Hallo Forum,
ich lese hier schon eine ganze Weile mit und möchte nun ein paar eigene Erfahrungen berichten, um den vorwiegend negativen Trend, den ich hier so mitbekommen habe, ein wenig zu relativieren.
Ich bin Vater eines ca. 30 Monate alten Mädchens. Seit etwa einem Jahr leben ich und meine Ex (nicht geheitatet) getrennt. Die Trennung war damals einvernehmlich, die Beziehung hat mit Kind irgendwie nicht mehr so funktioniert wie ohne. Es gab keine Gewalt, keine Seitensprünge oder sonstige krassen Gründe, einfach nur gegenseitige Enttäuschung oder andersrum: unerfüllte Erwartungen. Keiner von uns beiden hatte Bock, jetzt mal eben noch 17 Jahre heile Welt zu spielen. Also haben wir uns jeder eine neue Wohnung gesucht und uns darauf geeinigt die 50:50 Regelung oder, wie ich auch hier gelernt habe: das Wechselmodell zu praktizieren. Wir wohnen in der gleichen Stadt.
Ich wußte damals von ein paar Bekannten von Bekannten, das dieses Modell funktionieren kann. Sämtliche Recherchen in Internetforen ergaben, dass es ein Drahtseilakt werden kann/muss. OK, ich kann mit meiner Ex immer noch sachlich reden, nicht immer, aber nach dem Abebben von Gefühlsausbrüchen und ausgetauschten Unsachlichlichkeiten, kommen wir eingentlich, wenn es um das Kind geht, auf einen Nenner. Das ist natürlich Bedingung.
Also begannen wir damals so: Wir wollen beide arbeiten, beide das Kind großwerden sehen und auch mal was unternehmen (Abendgestaltung, Urlaub, etc) Sie ist Studentin (Vollzeit Zweitstudium), ich war die letzen Jahre im Rahmen einer beruflichen Weiterbildungsmaßnahme halbtags angestellt. Die kleine ist seit sie 10 Monate alt ist, ganztags betreut (ach, wie schön ist doch der Osten). Wir hatten die letzten zweieinhalb Jahre viel Zeit (weshalb auch ein Kind entstand).
Das Wechselmodell wurde folgendermaßen praktiziert: Wir setzten uns ca. alle sechs Wochen zusammen und sprachen die Termine ab, wer wann das Kind hat. Dabei hat sich ein 5-6 Tagesturnus bewährt. Kürzer ist zu anstrengend für das Kind, weil es dann ständig hin und her muss und länger wollte keiner aufs Kind verzichten. Gewechselt wurde meist unter der Woche, der eine bringt das Kind in die Krippe, der andere holt es ab. Das klappt wunderbar, mir kann das mit dem Lebensmittelpunkt keiner erzählen, zumal so ein betreutes Kind ja eh noch einen weiteren "Mittelpunkt" mit weiteren Bezugspersonen hat, die Kita. Jeder von uns beiden hat alles was man braucht: Zimmer, Klamotten, Utilities (Buggy, Kindersitz, Bett usw). Wer der Meinung ist, dass was fehlt, der kauft es. Betreungskosten haben wir vom Kindergeld bestritten (ja im Osten geht das). Sonst wurde keine Kohle hin und hergeschoben. Keiner von beiden hat großartig was, Sie wird von den Ihren Eltern durchgehalten und ich hab die halbe Stelle (Tochter ist bei mir Familienversichert und wohnt aber offiziell bei Ihr, damit sie die Alleinerziehunsboni abgreifen kann = WinWin-Stuation). Dem Kind geht es prächtig, es mag uns beide sehr und freut sich immer schon auf die Mama / den Papa kurz vor dem Wechsel. Sicher haben wir verschiedene Stile, was die Erziehung angeht, aber nichts Grundlegendes. Kann man alles abstimmen, was zugegebenermaßen einiges an Geduld erfordert, aber es funzt. Soweit alles Banane: emazipierte Frau will nich nur fürs Kind leben und moderner Mann will nicht nur Karriere machen sondern ein guter Papa sein (Elterngeld und Zeit voll ausgenutzt und nicht mehr als ~30h die Woche gearbeitet) Auf diese Art und Weise haben beide Parteien ein großes Interesse daran, Waffenstillstand zu halten. Sicher kracht es alle 3-4 Wochen mal ordentlich, wegen irgendeinem mehr oder weniger plausiblen Anlass. Krieg ist aber nutzlos, wenn man den Status quo aufrechterhalten will. Das Wissen wir beide, deswegen ist auch meist bald wieder Frieden. Wer den Bogen überspannt, der entschuldigt sich einfach einen Tag später. Ganz normale Deeskaltionstaktik. Wirklich problematisch ist nur die Situation: Kind krank. Klar die Zeiten sind eingeteilt und man könnte sich strikt daran halten, wer dran ist, ist dran. Die Krankenkasse stellt aber mich als sozialversicherungspflichtigen Bechäftigten nur 10 Tage frei und weigert sich auch diese zu bezahlen (Argument: Die Mutter ist ja nicht berufstätig, die kann ja zuhause bleiben). Einer hat immer was wichtiges zu tun, wenn das Kind krank ist und nach Murphy immer der, der eigentlich mit Betreuung dran ist. Diese Konflikte haben wir nicht gebacken bekommen. Aber dafür gibt es dann ja noch die Oma.
Von mir aus könnte das immer so weiter gehen, das Kind gedeiht, ich habe es 15 Tage im Monat bei mir und die restlichen 15 Tage kann ich mal Überstunden machen, auf ne Tagung fahren, Ausgehen usw. Der Haken ist nun aber, das die halbe Stelle befristet war. Ich musste mir nun einen richtigen Job suchen (wie schön ist doch der Osten 😉 Nachdem ich eine Inkjetpatrone Bewerbungen ausgedruckt habe, habe ich doch wirklich Arbeit bekommen. Aber nicht mehr halbtags (wäre ja auch zu schön) und auch noch in einer anderen Stadt. Jetzt ist Schluss mit lustig. 50:50 geht nicht mehr, weil ich umziehen muss und nur noch am Wochenende Zeit habe (die Mutti kotzt natürlich, weil sie jetzt viele Freiheiten verliert) und ich kotze weil ich es schon sehen komme, dass ich nur noch 2-3 im Monat Fr-So meine Tochter sehe. Aber was soll ich machen, die Alternative in dieser Stadt ist Harz4.
So is auch genug Text für den Anfang. Eine Frage noch, wer hat den Erfahrung mit 2 Kitas (eine in jeder Stadt), das wäre ja die einzige Möglichkeit die 50:50 Option am Leben zu halten. Obwohl ich ja persönlich der Meinung bin, dass das ein wenig krass ist. Eine andere Idee ist noch ne private Betreuung zu organisieren, damit man wenigstens einmal im Monat von mir aus Do-So oder Fr-Mo machen kann. Wenn dann in 3,5 jahren Schule losgeht is das aber auch vorbei. Aber vielleicht bekomme ich bis dahin einen Job in der Stadt.
Also dann...
Hallo osterferien,
:thumbup: gut zu hören ,das ein WM auch gut funktioneiren kann. Solche Geschichten machen sicher Mut.
Zu deiner Frage:
So is auch genug Text für den Anfang. Eine Frage noch, wer hat den Erfahrung mit 2 Kitas (eine in jeder Stadt), das wäre ja die einzige Möglichkeit die 50:50 Option am Leben zu halten
Ich persönlich halte das für problematisch. Für das Kind bedeutet das 2 völlig unterschiedliche Freundeskreise und auch Kiga-Konzepte.
Und im Grunde zögert es nur die Entscheidung heraus. Spätestens mit Schulbeginn wird das dann nicht mehr funktionieren.
Da wäre es eher praktikabel in der nächsten Zeit entweder durch private Betreuung bei dir oder das du einen Tag Urlaub nimmst oder Brückentage nutzt möglichst viel Zeit mit eurem Kind zu verbringen.
Tina
Ein gebrochenes Versprechen ist ein gesprochenes Verbrechen