Realität eines Vaters dem man den Sohn entfremdet
Ich versuche hier eine Beschreibung zu finden, wie man sich fühlt, wenn man in einer Situation ist, in der man nur auf sich selbst und seine Ängste zurückreflektiert wird.
Mein Sohn ist durch meine Exfrau systematisch entfremdet worden. Wie funktioniert so etwas. Ich habe sicherlich auch Fehler gemacht, aber im Großen und Ganzen war ich immer ein guter Vater, bis zu meinem Burn Out, da war ich halt nicht mehr viel....
Meine Erklärung:
Getragen durch die Bemühungen sich in dem neuen Leben zu positionieren, Perspektiven zu bekommen, einem neuen Lebenspartner zu gefallen, eine plausible Erklärung für die „neue“ Realität zu präsentieren, und vor allen Dingen die Geschehnisse der Vergangenheit so zu interpretieren, dass es für das eigene Selbstwertgefühl genügend Kraft gibt, um nach Vorne zu marschieren, kann es schon mal passieren, dass die Dinge „zurechtgerückt“ werden. Dazu gehört, dass man sich selbst weniger Verantwortung für das Scheitern gibt, Fehler eher beim Anderen gesucht werden, und für alle passierten Missstände Beispiele und Erklärungen zu lasten des ehemaligen Partners gefunden werden, so dass alle negative Energie wegschiebt.
Folgerichtig muss sich dann die negative Energie beim jeweilig anderen aufstauen.
Das wäre ja kein Problem, wenn denn der andere das Gleiche machen könnte, und sich somit eine faire Auseinandersetzung einstellen könnte, um die Dinge dann abschließend ausdiskutieren zu können.
In meinem besonderen Fall, gibt es einen neuen Lebenspartner meiner Ex, der dafür sorgt, dass ein solcher Austausch von Anfang an unterblieben ist, und er meine Ex sogar richtig isoliert hat. Es findet also seit der Trennung keinerlei Kommunikation mehr statt.
Kommt dann der Umstand hinzu, dass der Sohn immer mehr indoktriniert wird, bis der Kontakt dann auch noch von Ihm selbst unterbrochen wird, dann passiert das Schlimme.
Wir haben dann zwei von einander isolierte soziale Systeme. Das isolierte System des Vaters, der keine Möglichkeit hat, auf das andere System einzuwirken. Und das System, indem der Sohn ständig einer „neuen“ Realität und der Indoktrination ausgesetzt ist. Einem permanenten Rufmord, der deshalb nicht geahndet wird, weil alle mittlerweile überzeugten Beteiligten in einem geschlossenen System operieren. Der Vater, der untätig zusehen muss, ist dann zu Fehlern verdammt, und ist mit seinen Emotionen allen gelassen.
Diese Gefühle sind dann nur noch Reflektionen der eigenen Erlebniswelt, da Sie keinen Bezug mehr zur Realität haben und die Realität ja ausgesperrt ist.
Und das ist der Grund, warum so viele Väter so sehr leiden, und statistische bis zu
5 Jahre Lebenszeit aufgrund eines solchen Konfliktes verlieren. (habe ich irgendwo gelesen.....und kann es echt nachvollziehen)
Beispiel:
Eigentlich wollte ich der Sache Zeit geben....habe ihn seit fast 1,5 Jahren nicht mehr gesehen, und seit 1 Jahr gar keinen Kontakt mehr.
Ein Bild welches mein Sohn (16 ½) nach 6 Monaten absoluten Abstinenz in FB gepostet hat, zeigt Ihn in einer traurigen Pose, der Mund ist merkwürdig nach unten gezogen, die Oberlieder der Augen hängen ein wenig. Das gesamte Gesicht erscheint im Verhältnis zum Wachstum geringer entwickelt. (das Bild davor zeigte einen positiven fast aufmüpfigen Youngster= Super)
Ich habe mit meiner Ex-Frau an vielen Fortbildungen der Kieferorthopädie teilgenommen, und weiß um Kieferfehlstellungen, und unterentwickelten Kieferformen.
Die Form des Kiefers im Verhältnis zum Gesamtkopf birgt durchaus eine psychische Komponente. Meine Tochter sagt.... das machen die heute alle so....ist nicht besonderes. Nein das fühlt sich für mich anders an.
Traurig! Das ist das Gefühl was ich dann dann hatte. Oh mein Gott, es geht Ihm nicht gut. Was habe ich getan? Er verdrängt? Langes Verdrängen gibt Krankheiten. Oh mein Gott meine Schwester ist an den Spätfolgen der Trennung unserer Eltern gestorben. SCHMERZ! Verzweiflung! Was soll ich tun?
Es ist erwiesen, dass Scheidungskinder Probleme bekommen können, und insbesondere eine Verdrängung, eben eine nicht stattfindende Verarbeitung ist wie KÖRPERVERLETZUNG!
Message: Junge, melde Dich bitte, gib’ mir eine Chance! Bitte!
Oh mein Gott, was soll ich tun??
Aber er will nichts mit mir zu tun haben, er behauptete beim LETZTE Mal, dass er nur gekommen ist weil er DEM NEUEN LEBENSPARTNER zuliebe eingewilligt hat. OH mein Gott, er sieht mich mittlerweile als Externen. SCHMERZ! Das Herz zieht sich zu, es beginnt zu schmerzen. Panik...Verzweiflung....Angst...Lähmung....Lähmung......Lähmung
Ja obschon möglicherweise 80% dieses Schmerzes überflüssig weil irreal ist, ist der Schmerz dennoch REAL, weil eben die Reflektion im eigenen Erleben REALITÄT ist.
Dann kommt der Schnitt, wo man, um zu überleben, einfach den Weg findet, und sich eine andere Realität formt: Es ist jung, und versteht es nicht, er wird zu mir kommen, wenn er es versteht. Geduld. Lebe weiter! Überlebe!
Das funktioniert dann mit therapeutische Unterstützung, bis dann die Rückfälle kommen: Wie? .... er wird schon kommen? Es geht hier nicht um mich!! Ich kann mich hier nicht ausblenden, nur damit ich keine Schmerzen habe. Es geht Ihm doch nicht gut!! Es braucht Hilfe. Es muss die Dinge verarbeiten, er muss den Druck aus seinem Leben entlassen. Ich kann mich nicht entziehen. Ich muss was machen.
Und dann....ist alles wieder da. Der Druck in der Brust, die Schmerzen, die rotierenden Gedanken, die Eigenreflexion, die Hilflosigkeit, die Wut...... und dann ist es vielleicht eine neue Selbsthilfegruppe, die einem über Erkennen und Vergeben, ein paar neue entspannt Monate gibt, bis das Drama wieder hochkommt.
Und ich habe Angst, meinem Sohn gegenüber zu treten, habe Angst, dass es irreversibel ist...und andererseits habe auch Angst, dass ich überziehe und ich Ihn mit einer Intervention durch das Jungendamt...noch weiter wegschiebe.......
Hat einer von Euch eine Idee?
Alles wird Gut!
Moin Suche,
willkommen hier im Forum.
Zunächst einmal ist es sicherlich für Dich wichtig, dass Du hier im Forum viel Ausstausch mit anderen Betroffenen finden kannst. Du bist somit nicht allein mit Deiner Situation, was auch schon mal wichtige Erkenntnis für Dich ist.
Was mir persönlich an Deiner Geschichte auffällt:
- Eurer Kind ist jetzt bereits 16 1/2 und kein kleines Kind mehr. Hier zu hoffen, dass noch das JA oder andere staatlichen Stellen eine Zusammenführung veranlassen, halte ich für ziemlich illusorisch. Dazu kannst Du keinen Jugendlichen zum Umgang mehr zwingen.
Was Du aber tun kannst, ist Angebote schaffen und für den Jungen da sein, wenn er Dich braucht.
- Thema Facebook: Wie schon so oft hier im Forum gesehen, klammerst auch Du dich einzig an ein soziales Netzwerk, welches bei getrennten / problematischen Elternbeziehungen meist nur zur Spionage bzw. Verunglimpfung des Ex-Partner genutzt wird. Jugendlichen bietet es zudem die Möglichkeit die eigenen Elternteilen mit "Strafen" zu belegen, wenn ein erwünschtes Verhalten nicht gezeigt wird ("Tust Du dies nicht, sperre ich Dich bei FB"). Du bist sein Vater, nicht sein Facebook-Freund.
- Versuch den Kontakt aufzubauen. Dazu kannst Du einen Anruf tätigen, einen Brief schreiben bzw. auch selbst mal den persönlichen Kontakt suchen (nach der Schule, Sportverein). Alles natürlich ohne Druck dahinter. Wenn er jetzt nicht möcht, möchte er vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt.
- In spätestens 1 1/2 Jahren wird der Junior eh zwangsläufig wieder mit Dir in Kontakt treten müssen. Dann geht es um das Thema Volljährigenunterhalt, der oftmals noch zu großen Konflikten führen kann. Denn dann ist der Junior selber verantwortlich, gegenüber Dir und der KM den ihm zustehenden Unterhalt einzufordern.
- Mach Angebote, aber mach Dich nicht kaputt. Such Dir sinnvolle Freizeitbeschäftigungen, Sport, eine neue Beziehung und verlass die passive Rolle, in der Du dich befindest. Gruß Ingo
Danke!
Alles wird Gut!
Hallo,
mir faellt immer wieder auf, dass neue Maenner den Ex-Maennern das Vaterleben oft schwer machen. Scheint als waere denen nicht klar, dass sie selbst auch in die Situation kommen koennten.
Und deswegen frage ich mich immer wieder wieso Maenner sich das gegenseitig antun.
Dir alles alles Gute!!!
riviera
Hallo riviera,
Und deswegen frage ich mich immer wieder wieso Maenner sich das gegenseitig antun.
Aus dem gleichen Grund, weshalb Frauen einander das antun. Ich kenne mehr als eine "böse Stiefmutter" die die leiblichenUmgangskinder ihres Mannes im eigenen Haushalt, in "Vaters neuer Familie" nur dulden und nicht willkommen heißen.
Die A_loch-Quote dürfte bei Männern und Frauen in dieser Hinsicht ähnlich groß sein.
Dass die Kinder ihres Partners / ihrer Partnerin darunter leiden, wird von diesen Egomanen konsequent ausgeblendet.
Willkommen SMS,
Hat einer von Euch eine Idee?
vergiss Facebook und mehr oder minder allgemeingültige Selfies dort. Weltschmerz ist in dem Alter kein Privileg von Scheidungskindern.
Schreib deinem Jungen einen Brief (ja, so ein altmodisches Ding mit Umschlag und Briefmarke, keine Mail oder SMS) mit dem Tenor:
"Ich bin für dich da. Meine Tür steht immer offen für dich. Ich liebe und vermisse dich. Dein Vater." Dieses Grundgerüst kannst du mit ein paar glücklichen, gemeinsamen Erfahrungen und Erinnerungen ausschmücken, aber bitte weder wehleidig noch vorwurfsvoll. Schreib ihm, wie sehr du dich freuen würdest, ihn zu treffen. Stell den Brief über die Schule oder einen Freund zu, wenn du davon ausgehen musst, dass deine Post im haus der KM und des Stiefvaters unterschlagen wird.
Mehr Möglichkeiten hast du nicht, aber diese eine schon.
Die besten Wünsche von 🙂 Biggi
Es ist nicht genug, zu wissen, man muß auch anwenden;
es ist nicht genug zu wollen, man muß auch tun.
(J. W. von Goethe)
Moin riviera,
mir faellt immer wieder auf, dass neue Maenner den Ex-Maennern das Vaterleben oft schwer machen. Scheint als waere denen nicht klar, dass sie selbst auch in die Situation kommen koennten.
das tun (die meisten) Männer nicht gegen ihre Geschlechtsgenossen, sondern zunächst und vor allem für sich selbst: Wir lernen früh, dass es von Vorteil ist, wenn wir unsere Prinzessinnen nicht erzürnen. Das ist essentiell für die Frage, was zwischen den Laken (nicht) läuft. Wir können nicht gut mit kalten Schultern und Zurückweisung umgehen. Unsere blinde Solidarität ist dann so eine Art Beschwichtigungsgeschenk.
Und deswegen frage ich mich immer wieder wieso Maenner sich das gegenseitig antun.
Manchmal fragen wir uns das ja durchaus selbst: Aber erst, wenn wir zwischen den Scherben einer gewesenen Beziehung sitzen und feststellen, dass es ein Muster gibt, zu dem wir selbst beigetragen haben. Nicht selten umkreist dann bereits ein anderes Männchen unsere ehemalige Prinzessin und macht genau denselben Fehler.
Grüssles
Martin
When a mosquito lands on your testicles you realize that there is always a way to solve problems without using violence.
Ich weiss natürlich auch, dass beim neuen Lebenspartner auch gewisse Programme ablaufen, wie z.B. Vermeidung von Kontrollverlust, ausserdem hat er natürlich auch verstanden, dass nicht alles stimmt was so gesagt ist. Und er will natürlich vermeiden, das die Dinge hochkochen. In diesem Falle hat dieser auch finanzielle Interessen, und hat die Kontrolle über die Selbstständigkeit der KM übernommen. Ausgangspunkt ist aber hier die KM selber. Das blöde ist, und das habe ich möglicherweise nicht klar genug dargelegt, dass hier von Anfang an systematische Gehirnwäsche stattgefunden hat. Ausserdem ist sowohl die lange gemeinsame Vergangenheit und damit der grösste Teil des Lebens meines Jungen sozusagen Tabuthema, was meiner Ansicht nach zu Identitätsproblemen führen kann. Der Junge musste sich von mir abwenden um in dieser Umgebung überleben zu können, das bedeutet Introversion anstatt Entwicklung. Die Frage war, ob jemand von Euch Erfahrung genau mit diesem Thema hat. Im Strafgesetzbuch gibt es den Begriff des Rufmordes, der natürlich schwer nachzuweisen ist. In Spanien z.B. gibt es ein sehr klares Verständnis zu diesem Thema. Dort kann der KM sogar das Sorgerecht entzogen werden, und Schadenersatz wegen seelischer Grausamkeit eingefordert werden, wenn nachgewiesen werden kann, dass die KM hier gegen den Vater indoktriniert. Natrürlich ist das ein zweischneidiges Schwert, und ich würde das auch nicht anfangen wollen. Es geht mir hierbei auch nicht um mich. Wenn es dem Jungen gut geht, dann soll es solange dauern wie es muss. Dann bin ich zufrieden. Aber was mache ich mit dem Zweifel, dass die Entwicklung meines Jungen geschädigt wird. Das sein sich anpassen müssen zu eine zwangsweisen Anpassungsmethodik führt, oder er einfach Entwicklung einstellt.... Euch allen vielen Dank. Jede Zeile ist ein Geschenk. Habe mich bisher noch nicht mit vielen darüber austauschen können.
Alles wird Gut!
Martin trifft den Nagel auf den Kopf. es deckt sich exakt mit meinen Erfahrungen.
Moin Suche,
Die Frage war, ob jemand von Euch Erfahrung genau mit diesem Thema hat. Im Strafgesetzbuch gibt es den Begriff des Rufmordes, der natürlich schwer nachzuweisen ist. In Spanien z.B. gibt es ein sehr klares Verständnis zu diesem Thema. Dort kann der KM sogar das Sorgerecht entzogen werden, und Schadenersatz wegen seelischer Grausamkeit eingefordert werden, wenn nachgewiesen werden kann, dass die KM hier gegen den Vater indoktriniert
auch wenn Du von Deiner Ex frustriert bist - das Strafrecht ist bei Familienstreitigkeiten meist kein guter Partner (von klaren Straftaten mal abgesehen). Und wir sind nicht in Spanien. In Deutschland besteht oftmals ein großer Unterschied zwischen "Recht haben" und "Recht bekommen".
Euer "Junge" ist übrigens kein kleines Kind mehr. Dies scheinst Du immer noch nicht wirklich wahrnehmen zu wollen. Durch diese Mangel in der Wahrnehmung verharrst Du weiterhin in Deiner "Opferrolle" und entwickelst Dich nicht weiter.
Welche konkreten Schritte gehst Du nächste Woche mal an, um den Kontakt zu Deinem Sohn herzustellen? Wie schon gesagt, schaff Angebote. Durch Zwang / Strafrecht / Anwälte kannst Du die Vergangenheit hier nicht zurück holen bzw. einen Jugendlichen zu irgendewas zwingen. Also, geb Dir einen Ruck. Gruß Ingo
@Biggi
Dass das sowohl bei Maennern wie auch bei Frauen so ablaeuft ist mir durchaus bekannt. Ich haette nur eigentlich, und ich weiss ehrlich gesagt nicht warum, bei Maennern ein solches Verhalten eher weniger / seltener erwartet.
Ich finde maenner oft einfacher als Frauen 😉
cheers, riviera