Mich lassen die Gedanken noch nicht los...
ob Kinder mit Gewalt mitnehmen oder nicht. Und auch nicht
mein eigenes Post, obwohl ich grundsätzlich schon dazu stehe.
Aber es gibt auch mit Sicherheit Familiensituationen, wo es nicht
so angebracht sein wird.
Mein Sohn hat seinen Vater zum Beispiel gar nicht wirklich gekannt.
Und das obwohl wir fast 2 1/2 Jahren im gleichen Haushalt gelebt haben.
Morgens, wenn mein Mann das Haus verließ um angeblich zur Arbeit
zu gehen, schlief mein Sohn noch. Wenn er abends nach seinen Touren
durch die Gaststätten und Vereinslokale nach Hause kam, schlief mein
Sohn schon wieder.
Naja und an den Wochenenden war er auch kaum zu Hause. Da waren
dann Matches angesagt, Auswärtsspiele, Training mit anschließendem
gemütlichen Beisammensein, auch bis weit über Mitternacht.
So lächerlich es auch klingen mag, es reisst mich selber gerade beim
Niederschreiben, mein Sohn und sein Vater sind sich in diesen 2 1/2 Jahren
kaum begegnet. Daran, daß mein Mann den Kleinen nachts wenn er nach
Hause gekommen ist, in Bierlaune oft geweckt hat um ihn zu sagen, wie
lieb er ihn doch hat, daran konnte er sich am nächsten Morgen nicht mehr
erinnern.
Für ihn war er mehr oder weniger ein Fremder und es hat wohl an der
geselligen und zugänglichen Art meines Sohnes gelegen, daß er seinem
Vater überhaupt zugegangen ist. Meine Nichten waren als Kleinkinder
Fremden gegenüber sehr spröde.
Mein Mann war also für meinen Sohn ein Mensch, der sich zumindest aus
seiner Sicht, hin und wieder in unserer Wohnung aufhielt. Klar wußte er,
daß das sei Papa war, schließlich hab ich ihm das Wort ja immer wieder
vorgesagt, ich hätte aber auch Papageno sagen können, dann hätte er
halt so zu ihm gesagt.
Was ich damit sagen will: Mein Sohnte hatte kein Bewußtsein "was" ein
Papa ist. Und als wir uns dann scheiden ließen, gab es für meinen Sohn
keine Veränderung. Ihm fiel gar nicht auf, daß sein Papa weg war, er
war ja vorher auch kaum da.
So ging es dann weiter. Die wenigen Mal in der ersten Zeit, als mein
Mann noch zu Besuch auftauchte war das ok und bald blieb er ganz aus.
Er freute sich, wenn er auf Besuch kam, aber er freute sich über Besuch
einer Nachbarin ganz genauso.
Versteht ihr ? Er konnte den Unterschied nicht erkennen. Wir sind ihm
dann später eine zeitlang im Freibad begegnet und mein Kind hat mit
ihm geredet und auch gelacht. Aber er war und blieb ein Fremder für
ihn.
Und so ist das bis heute geblieben. Er hat keine Gedanken für ihn.
Weder positive noch negative. Er ist auch nicht wütend oder zornig
oder traurig. Nichts, einfach gar nichts. Was mich nur wundert, er
interessiert sich noch nicht einmal für seine Halbschwester, die jetzt
so an die 25 Jahre alt sein muss.
Seine Familie das sind wir... ich, seine Großeltern, mein Bruder... nur
12 Jahre jünger und heute sein bester Freund. Aber an seinen Vater
verschwendet er keinen Gedanken.
Und hier schließt sich der Kreis. Mit seinem Vater mitgehen hätte
mein Sohn nicht gewollt und in dem Fall hätte ich es auch nicht richtig
gefunden, ihn dazu zu zwingen. Nur dazu kam es ohnehin nicht.
Marina