gutgläubigen Optimisten, Hajoco, man lernt ja nie aus, gell? 😉
Kriegt nichts! Hat nur seine verfluchte Schuldigkeit getan!
(Friedrich der Große 1712 - 1786)
Hallo Bronze,
(also ich bin und bleibe ein Fan von Dir und Deiner einmaligen Ausdrucksweise. Habe irgendwie immer ein Lächeln im Gesicht, wenn ich dich lese..., aber dies mal wieder nur am Rande, weil neben dem Thema :wink:)
Was ihr da tut, wie ihr Euch trennt, Eure Pläne im Hinblick auf die Kindererziehung und den Umgang, das scheint mir absolut der richtige Weg, unabhängig davon, was noch an Steinen kommen wird. Ich weiß ja nicht, wie vernünftig deine Frau ist und bleibt, aber allein die Tatsache, dass ihr irgendwie noch alle unter einem Dach wohnt, lässt doch hoffen, dass ihr das mit dem Wechselmodell auch hinkriegt. Weil das scheint mir unstrittig für alle das Beste zu sein. Eure Kinder (die anscheinend viel von dir haben) haben anscheinend auch bereits klare Vorstellungen.
Eure Beziehung habt ihr bereits erfolgreich auf die Elternebene verlagert, auch wenn das Zusammenleben sicherlich nicht immer Zuckerschlecken ist. Aber solange es ohne große Reibungen funktioniert, ist es sicherlich für die Kinder die schmerzfreiste Art, sich "umzustellen". Dass Ihr jetzt kein Paar mehr seid, haben sie ja anscheinend bereits realisiert und akzeptiert, wenn Du dann ausziehst ist das "einfach" Schritt Zwei. Aber generalstabsmäßig durchgeplant und mit einer ohne Hast gefundenen Wohnung, die auf Euch zugeschnitten ist.
Echt, meinen Respekt Bronze, das machen nicht viele so. (Ich glaube, das geht auch nur, wenn sich die Trennung eigentlich schon länger angebahnt hat, die Liebe länger erloschen ist und (noch) keine neuen Partner im Spiel sind.)
Ich wünsche Dir, dass Deine Frau mitfährt auf Deinem Zug. Und hoffe (bin sicher), dass Du uns hier auf dem Laufenden hältst.
Weil stets interessiert, wie vernünftige Menschen sich in Situationen verhalten, die bei der Eheschließung sicher nicht geplant waren...
Ganz liebe Grüße, Lesemaus
Getretener Quark wird breit, nicht stark
Vielen Dank für Deine aufmunternden Worte, Lesemaus!
Es tut gut, mal den positiven Aspekt in der Sache herausgestellt zu bekommen. Man vergißt über das Zerwürfnis, das relative "Wie" der Trennung im Auge zu behalten. Als Eltern in so eine Trennung zu gehen, ist wie Schwimmen in einem unbekannten Gewässer, dunkel und tief, während am Horizont Gewitter aufziehen. Bedrohlich. Es reicht einem dann schon die leise Furcht, dass da unten der große Hecht lauert und wartet dir die Eier abzubeissen, um in eine sehr unkommode Grundstimmung zu geraten. Manchmal auch an den Rand der Panik. Dann fällt es schwer, ganz nüchtern die Entwicklung der Großwetterlage im Auge zu behalten und Tempo wie Richtung kühl und überlegt zu bestimmen. In solchen Momenten hilft die "Baywatch"-Truppe hier ungemein, über die Rollenverteilung schweige ich mich aus, und der olle Korkgürtel RAin ist inzwischen auch gegen ein richtig gutes Begleitboot RA ausgetauscht worden. Eigentlich gar keine schlechte Ausgangslage.
Anderes Bild. Bisher fahren meine Frau und ich tatsächlich noch in einem Zug. Aber irgendwann wird abgekoppelt und dann wollen wir mal sehen, ob wir auch noch in der gleichen Spur oder wenigstens auf paralellen Gleisen fahren. Bleibt abzuwarten. Heute werden die ersten Weichen gestellt, denn heute ist das Vierergespräch über die Trennungsvereinbarung.
Drückt uns bitte die Daumen,
Till
Kriegt nichts! Hat nur seine verfluchte Schuldigkeit getan!
(Friedrich der Große 1712 - 1786)
Ich koche!
Gestern war also das Vierergespräch zwischen Mama-Partei und Papa-Partei. Mir schwante schon Übles, als es ganz offenkundig wurde, dass meine Frau sich erst eine halbe Stunde vor dem Gesprächstermin mit ihrer RAin inhaltlich abgestimmt hatte. Darüber, was zu verhandeln sei, herrschte Einigkeit. In der ersten Viertelstunde wurden die Unstimmigkeiten zur Gesprächsstruktur und Fragen zur Änderung der Lohnsteuerklassen problemlos beigelegt. Auch die Regelung zum Umfang der Wochenend-Umgangszeiten war noch unkritisch, wenn gleich ihre RAin da schon die Augenbrauen hochzog. Vereinbart werden sollte jedes zweite WE von Freitag 12 bis Montag 8 Uhr.
Aber dann gings in Sachen Verbleib der Kinder und Umgang mit den Kindern voll in die Barriere.
Zur Sachlage. Noch-Frau arbeitet nun Volltags, ist daher in der Woche meist erst 18 Uhr daheim. Ich möchte, dass die Kinder in der Zeit zwischen Schulende und Abendbrot nicht generell alleine sind. Gerade die beiden Jüngeren nicht. Aus verschiedenen Gründen. Um den Fernsehkonsum einzuschränken, um die nicht unbedingt jeden Tag ein aufgewärmtes Essen allein kochen zu lassen, um die Schularbeiten möglichst im Tagesverlauf und nicht erst am Abend erledigen zu lassen, um überhaupt jemanden da zu haben, wenn Fragen oder Probleme auftauchen. Dafür kann ich, mit der generösen Kernzeit im ÖD im Hintergrund, wunderbar ab 15:30 Uhr zu Hause sein und diese Aufgaben weitergehend übernehmen als Noch-Frau.
Mein Wunsch ist daher, die Kinder kommen nach der Schule zu mir, wird dann um die Ecke sein, und gehen zur KM in die Wohnung, wenn die kleinen Pflichten abgehakt sind. Und ich will das festgeschrieben haben, denn die alltägliche Sorge fällt dann ja nicht mehr in meine Zuständigkeit, wenn der Umgang erstmal geregelt ist.
An diesem Punkt ist kein Durchkommen. Gegenseite meint, das könne man den Kindern allein überlassen (dream on babe! die hängen jetzt schon jetzt den Nachmittag vor der Glotze und machen die Hausaufgaben davor, wenn niemand eingreift). Das wären ganz grausame Zwänge für die Kinder, die ich da aufstellen möchte, sagt die RAin. Naja, ich nenn' das reelles Bildungsprogramm und würde das mit anderen wichtigen Einschränkungen unter dem Oberbegriff Erziehung subsummieren. Im Übrigen sehe ich in der Reaktion der Gegenseite eine ziemlich unverhohlene Selbstwiderlegung der Anfangsaussagen meiner Frau.
Also hatte sich nach einstündiger Diskussion um diesen Punkt, das Gespräch festgefressen und wurde abgebrochen. Zwischenzeitlich kündigte meine Frau an, dann eben wieder Halbtags arbeiten zu gehen. Prima, meinte ich, dann ist meine Sorge ja damit erledigt. Aber so richtig will sie das wohl doch nicht.
Wir sind, um irgendein Weiterkommen offen zu halten, übereingekommen, gemeinsam mit den Kindern die Erträglichkeit meines Vorschlags zu ergründen. :knockout: Nun entfleucht sie mit denen erstmal übers WE. Ich kann mir seit gestern gut vorstellen, was da abgehen wird.
So ist jetzt der Stand der Dinge.
:gunman:
Kriegt nichts! Hat nur seine verfluchte Schuldigkeit getan!
(Friedrich der Große 1712 - 1786)
Hallo Bronze,
seid ihr schon irgendwie weitergekommen?
Ich finde es ziemlich unglaublich, dass deine Frau Dir verwehren will die Kinder von Schulschluss bis 18:00 Uhr sinnvoll zu betreuen. Ich würde meinen Ex knutschen, wenn er so etwas anbieten würde.
Ich finde es ebenfalls mehr als bedenklich, dass sie die Kinder jeden Tag stundenlang sich selbst überlassen will. Selbst wenn sie superdiszipliniert ihre Hausaufgaben erledigen, das ist doch kein Dauerzustand! Das geht MAL.
Kämpf dafür (machst du eh!), dass es so schriftlich geregelt wird, dass sie mittags zu Dir können.
Ich glaube nicht, dass di Kinder jeden Tag alleine sein wollen. Erstmal hört sich das vielleicht noch gemütlich an, sie wird sie ja vielleicht auch kräftig geimpft haben an diesem WE, aber sieh zu, dass du das mit ihnen auch noch mal alleine besprichst, bzw. versuche ein gemeinsames Gespräch mit KM und Kindern.
Ich frage mich immer noch, was Deine Frau davon hat, wenn die Kinder ALLEINE sind am Nachmittag, wenn du dagegen die Möglichkeit hast, sie zu betreuen...!
Kopfschüttel, Lesemaus
Getretener Quark wird breit, nicht stark
Ich frage mich immer noch, was Deine Frau davon hat, wenn die Kinder ALLEINE sind am Nachmittag, wenn du dagegen die Möglichkeit hast, sie zu betreuen...!
letztlich ganz simpel:
finanzielle vorteile 😡
denn liefe das betreuungsmodell in eine 50:50 regelung,
dann wär´s das mit dem KU ...
ich will den teufel nicht an die wand malen, bronze,
aber die möglichkeit, dass deine ex sich auf 1/2-tags arbeiten "zuzückzieht",
halte ich, nachdem was du geschrieben hast, für nicht mehr ausgeschlossen
alles gute und
lg
wolf
wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun,
sondern auch für das, was wir nicht tun
(j.b.molière)
finanzielle vorteile 😡
denn liefe das betreuungsmodell in eine 50:50 regelung,
dann wär´s das mit dem KU ...
Hi Lesemaus,
Hi Wolf!
objektiv betrachtet sieht es ganz so aus wie Wolf schreibt. Ihre Bereitschaft zur Ganztagstätigkeit wird mir ja auch immer wieder gerne als Gnadenakt verkauft. Ein Geldgeschenk sozusagen 🙂
Tatsächlich steht die Sorge um eine unstrittige Darstellung des Lebensmittelpunktes der Kinder bei KM im Vordergrund. Und DAS läßt mich Übles ahnen. Das würde ihr für kommende Wegzugspläne nämlich einiges erleichtern. Damit dürfte dann auch Deine Frage beantwortet sein, Lesemaus.
Deine guten Wünsche kann ich für die Zukunft echt brauchen Wolf. Da kommt noch was.
Beste Grüße an Euch,
Till
Kriegt nichts! Hat nur seine verfluchte Schuldigkeit getan!
(Friedrich der Große 1712 - 1786)
Hallo bronze...
würde mich freuen, mal wieder was von Dir zu hören 😉
Liebe Grüße
s' Rehlein
Guten Tag, liebe Gemeinschaft. Wieder da.
Zunächst bitte ich alle diejenigen aus dem Forum die ich in den vergangenen zwölf Monaten habe hängen lassen um Entschuldigung. lonesomewolf bekommt noch Geld von mir, einige Anrufe stehen aus und einige Mails sind unbeantwortet geblieben. Es liegen turbulente, kräftezehrende 12 Monate hinter mir und ich verspreche Satisfaktion. Jedoch der Reihe nach. Wir knüpfen am 15. März des letzten Jahres an:
Nach meinem Scheiterangebot in der ersten Verhandlungsrunde am 14. März 07 kam es im April zu einem zweitem Zusammentreffen. Um es kurz zu machen. Meine Drohung, es in Sachen Vollzeitarbeit meiner Nochnichtganz-EX auf Biegen und Brechen kommen zu lassen, hatte scheinbar bei der Gegenseite etwas in Bewegung gesetzt. Jedenfalls stieg die RAin von EXe mit einem Angebot in das Gespräch ein. Zu den obligatorischen Wochenenden, den halben Ferien etc. sollten zusätzlich zwei Tage Umgang pro Woche kommen. Nachdem ich darüber immer noch nicht in Freudentaumel ausbrechen konnte (der Wegzug von den Kindern war mir schier unerträglich) bat mein RA um eine Gesprächspause und brachte mich in eindringlichen 15 Minuten zur Vernunft, oder auf den Boden der Tatsachen zurück, oder zur Raison oder wie man das auch immer nennen mag. Ich bin dem Mann jedenfalls unheimlich dankbar für alles was er in der Zeit aufstellte und wie er mich "im Griff behielt". Damit war die Vereinbarung aufgestellt. Den detaillierten Wortlaut mit finanziellen Regelungen usw. stelle ich zu einem späteren Zeitpunkt ins Forum. Mir ging’s um die Zeiten mit den Kindern und da hatte ich nun wenigstens Aussicht auf etwas schriftliches in der Hand. Ich konnte also zum 15.05. ausziehen.
Bis zum 07.05. wartete ich auf die schriftliche Bestätigung der Vereinbarung durch die Gegenseite, mehrere Unterschriftstermine für neue Wohnungen waren zwischenzeitlich verstrichen. Als ich EX dezent darauf hinwies, ich würde ohne Bestätigung nicht ausziehen, fiel die wieder aus allen Wolken: Wie ich so ein Theater machen könne, das sei doch nun schon alles besprochen worden. Am Abend dann die Behauptung von EX, ihre Anwältin habe gesagt sie habe nicht gewusst, dass das bestätigt werden solle. Da witterte ich Unrat, wurde plötzlich so geduldig wie das Papier auf das ich wartete und tat demonstrativ erstmal gar nichts. SDemonstrativ nichts tun ist ein Gegensatz, der tatsächlich gut funktioniert. Hei! Da kam aber plötzlich Bewegung in die Sache. So viel tatkräftige Mithilfe bei der Umsetzung meiner Vorhaben habe ich von der Gegenseite seit langem nicht mehr erfahren dürfen. Am 09.05. hatte ich die Bestätigung im Briefkasten, am 10. einen Mietvertrag in der Tasche und am Wochenende darauf begann ich mit dem Umzug. Am 19. hatte ich dann alles raus aus der alten Wohnung.
Von den üblichen Gehässigkeiten unter erwachsenen Menschen abgesehen ging ich bis dahin davon aus, dass in Sachen Kinder alles fair laufen würde. Irrtum. Meine Große bockte bald ziemlich schlimm, wollte nicht mehr kommen, sprach nicht mit mir – Vollblockade. Zunächst dachte ich, dass ich einen gravierenden Fehler gemacht hätte. Ich hatte nämlich eine Drei-Zimmer-Wohnung angemietet. Hintergrund dieser Entscheidung war, dass die Große nicht bei mir wohnen, sondern eben nur zu Besuch sein wollte. Die beiden Kleinen wollten jedoch durchaus auch bei mir wohnen. So bekamen sie ihre eigenen Zimmer, die Große jedoch keines, wie besprochen eben. Ab da verschlechterte sich das Verhältnis rapide bis zum vollständigen Kontaktabbruch. Seit nunmehr 9 Monaten keine Treffen, bis auf eins. In dieser Zeit war ich mehrfach beim JA und versuchte irgendeine Möglichkeit zu bekommen, mit der Großen zu sprechen. Schließlich hatte ich den SA soweit, dass er EX und Große mit zu einem Gespräch lud. Danach änderte sich seine Sichtweise auf den Fall zwar von „der nörgelt hier nur rum, weil er nicht Unterhalt zahlen mag“ zu „die Mutter nutzt die Ablehnung der Tochter schon aus, um dem KV eins auszuwischen“, das hilft allerdings weder dem Kind noch mir weiter.
Ich konnte mir die ganze Zeit nicht erklären, wie es zu so einem massiven Bruch zwischen mir und der Ältesten kommen konnte und weshalb ich überhaupt keinen Zugang mehr zu dem Kind kriegte. Pubertät spielte eine Rolle, okay. Engere Bindung zur Mutter sicher auch, unbestritten. Die Empfindung einer Zurückweisung wegen des Zimmers ganz sicher auch. Aber dieser blanke Hass, der mir da entgegenschlug? Das blieb für mich rätselhaft. Vor etwa drei Monaten dann die Erklärung. Während ich brav alles vermied, was eine Herabsetzung des anderen Elternteils bedeutet hätte, also die „Papa und Mama verstehen sich einfach nicht mehr“- Version als fair Play aufrecht hielt, nahm meine EX die Kinder einzeln auf die Seite und verklickerte denen, dass Papa wegen einer anderen auszöge, erzählte das beim Bäcker, beim Zeitungsmann, beim Vermieter, bei entfernten Bekannten, in der Schule….. . Sie machte das gar nicht dumm. Die Kinder im eindringlichen Zwiegespräch unter dem Siegel der Verschwiegenheit, mit etwas Mut machen a la „wir vier Frauen schaffen das dann auch alleine“, ins Gebet genommen und vor Dritten dann dezent den Satz fallen lassen „der hat ne andere“. Alldieweil versuchte ich noch beim Packen meiner Kartons gute Stimmung zu verbreiten. Dass meine Älteste mich unter diesen Umständen für das letzte Schwein halten musste, ist mir jetzt erst klar. Als ich Wind von den Verleumdungen bekam, sprach ich meine beiden jüngeren darauf an, sagte es seien Gerüchte über mich im Umlauf, die nicht stimmten. So flog die Sache dann auf.
Seit dem haben wir Drei richtig richtig gute Zeiten miteinander. Natürlich gibt es jede Menge Probleme zu lösen. Schule macht mir Sorgen, Geld ist kaum vorhanden – aber das Urvertrauen zwischen den beiden Kleinen und mir ist spürbar wieder da. Und mit etwas Abstand betrachtet sind das die gleichen Probleme, die eine intakte Familie auch haben kann. Wie es mit meiner Ältesten werden wird vermag ich nicht zu sagen. Ich habe mich auf einige Jahre Schweigen eingestellt ehe wir wieder miteinander zurechtkommen können. Vermutlich erst nach ihrer Pubertät. Tut weh. Aber auch da werde ich schmerzfreier, wie bei so vielem in jüngerer Zeit.
Vor wenigen Tagen habe ich EX dann auf den Kopf zugesagt, dass ich jetzt weiß, was sie den Kindern angetan hat. Sie hat geleugnet. Alle erzählen Unsinn, der Bäcker, der Zeitungsmann, der Vermieter, die entfernten Bekannten, die Leute in der Schule ….. hab sie nur gebeten, sie soll wenigstens nicht behaupten, meine Kinder hätten gelogen. Seit dem habe ich meinen Standpunkt ihr gegenüber gefunden. Es wird zwangsläufig und gewollt eine Zusammenarbeit geben, vertrauensvoll wird sie nicht sein.
Scheidungsverfahren läuft ….
Kriegt nichts! Hat nur seine verfluchte Schuldigkeit getan!
(Friedrich der Große 1712 - 1786)