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Hartz IV grenzt Kinder von Bildung aus

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 Uli
(@Uli)

Hartz IV grenzt Kinder von Bildung aus

Würzburg. In den Offenen Ganztagsschulen in NRW werden Kinder abgemeldet und
ganze Gruppen geschlossen, weil die Eltern das Geld fürs Mittagessen nicht aufbringen
können. Darauf hat Uwe Becker vom Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche im
Rheinland gestern in Würzburg hingewiesen. Eine weitere Folge der Hartz-IV-Gesetzgebung:
"In vielen Kommunen kommen Kinder ohne Schulbücher in die Schule."

Der Mittagessenbeitrag erscheine manchen Familien "als unerschwinglich", sagte Becker
vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das Essen in einer
Kindertagesstätte koste zwei bis drei Euro. Weil der Regelsatz des Alg II Hilfen zur
Finanzierung ausschließe, zögerten Eltern, ihr Kind anzumelden. Auf subtile Weise
würden Kinder aus dem "elementar wichtigen Bildungsprozess" ausgegrenzt.

Für mehr Chancengleichheit forderte Becker, die Kosten für die Einschulung in Höhe
von etwa 180 Euro und die Lernmittel "kindgerecht über den Regelsatz hinaus durch
die öffentliche Hand" zu finanzieren.

06.11.2006  Von Petra Kappe 

http://www.westfaelische-rundschau.de/wr/wr.onlinesuche.ergebnis.volltext.php?zulieferer=wr&redaktion=redaktion&dateiname=dateiname&kennung=on6wrPOLWelNational39025&catchline=catchline&kategorie=kategorie&rubrik=Welt&region=National&bildid=&searchstring=Mittagessen&dbserver=1&dbosserver=1&other=&auftritt=WR&kennung=on6wrPOLWelNational39025&zulieferer=w r">>Quelle<

Zitat
Geschrieben : 07.11.2006 12:11
(@Platt)

Hi,

so bitter sich das auch mit dem Essengeld anhört, aber diese "Parole" kann ich nicht mehr hören. Bei 2-3€ pro Tag für eine Mahlzeit fehlt mir jedes Verständnis für das Verhalten der Eltern. Soll das nun bedeuten, dass diese Kinder generell nichts zu essen bekommen, obwohl auch diese Eltern Geld für die Kinder vom Staat bekommen. Was diese Eltern mit dem Geld für ihre Kids machen, mögen sie doch bitte mal darlegen. Miete kanns nicht sein, und dauernd neue Klamotten werdens wohl auch nicht sein.

Noch folgendes. Ich stelle mir immer wieder die Frage, wie ich eigentlich groß geworden bin. Es gab auch bei meinen Eltern Zeiten in denen sie nicht finanziell auf Rosen gebettet waren. Nur hat mein Vater sehr viel gearbeitet und eine Überstunde nach der anderen geschoben. Selbst als er dann in seinem Beruf Big - Massa war, wurde das Geld nicht einfach verpulvert. Wenn ich mir jetzt überlege, wieviel Kleidung ich als 16 Jähriger hatte dann wird mir ganz übel. Sommerschuhe, Winterschuhe jeweils 1 Paar, zwei Jeans und eine gute Hose, 3-4 Pullover im Winter und eine Menge T Shirts für den Sommer usw. Aber keine Luxusartikel. Zwecksmäßig und immer sauber. Schulbücher wurden wenn es ging gebraucht gekauft. Ich musste diese auch pflegen, damit man sie wieder verticken konnte. Das soll nicht heißen, dass meine Eltern geizig waren, ganz im gegenteil. An Essen wurde nie gespart und der 4 wöchige Urlaub wurde auch immer gemacht. Eigentlich war mein Leben als Kind ziemlich bieder, aber verlässlich. Ich habe mich auch immer gefragt warum mein Vater sich nie eine S-Klasse sondern immer einen 200 Benz gekauft hat. Leisten hätte er sich das locker können.
Tja seine Devise war wohl Kids first.

Unverständliche Grüße

Platt

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 15:34
 Uli
(@Uli)

Hallo Platt,

ich denke, dass viele dieser Eltern eine Anleitung zum Haushalten benötigten. So haben einige dieser Kids zwar die neuste Handygeneration aber mitunter kein Pausenbrot!

LG, Uli

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 15:56
(@Platt)

Hi Uli,

wollen wir darüber ernsthaft diskutieren? Sind Du und ich jetzt schon für alles was diese Eltern falsch machen oder nicht können verantwortlich? Wenn Du diese Eltern reden hörst, dann hast Du das Gefühl das sind ganz Tolle. Die kennen sich überall aus. Aber die eigenen Kinder anständig zu ernähren das ist scheinbar unmöglich, da stellen wir lieber noch eine steuerfinanzierte Haushaltshilfe zur Verfügung.

Platt

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 16:04
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin,

hier kommen Zahlen für Erwachsene, Kinder entsprechend weniger  :puzz:

Die "Bedarfe" eines Alg-II-Empfängers

--------------------------------------------------------------------------------

Die Politbürokraten der Bundesregierung haben für die Ermittlung
der "Bedarfe" eines Alg-II-Empfängers den Warenkorb (und die
Preise) von 1998 herangezogen und daraus die Bemessung der
Grundsicherung ab 2005 festgelegt:

Nahrung, Getränke, Tabakwaren:
ca. 38%, gleich 131,10 Euro;
Bekleidung, Schuhe:
ca. 10%, gleich 34,50 Euro;
Wohnung (ohne Mietkosten), Wasser, Strom...:
ca. 8%, gleich 27,60 Euro;
Möbel, Apparate, Haushaltsgeräte:
ca. 8%, gleich 27,60 Euro;
Gesundheitspflege:
ca. 4%, gleich 13,80 Euro;
Verkehr:
ca. 6%, gleich 20,70 Euro;
Telefon, Fax:
ca. 6%, gleich 20,70 Euro;
Freizeit, Kultur:
ca. 11%, gleich 37,90 Euro;
Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen:
ca. 3%, gleich 10,70 Euro;
Sonstige Waren und Dienstleistungen:
ca. 6%, gleich 20,70 Euro.

http://forum.digitalfernsehen.de/forum/showthread.php?t=68553

Gruß

eskima

edit: kurz gerechnet: 80% des Regelsatzes, davon 38%, aufgerechnet auf pro Tag entspricht rund 3,50 Euro für Frühstück, Schulbrot, Mittagessen, Kaffee (Kuchen?) und Abendbrot. Da sind 2 bis 3 Euro für ein Mittagessen ohne Getränk schwer zu wuppen.

Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist - Indianische Lebensweisheit

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 16:07
 AJA
(@aja)
Registriert

Ich frag mich schon, ob das alles immer nur am Geld liegt.

Bei uns wurde eine Initiative "Mittagessen in der Schule" gegründet. Ein Mittagessen für 50 Cent, diverse Sponsoren hätten es möglich gemacht. Hintergrund der Initiative: da hat jemand mitbekommen, dass es immer mehr Kinder gibt, die Mittags nichts zu essen bekommen, nachgefragt - die Eltern arbeiten beide, keiner kocht daheim.

Diese Iniative ist wieder vorbei, es gab in einer Grund- und Hauptschule (9 Jahrgangsstufen mit jeweils zwei bis vier Klassen) genau EINE Anmeldung.

Nun kann mir keiner erzählen, dass sich jemand nicht die 50 Cent am Tag leisten kann.

Was ist es? Gleichgültigkeit, was anderes fällt mir nicht ein.

Gruß AJA

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 16:13
(@Platt)

Hi,

nochmal eine Geschichte aus meiner Kindheit. Als meine Mutter für zwei Jahre eine ganztägige Ausbildung gemacht hat, sind weder mein kleiner Bruder noch ich verhungert. Das lag daran, dass sich die Mütter untereinander geholfen haben. Wir sind dann zum Mittagessen zur Nachbarin. Die hatte auch zwei Kinder. Es war für die kein Problem ein paar Fischstäbchen mehr in die Pfanne zu hauen. Natürlich hat sie ihre Mehrkosten erstattet bekommen. Dafür haben meine Eltern dann Abends sich um die Nachbarskinder gekümmert.

Diese Mütter waren m.E. so wieso viel cleverer. Die haben sich abgesprochen und gegenseitig auf die Kids aufgepasst und so hatten sie mehr persönliche Zeit für sich.

Platt

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 16:21
(@romyh)
Registriert

Hallo eskima,

bzgl. der Relsätze: aufgesplittet erscheints nicht viel, ABER: Kaufst du deinem Kind jeden Monat neue Schuhe/Hose/Jacke etc?
Gehst du jeden Monat mind. einmal aus? Dafür is nämlich auch Geld im regelsatz enthalten.

Kenne eine Familie, 5 Personen: Bekommen insg. knapp 1800€ HartzIV (meiner Meinung nach ist das viel geld).
Miete: 520
Strom: 90
Tel/Handy: nicht vorhanden, nur Prepaid
Kinder essen nicht in der Schule. Der jüngste KiGa bis Mittag.
Beide Starkraucher (2 Schachteln am Tag)

DH abzgl der festen Kosten bleiben 1190€ über. Und sie jammert rum, sie hätte nur 200€ zur Verfügung für Lebensmittel.

Ich frage mich: was macht sie mit dem Geld???

Romy

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 16:24
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo Romy,

sicherlich gibt es Familien, die das Geld nicht für die Kinder ausgeben, sondern für andere "wichtige" Dinge, manche sind auch verschuldet. Aber das dürfte auch bei nicht Hartz-IV-Empfängern vorkommen.

Gerade hier wissen doch sehr viele, was es heißt, jeden Cent dreimal umdrehen zu müssen, ohne staatliche Leistungen zu beziehen.

Gruß

eskima

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AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 16:42
(@paulina)
Nicht wegzudenken Registriert

Hallo,

das algII wenig bis sehr wenig ist, scheint uns allen klar zu sein.
Ich möchte dazu nur sagen, daß wir ja kein zusätzliches algII bekommen wegen der Lebensversicherung, die gerade etwas über dem Soll ist
(aber auflösen hilft ja nichts, weil dann davon der Unterhalt gezahlt werden soll ) und wir hätten einen Anspruch von knapp 600€!
Außerdem gibt es auch bei uns die Tafel, netterweise nur noch für Leute erreichbar, die einen gültigen ALGII Bescheid haben....da
fallen wir auch wieder durch.
Schulbücher etc sind teuer keine Frage, aber ich frage mich die ganze Zeit, warum einige algII Bezieher soviel Probleme mit dem Geld haben??
Wir haben wie gesagt 600€ weniger, da sind keine großen Sprünge drin, aber die Kinder haben anständige Kleidung, es gibt bei uns jeden Tag
genug zu essen...

Wenn jetzt Kindergarten oder Schule ansteht, wird es natürlich noch knapper mit dem Geld, aber ich verstehe es wirklich nicht. Mir wird von Bekannten ständig "vorgeheult", sie hätten trotz ALGII so wenig Geld.
Was soll ich denn sagen???
Oder mache ich was falsch :puzz: warum reicht das viel geringere Geld bei uns trotzdem
Wenn die Kinder in den Ganztagsschulen was zu Essen bekommen, dann spart man doch zu Hause. Das ist knapp, aber so haben wenigstens die Kinder die Chance weiterhin in der Gemeinschaft integriert zu sein.

Da muß es doch andere Gründe geben, oder sehe ich das falsch?

lg, paulina

„Wenn man keine Ahnung hat: Einfach mal Fresse halten.“  ---  Dieter Nuhr

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 16:43




 vj
(@_vj_)
Nicht wegzudenken Registriert

Hi!

Hab letztens auch wieder einen Bericht gesehen, über eine Familie, die ja angeblich kaum Geld zum Leben hatte.
Beim Auseinandernehmen der Ausgaben kam dann raus, daß sie Raten für ein Aquarium zahlen, das sie nicht mehr hatten, dann Raten für einen DVD-Player, der Vater hatte ein extrem teures Motorrad, von dem er sich nicht trennen wollte... usw usw usw

Also ehrlich, bevor ich meinen Kindern keine Schulbücher kaufen, oder kein Essensgeld zahlen könnte oder sie von der Lerngruppe abmelden müßte oder so, da würde ich mich als Erwachsener lieber ein wenig einschränken.
Das würde ich eigentlich als meine Pflicht ansehen, daß ich da zurückstecke, damit meine Kinder die besten Chancen haben, die ich ihnen bieten kann.

@paulina: anscheinend machst du das genau richtig.  🙂

lg
vj

Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Röm 12,21)

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 16:55
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo Paulina,

ja, was könnte es für andere Gründe geben... Im aufgezeigten Fall von Romy wurde ja sehr viel Geld für Zigaretten ausgegeben, in dieser Höhe sicherlich nicht vorgesehen.

Oder aber das Beispiel von Platt mit den Fischstäbchen. Bei Aldi gibt es 15 Fischstäbchen für 1,29 Euro und da ist das Kochen zuhause einfach günstiger.

Wenn man nun nach Berlin schaut, da gibt es die Arche, ein kirchlicher Mittagstisch extra für Kinder, kostenlos. Manchmal denke ich, dass einige wenige Eltern ihren Kindern nicht gerecht werden und daraus dann gleich eine große Staatsaktion gemacht wird. Ich finde trotzdem die Idee des Mittagstisches für bedürftige Kinder sehr gut, ebenso wie ich die Tafel sehr gut finde. Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass Jammern einfach "in" ist und manchmal kann ich selber nicht mehr unterscheiden, wer denn nun jammert um zu jammern und wem es wirklich dreckig geht.

Vermutlich machen diejenigen, die wirklich Grund zum Jammern haben, oftmals den Mund gar nicht auf, sei es aus Scham oder sei es, weil ihnen oft automatisch unterstellt wird, dass sie an ihrer Situation selbst Schuld sind.

Gruß

eskima

Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist - Indianische Lebensweisheit

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 17:04
(@romyh)
Registriert

sicherlich gibt es Familien, die das Geld nicht für die Kinder ausgeben, sondern für andere "wichtige" Dinge, manche sind auch verschuldet. Aber das dürfte auch bei nicht Hartz-IV-Empfängern vorkommen.

Hallo eskima,

nun ja, kenne die Verhältnisse der Fam. sehr gut, gehts doch um die Ex meines LG. Ich kann jedesmal nur mit dem Kopfschütteln, wenn ich sie so angucke, und die Kinder daneben. Oder was die Kinder so berichten. Aber egal.

Romy

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 17:07
(@Platt)

Hi,

Vermutlich machen diejenigen, die wirklich Grund zum Jammern haben, oftmals den Mund gar nicht auf, sei es aus Scham oder sei es, weil ihnen oft automatisch unterstellt wird, dass sie an ihrer Situation selbst Schuld sind.

Genau so ist es. Solche Eltern werden für ihre Kinder alles machen. Kids first und dann sie.

Platt

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 17:14
(@skorpion)
Nicht wegzudenken Registriert

Kein Deutscher kann glaubhaft darlegen, seine Kinder nicht ernähren zu können. Soweit ist es hier noch nicht. Will man seine Kinder auf HartzIV-Niveau vernünftig ernähren, und da gehört Schulspeisung dazu, wird es sicher eng. Machbar ist es aber. Voraussetzung ist, daß die Eltern zumindest die 200€ auch für das Kind verwenden und nichts für sich abzwacken, und daß die 200€ auch sinnvoll, also erst Grundbedarf, dann der (klägliche) Rest, eingesetzt werden. Wenn 100€ für Handy und 100€ für Raten irgendeines Katalogquatsches draufgehen, dann wird es natürlich "unerschwinglich".

Auf der anderen Seite sollte, davon unabhängig, ruhig weiterhin auf die zweifelsfrei erwiesene Kopplung zwischen Sozialstatus und Schulerfolg hingewiesen werden, die Deutschland im europäischen Vergleich leider besonders auszeichnet. Das kann man nicht auf Dauer so lassen.

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 17:44
(@Platt)

Hi,

Auf der anderen Seite sollte, davon unabhängig, ruhig weiterhin auf die zweifelsfrei erwiesene Kopplung zwischen Sozialstatus und Schulerfolg hingewiesen werden, die Deutschland im europäischen Vergleich leider besonders auszeichnet. Das kann man nicht auf Dauer so lassen.

Provokativ.

Genauso wie diese Eltern ihre Kinder versorgen, genauso unterstützen und erziehen sie ihre Kinder. Es gibt Eltern, die mit wenig Geld ihre Kinder sogar ein Studium ermöglichen. Ist nur eine Frage der Priorität.

Platt

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 17:52
(@diemystiks)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo zusammen,

ich wunder mich gerade über die Angabe des Herrn Uwe Becker.

Ich habe vor 5 Jahren in der Kita für das Mittagessen EUR 45,- monatlich bezahlt. Der Träger war die kath. Kirche. Auch in der ev Kita, lag der Mittagstischbeitrag ähnlich.

Ich glaube der Hase der Abmeldungen der Kinder aus den ganztagsgrundschulen liegt woanders. Eine Freundin von mir leitet einen Hort ( städtisch). Zu Beginn der Ganztagsgrundschlen war das Gejubel groß. Die Aussichten, daß der Hort bestehen bleiben kann, waren schlecht. Dieses Jahr sieht das wieder anders aus. Es gibt mehr Anmeldungen als freie Plätze.

Viele Eltern nehmen die Kinder aus der Ganztagsgrundschule heraus, weil eben die Betreuung dort  nicht so ist, wie anfangs versprochen
wurde.

180 Euronen habe ich für Lernmittel auch nicht zur Verfügung. Ich frage mich jetzt warum das zum Regelsatz dazugebuttert werden soll.
Es ist alles eine Frage der Aufteilung, der Haushaltsführung, des preiswerten Einkaufens.
Ich glaube nicht, daß ein Kind ohne Lernmittel zur Schule muss. Zumindest wird das nicht die Regel sein.

Sind Eltern nicht bereit ihren Lebensstandard hinunterzuschrauben und versorgen ihre Familie lieber mit den neuesten Handys und PC-Spielen, wundert mich da nichts mehr.

Mir ist aufgefallen, daß Familien, die für ihr Einkommen selbst sorgen, eher nach rechts und links schauen. Ich berichte jetzt nur aus meinem nachbarschaftlichen Umfeld.

Es gibt viele Kinder, die gebrauchte Schulbücher haben. Z.B. kann man die gut erhalten bei amazon.de für teilweise 5,- kaufen. Auch haben diese Kinder die Schultaschen der Geschwister oder halt von anderen Nachbarkindern.
Ich kenne keine staatlich geförderte Familie und hier leben nicht wenige, deren Kinder nicht einen neuen Scout -Toni haben und die Schulbücher frisch gedruckt aus der Bücherei kommen.

Ich kenne  eine Familie wo es finanziell wirklich sehr eng ist. Beide Elternteile arbeitlos, 1 Kind ca. 6 Monate alt. Diese Familie habe ich anders kennen gelernt. Sie sparen wo es geht und im Vordergrund steht das Kind.

Keine Vorurteile nur meine Beobachtungen hier in der Umgebung. Das Geld wird einfach falsch angelegt...es wird nicht drüber nachgedacht. Letztendlich bestimmt auch deshalb weil es ja irgendwie zu gehen scheint.

LG
Tina

Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir:"Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen." Und ich lächelte und war froh und es kam schlimmer.

AntwortZitat
Geschrieben : 07.11.2006 17:58
(@sixpack)
Schon was gesagt Registriert

Hallo,

ich schreibe jetzt den 17. Beitrag zu diesem thread,  ...aber augenscheinlich als erster, der von Hartz IV selbst betroffen ist.

Alle anderen Poster haben etwas gelesen, etwas gehört, kennen jemanden, der Hartz IV bezieht, ja sogar dessen Haushaltsführung, wühlen ihre archaischen Erziehungsmuster heraus und erlauben sich den Hartz IV-Empfängern pauschal die Befähigung zur sozialen Führung ihrer Kinder abzusprechen.

Wir schreiben heute den 24. November 2006 und auf meinem Küchentisch liegen € 20, das wöchentliche Taschengeld für meine fast erwachsen beiden
Töchter, die hiervon alle ihre persönlichen Bedürfnisse, einschl. Schulmaterial (außer Bücher) abdecken müssen.

Ansonsten besitze ich noch € 17,50 Bargeld, mein Kontostand beträgt € 3,71+ , Erspartes (?)gibt es nicht.
Die nächste Auszahlung des ALG II wird Donnerstag kommender Woche sein.

Ich rauche und trinke nicht, spiele kein Lotto, fahre kein Auto und leiste mir eine 4-Wochen-Programmvorschau für €  0,85, da ich eine GEZ-Befreiung habe,
ohne die ich meinen Fernseher schon aus Kostengründen entsorgt haben müßte.

Ich lebe getrennt von meiner Familie, als eigene Bedarfsgemeinschaft in einer 1-Zimmer-Wohnung von 37m² ...
...von €  345, abzüglich Warmwasseranteil, Strom und Telefon/Internet, abzüglich €  80 Taschengeld für die Kinder. KM kauft dafür notwendige Kleidung und
Sonstiges.

Vielleicht kann einer der so wissensreichen und einfühlsamen Vorposter ja `mal die zur Verfügung stehende Restsumme in einer Excel-Tabelle bedarfs-
gerecht aufschlüsseln, um die ungehobenen Schätze für die vernachlässigten Bildungsinteressen der Kinder von Hartz IV-Empfängern neu zu ordnen.

...so, jetzt fühle ich mich wohler.

gruß
sixpack

AntwortZitat
Geschrieben : 25.11.2006 00:48
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo sixpack,

niemand hier hat geschrieben, dass Hartz IV ein Zuckerschlecken ist.

Du schreibst, dass du deinen Kindern 20 Euro Taschengeld zukommen lässt und ich finde, dass es dich ehrt. Aus deinen anderen Posts schließe ich aber, dass du eine Einzel-Bedarfsgemeinschaft bist und die Kinder allein durch die Mutter schon versorgt werden. Demzufolge sparst du dir das Geld vom Munde ab und dann wundert es mich auch nicht, dass du sogut wie kein Geld mehr für den Rest des Monats übrig hast.

Hartz IV ist verdammt wenig Geld zu Leben, keine Frage. Aber selbst im Forum der Sachbearbeiter von Hartz IV wurde mittlerweile festgestellt, dass es noch eine Gruppe gibt, die noch übler dran ist: diejenigen, die eben über dem Satz von Hartz IV liegen. Denn diese bekommen weder GEZ-Befreiung noch Krankenkassenzuzahlungsbefreiung, etc. Diese Gruppe findest du unter anderem hier bei den Vollzeitbeschäftigten, die Mangelfall für ihre Kinder zahlen. Oder aber bei der alten Oma, deren Rente grad mal eben über dem Satz liegt, die kann nämlich seit der Einführung von Hartz IV keinen Antrag mehr auf GEZ-Befreiung stellen, so wie es vorher ging.

Wir müssen alle unsere Backen zusammenkneifen, nicht nur du.

Aufmunternde Grüße

eskima

Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist - Indianische Lebensweisheit

AntwortZitat
Geschrieben : 25.11.2006 01:30
(@lilli)
Rege dabei Registriert

Hi,

es gab Zeiten, da fand ich schon, das der hartz4 satz zum göttlichen Leben reicht. Ich Erziehungsgeld + 2x Kindergeld, LG Job minus Kindesunterhalt, Trennungsunterhalt, Hausrate. Ich hab mich oft gefragt, was ich abends auf den Tisch bringe.
Ich glaub da hatten wir so um die 50 Euro wöchentlich für uns 4 zur Verfügung. Keine Ratenkredite oder sonstiges ...
Ich finde Alg2 reicht zum Überleben, Essen, warmes Wohnen, Kleidung ist abgedeckt ... alles andere ist Luxus ( in meinen Augen ).

Und wenn man dann im eigenen Bekanntenkreis noch Leute hat denen es seit "hartz4" besser geht, versteh ich echt die Welt nicht mehr.

LG
lilli

Leben ist das, was passiert,
während Du eifrig dabei bist,
andere Pläne zu machen.
(John Lennon)

AntwortZitat
Geschrieben : 25.11.2006 02:20




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