Abteilungsleiter soll seinen Job aufgeben
Von Anne Seith
Arbeitsvermittlung bizarr: Ein Mann erhält von den Erfurter Job-Behörden eine Stellenanzeige. Die passt prima auf sein Profil als Lagermeister. Nur: Der Mann hat schon einen guten Job. Trotzdem bestehen die Vermittler darauf, dass er sich bewirbt - wegen seiner Freundin.
Hamburg - Andreas Grimm ist ziemlich stolz auf seinen Job: "Ich habe mich hochgearbeitet", sagt er. Die Firma, für die er arbeitet, erledigt Reparaturdienste und Sicherheitskontrollen für Fujitsu-Siemens-Computer. Angefangen hat der gelernte Facharbeiter für Lagerwirtschaft dort als Zeitarbeiter am Fließband. Vergangenes Jahr im November schaffte er den Sprung in die Stammbelegschaft und ist inzwischen Leiter der Lager-Abteilung. "Ich habe nicht lockergelassen bei meinem jetzigen Chef ", so beschreibt er seinen Werdegang in der Firma. Umso mehr überraschte ihn ein Brief der Jobvermittlungs-Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Erfurt, den er letzte Woche erhielt.
In dem Schreiben wurde er freundlich, aber bestimmt aufgefordert, sich bei einem Schuhgroßhändler als Lagermeister zu bewerben. "Wir freuen uns, Ihnen folgenden Arbeitsplatz vorschlagen zu können", schrieben die Sachbearbeiter höflich vor die Anzeige. Die Ergebnisse seiner Bemühungen möge Grimm bitte schriftlich per E-Mail oder per Post mitteilen.
Grimm glaubte an einen Irrtum. Er hatte die für ihn zuständige Arbeitsagentur über seinen neuen Job informiert: eine unbefristete Festanstellung bei einem Unternehmen in einer zukunftssicheren Branche, noch dazu in einem Umfeld, in dem er sich wohl fühlt. Die Kollegen seien sehr nett und die Arbeit mit den Computern sehr spannend, sagt Grimm. "Ich mache auch im Qualitätsmanagement und im Außendienst mit und habe Unmengen gelernt." Das Lager eines Schuhhändlers interessiere ihn nicht - welchen Grund für einen Wechsel gebe es da?
Es gibt einen, zumindest aus der Sicht der ARGE. Das Jobangebot war keineswegs ein Irrtum, sondern beruht auf einer gesetzlichen Vorgabe, erfuhr Grimm im zuständigen Call-Center. Denn die Lebenspartnerin des 33-Jährigen ist Arbeitslosengeld-II-Empfängerin. Beide zusammen bilden mit Tochter Hannah eine so genannte Bedarfsgemeinschaft.
Also ist Grimm nach dem Sozialgesetzbuch II verpflichtet, "alles dafür zu tun, um die Hilfsbedürftigkeit seiner Partnerin zu beenden" - das teilt eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit SPIEGEL ONLINE mit. Im Klartext: Grimm muss sich auf die vorgeschlagene Stelle bewerben und bei einem endgültigen Angebot zuschlagen, wenn das Gehalt über seinem jetzigen liegt. Sonst wird seiner Freundin das ALG II gekürzt.
Nochmal neue Probezeit: "Ich wäre verrückt"
Trotzdem mutet die Aufforderung zur Bewerbung bei dem Schuhhändler eher wie ein Vorgang aus dem sagenumwobenen Schilda an. Denn Grimm müsste bei der neuen Firma erst einmal wieder eine sechsmonatige Probezeit bestehen. "Was ist, wenn ich dann wieder rausfliege?", hatte er die ARGE-Beraterin gefragt. Doch die habe sich nicht beirren lassen: "'Dann kommen Sie eben zu uns', war die Antwort."
Dabei wird die Freundin ihr ALG II in ein paar Monaten wahrscheinlich ohnehin nicht mehr brauchen. Die Diplom-Pädagogin war früher bei einer Einrichtung für schwer erziehbare Jugendliche angestellt. Der Vertrag sei zwar irgendwann ausgelaufen, aber es bestehe durchaus Hoffnung auf eine neue Stelle dort. "Sie will sich nur jetzt erst einmal um unsere sieben Monate alte Tochter kümmern", sagt Grimm.
"Die Stelle bei dem Schuhhändler sollte man doch lieber jemandem anbieten, der wirklich keinen Job hat", findet Grimm deshalb. "Von den fünf Millionen Arbeitslosen wird es doch bestimmt einen geben, der sich darüber freut." Und fügt hinzu: "Ich wäre verrückt, in der heutigen Zeit einen guten, sicheren Job aufzugeben."
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,439588,00.html
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Hmmm, vielliecht werden wir ja demnächst auch gezwungen, bestimmte Beziehungen einzugehen oder aufzukündigen. So könnte man dann als gutverdienender Single mit irgendjemandem zwangsverheiratet werden - mit wem würde natürlich die ARGE entscheiden. Oder Doppelverdienerbeziehungen würden zwangsgelöst, um die Partner der Neuverteilung zur Verfügung zu stellen. :knockout:
Uli
Lieber Uli,
mal bloß nicht den Teufel an die Wand :phantom:
Lg. Marina
Wahnsinn ist das - aber ich denke jeder, der sich schon mal beworben hat, oder auch nur den Hauch einer Ahnung von Bewerbungsgesprächen hat, wird den Job nicht bekommen, wenn er ihn nicht will :phantom:.
Und das OHNE, dass die ARGE Verdacht schöpft :angel2:
Gruß AJA
Hmh, das paßt zu meinem Erlebnis bei der ARGE gestern. Ich bekam also - eine sogenannte 1. Einladung. Aber anstatt mit mir über Arbeitsmöglichkeiten und Angebote zu sprechen, sagte mir der SA: "Herr K., wenn ich ihren Namen eingebe, bekomme ich Probleme mit unserer neuen Software..." Ich dachte erst, der nimmt mich nur auf den Arm, aber ich mußte tatsächlich dann in bester Frage-und Antwort Manier die dämlichsten Fragen beantworten. Und zwar, welchen ich von 3 Berufen am ehesten nehmen würde, wenn ich ihn angeboten bekommen würde, etc, dann mußte ich mich bei Fähigkeiten selbst benoten :rofl2:....ich kam mir vor wie bei "Wer wird Millionär", wo einem allerdings in einer Endlosschleife immer wieder die 50-Euro-Frage gestellt wird... Mit Arbeitsangeboten war natürlich noppes...ach ja, und ich hab weder den Publikums, noch den Telefon- noch mußte ich meine Mama anrufen.... :rofl2:
LG Kuwe
Na ja, kuwe, das ist doch aber kein neues Problem. Das gab es auch schon als das Ding noch Arbeitsamt hieß. Während meiner zwei als arbeitssuchend gemeldeten Jahre bekam ich genau zwei Angebote. Eins ziemlich zeitnah, wäre auch genau mein Ding gewesen, das Vorstellungsgespräch verlief super, der Arbeitgeber hat mich sogar schon den neuen Kolleginnen vorgestellt. Allerdings handelte es sich um eine Stelle im öffentlichen Dienst und ich kann nur spekulieren, warum ich sie nicht bekommen habe.
Das zweite war völlig an meinem Berufsbild vorbei. Pflichtgemäss habe ich mich trotzdem beworben und die Chefin war total sauer, dass ihr wieder mal eine Person vermittelt wird, die ihrem Profil nicht entspricht.
Als kleines Bonbon bekam ich mitten in den Sommerferien eine Fortbildungsmaßnahme aufgebrummt, die ich selbst hätte geben können. Leider war der Schulungsleiter zu Beginn der Maßnahme (hätte ich sie nicht angetreten, wäre mir das ALG gestrichen worden) in Urlaub. Als er wieder kam und sich mit seiner Vertretung unterhalten hatte, entließ er mich mit den Worten, er wüsste nicht, was er mir noch beibringen könnte.
Dem Himmel sie Dank, dass ich von dieser Institution nicht mehr abhängig bin und ich kann nur beten, dass das so bleibt.
Gruß AJA
Das zweite war völlig an meinem Berufsbild vorbei. Pflichtgemäss habe ich mich trotzdem beworben und die Chefin war total sauer, dass ihr wieder mal eine Person vermittelt wird, die ihrem Profil nicht entspricht.
Das ist der Grund, warum ich kein zweites Mal den Fehler machen würde, eine freie Stelle dem Arbeitsamt zu melden. Die wollten mir innerhalb von 14 Tagen an die 50 Leute vorbeischicken. Ich kam selbst kaum noch zum Arbeiten. Eine Person unqualifizierter als die andere. Eine kam mit ihrer Schwester vorbei, weil sie selbst nicht eine Spur Deutsch konnte. Dann sollte ich zu jedem Gespräch auch noch einen Bericht schreiben. :knockout:
Vielleicht sollten die Sachbearbeiter der Arbeitsämter auch hin und wieder mal einer Qualifizierungsmaßnahme zugeführt werden.
Uli
Oh Aja, Du Glückspilz.....
in 2 Jahren 2 Jobangebote...WAAAAHNNNSINNNNNN!!!
Ich hab in ca 2 Jahren kein einziges Jobangebot von denen erhalten.....Auch nicht bei ner Ausbildung als Einzelhandleskauffrau und dann nochmal ne Ausbildung zur Druckerin.
Ich hatte lediglich ein einziges Gespräch und dann frug man mich, ob ich lieber in dem einen oder dem anderen erlernten Beruf arbeiten möchte....
Ich hab dann Druckerin angegeben...und die Tante hat Einzelhandel komplett gestrichen...*lach*
Allerding verlangten die monatlich 5-6 eigene Bewerbungsbemühungen von mir...aber die kamen nit in die Pötte.
Man hätte denen auch mal das GEld kürzen müßen, wenn die einem nicht ne gewisse anzahl an Arbeitsangeboten zusenden...*lach*
Liebe Grüße Taccina
Bevor man das Vertrauen eines Menschen mißbraucht, sollte man sich im Klaren darüber sein, das man dann einen Menschen auf dem "Gewissen" hat.
Oder wie würdest Du es finden, Dein ganzes Leben lang nicht mehr wirklich vertrauen zu können?
Hi,
passt zwar nicht ganz zum Thema.
1997 Florida Mc Doof
Ich war dort mit meinen Kids essen. Bedient hat uns eine Frau so um die 70J. Meine Tochter fragt, warum die Oma nicht am Strand liegt oder shopt und hier arbeitet. Meine Antwort der macht die Arbeit Spass und deswegen. Ich wusste warum.
Kaum Rente.
28.09.2006 Deutschland Mc Doof
Ich war dort alleine essen. Bedient hat mich eine Frau so um die 65J. Ich habe mich gefragt, warum die Oma nicht auf Malle liegt und ihren Lebensabend genießt. Meine Antwort war..............................
Platt
Hi Platt,
1975 hat mir der Prof. an der FH gesagt:
Wenn Du Deutschlands Zukunft sehen willst - guck nach Amerika !!
LG Jochen
Die Wahrheit kann man 1000mal erzählen, Lügner brauchen soooon Gedächtnis