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CDU-/CSU-Empfehlungspapier zu ALG-II

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DeepThought
(@deepthought)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Moin,

die CDU/CSU hat nachgedacht und ein Empfehlungspapier zu ALG-II verfasst. Dieses Papier ist nach Aussagen des Bereitstellers eigentlich geheim. Ich empfehle den interessierten Usern sich dieses doch einfach mal zu Gemüte zu führen.

http://www.harald-thome.de/download.html
(pdf, 12 Seiten)

DeepThought

Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!

Zitat
Themenstarter Geschrieben : 10.10.2006 18:42
(@bengel)
Registriert

was ein murks. ist es eigentlich pflicht als polit-berater einen sonderschulabschluss zu haben?

bengel

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2006 19:40
(@Platt)

Hi,

was ein murks. ist es eigentlich pflicht als polit-berater einen sonderschulabschluss zu haben?

Warum siehst Du das so?

Platt

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2006 19:55
(@bengel)
Registriert

weil hier null makroökonomischer ansatz ist. rumdoktorei.

bei der arbeit wär ich längst gefeuert.

gruss bengel

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2006 20:00
(@Platt)

Hi,

der makroökoomische Ansatz? Ich weis schon was das ist. Aber was sollen der helfen, wenn dadurch letztendlich nicht genügend Einkommen für Arbeit gezahlt wird.

Im Umkehrschluss, wenn ich fürs Nichstun mehr Leistung erhalte, als wenn ich arbeite. Wo ist da die Motivation.

Für unser Thema, warum soll ich mich anstrengen, wenn die Option der lebenslangen EU jedliche Motivation erstickt.

Warum soll sich jemand krumm machen für 890,00€, wenn er mit ALG2 und ein bischen Schwarzgeld wesentlich mehr hat.

usw.

Die Frage ist nur, wie schafft man es, die Menschen in Lohn und Brot zubekommen. Aber auch, das sie motiviert sind für wenig Geld zu arbeiten, auch dann wenn man durch seine Arbeit genauso viel an Leistung hat, wie als ALG2 Empfänger.

Platt

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2006 20:22
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin,

ich denke, dass das Problem größer ist als hier angeschnitten.

a. Hauptschulabschluss ist kaum noch was wert, gesucht werden von den Ausbildungsbetrieben mindestens Realschüler, auch als Friseurin oder Schuhverkäuferin. Somit ist die Lernmotivation bei den Hauptschülern nicht grad rosig, denn sie sind eh die, die nicht so gut lernen (aus welchen Gründen sei mal völlig dahingestellt). Im Großen Ganzen wissen sie aber, dass sie mit einem Hauptschulabschluss keine rosige Zukunft haben werden.

b. Hartz IV hat von Anfang an mehr gekostet, als die Politik vorher gedacht hat. Der Ursprungsgedanke war, dass erstmal Verwaltungskosten gespart werden, weil einmalige Leistungen der Sozialhilfe (Kleidergeld, Umzugsbeihilfe, etc.) wegfallen. Im Gegenzug hat man den Regelsatz von durchschnittlich 300 Euro auf 350 Euro heraufgesetzt, irgendjemand muss ja gerechnet haben, dass diese Version günstiger ist, war aber eine Fehlentscheidung.

c. Es ist ein Ammenmärchen, dass volljährige Sozialhilfeempfänger keinen Anspruch auf eine eigene Wohnung hatten, dies wurde erst durch die Einführung des ALG II so deutlich gesagt und natürlich auch genutzt. Nach der Nachbesserung haben nun unter 25-Jährige, die in einer Bedarfsgemeinschaft wohnen, keinen Anspruch auf eine eigene Wohnung mehr.

d. In unserer Stadt (ca. 80.000 Einwohner) gibt es nach neuesten Berichten 5.000 Wohnungen zuviel. Gleichzeitig fehlen aber 1.000 Wohnungen für sozialschwache Menschen (Hartz-IV-Empfänger) und es müssen über das Hartz IV mehr Wohnkosten abgedeckt werden, als ursprünglich gerechnet wurde.

e. Auf Seite 10 des Papieres Punkt 4 wird von "unberechtigten" Krankschreibungen geredet und dass auch gegen seinen Willen des Hilfeempfängers der medizinischen Dienst  eingeschaltet werden soll. Dies halte ich für sehr bedenklich, weil damit nicht nur der Hilfeempfänger kriminalisiert wird (das sind wir ja schon gewöhnt), sondern auch der krankschreibende Arzt.

Das ist das, was mir so atock dazu einfällt.

Ich finde auch, dass ALG II plus Nebenjob nicht soviel Geld in die eigene Kasse bringen darf wie ein Fulltimejob. Aber ich sehe in dem Papier keinerlei Gedanken darüber, wie dies zu ändern sein könnte, außer von vornherein die Gelder zu streichen und einen Nebenjob zu erschweren. Komisch nur, dass vor noch gar nicht allzulanger Zeit die sozialversicherungsfreien Jobs auf 400 Euro angehoben wurden. Wenn ich mir die Stellenanzeigen anschaue, dann werden weitaus mehr Nebenjobs als Vollzeitbeschäftigungen angeboten (regional).

Die Frage ist nur, wie schafft man es, die Menschen in Lohn und Brot zubekommen. Aber auch, das sie motiviert sind für wenig Geld zu arbeiten, auch dann wenn man durch seine Arbeit genauso viel an Leistung hat, wie als ALG2 Empfänger.

Indem man ihnen eine Arbeit gibt, die sie ausfüllt? Es gibt auch im TV laufend Berichte von Ein-Euro-Jobbern, die sich endlich wieder gebraucht fühlen und deren Leben durch diese Tätigkeit einen Sinn bekommen hat.

Das Problem liegt meines Erachtens darin, dass es zuwenig Arbeit gibt. Das fing mit der Industrialisierung an und wird heute konsequent weitergeführt. Und die Menschen, die in Lohn und Brot stehen, arbeiten häufig sehr viel und machen Überstunden.

Just me 2 pence

eskima

Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist - Indianische Lebensweisheit

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2006 22:15
 kuwe
(@kuwe)

Moin,

für mich persönlich würde das mal wieder Einschnitte bedeuten. Ich hab jetzt gerade zwei Nebenjobs angefangen, für die ich insgesamt knapp 170 Euro bekomme, wovom mir 100 Euro als Freibetrag erhalten bleiben. Nach dem zu erwartenden neuen Gesetz wird mir der ganze Betrag voll angerechnet, dh. ich  habe de facto 100 Euro weniger als jetzt. Das motiviert mich dann natürlich bis in die Haarspitzen, daß ich dann weniger Geld bekomme, aber dafür arbeiten muß. Ihr könnt Euch meinen Schritt vermutlich denken. Und ich denke, ich werde nicht der Einzige sein. Diese Vorschläge sind Einladungen zur Schwarzarbeit, die bei den neuen tollen Vorschlägen anscheinend unter den Teppich gekehrt wird. Nun ja, da beim Thema Nebenverdienst sich die Koalition ja bemerkenswert einig ist, aber im Niedriglohnsektor ansonsten keine neuen Anreize schafft, muß ich mich ab Dezember wieder etwas mehr nach der Decke strecken. Aber was solls, Hauptsache ich habe kein schlechtes Gewissen, wenn ich zuhause sitze. Denn der Bäckerlehrling soll ja mehr auf der Tasche haben als der Hartz IV-Empfänger mit (!) 1-Euro-Nebenjob (dessen Vergütung ja auch nicht mehr ZUSÄTZLICH in die Tasche des Arbeitnehmers gehen soll) , wie es gestern in der Online-Ausgabe der Zeitung mit den großen Buchstaben in einem rechtspopulistischen Kommentar zum Schlechtesten gegeben wurde.
Nun ja, die Zeche für die Hartz IV-Fehlentwicklungen dürfen mal wieder die Betroffenen zahlen...Aber was meckere ich hier rum, ich sollte ja motiviert sein und werde ab morgen auf der Wiese vor der ARGE campieren.... 😉

Problem ist auch einfach die fehlende Lobby der Arbeitslosen. Auf die Straße gehen wird diesmal, prognostiziere ich einfach mal, dagegen niemand....leider

Nun ja, Humor ist, wenn man trotzdem lacht
auch wenn´s im Hals steckenbleibt
Kuwe

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2006 22:28
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Moin kuwe,

Nach dem zu erwartenden neuen Gesetz wird mir der ganze Betrag voll angerechnet, dh. ich  habe de facto 100 Euro weniger als jetzt. Das motiviert mich dann natürlich bis in die Haarspitzen, daß ich dann weniger Geld bekomme, aber dafür arbeiten muß.

Sorry, aber das sehe ich ganz anders. Durch Arbeit hast du soziale Kontakte und erweiterst deinen Horizont. Und du bekommst von der Arge das Geld, das dir zum Leben fehlt um mal gerade so über die Runden zu kommen (ist klar: zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel). Aber wenn jemand in der Lage dazu ist und einen Nebenjob hat, dann sollte er ihn auch weiterführen,  seinen Betrag zu seinem Lebensunterhalt leisten und sich nicht auf den Sozialleistungen ausruhen.

Das wär ja glatt so, als ob Kinder im Haushalt nicht helfen, weil Hotel Mama für sie genauso günstig ist, als wenn sie auch mal den Müll rausbringen würden. Wir sind doch eigentlich soziale Wesen... ich zumindest hab "unseren" Kindern immer beigebracht: wer was nehmen will, muss auch was geben...

Gruß

eskima

Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist - Indianische Lebensweisheit

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2006 22:49
 kuwe
(@kuwe)

Liebe Eskima,

sag mir doch bitte mal, wie ein Briefkurierjob, bei dem ich 100 % alleine arbeite, soziale Kontakte fördert. Vielleicht sollte ich mich mit den Briefen ja mal unterhalten....

Man geht doch arbeiten, um Geld zu verdienen, oder irre ich mich da? Ich komme auch mit den 100 zusätzlichen Euro gerade mal über die Runden.
Warum soll ich mich denn freuen, wenn mir der Zusatzverdienst wieder gestrichen werden soll?
Also das man praktisch für das Engagement, daß einem noch gelassen wird, sanktioniert wird.
Ich habe mich noch nie auf irgendwas ausgeruht, aber für diese Kürzungen und Streichungen fehlt mir jedes Verständnis.
Zumal das was ich tue, für die paar Kröten ein wirklich übler Knochenjob ist.
Und nebenbei laufe ich mir in meiner Freizeit noch die Hacken ab, damit ich nicht die nächsten 100 Jahre ALG 2-Empfänger bleibe. Vielleicht meinst du ja das Rumhängen im Job -Center mit den sozialen Kontakten *Sarkasmus aus*

LG Kuwe

Gruß Kuwe

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2006 23:01
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

rehi kuwe,

ich hab auch schon als Erwachsene jahrelang Zeitungen ausgetragen und in diesem Jahr Prospekte (da kam ich auf drei Euro die Stunde) und ich musste mich nicht mit den Zeitungen oder Prospekten unterhalten, um soziale Kontakte zu pflegen. Irgendwo ergab sich immer ein Gespräch mit den Leuten und ich hab durchweg gute Erfahrungen gemacht, Ausnahmen bestätigen die Regel.

Warum soll ich mich denn freuen, wenn mir der Zusatzverdienst wieder gestrichen werden soll?

Hat das wer behauptet? Du bist doch nicht der Einzige, der den Gürtel enger schnallen muss... mein Mann zum Beispiel arbeitet in diesem Jahr 40 Wochenstunden für das gleiche Geld, für das er im vorletzten Jahr nur 37,5 Stunden arbeiten musste... Weihnachtsgeld ist abhängig von den Krankheitstagen des ganzen Jahres...

Die Zeiten sind hart, keine Frage. Ich hab letzten Monat grad die letzten Mitgliedschaften gekündigt, die wir uns noch irgendwie erhalten wollten und nun ging es nicht mehr. Schade aber nicht zu ändern.

Aber weißt du was passiert, wenn du und noch ganz viele andere ALG-II-Empfänger ihre Nebentätigkeit schmeißen? Dann bekommen Ehefrauen wie ich eine gewünschte Nebentätigkeit und wir brauchen kein ALG II zu beantragen, weil wir ja eh nur ganz eben unter der Grenze liegen würden. Und die Hierarchie an sich wird immer härter.

Gruß

eskima

Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist - Indianische Lebensweisheit

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2006 23:13




 kuwe
(@kuwe)

@ Eskima,

Ich schnalle nicht den Gürtel enger, es geht schlicht und einfach ans Eingemachte. Wird der Mehrbedarf für die Umgangskosten auch noch gestrichen, dann ist es für mich persönlich aus. Zumindest was die Umgänge angeht.
Sollte ich also keinen Job finden, der mir noch einen zusätzlichen Verdienst ermöglicht, das wäre dann insgesamt der dritte bei drei verschiedenen Arbeitgebern, wobei sich das jetzt schon fast kreuzt, dann sehe ich ab Januar ziemlich alt aus. Nicht zu vergessen die Rückzahlungen des Darlehens der Umgangskosten, die ja weiterlaufen. Von allem anderen mal ganz abgesehen. Nein, ehrlich gesagt geht es mir da schon ans Leder, da pfeife ich gerne auf soziale Kontakte oder eine hehre EInstellung, daß es in Afrika oder sonstwo noch Leute gibt, die noch mehr knappsen müssen. Ich sehe keinen Sinn in diesen Novellierungen, zu mehr Motivation tragen sie jedenfalls bei mir nicht bei.
Ich werde ganz sicher , sollte sich nichts tun, die Jobs kündigen, denn ich gehe nicht umsonst arbeiten. Genau dasselbe ist ja der Hintergedanke , den Leuten die Vergütung bei den 1-Euro-Jobs (da bin ich ohnehin für 2 Jahre gesperrt) auch noch zu streichen. Aber Hauptsache sie haben soziale Kontakte. Die haben sie auf dem Flur bei der ARGE aber auch....Für mich läuft das so von der Gesamteinstellung hinaus auf das 3.Reich -Motto: Wer nicht arbeitet , soll auch nicht essen (Kürzlich von Müntefering wieder hervorgekramt)

Gruß Kuwe

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2006 23:25
DeepThought
(@deepthought)
(Fast) Eigentumsrecht Moderator

Moin,

der Zuverdienst ist ja auch Gegenstand des Papieres.

Hierzu habe ich eine recht klare Meinung: Ein ALG-II-Empfänger bekommt (Normalfall) Kosten der Unterkunft plus Regelsatz. Das sind bei einem Single sagen wir mal 800 € im Monat. Bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit für Vollzeitbeschäftigung von 176 Stunden im Monat  enstpräche dies einem Stundensatz von 4,54 €. In diesem Fall schon fürs Nichtstun.

Durch einen Zuverdienst von sagen wir einfach mal 400 € bleiben ihm 100 € anrechnungsfrei plus 30 € Versicherungspauschale plus (20% * (400-100-30)) 54 €, in Summe 184 €. Macht mit ALG-II (in diesem Beispiel) 984 €, was einem Stundenlohn von 5,59 bei 176 Stunden/Monat entspricht. Ein 400 €-Job erfordert jedoch nur 80 Stunden/Monat, wodurch sich einen Stundensatz von 12,30 € ergibt.

Daher fände ich es legitim, dass Zuverdienste bis zur Bedarfshöhe voll angerechnet würden. Der Staat wäre in diesem Fall der "Arbeitgeber" und das Gehalt wäre das ALG-II. Mir ist auch klar, dass dies ein Modell ist und sinnvoll nur unter annähernd idealen Arbeitsmarktbedingungen für die wirklich Faulen des Landes (ja, die gibt es!) machbar ist, ohne dass motivierte und /oder qualifizierte Arbeistkräfte ausgebeutet werden.

Nur so als Denkanstoß...

DeepThought

Der 15. Senat des OLG Celle befindet vatersein.de
in den Verfahren 15 UF 234/06 und 15 UF 235/06
als "professionell anmutend".
Meinen aufrichtigen Dank!

AntwortZitat
Themenstarter Geschrieben : 10.10.2006 23:40
(@Platt)

Hi,

Ich versuchs mal. Meine momentane Gefühlslage bei diesem Thema.

Ich suche im Moment eine Wohnung in Hannover. Zur Expo wurde hier ein schönes Neubaugebiet aus dem Boden gestampft. Wirklich schöne Wohnungen mit allem Schicki Micki. Niedrigenergiehäuser. Architektonisch ansprechend.
Für mich ist da aber kein rankommen, da es sich um B-Schein Wohnungen handelt. Von diesen Gebäuden gibt es in Hannover viele. Tolle Lage. Ich kann mir jetzt auf den freien Markt was suchen. Nur sind diese Wohnungen mal um über 1,50 €  pro qm teurer. Bei gleicher Ausstattung.

Nehmen wir einmal die Krankenversicherung. Der Beitrag ist abhängig vom Bruttolohn. Bedeutet, je mehr ich verdiene umso mehr muss ich bezahlen. Dann gibt es die Zuzahlungen und daraus folgend die Belastungsgrenze. Auch die sind abhängig vom Brutto. Erst wenn 2% des Jahresbrutto zugezahlt wurde ist die Belastungsgrenze erreicht. Nun gehe ich nicht davon aus, dass man jeden Tag zum Arzt rennt, aber man kann auch mal krankt werden. Bei ALG2 Empfänger und Geringverdienern sieht die Sache wieder ganz anders aus. Möglichkeit der Befreiung von den Zuzahlungen. Ein Normalverdiener und ein ALG2 Berechtigter brauchen Zahnersatz. Was jetzt passiert kann sich jeder vorstellen.

Nehmen wir das Thema Rente. Da bin ich zu Hause. Ich mach es hier einmal ganz kurz. Ohne große Sparleistungen fürs Alter, kann man davon ausgehen, dass die Rente auch nach 40 Jahren Arbeit nicht reichen wird. Da ist es doch momentan egal, ob ich ergänzende Sozialhilfe bekomme, oder die Volle.

Jetzt schau ich mir die Einkommen an. In meiner Branche wurde immer gut bezahlt. Heute umgehen die Unternehmen den Tarifvertrag indirekt. Sie stellen keine Fachkräfte ein sondern ungelerntes Personal und somit können sie die Tarifgruppen für Ungelernte nehmen. Ich sehe so viele Gehaltszettel und mir wird regelmäßig schlecht. Da gibt es Ing. die sind froh wenn sie einen Praktikumsplatz haben und danach für 2.000€ Brutto übernommen werden. Das sind ca. 1250,00€ Netto. Oder der Arzt im Krankenhaus dem bei einer 40 Stundenwoche nur 1.500,00€ Netto bleiben. Nein nicht Single sondern verheiratet. Jetzt schau ich mit noch die 500.000 Mitarbeiter der Zeitarbeitsunternehmen an. Wenn es gut läuft sind dann 1.000€ Netto drin. Aber immer die Kündigung vor Augen wenn die keinen Auftrag für den Betreffenden Mitarbeiter haben.

Ich könnte jetzt unendlich weiter machen. Aber wie will ich jemanden motivieren, sich einen Job zu suchen, wenn er nach Abzug aller Kosten, auch GEZ, Telefon, Fahrtkosten zur Arbeit,
letztendlich genauso viel, oder sogar weniger im Monat zur Verfügung hat, wie ein ALG2 Empfänger mit allen ihm zustehenden Leistungen.

Solange diese Ungerechtigkeit nicht behoben ist, können die noch weiter an dem System rumdoktern. Da wird nichts passieren. Man beachte auch die 1 Million Menschen, die ergänzend ALG2 bekommen. Das ist eigentlich das Hauptproblem. Man arbeitet, und das sind oft keine wirklich schönen Jobs und darf dann genauso zu Arge gehen, wie jemand der nicht arbeitet.

Solange für anständige Arbeit nicht anständig gezahlt wird, wird sich dieses Problem nicht ändern. Nach Maslow sind Menschen von Haus aus faul. Nur die Motivation etwas zu erreichen, bzw. Geld fürs Überleben zu verdienen, sorgt dafür, dass Menschen arbeiten.
Ganz ehrlich, auch ohne Arbeit hätte ich keine Langeweile. Soziale Kontakte hätte ich auch.
Vor 10 Jahren war ein Arbeitsloser, entweder faul oder eine arme Sau. Heute ist doch Arbeitslosigkeit gesellschaftsfähig. Es schwappt auch nicht mehr die Arroganz der Arbeitenden rüber, da auch die mittlerweile wissen, dass sie irgendwann dazu gehören können.

Also, wenn ich durch ALG2 und einer netten Schwarzarbeit mehr Geld habe und dann eventuell auch noch mehr Freizeit, kommen mir ganz merkwürdige Gedanken.

Noch eine kleine Anmerkung. Ca. 25.000 Anwälte haben ALG2 bewilligt bekommen.

Es ist natürlich richtig, jeder sollte durch Arbeit seinen Lebensunterhalt verdienen müssen.

Platt
 

AntwortZitat
Geschrieben : 10.10.2006 23:48
 kuwe
(@kuwe)

Aber wie will ich jemanden motivieren, sich einen Job zu suchen, wenn er nach Abzug aller Kosten, auch GEZ, Telefon, Fahrtkosten zur Arbeit,
letztendlich genauso viel, oder sogar weniger im Monat zur Verfügung hat, wie ein ALG2 Empfänger mit allen ihm zustehenden Leistungen.

Das ist natürlich das typische Totschlagargument, um noch mehr Kürzungen im sozialen Bereich durchzusetzen. Ich persönlich kenne - bis auf die auf den einschlägigen Bänken im Stadtpark - nicht diese Masse von trägen, unmotivierten und letztendlich faulen Drückebergern. Kein Mensch gibt sich ehrlich gesagt damit zufrieden, von ein paar Kröten leben zu müssen, ohne Perspektiven und gesamtgesellschaftlich immer noch geächtet. Gesellschaftsfähig, da kann ich leider nur lachen, ein Blick in Revolverblätter wie BLÖD oder die MOPO genügt, um zu sehen, wie gesellschaftsfähig man hier als ALG 2-Empfänger ist.
Und nicht zu vergessen dann das Heer der Leute, die für Dumpinglöhne schuften. Klar wird da zuerst mit dem Finger drauf gezeigt, um dann wieder einen Vorwand zu haben, Leistungen zu kürzen....
Denn Leistung soll sich ja wieder lohnen. Da wird dann aber kein Mindestlohn geschaffen (unsere Nachbarn  aus Holland haben damit zum Beispiel sehr gute Erfahrungen), sondern die Schraube wird immer weiter nach unten gedreht. Und das ist es, was mich sauer macht.
Wenn ich dann in diesem Papier von Mitnahmeeffekten lese, wird mir übel. Entworfen von Leuten/Abgeordneten, die selbst nehmen, was sie kriegen können.... was heißt entworfen, selbst dafür gibts ja noch Referendare. Mich ärgert an so einer Politik, daß nur gekürzt wird, aber nicht wirklich Anreize geschaffen werden. Es geht ja nicht darum, daß der Staat Leute in Beschäftigung bringt, aber
die Leute zu sanktionieren, die schlicht und einfach bei Massenarbeitslosigkeit trotz Ausbildung und Bereitschaft zum Arbeiten nichts finden, und das ist meiner Meinung nach die große , schweigende Mehrheit, so etwas finde ich total daneben...
Gruß Kuwe

AntwortZitat
Geschrieben : 11.10.2006 00:02
(@Platt)

Hi @kuwe,

anscheinend bist Du schon so boniert, dass Du nicht mehr zwischen Verständnis und Totschlagargumenten unterscheiden kannst.

Schönen guten Tag auch

Platt

AntwortZitat
Geschrieben : 11.10.2006 00:06
 kuwe
(@kuwe)

@ Platt

So wird es sein....als Betroffener kann ich mir Borniertheit ja auch leisten....Wofür sollte ich bei deinem Beitrag Verständnis haben? Das du mit dem Kopf schüttelst, wenn ALG 2-Empfänger von Fernsehgebühren und Arzneigebühren befreit sind?
Das man hier mit Hartz IV anscheinend in einer Art Schlaraffenland lebt? Und morgens erstmal herzhaft gähnt, wenn man die anderen auf dem Weg zur Arbeit sieht? Ach nee, der herkömmliche ALG2-Bezieher schläft dann ja noch...
Ich könnte deine Argumentation ja nachvollziehen, wenn Du mal aufgezeigt hättest, was man alles anstellen kann, wenn auch die 50ste Bewerbung zurückkommt und der Sachbearbeiter mal wieder die Achseln zuckt, wenn man ganz zaghaft nach Arbeit fragt. Naja, Hauptsache man ist gesellschaftsfähig - und borniert....

Gruß Kuwe

AntwortZitat
Geschrieben : 11.10.2006 00:16
(@Platt)

Hi,

ich möchte Dich nicht überfordern. Kurze Zusammenfassung:

Wenn ich durch Arbeit nicht anständig leben kann, dann müssen sich die Pappnasen in Berlin nicht wundern, dass man schon auf die Idee kommen kann über ALG2 sein Leben zu führen.

Es geht mir nicht um "Euch ALG2 Empfänger" sondern um die, die sich krumm machen und trotzdem nicht mit dem Hintern hochkommen.

Platt

AntwortZitat
Geschrieben : 11.10.2006 00:21
(@eskima)
(Fast) Eigentumsrecht Registriert

Hallo Platt,

Da gibt es Ing. die sind froh wenn sie einen Praktikumsplatz haben und danach für 2.000€ Brutto übernommen werden. Das sind ca. 1250,00€ Netto. Oder der Arzt im Krankenhaus dem bei einer 40 Stundenwoche nur 1.500,00€ Netto bleiben. Nein nicht Single sondern verheiratet. Jetzt schau ich mit noch die 500.000 Mitarbeiter der Zeitarbeitsunternehmen an. Wenn es gut läuft sind dann 1.000€ Netto drin. Aber immer die Kündigung vor Augen wenn die keinen Auftrag für den Betreffenden Mitarbeiter haben

genau das meinte ich, als ich schrieb, dass man Menschen eine Arbeit geben muss, die sie ausfüllt. Nicht jeder Mensch ist so wie du und arbeitet "nur" fürs Geld. Gerade im Gesundheitssektor wird auch viel gearbeitet, weil man "Menschen helfen" will. Und weil man es für sein Ego braucht. Und weil man soziale Kontakte haben will.

Ich kenne eine Mutter, die hat jahrelang nicht gearbeitet, hatte Befreiung von GEZ, Zuzahlungen Krankenkasse, usw, kannte alles. Die geht jetzt arbeiten und kann ihre Kinder nicht mehr in die Ferien schicken, weil sie keine Zuschüsse für die Ferienfahrten mehr bekommt. Zusätzlich ist sie oft nicht anwesend, weil sie Schichtdienst macht und die Kinder sind sich selbst überlassen.

Was lernen die Kinder daraus? Wenn Mama arbeitet hat sie weniger Zeit für uns und einen Urlaub können wir uns auch nicht mehr leisten. Ob Arbeiten für diese Kinder erstrebenswert sein wird?

Ich find das Thema superschwierig.

Gruß

eskima

Urteile nie über einen Menschen, bevor du nicht sieben Meilen in seinen Schuhen gegangen bist - Indianische Lebensweisheit

AntwortZitat
Geschrieben : 11.10.2006 00:27
 kuwe
(@kuwe)

Moin Platt,

keine Angst, das krieg ich noch so gerade eben hin, aber was hat das Ganze mit dem Papier der CDU/CSU zu tun? Da geht es um die Arbeitslosen und nicht um die armen Arbeiter, die sich krumm und bucklig schuften, um dann nix in der Tasche zu haben?
Genau diese beiden Gruppen werden doch gegeneinander ausgespielt. Damit genau mit dem Hinweis "Verständnis" für weiteren Kahlschlag im Sozialbereich künstlich erzeugt wird und von den eigentlichen Problemen abgelenkt. Gerade der Slogan "Leistung soll sich wieder lohnen" ist doch blanker Hohn bei einer Massenarbeitslosigeit, die auch in 10 oder 20 Jahren noch da sein wird genauso wie der Nahost -Konflikt.....nur sollte mal so langsam auch diese Wahrheit mal ausgesprochen werden. Aber das traut sich ja keiner von den Politikern, nämlich das Wirtschaftswachstum und Boom nämlich nicht gleich wachsende Beschäftigung bedeutet.....und das man sich mit dem Phänomen Massenarbeitslosigkeit so langsam aber sicher auch mal abfinden sollte...ich finde die ganze Heuchelei bei dem Thema eigentlich fast unerträglicher, als selbst Betroffener zu sein...

Gruß Kuwe

AntwortZitat
Geschrieben : 11.10.2006 00:29
(@Platt)

Hi @kuwe,

damit wir uns jetzt richtig verstehen. Deine Stütze würde ich ganz galant streichen. Mit zwei minijobs kämst Du auch über die Runden. Deine KV kann dann Arge übernehmen und gut ists. Da arbeiten sich Menschen dumm und dämlich und haben nicht mehr als Du im Monat. Es soll auch Briefzusteller geben die finden ihren Job gut. Das Leben ist kein Wunschkonzert, da musst Du eventuell auch Klos putzen. Wenn es Dir dann nicht gefältt, haste Du halt nichts im Kühlschrank.

Platt

AntwortZitat
Geschrieben : 11.10.2006 00:53




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