Hallöchen!
Heute bin ich durch Zufall über einen Beitrag auf Spiegel gestossen mit der Überschrift:
"Vom Liebling zum Stiefkind: Die Zeiten, in denen das Auto der Deutschen liebstes Kind war, scheinen vorbei zu sein. "
Daraufhin habe ich mich gefragt,wieso das Wort "Stiefkind " in der Umgangssprache so negativ belastet ist und scheinbar ein Synonym für etwas lästiges und /oder kostspieliges ist.
Man braucht nicht lange um solche Schlagzeilen wie diese zu finden:
Wasserkraft bleibt Stiefkind der deutschen Stromerzeugung
Auswärtige Kulturpolitik - Ein Stiefkind der Forschung?
VDS-Schulsporttagung „Vom Lieblingsfach zum Stiefkind
Stiefkind Produktionsmodernisierung
Tourismussektor bleibt weiterhin das Stiefkind der Südtiroler Landesregierung
Das ist mir heute zumindest erst richtig bewusst geworden...ich finde es jedenfalls seltsam..
LG
Domino
Gehe Deinen eigenen Weg,dann verläufst du dich auch nicht !
Hallo domino,
das kann einerseits aus den längst vergangenen Märchen kommen, in denen auch immer die böse Stiefmutter beschrieben wird, andererseits glaube ich, liegt der Ursprung gar nicht SO weit weg und kann auch in der sogenannten Kriegsgeneration gefunden werden.
Ich beschreibe mal die Familie meines Ex (daher also bitte alle Bezeichnungen mit Ex zu versehen :wink:)
Mein Schwiegervater lernte seine Frau kennen, als sie bereits einen 9 jährigen Sohn hatte. Das war 1951. Ihr Sohn kam aus einem One-Night-Stand mit einem Arbeiter im Hof ihrer Eltern. Der Vater fiel im Krieg. Kurz vorher hatten sie eine Fernehe gemacht, die damals möglich war. 1953 kam das Wunschkind und das überaus geliebte Kind meines Schwiegervaters auf die Welt - eine Tochter. Mein Schwager - jenes Stiefkind - war von Anfang an dazu verdonnert, das Prinzesschen zu beaufsichtigen, alt genug war er dann mit 11, denn beide Eltern waren in ihrem gut gehenden Geschäft eingespannt. Er litt da sehr darunter, hat das als erwachsener Mann oft erzählt. Als er 16 war, ging es mit dem Geschäft bergab und er war derjenige, der neben der Schule immer wieder einspringen musste. Er wollte es nicht wirklich, war aber eine billige Arbeitskraft, die Schule litt darunter, er hat nur mit Müh und Not den Hauptschulabschluss erreicht.
Als er 20 war und nach wie vor nur als Handlanger im bankrotten Betrieb des Stiefvaters beschäftigt war, wurde der Laden geschlossen und Stiefvater mit Mutter, Halbschwester und inzwischen auch Halbbruder zog 250 km weit weg. Er hatte inzwischen eine Freundin, die er bald darauf geheiratet hatte und bis zu seinem Tod mit ihr verheiratet war und blieb. Er hat eine Familie gegründet, zwei Kinder. Aber eine wirklche Chance hatte er in meinen Augen nicht. Okay, er hätte mehr aus seinem Leben machen können. Aber IHN würde ich auch als absolutes Stiefkind - im wahrsten Sinn des Wortes - eingliedern.
Gruß AJA
🙂 du hast recht.
ich denke "stief-" ist allgemein negativ besetzt. sei es mutter, vater, kind, schwester, bruder ... warum kann ich auch nicht erklären.
in den märchen, die, früher nur mündlich überliefert wurden, ist es durchgängig (dornrösschen, aschenputtel, etc.), scheint noch irgendwie prägend zu sein.
aber warum fragst du? 😉
lg
rick
Die Ehe ist der Hauptgrund für Scheidung
Moin,
das erste Mal ist mir die Bedeutung "Stiefkind" im Film so richtig klargeworden.
Bei Dr. Schiwago sagt die junge Frau, dass sie ihren Vater während der Flucht verloren hat, er hat ihre Hand losgelassen. Daraufhin wird sie belehrt: "Das war nicht dein Vater, ein Vater würde sowas niemals machen!"
Gruß
eskima
Hallo!
Anzumerken zu den Märchen ist aber noch, dass zumindest in den Märchen, die die Brüder Grimm veröffentlicht haben, die Stiefmutter erst in den späteren Fassungen, also in den veröffentlichen, das Wort "Mutter" ersetzte.
Demnach war in den mündlich überlieferten Geschichten eigentlich die Mutter die Böse. Das ließ sich aber wohl nicht mit den Moralvorstellungen der damaligen Gesellschaft (ist es heute anders?) vereinbaren. So wurde kurzerhand aus der Mutter die Stiefmutter.
Aus welchem Grund nun aber die Stiefmutter selbstverständlich dazu neigte die eigenen Kinder zu bevorzugen und die Stiefkinder gar schändlich zu behandeln weiß ich auch nicht.
Lisa
die beiden jungs zierten das, was die wenigsten von uns in der hand hielten:
die überaus mehr als märchen aufgeschrieben, sondern viel zu zur demokratie beigetraben haben, nur mal so nebenbei
😉 passt in aller bescheidenheit zu meinem 100. posting hier 😉
lg
rick
Die Ehe ist der Hauptgrund für Scheidung
Na, wenn rick mit seinem Wissen über die Gebrüder Grimm aufwartet, dann verrat ich mal das Stief von der Wortherkunft beraubt, verwaist bedeutet.
Heute bezeichent es ein Verwandtschaftverhältnis. (findet man auch bei eiki 😉 )
Ein gebrochenes Versprechen ist ein gesprochenes Verbrechen