Gewalt an Schulen
 
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Gewalt an Schulen

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(@diemystiks)
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Hallo zusammen,

mich beschäftigt gerade das Thema Gewalt an Schulen.

Wir leben, wie einige schon wissen in einer Großstadt. Die Realschule meines Sohnes und meines Neffen befindet sich ein Stadtteil weiter.

Mein Neffe hat seit einiger Zeit Probleme mit einer Clique von Jugendlichen, er selbst wird 13J.

Mein Sohn kam vor Weihnachten nach Hause und erzählte mir von den Problemen. Mein Neffe hat inzwischen Angst zur Schule zu gehen. Ihm wird angedroht ihn dort abzufangen und ihn "weichzukloppen".
Die Schule selbst unternimmt nichts, da die betreffenden Jugendlichen nicht auf dieser Schule sind.

Letztes Wochenende war bei meiner Schwester massiver Telefonterror. Bedrohungen gegen den Jungen, als meine Schwester dazwischen ging, wurde sie übelst betitelt und auch bedroht.

Gestern wurde nun ein Freund meines Neffen und Schüler auf der Schule von 5 Jugendlichen im Schulgebäude während der 5-Minutenpause übelst zugerichtet. Er wurde unter einem Vorwand aus der Klasse gerufen, da stürzten sie mit 5 auf ihn und verprügelten ihn im Schulgebäude! Der Augenarzt im Krankenhaus kann noch nicht mit Sicherheit beurteilen, ob sich die Netzhaut an einem Auge ablöst.
Es folgte gestern noch die Strafanzeige, die Polizei war in der Schule.

Gestern Abend dann beim Fußballtraining:
Mein Neffe wird von einem der Jugendlichen die am Telefonterror beteiligt waren gefragt, ob seine Mutter etwas unternehmen würde. Mein Neffe antwortete mit "Nein".
Antwort" besser so, wenn die zur Polizei geht, schlagen wir dich behindert".

Mein Neffe ist nicht der Einzige, der terrorisiert wird. Einige Schüler haben Angst sich frei zu bewegen.

Meine Schwester und ich ( sind auch Kolleginnen) haben heute lange mit unserem Chef ( alleinerziehender Vater drei erw. Söhne) über dieses Problem gesprochen. Er riet uns, wie meine Schwester auch schon vorhatte, zur Polizei zu gehen.
Zusätzlich einen Brief an das Schulverwaltungsamt zu schreiben.

Trotzdem bleibt die Angst. Die Angst daß sie ihm auflauern, gerade wenn die Polizei bei den Betreffenden ( die meisten sind uns nun bekannt) die Polizei auftaucht.

Ich würde gerne mal eure Gedanken lesen. Kopfmäßig ist das schon klar. Klar ist auch, daß etwas unternommen werden muss. Mein Sohn besucht dort die 5. Klasse. Ich habe mich heute gefragt was los ist, besucht er die 7. oder 8. Klasse. Laufen die dann mit Waffen durch das Schulgebäude??

Ich habe überlegt die Schulpflegschaft auch zu informieren. Ich befürchte wenn 1-3 Familien etwas unternehmen wollen, kommen wir nicht weit.

Am meisten ärgert mich, daß hier ständig Menschen vom Ordnungsamt rumlaufen, die aufpassen, daß die Leute ja ihre Hunde anleinen oder die Kippen nicht auf die Straße werfen.

Ob denn das Gewaltthema bei der Stadt gar nicht bekannt ist???
Nach meiner Info, hat sich jetzt eine(!!!!) Schule in Dortmund an einer Studie beteiligt zum Thema Gewaltbereitschaft an Schulen.
Es soll keine Vergleichszahlen geben, weil es eben die einzige Schule war, die teilgenommen hat :knockout:

Man ich hab Wut und fühl mich als Mutter hilflos. Geht man in die Offensive bekommen die Kids es ab. Macht man nichts ist auch überhaupt nicht richtig.

Noch ratlose Grüße

Tina

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 18.01.2006 17:59
(@Aniram)

Liebe Tina !

Ich fange mit dem Ende Deines Post's an.

Man ich hab Wut und fühl mich als Mutter hilflos. Geht man in die Offensive bekommen die Kids es ab. Macht man nichts ist auch überhaupt nicht richtig.

Du mußt nur dabei bedenken... bis jetzt ist noch kein Grund zumindest
für Dich/Euch gewesen um die Offensive zu gehen. Trotzdem haben
eure Kinder böse was abbekommen und/oder wurden bedroht. Das
zeigt für mich eindeutig, das Nichtstun auf keinen Fall eine Lösung sein
kann.

Aber ich hätte natürlich die gleiche Angst um mein Kind wie Du. Das
war einer wenn nicht der Hauptgrund, warum ich meinen Sohn in eine
Privatschule gegeben habe. Mir ist klar, dass das in euren Fällen nicht
möglich sein wird.

Habt ihr aber vielleicht die Möglichkeit abwechselnd einen Hol- und
Bringdienst einzurichten ? Zumindest auf 2 Monate oder so.

Muss denn immer erst etwas wirklich Schreckliches passieren, bis von
oben aus eingeschritten wird. Ich hätte nie gedacht, dass ich mir einmal
und auch nur in diesem Zusammenhang Zustände wie in Amerika mit
einem Sicherheitsdienst wünschen würde. Und die Schreckensmeldungen
zeigen, dass auch dort nichts ausgeschlossen werden kann.

Vor einem halben Jahr wurde ein 14 Jähriger bei uns von einem 15 jähr.
Mitschüler erstochen. Das war soweit ich es im Kopf habe das erste Mal,
dass so etwas bei uns passiert ist. Aber auch das ist das eine Mal zuviel.
Es kann es doch nicht sein, das wir um das Leben unserer Kinder fürchten
müssen und wir nicht wissen, ob wir sie mittags oder abends lebend wieder-
sehen. ;(

Ok... vielleicht ist das jetzt ein Extrembeispiel, aber manchmal denke ich,
einigen ist gar nicht bewußt, was sie anrichten können.

Am meisten ärgert mich, daß hier ständig Menschen vom Ordnungsamt rumlaufen, die aufpassen, daß die Leute ja ihre Hunde anleinen oder die Kippen nicht auf die Straße werfen.

Ist doch ganz einfach. Wenn die herumlaufen, bringen sie am Ende des
Tages Geld in die leeren Kassen. Hier geht es ja nur um Kinder :mad2:

Ich bin grad eben so wütend wie Du !

LG Marina

AntwortZitat
Geschrieben : 18.01.2006 18:24
(@diemystiks)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo Marina,

über den Sicherheitsdienst haben wir heute auch schon nachgedacht.

Was mich wirklich schockiert hat ist, daß kein Erwachsener Mensch in der Nähe des Jungen war, der verprügelt wurde.
Die Lehrer waren im Lehrerzimmer oder gerade beim Klassenwechsel. Die anderen Schüler hatten Angst einzugreifen. Nur einer hat sich heimlich verzogen und von seinem Handy aus die Polizei gerufen.

Vor der Schule wird ein Sicherheitsdienst nichts bringen. Wenn dort jemand steht, wird der nicht erkennen können welche Kinder zur Schule gehören und welche nicht.

Beruhigend würde ich schon finden, zumindest jetzt, wo die Situation so brenzlig ist, daß ein bis 2 Erwachsene im Schulgebäude nach dem Rechten sehen.

Heute Abend werden wir hier zu Hause besprechen, daß mein Sohn jetzt doch früher als geplant ein Handy bekommt.
Das Handy war gestern die einzige Chance für den Schüler Hilfe zu rufen.

Hol -und Bringdienst läuft schon...unregelmäßig zwar, weil viele Eltern berufstätig sind .
Das wäre aber nur für den Schulweg.
Hier liegen 4 stadtteile nebeneinander und sind vom Rest der Stadt durch den Fluß getrennt. Diese 4 Stadtteile sind die Orte der Freizeitbeschäftigungen der Kids und Jugendlichen.

Fußballplätze, Jugentreffs, Freizeitpark usw. Hier ist es so, daß Eltern schon die Augen aufhalten.
Meine Schwester wird heute abend mit ihrem LG zum Fußplatzplatz gehen. 2 Straßen von mir aus ist der freizeitpark. Dort bin ich schon letzten Sommer immer mal wieder rumgleaufen weil mein Sohn dort häufig Fußballspielt oder mit seinen Inlinern düst.

Man kann aber doch nicht eine Jugendbande walten lassen wie sie wollen. Gespräche mit den Eltern sind sinnlos. Einer der Jungs ist selbst nur mit Gewalt aus dem Elternhaus aufgewachsen. Die anderen fangen an ihre Muttersprache zu sprechen und du stehst da und verstehst nichts mehr.

Ich denke es muss mehr getan werden.
Am Samstag ist Tag der offenen Tür in der Schule. Mal sehen ob ich dann dort Gespräche führen kann.
Ich/wir sind zwar nicht direkt betroffen aber man fragt sich schon, wann passt dieser Bande die Nase meines Sohnes nicht oder wann lässt sich mein Sohn so lange mit "Kartoffelfresser"
provozieren und beschimpft selbst in gleicher Art zurück.
Das war der Auslöser z.B. für die gestrige Prüglei, die so böse ausgegangen ist.

Die Schule, die unsere Kinder zur Zeit besuchen ist die einzige Realschule hier ind er Nähe. Die nächste wäre quer durch die Stadt. Die in Frage kommenden Schulen haben nach meinem Wissensstand Probleme gleicher Art und schlimmer wie z.B. Drogenkonsum.

Ich komme mit dem Nichtstun nicht so gut klar. werde mir noch ein paar gedanken machen. Ich denke wenigstens muss das Schulverwaltungsamt einen Schrieb bekommen, vielleicht mit einer Unterschriftensammlung o.ä.

Weiss noch nicht...... der Groschen wird aber bestimmt noch fallen 🙂

LG
Tina

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 18.01.2006 18:48
(@big-blue)
Rege dabei Registriert

Hallo Tina und alle anderen,

ich bin Lehrer-Tochter und mich beschäftigt dieses Thema... nicht, weil meine Kinder (hab ja selbst - noch - keine) betroffen sind, sondern, weil meine inzwischen über 60-jährige Mutter mir hier und da mal Stories erzählt bei denen ich mich frage, was eigentlich wer sich wobei denkt... die Antwort: NICHTS... gib einem Menschen Macht und er wird sie missbrauchen und so ist es letztendlich auch dort... ein paar Vollidioten kommen auf schwachsinnige Ideen und niemand tut was...

Es ist schon einige Jahre her, als ein - ich glaube - 11-Jähriger zu meiner Mutter ging und sagte: Sie wissen ja, wo meine Cousins arbeiten, wenn ich also von Ihnen schlechte Noten bekomme, dann können Sie sich ja denken, dass was passiert... (die Cousins arbeiten bekanntermassen im Milieu)... es ist schlicht zum verzweifeln und ich befürchte dem ganzen ist auch nicht beizukommen...

Wenn man dann aber liest, dass ein Vater die Dreistigkeit besitzt, eine Schule zu verklagen, weil seine Tochter ihre Hausaufgaben nicht macht, dann ist man "nah" an der eigentlichen Problematik, wie ich meine...

Es ist leider heute so, dass - Achtung Pauschalisierung - Eltern die Erziehung ihrer Kinder nicht mehr selbst übernehmen möchten, sondern lieber an Erziehungspersonal = Lehrer oder Kindergärtner abgeben. Dass der Plan nicht funktioniert, dürfte auf der Hand liegen... wenn aber Eltern sich partout weigern, die ganz normalen erzieherischen Aufgaben zu übernehmen, dann kann aus der "Brut" leider auch nichts werden, es ist einfach (vielleicht sehe ich das als Lehrerkind zu extrem) nicht machbar, Defizite von zuhause in einer 45min. Schulstunde auszugleichen... wenn zuhause nicht gesprochen, konfliktbewältigt, gelöst und "Benimm beigebracht" wird, wo dann???

Mensch, ich weiss leider auch nicht, was man dir raten kann, aber ich wünsche dir (und mir und dem Rest der Welt), dass .. oh ich werde pathetisch... die Menschheit zur Besinnung kommt...

LG,
big blue

AntwortZitat
Geschrieben : 18.01.2006 18:54
(@diemystiks)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo big blue,

da stimme ich dir voll zu.

Ein Großteil der Eltern spricht nicht mehr ausgiebig mit den Kindern. Ich erlebe häufig, daß ich z.B. mal bei einem elternteil etwas frage und dieser Elternteil weiss überhaupt nicht wovon ich rede.
Schnell geht das Geschimpfe auf die Schule los... richtig. Ich musste aber auch feststellen, daß bei unbequemen Schülern, gerne auch resigniert wird.
Diese Schüler werden nicht selten von den lehrern in eine Schublade gesteckt und dort bleiben sie dann auch.

Ich habe , als ich feststellen musste, daß mein Sohn in der Grundschule einer dieser unbequemen Schüler war Gespräche mit der Schule gesucht. Die habe ich bekommen aber ohne Lösung. Es gab den Pausenknast...Punkt...Gespräche mit dem Schüler interessierten nicht mehr...ob er Schuld war oder nicht. Mir wurde vorgeworfen mein Kind nicht zu kennen und mich von ihm einwickeln zu lassen.

Ich habe jetzt die Befürchtung, daß die Lehrer in den weiterführenden Schulen, dieser Gesamtsituation gar nicht mehr gewachsen sind. Das kann ich ein Stück weit auch verstehen. Ich möchte diesen Job nicht haben.

Was ich nciht verstehen ist Nichtstun.
Warum wird nicht mehr vorbeugend gemacht?

Warum gibt es an den grundschulen Polizisten, die die Kinder vorbereiten auf den Schulweg und welche probleme auftauchen können aber in der weiterführenden geschieht in diese Richtu7ng nichts mehr??

Nach meinem Gefühl momentan wird hier wieder resigniert. Ich stimme dir zu, wenn du schreibst, daß dieser Situation nicht komplett beizukommen ist.
Wie denn auch...wenn es zu Hause schon aufhört?

Trotzdem denke ich, daß gerade in den weiterführenden Schulen wichtig ist, daß auch hier Polizei durch die Klassen geht und aufklärt. Trainer z.B. die sich gemobbten Kindern annehmen.
Elternabende auf welchen den Eltern die schreckliche Situation geschildert wird.

Ich weiß auch dort werden nur diese Eltern erscheinen, die sich sowieso schon einen Kopf machen. Das würde aber vielleicht zu etwas mehr Offenheit und Zusammenhalt führen.

OK, bei diesen ganzen Vorschlägen bzw. Überlegungen kommt wieder das Thema Geld. Dafür habe ich aber absolut kein Verständnis.
Dann müssen die Ordnungshüter eben noch mehr freilaufende Hunde, Falschparker und Freipinkler finden.

Ist wirklich ein schwieriges Thema.

LG
Tina

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 18.01.2006 19:18
(@Aniram)

Hallo Tina !

Mir ist schon klar, dass der Hol- und Bringdienst alleine auch nicht das
Gelbe vom Ei ist. Weil damit ist es ja nicht getan. Weil es kann ja nicht
so sein, dass man Kinder nicht mehr rauslassen kann. Und sie ständig
an der Hand nehmen kann man auch nicht, mal abgesehen davon, dass
sie sich da schön bedanken und andere sich über sie lustig machen würden.

Es ist schwer zu sagen - ich hab jetzt mal überlegt, was ich tun würde.

Ich bin eigentlich ein unheimlich friedliebender Mensch, auch sehr um
Konsens bemüht wie Haddock gestern in einem anderen Zusammenhang
gesagt hat.

Aber: Wenn es um Menschen geht, die ich lieb habe, die mir nahe stehen
oder wenn es gar um meinen Sohn geht, dann werde ich zum Berserker.
Und unheimlich aggressiv... vielleicht sogar mehr als angemessen ist.

Ich würde - zumindest anstelle Deiner Schwester weil die aufgrund der
Vorkommnisse einen Anlass hat, folgendes machen:

a) das nächste Wachzimmer aufsuchen und mir den gemeldeten Vorfall
schriftlich bestätigen lassen;

b) die Schuldirektion schriftlich und mündlich darüber informieren mit
Bestätigung der Anzeige;

c) den (bei uns) Stadtsschulrat ebenfalls schriftlich verständen;

d) alle drei schriftlich darüber in Kenntnis setzen, dass, sollte meinem
Kind auch nur ein Haar gekrümmt werden, ich sie persönlich dafür
haftbar mache, wenn ihm zumindest im Schulgebäude etwas zustossen
würde.

Außerhalb kannst du leider eh nichts machen. Aber zumindest die Schule
muss gewaltfrei bleiben.

Das befreit Dich dann immer noch nicht von den Ängsten, was außerhalb
der Schule alles passieren kann.

Ich bin natürlich auch nicht sicher, ob ich mit meiner Aktion nur ein mildes
Lächeln einheimsen würde. Trotzdem glaube ich, dass das zumindest einige
auf den Plan rufen wird. Weil Scherereien wünscht sie ja doch keiner. Und
die hätten sie mit mir.

Was natürlich unheimlich wichtig, wovon ich aber überzeugt bin, dass Du
das ohnehin tun wirst. Dein Sohn muss intus haben, das Gewalt nur Gegen-
gewalt erzeugt und keine Lösung ist. Es ist auch keine Schande, den Mund
zu halten und meinetwegen sollen einige sagen, dass er feige ist. Er muss
sein Selbstbewußtsein daraus schöpfen, dass eine Gleichstellung unter
seinem Niveau ist.

Oh man, mich macht das ganz krank. Ist zwar lächerlich, aber ich wünschte
mir ich wäre in Deiner Nähe. Am liebsten ginge ich mit und würde dort mal
gehörig umrühren.

LG Marina

AntwortZitat
Geschrieben : 18.01.2006 19:24
(@big-blue)
Rege dabei Registriert

Hi Tina,

ich habe mir letztes Jahr mal ein paar Tage recht intensiv Gedanken dazu gemacht - wie gesagt, nicht wegen meines Kindes, sondern wegen meiner Ma, die zwar nicht körperlich angegriffen wurde, aber von "renitenten" Schülern doch wirklich psychisch arg ran genommen wird...

Ich bin überzeugt, es braucht nur Idealismus bzw. vielleicht auch nur einen mutigen Unternehmergeist, um zumindest einiges bewegen zu können. Ideen hatte ich zu Hauf, habe auch mit verschiedenen Leuten gesprochen und warte aber bis heute, dass meine Ma der Schulleitung ein Gespräch vorschlägt...

also man könnte das ganze auch betriebswirtschaftlich unter dem Aspekt der Qualitätssicherung und des "Marketings" für eine besonders gewaltfreie Schule angehen, das war so mein Gedanke...

Leider sind Schulen aber auch nur Behörden und da mahlen die Mühlen langsam... die des Verstehens, die des Handelns, einfach alle...

Ich stimme dir absolut zu, dass man nicht tatenlos dabei stehen kann, aber meine ma traut sich ja schon nicht an die chefin ranzugehen, weil sie dann eine schwäche anspricht, die in der schule nicht gerne gesehen wird... auch ein gesellschaftliches Problem, oder? Keiner gibt nunmal gerne zu, wenn er einer Situation nicht (mehr) gewachsen ist und gehandelt wird erst dann, wenn´s irgendwo schonmal zu spät war...

Aber ich werde meine Ideen nochmal mit meiner Ma durchsprechen und wenn du möchtest, kann ich dir auch gerne ein bischen davon erzählen *geheimnisvolltu* - vielleicht lande ich ja irgendwann doch den entscheidenden Treffer 😉

LG,
big blue

AntwortZitat
Geschrieben : 18.01.2006 19:28
(@Aniram)

Hallo Bigblue !

Genau das meinte ich vorhin

Keiner gibt nunmal gerne zu, wenn er einer Situation nicht (mehr) gewachsen ist und gehandelt wird erst dann, wenn´s irgendwo schonmal zu spät war...

Wenn man denen nicht in den Hintern tritt tun sie auch nichts.

Hinter der Ofenbank dort wo es schön warm ist, ist es halt sehr
bequem und von sich aus kommen die nicht in die Gänge.

Darum auch mein a,b,c... usw.

Ich würde die auch nicht bitten oder höflich ersuchen... da geht nur
mehr fordern und zwar massiv mit Androhung von Konsequenzen.

Und nicht abwimmeln oder abspeisen lassen !

Gruß

Marina

AntwortZitat
Geschrieben : 18.01.2006 19:42
(@big-blue)
Rege dabei Registriert

Hallo Aniram,

meine Idee war weder bitten, noch fordern, sondern ein Lösungskonzept auszuarbeiten...

und dazu hatte ich halt ein paar - wie ich meine - sehr gute Ideen...

aber mir fehlt alles, was Zeit/Geld/Energie usw. heißt... zumindest im letzten halben Jahr gab es deutlich wichtigere Baustellen für mich persönlich...

aber ich sagte ja eben auch, dass ich mich nochmal damit beschäftigen werde... vielleicht hilft´s - wer weiss... und wenn´s letztendlich nur an einer Schule funktionieren würde.. besser als nichts, oder?

LG,
big blue

AntwortZitat
Geschrieben : 18.01.2006 19:47
(@Aniram)

Oops...

ich glaube das hast Du jetzt in den falschen Hals bekommen, Blue !

Das war keine Kritik von mir. Ganz im Gegenteil, ich wollte damit
bekräftigen, dass Du recht hast und ich finde es gelinde gesagt
entsetzlich, wenn wir bereits soweit sind, das Lehrer vor Schülern
Angst haben müssen.

Und klar ist es gut nachzudenken... wenn jemand damit selbst noch
gar nicht konfrontiert ist, erst recht. Die meisten schauen doch aus
Bequemlichkeit gerne weg... so nach dem Motto "mich betrifft's ja
nicht !"

Also nichts für ungut, ich hab es nicht böse gemeint.

LG Marina

AntwortZitat
Geschrieben : 18.01.2006 19:52




(@diemystiks)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo Marina,

musste jetzt schon grinsen bei der Vorstellung mit dir zur Schule zu gehen...wahrscheinlich würden WIR dann des Gebäudes verwiesen werden 🙂

Aber zu deiner und zu big blue`s Antwort:

Ich denke auch, daß man selbst zu Hause mit Aufklärung und ständigem "Am Ballbleiben" am weitesten kommt.
Zumindest was das Selbstbewußtsein und auch die Anschauung der Kinder betrifft.

Die Richtung von big blue gefällt mir doch sehr.
Das Ganze von der idealistischen Seite her aufzurollen scheint mir das Beste. Das wird auch nicht leicht durchzusetzen sein und wird nur mit Hilfe der Schule gehen.

Wenn ich jetzt mal weiter spinne.....

Wenn es einen Vater oder eine Mutter geben würde, die eben bei der Polizei oder anderen offiziellen Stellen arbeitet , könnte man an dessen/deren Gewissen/Idealismus appelieren mal in der Schule Aufklärung zu betreiben. Hier müsste zwar auch von der Schule abgesegnet werden aber unter dem Aspekt der "gewaltfreien Schule" und deren guten Ruf ( den diese Schule durchaus mal hatte) dürfte das Interesse hier geweckt werden.

Ich habe selbst diese Schule besucht und kenne 4 der dort beschäftigten Lehrer selbst noch. Mit denen werde ich am Samstag beim Tag der offenen Tür mal ein Käffchen schlürfen *g.

Ich glaube gegen die Gewalt ob psychsich oder physisch kann man nicht wirklich viel ausrichten. Man kann aber den Kindern ein Zusammenhalten und ein Selbstbewußtsein beibringen, daß sie eben angstfreier über die Straße gehen können.

Damit meine ich noch einmal das Beispiel von gestern:

Einige Jugendliche tanzen nach der Pfeife dieser "Bande". Sie verstehen sich ansich mit ihren Mitschülern gut während der Schulzeit, pöbeln außerhalb der Schule aber ebenso.
Ich finde, auch wenn das jetzt etwas radikal erscheint, daß die anderen Kinder eben zusammen halten sollen. Daß sie nicht zum Mitläufer werden müssen aus Angst, sondern Stärke zeigen können...gemeinsam, ohne Gewalt.

Mein Neffe betitelt einen dieser Mitläufer als seinen Freund. Dieser Freund pöbelt nicht mit, steht aber nichtstuend dabei und bezieht keine Stellung (14J).
Ich habe gesagt, daß mein Neffe, wie die anderen Jungs auch diesen Jugendlichen mal ganz konsequent in der Schule ignorieren sollen. Es gehört eben dazu hinter seinen Freunden zu stehen und nicht mit Verlassen des Schulgebäudes alle Freundlichkeit zu verlieren.

Sicher ist das schwer und ich weiss auch nicht ob mein Rat da richtig war. Trotzdem müssen doch auch die Mitläufer merken, daß es so nicht geht.

Puhhhh.......ein Thema worüber es viel zu schreiben gibt.

@ big blue

Wäre schön wenn du mal von dem Gespräch mit deiner Ma hier berichtest. Auch die Sichtweise der Lehrer ist wichtig und deren Ideen. Ohne Zusammenarbeit geht es hier meines Erachtens gar nicht.

LG
Tina

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 18.01.2006 19:56
(@Aniram)

Hallo Tina !

Ich muss zugeben... ich habe mich hauptsächlich damit beschäftigt,
was ICH tun würde.

Aber natürlich sind all' die anderen Dinge genauso wichtig. Darum
ja auch mein Hinweis, das Selbstbewußtsein Deines Sohnes in
die Richtung zu stärken, nicht auch zu- oder zurückzuschlagen.
Es bringt nicht wirklich etwas, es eskaliert dann meistens nur er
richtig.

Mein Neffe betitelt einen dieser Mitläufer als seinen Freund. Dieser Freund pöbelt nicht mit, steht aber nichtstuend dabei und bezieht keine Stellung (14J).

Stimmt.. Zivilcourage ist ungeheuer wichtig. Ich bin nicht ganz sicher,
aber unter Umständen sollte Dein Neffe dem Jungen sogar sagen, warum
er ihn künftig ignoriert - was die Ursache dafür ist.

musste jetzt schon grinsen bei der Vorstellung mit dir zur Schule zu gehen...wahrscheinlich würden WIR dann des Gebäudes verwiesen werden

*grins* Ich hab noch nie in meinem Leben randaliert. Dann wirds
doch langsam Zeit, oder ? Sonst bin ich zu alt und zu gebrechlich 😉

LG Marina

AntwortZitat
Geschrieben : 18.01.2006 20:05
(@diemystiks)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Genau, Zivilcourage 😎

der Begriff viel mir eben nicht ein...danke dir 🙂

Ich kann morgen wohl noch etwas berichten. Heute soll auf dem Fußballplatz einer dieser Jungs, der dort ja nie allein auftaucht zur rede gestellt werden. Außerdem sollen auch die trainer dort informiert werden, damit die wissen, wer sportliche Interessen hat und wer nicht.

Wichtig für mich ist letztendlich daß man offen über dieses Thema nachdenken kann. Das tun wir hier ja ausgiebig :thumbup:

LG
Tina

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 18.01.2006 20:12
(@big-blue)
Rege dabei Registriert

@ Aniram,

ich habe mich da nicht angegriffen gefühlt, wollte nur klar machen, dass ich "noch ein stückchen weiter gedacht hatte" und eben ein *ironie an* noch viel besserer mensch bin *ironie off*
im Gespräch mit meiner Ma fiel mir eben auf, dass das reine Problematisieren und darüber reden nicht helfen wird, weil die Schule selbst dem Problem ja nicht gewachsen ist... wenn man aber dann mit einer Lösung kommen würde, die auch noch dazu beitragen könnte, den Ruf der Schule insgesamt zu verbessern, dann könnte es klappen - daher kam mein vielleicht etwas ruppiger ton (bin sehr oft sehr ruppig, also nichts für ungut, ich habe einfach meist recht extreme meinungen)

@ tina, ich werde dir berichten. deinen ansatz finde ich gut. ich hatte es - wie angesprochen - sogar halbwegs versucht unter betriebswirtschaftlichen gesichtspunkten zu sehen, was ist machbar, was sinnvoll und und und... aber der "pure" Idealismus ist natürlich fast noch besser und vor allem ehrenwerter!

vom damaligen gespräch mit meiner ma gibt es nicht viel zu berichten... ich sagte: "noch knapp vier jahre, dann hast du´s doch geschafft" und sie sagte: "vier jahre schaffe ich nicht mehr"... diese aussage hat mich völlig schockiert und über das nachhken habe ich mir dann so meine gedanken gemacht, was man grundsätzlich tun könnte... und das gespräch mit der schulleitung, was meine ma anleiern sollte wurde ja bisher nicht angeleiert... aber das steht auf einem anderen blatt...

beizeiten und mit freiem kopf oder ein paar mitstreitern werde ich mich wieder "um das wohl Eurer und dann irgendwann auch meiner Kinder und den Rest der Menschheit kümmern" - wahnsinn, das hört sich so toll an, ich muss gerade fürchterlich lachen...

Achso... Gewaltprävention ist - glaube ich jedenfalls - bei der Polizei doch als eine Stelle eingerichtet, oder? Da kann man sicher auch einfach mal anrufen und fragen, ob die nicht mal in der Schule vorbeikommen können und ein bischen Gewaltprävention betreiben können... würde ich vielleicht einfach mal probieren!

LG,
big blue

AntwortZitat
Geschrieben : 18.01.2006 20:15
(@taccina)
Registriert

Hallo Tina,

ich habe leider grade sehr wenig Zeit.
Wollte aber einfach mal erwähnen das dies nicht nur ein Problem der Großstadt ist.
Ich wohne hier in einer Kleinstadt....Einheimische sagen auch Dorf dazu, aber für meine Verhältnisse ist ein Dorf was anderes...aber egal.

Mein Sohn geht in die 2.Klasse in einer der angesehensten und "besten" Grunschulen hier (es gibt hier 4 Grundschulen).
Vor ein paar Wochen habe ich dann erfahren, das eine kleine Mitschülerin aus seiner Klasse von einem Mitschüler so arg gewürgt wurde, das das Kind Ohnmächtig wurde und würgemale am Hals hatte.
Hallo?
In der zweiten Klasse???

Mein Sohn berichtet auch öfters das in den Pausen oft geprügelt wird. Und die Pausenaufsicht schaut einfach weg.

Ich habe die nächsten Tage ein Elterngespräch, wo ich diese zur Sprache bringen werde.

Noch ein Fall im Bekanntekreis:
Ein Mädel geht in die 6.Klasse einer Realschule (in einem richtigem Dorf).
Irgendwann war das Kind aus unerklärlichen Gründen immer Krank (Durchfall, Erbrechen, Kopfweh usw). Sobald die Mutter dann sagte, das das Kind zu Hause bleiben soll, war die "Krankheit" wie vom Erdboden verschluckt!
Anfangs dachte die Mutter noch, das das Mädel einfach keine Lust hatte...konnte sich aber nicht erklären, woher die ganzen wirklichen Krankheitssymtome her kamen.

Irgendwann stellte sich dann raus, das das Kind von seinen Mitschülern gemobbt wurde. Das Mädel ist nicht grad die schlankeste und wurde immer nur Dicke S*u, Fe**e Qualle oder sonstwas gerufen....
Auch verschiedene Lehrer machten sich über sie lusig..
Das Kind hat das einfach psychisch nicht mehr geschafft...darum die morgendlichen Erkrankungen.....

Sie ist nun auf einer anderen Realschule und geht wieder freudenstrahlend jeden morgen zur Schule

Liebe Grüße Taccina

Bevor man das Vertrauen eines Menschen mißbraucht, sollte man sich im Klaren darüber sein, das man dann einen Menschen auf dem "Gewissen" hat.
Oder wie würdest Du es finden, Dein ganzes Leben lang nicht mehr wirklich vertrauen zu können?

AntwortZitat
Geschrieben : 18.01.2006 20:37
(@Aniram)

Und die Pausenaufsicht schaut einfach weg.

Da war die Schule in die mein Sohn ging großartig. Aber wie gesagt, es
war eben eine Privatschule.

Da haben die Lehrkräfte mit den Schülern (Mädchen wie Jungs) in der
Pause gespielt. Sie haben ferngesteuerte Autos über den Flur gejagt
und hatten mindestens so viel Spaß wie die Kinder. Besonders die
Männer 😉

Oder sie sind einfach nur herumgelungert und haben geredet. Aber
nicht über die Schule, über den Lehrstoff oder dergleichen. Nein, über
Gott und die Welt.

Einen Lehrer mal eben so in der Pause kurz sprechen, wie das bei mir
noch üblich war, das konnte man hier nicht.

Der Lehrkörper stand auf dem Standpunkt, dass sie in der Pause für
die Kinder da sein wollen. Das es einen Ausgleich zum streng sein und
auf Disziplin bestehen, geben muss.

Es ist ein großartige Schule. Klar gab es dort auch Streiche, aber es
blieb eben bei Streichen.

Was ich in diesem Zusammenhang so depremierend finde: Auch Eltern
und Kinder, wo das Geld nicht da ist um eine Privatschule bezahlen zu
können, haben ein Anrecht auf normale Zustände. Jeder der Lehrer
wird muss sich der hohen Verantwortung bewußt sein, die er übernimmt.
Die Gleichgültigkeit und das Wegschauen find ich in diesem Zusammen-
hang furchtbar. Wer nicht bereit ist sich zumindest ein bißchen zu
engagieren, der soll in einer Fabrik arbeiten aber nicht mit Kindern.

Ich red' mich schon wieder in Wut und hör besser auf, weil einfallen
würde mir noch viel zu dem Thema.

Aber es ist echt traurig, dass man heute für alles bezahlen muss. Sogar
dafür, das Kinder sicher sind und anständig behandelt werden.

Marina

AntwortZitat
Geschrieben : 18.01.2006 21:29
(@diemystiks)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo Taccina,

das Mobben ist durchaus noch schwieriger zu greifen, da es eben nicht sichtbar ist.

Die Kinder sind in einem unglaublichen Zwiespalt. Wie sollen sie auch als Betroffene wissen wie man richtig handelt wenn hier beim Thema Gewalt wir Eltern auch ziemlich ratlos sind?
Es ist aus meiner Sicht auch verständlich wenn ein gemobbtes Kind plötzlich in irgendeiner Form gewaltätig wird.

Es wird oft zu wenig hinter die Kulissen geguckt. Die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern, zwischen Lehrern und Schülern und zwischen Lehrern und Eltern stimmt nicht mehr.

Mag sein, das liegt am Zahn der Zeit. Man kann aber doch so nicht die Kinder aufwachsen lassen. Wir können und müssen als Eltern unseren Erziehungsaufgaben gerecht werden.

Wie weit kommen wir aber damit wenn hinter dem Schultor andere Gesetze herrschen? Vielleicht ein wenig krass geäußert.
Ich kann aber Sätze wie " die Erziehung liegt in ihrer Hand", " sie müssen ihr Kind vom PC und TV fernhalten" " sie können ihr Kind nicht kontrollieren" usw. ( könnte noch viel mehr schreiben) nicht mehr hören.

Sie hängen mir schlichtweg aus dem Hals heraus. Hier an der Grundschule und nun an der weiterführenden Schule macht sich Resaignation breit. Wie soll man den Kindern beibringen zu sprechen und sich verbal sachlich zu verteidigen, wenn als Strafe OHNE Zuhören der Pausenknast folgt?

Mir sagte die Schulleiterin der Grundschule, daß diese Maßnahme notwendig ist. Manche Schüler seien eben zu agressiv.
Ja was meinen die denn wie die Kinder nach 15 Minuten stillsitzen und vor der Wand stehen zurück in die Klassen gehen? Bestimmt nicht relaxed und ausgeglichen.

Nun an der weiterführenden wird bisher nichts gemacht. Es wird die Polizei gerufen, ein ehrenamtlicher Herr bewacht in den Pausen die WCs, damit die WC-Papierrollen nicht abgefackelt werden.

Das kann es doch alles nicht sein.

LG
Tina

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 18.01.2006 21:32
(@taccina)
Registriert

Hallo Tina,

ist ja grausam was Du Berichtest.
Das hat mich den ganzen Abend und die halbe Nacht beschäftigt.
Ich hab überlegt, was ich in dieser Situation tun würde, aber mir ist ehrlich gesagt keine wirkliche Lösung eingefallen.

Ich kenne sowas aus meiner Schulzeit nicht.
Klar gab es Raufereien auf dem Schulhof, aber sowas? NEE!!!!!!

Ich hab mich gefragt, wie es soweit kommen konnte und bin zu vielen Punkten gekommen, die wahrscheinlich alle ihren Beitrag dazu geben.

Punkt 1 Elternhaus.
Ich will nun nicht auf beruftstätige Eltern rum haken, aber es ist oft so (und ich seh es auch schon hier in der Grundschule) das die Kids nach der Schule auf sich allein gestellt sind.
Sie kommen nach Hause, schieben sich ihr essen in die Mikrowelle und haben keinen Ansprechpartner.
Wenn die Eltern abends nach Hause kommen, sind sie oft genervt und gestreßt. Wollen dann einfach nur noch ihre Ruhe haben und sagen zu allem ja und Amen (Ist längst nicht bei allen so, aber sowas kommt sehr oft vor). Viele Eltern wissen doch schon gar nicht mehr, wer die Freunde ihrer Kinder sind, wissen oft nicht, was die Kids Nachmittags alles so treiben.
Und ich denke grade in der pupertären und Vorpupertären Zeit ist es wichtig, das man noch ein bissel "Kontrolle" über die Kids und ihr Leben hat.
Probleme der Kids werden oft nicht wirklich von den Erwachsenen gehört, weil sie zu sehr mit sich selber beschäftigt sind. Fazit: Die Kinder sind nicht nur den ganzen Tag allein...sie haben auch abends oft keine Harmonie bzw bzw was von Familie, weil alle nur genervt und gestreßt sind. Und dann kommt Frust auf.....und an wen läst man diesen aus? An Schwächeren!
Denn zu Hause sind die Kids ja auch die Schwächeren an denen der Frust abgelassen wird!

Punkt 2 Sozialer abstieg vieler Familien durch Arbeitslosigkeit
Heutzutage muß soweit jeder um seinen Arbeitsplatz Bangen. Auch in meinem Bekanntenkreis haben viele ihren Job verloren. Meist waren es die Männer die Vollzeit gearbeitet haben und nun aufeinmal zu Hause sitzen und in ein großes Loch fallen, weil sie keinen neuen Job mehr finden.
Als Beispiel eine Kollegin.
Die Firma in der ihr Mann gearbeitet hat, musste dicht machen. Er hat viele Bewerbungen geschrieben. War am Anfang auch noch sehr zuversichtlich was zu finden. DOch immer mehr Absagen flatterten ins Haus.
Meine Kollegin ist froh wenigstens noch ihren 400€ Job zu haben, damit sie die Familie noch ein bissel unterstützen kann. ABer ruhigen GEwissens Arbeiten gehen kann diese Frau nicht. JEden morgen muss sie ihren Mann anrufen um ihn zu wecken, damit er es nicht verschläft die Kleine in den Kindergarten zu bringen. Wenn er Termine hat, muss sie ihn jedesmal anrufen und ihn daran erinnern, weil er sie sonst verpassen würde.
Es ist sogar schon 2 mal hintereinander passiert, das er die Kleine Mittags zur Logopädin gebracht hat, aber vergessen hat sie wieder abzuholen. Die Logopädin hat versucht ihn telefonisch zu erreichen, aber er war nicht zu Hause. So hat die Logopädin dann meine Kollegin auf dem Handy angerufen und diese mußte dann ihre Arbeit abbrechen um ihr Kind dort abzuholen...
Ja sag mal gehts noch?????
Viele Eltern fallen durch den Sozialenabstieg in ein tiefes Loch aus dem sie so gut wie nicht mehr raus kommen. Wer sind wieder die leidtragenden? Die Kinder!!!
Es wird sich nicht gekümmert und sie werden einfach vergessen....oder es macht sich durch den Frust Gewalt breit (wieder..es ist nicht bei allen so, aber wieder passiert das oft so)

Punkt 3 Druck von außen

Hast Du nichts, dann bist Du nichts!
Dieser Spruch gilt bei vielen Jugendlichen.
Entweder sie gehen vollkommen mit dem Trend oder werden oft ausgeschlossen.
Klar....im Prinzip ist es mehr Schein als sein, aber grade in der Pupertät müßen die Kids das erst noch lernen...
Bei den Kids die nichts haben, macht sich dann dieser altbekannte Frust wieder breit. Sie wollen auch anerkannt sein...wollen auch zu der "Clique" gehören...
Also müssen sie sich irgendwie anders beweisen.....so nach dem Motto: "Und bist Du nicht willig, dann brauch ich Gewalt"
So bekommen sie durch ihre Mitschüler wenigstens einen Hauch von anerkennung...auch wenn diese Anerkennung meist nur Furcht ist...aber das ist egal..

Und wie Du schon richtig sagts Tina, ich kann dieses gequatsche von wegen PC und TV auch nicht mehr hören....

Hey ich hab damals mit 12 auch heimlich mit Freundinen die schlimmsten Horrofilme angesehen. Hab damals am Amiga des Bruders einer Freundin auch heimlich Ballerspiele gespielt....
Wir haben sogar als Kinder mitbekommen und waren dabei wenn Tiere geschlachtet wurden (Hühner, Kaninchen, Schweine usw). Das war was ganz normales, wenn man im Bauerdorf aufgewachsen ist...

Und selbst heute bin ich noch ein großer Fan des Schriftstellers Steven Kind und verschlinge seine Bücher.

Bin ich deswegen ein Blutrünstiges Wesen geworden? Wohl kaum!
Ich halte nichts von Gewalt und Tiere quäle ich auch nicht!
Von daher geb ich Dir vollkommen recht Tina!!!!

Mein Sohn ist zB in einem Ort aufgewachsen in dem mittlerweile zu 75% Soldaten wohnen. Er kennt das nicht anders und es ist für ihn was ganz normales Menschen in Militär Uniformen zu sehen, weil man die in dem Dorf aus dem wir stammen, täglich zu 100fach sehen...
Genauso wie Militärfahrzeuge und Militärflugzeuge....
Warum muss ich mich denn nun überall schämen wenn mein Sohn sagt, er will Soldat werden?????
Warum wird das immer gleich mit "Gewaltätig" in Verbindung gebracht?

Liebe Grüße Taccina

[Editiert am 19/1/2006 von Taccina]

Bevor man das Vertrauen eines Menschen mißbraucht, sollte man sich im Klaren darüber sein, das man dann einen Menschen auf dem "Gewissen" hat.
Oder wie würdest Du es finden, Dein ganzes Leben lang nicht mehr wirklich vertrauen zu können?

AntwortZitat
Geschrieben : 19.01.2006 10:41
(@diemystiks)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo Taccina,

meiner Meinung nach wird nicht mehr differenziert.

Wenn ich an meine Kindheit zurück denke, habe ich liebend gerne mit den anderen Jungs Cowboy und Indianer gespielt. Ich war immer Indianer und habe die Cowboys skalpiert oder an den Baum gebunden. Die Cowboys haben uns Indianer eben mit ihren Gewehren gejagt. Die Pferde waren die Fahrräder 🙂

Jetzt stell dir mal eine Gruppe Kinder vor, die dies spielen in aller Öffentlichkeit. Ich höre schon die Aufschreie...."kein Wunder, kaputte Familie eben"...Da sieht man was zu hause abgeht" usw. usw.

Sicher sind die Filme für die Kids heute anders und manche Kids können das nicht so klar mit der Realität auseinanderhalten. Wenn ich mir nachmittags schon mal anhöre was bei Yu-Gi-O so abläuft, sehe ich wohl auch etwas verstört aus.
Das gab es eben damals noch nicht, ob aber nun die Indianer besser waren oder gar die Hexe, die bei Hensel und Gretel in den Ofen geschoben wird sei mal dahin gestellt.

Es fehlt an Gesprächen und vor allem an Aufklärung.

Ich habe heute morgen echt Wut bekommen.
Meine Schwetser hat mit ihrem LG den Jugendlichen gestern auf dem Fußballplatz angesprochen. Das Gespräch verlief in Kurzform so, daß er ne letzte Verwarnung bekommen habe, bevor man zur Polizei und den Eltern geht. Er "würde" das den anderen ausrichten. Er hat wohl ein wenig auf die Tränendrüse gedrückt.

Ich fragte dann, was sie denn jetzt weiter unternehmen würde (Schule, Polizei usw.) . Die Anwort ließ mir fast den Kragen platzen. Sie würden erst einmal abwarten.
Meine plumpe Antwort darauf war " Ja wartet mal schön bis ***** auch so aussieht wie der Junge gestern."

Sie meinte so wäre das eben wenn man Schiß hat.
Ok, die Angst kann ich verstehen, daß der Junge dann erstrecht was abbekommt.

Genau aber das ist es doch, was diese Jugendlichen immer weitermachen lässt. Null Konsequenzen, sie werden eher noch bestärkt.

Hm, ich spreche das Thema trotzdem noch am Samstag in der Schule an. Werde das dann aber mit der Idee der besseren Prävention versuchen.
Ich habe auch kein Problem bei der Wache nachzufragen, die ist nur 5 Minuten Fußweg von meiner Arbeitsstelle weg.

Mich ärgert einfach, daß durch Nichtstun und Angsteinflößen auch nichts geschehen wird. Von denen die etwas unternehmen gibt es viiieeel zu wenig. Da pack ich mir echt an den Kopf.

LG
Tina

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 19.01.2006 16:50
(@Aniram)

Hallo Tina !

Vorbeugende Maßnahmen sind mit Sicherheit gut und wichtig.

Ich würde sie nur kurzfristig und sichtbar wahrnehmen wollen.

Mit schwammigen Vertröstungen würde ich mich unter den Umständen,
so wie Du sie schilderst nicht zufrieden geben. Auch nicht unter dem
Einwand der da vielleicht kommt (ihrem Kind hat ja noch keiner was
getan) Genau darauf würde ich nicht warten wollen - das erst was
passiert ist.

Und den wichtigsten Aspekt dabei hast Du gerade selbst erwähnt

Genau aber das ist es doch, was diese Jugendlichen immer weitermachen lässt. Null Konsequenzen, sie werden eher noch bestärkt.

Dem ist nichts hinzuzufügen !

Gruß

Marina

AntwortZitat
Geschrieben : 19.01.2006 17:10




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